George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.II Nicht nahm ich acht auf dich in meiner bahn In zeiten feucht und falb worin der wahn Des suchens fragens sich verlor Kann jemand in den zeiten feucht und falb Am dunklen thore harren meinethalb? Nun denk ich dein weil unterm dunklen thor Wo ängstend säule und gemäuer knarrt Du meinethalben mein geharrt Als niemand ging und als es schweigsam fror. III Welche beiden mitternächte! Als der selber schmerzdurchbohrte An der dulderin sich rächte Dass dein blick sich weich umflorte Dass dein wink ihr mildrung brächte! Eines sah des andren wunden Durch des dunkels dichte mähne Zucken rieseln unverbunden · · Und nicht wort nicht thräne. IV Erwachen aus dem tiefsten traumesschoosse Als ich von langer spiegelung betroffen Mich neigte auf die lippen die erblichen Ertragen sollet ihr nur mitleidgrosse! Seid nur aus dank den euch geweihten offen: Und die berührten dann in solchen gluten 4
II Nicht nahm ich acht auf dich in meiner bahn In zeiten feucht und falb worin der wahn Des suchens fragens sich verlor Kann jemand in den zeiten feucht und falb Am dunklen thore harren meinethalb? Nun denk ich dein weil unterm dunklen thor Wo ängstend säule und gemäuer knarrt Du meinethalben mein geharrt Als niemand ging und als es schweigsam fror. III Welche beiden mitternächte! Als der selber schmerzdurchbohrte An der dulderin sich rächte Dass dein blick sich weich umflorte Dass dein wink ihr mildrung brächte! Eines sah des andren wunden Durch des dunkels dichte mähne Zucken rieseln unverbunden · · Und nicht wort nicht thräne. IV Erwachen aus dem tiefsten traumesschoosse Als ich von langer spiegelung betroffen Mich neigte auf die lippen die erblichen Ertragen sollet ihr nur mitleidgrosse! Seid nur aus dank den euch geweihten offen: Und die berührten dann in solchen gluten 4
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II
Nicht nahm ich acht auf dich in meiner bahn
In zeiten feucht und falb worin der wahn
Des suchens fragens sich verlor
Kann jemand in den zeiten feucht und falb
Am dunklen thore harren meinethalb?
Nun denk ich dein weil unterm dunklen thor
Wo ängstend säule und gemäuer knarrt
Du meinethalben mein geharrt
Als niemand ging und als es schweigsam fror.
III
Welche beiden mitternächte!
Als der selber schmerzdurchbohrte
An der dulderin sich rächte
Dass dein blick sich weich umflorte
Dass dein wink ihr mildrung brächte!
Eines sah des andren wunden
Durch des dunkels dichte mähne
Zucken rieseln unverbunden · ·
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Erwachen aus dem tiefsten traumesschoosse
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