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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748.

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Leben der Schwedischen
wollte; indem sah er den Grafen und erschrack,
daß er blaß wurde. Robert merkte nichts von
diesem Geheimnisse und nöthigte den Prinzen und
uns, die er seine F[re]unde nannte, an die Tafel.
Der Prinz bedankte sich und sagte, daß er schon
gefrühstückt hätte und nur gekommen wäre, sich
einige Stunden mit der Jagd zu vergnügen.
Robert antwortete, daß er ihm Gesellschaft
leisten wollte; allein er nahm es nicht an. Ge-
ben sie mir ihren Jäger mit, sprach er ganz zer-
streut; auf den Abend will ich gewiß ihr Gast
seyn. Jndem machte er uns allen ein Compli-
ment und Robert begleitete ihn. Ach, fieng mein
Gemahl zu Steeley an: wo haben sie uns hinge-
führt? Wie wird mirs und meiner Gemahlinn
ergehn? Das war der Prinz von S - - Er
wird in den Verrichtungen seines Königs hier seyn,
und ich, ich - - Robert kam mit einer unruhi-
gen Mine wieder. Jch weis nicht, sprach er,
warum der Prinz so bestürzt war. Er muß ie-
manden von ihnen kennen oder zu kennen sich ein-
bilden. Er fragte insonderheit nach ihnen; (er
meinte den Grafen) allein ich sagte ihm, daß ich
mit meinen Gästen selbst noch nicht bekannt wä-
re. Er ist in den Angelegenheiten des Königs
von Schweden seit kurzer Zeit hier, nnd wird
vermuthlich bald wieder von hier zur Armee ab-
gehn. Unser Wirth schloß aus unsrer Bestür-
zung auf ein Geheimniß und bat, daß wir ihm
die Sache entdecken sollten, wenn sie nicht von
Wichtigkeit wäre. Jch will ihnen alles sagen,
fieng der Graf an, und zum Voraus um ihren

Schutz

Leben der Schwediſchen
wollte; indem ſah er den Grafen und erſchrack,
daß er blaß wurde. Robert merkte nichts von
dieſem Geheimniſſe und noͤthigte den Prinzen und
uns, die er ſeine F[re]unde nannte, an die Tafel.
Der Prinz bedankte ſich und ſagte, daß er ſchon
gefruͤhſtuͤckt haͤtte und nur gekommen waͤre, ſich
einige Stunden mit der Jagd zu vergnuͤgen.
Robert antwortete, daß er ihm Geſellſchaft
leiſten wollte; allein er nahm es nicht an. Ge-
ben ſie mir ihren Jaͤger mit, ſprach er ganz zer-
ſtreut; auf den Abend will ich gewiß ihr Gaſt
ſeyn. Jndem machte er uns allen ein Compli-
ment und Robert begleitete ihn. Ach, fieng mein
Gemahl zu Steeley an: wo haben ſie uns hinge-
fuͤhrt? Wie wird mirs und meiner Gemahlinn
ergehn? Das war der Prinz von S ‒ ‒ Er
wird in den Verrichtungen ſeines Koͤnigs hier ſeyn,
und ich, ich ‒ ‒ Robert kam mit einer unruhi-
gen Mine wieder. Jch weis nicht, ſprach er,
warum der Prinz ſo beſtuͤrzt war. Er muß ie-
manden von ihnen kennen oder zu kennen ſich ein-
bilden. Er fragte inſonderheit nach ihnen; (er
meinte den Grafen) allein ich ſagte ihm, daß ich
mit meinen Gaͤſten ſelbſt noch nicht bekannt waͤ-
re. Er iſt in den Angelegenheiten des Koͤnigs
von Schweden ſeit kurzer Zeit hier, nnd wird
vermuthlich bald wieder von hier zur Armee ab-
gehn. Unſer Wirth ſchloß aus unſrer Beſtuͤr-
zung auf ein Geheimniß und bat, daß wir ihm
die Sache entdecken ſollten, wenn ſie nicht von
Wichtigkeit waͤre. Jch will ihnen alles ſagen,
fieng der Graf an, und zum Voraus um ihren

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[130/0130] Leben der Schwediſchen wollte; indem ſah er den Grafen und erſchrack, daß er blaß wurde. Robert merkte nichts von dieſem Geheimniſſe und noͤthigte den Prinzen und uns, die er ſeine Freunde nannte, an die Tafel. Der Prinz bedankte ſich und ſagte, daß er ſchon gefruͤhſtuͤckt haͤtte und nur gekommen waͤre, ſich einige Stunden mit der Jagd zu vergnuͤgen. Robert antwortete, daß er ihm Geſellſchaft leiſten wollte; allein er nahm es nicht an. Ge- ben ſie mir ihren Jaͤger mit, ſprach er ganz zer- ſtreut; auf den Abend will ich gewiß ihr Gaſt ſeyn. Jndem machte er uns allen ein Compli- ment und Robert begleitete ihn. Ach, fieng mein Gemahl zu Steeley an: wo haben ſie uns hinge- fuͤhrt? Wie wird mirs und meiner Gemahlinn ergehn? Das war der Prinz von S ‒ ‒ Er wird in den Verrichtungen ſeines Koͤnigs hier ſeyn, und ich, ich ‒ ‒ Robert kam mit einer unruhi- gen Mine wieder. Jch weis nicht, ſprach er, warum der Prinz ſo beſtuͤrzt war. Er muß ie- manden von ihnen kennen oder zu kennen ſich ein- bilden. Er fragte inſonderheit nach ihnen; (er meinte den Grafen) allein ich ſagte ihm, daß ich mit meinen Gaͤſten ſelbſt noch nicht bekannt waͤ- re. Er iſt in den Angelegenheiten des Koͤnigs von Schweden ſeit kurzer Zeit hier, nnd wird vermuthlich bald wieder von hier zur Armee ab- gehn. Unſer Wirth ſchloß aus unſrer Beſtuͤr- zung auf ein Geheimniß und bat, daß wir ihm die Sache entdecken ſollten, wenn ſie nicht von Wichtigkeit waͤre. Jch will ihnen alles ſagen, fieng der Graf an, und zum Voraus um ihren Schutz

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G**. Bd. 2. Leipzig, 1748, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben02_1748/130>, abgerufen am 05.05.2024.