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[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.

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Gräfinn von G **
gefangen haben, wenn ich ihn noch nicht
geliebt hätte. Nunmehr, sagte er, ha-
ben sie mir das Recht gegeben, ihnen
mein Herz sehen zu lassen. Und nun-
mehr kann ich ihnen ohne Fehler das ge-
stehen, was mich die Ehrerbietung sonst
hat verschweigen heissen. Jch habe an
das Glück, das sie mir itzt anbieten, wie
der Himmel weis, kaum gedacht. Und
wenn ich auch daran gedacht hätte: so
würde mich meine wenige Eigenliebe nie-
mals diesen Gedanken haben fortsetzen
lassen. Es fehlt zu meiner Zufriedenheit
nichts, als daß sie mich überzeugen, daß
ich ihrer werth bin: so will ich mich für
den glücklichsten Menschen schätzen. Kurz,
wir giengen zu unserer Wirthinn, wir
sagten ihr unsern Entschluß, und sie war
nebst ihrem Manne über diese unvermu-
thete Nachricht ausnehmend erfreut. Un-
sere kleinen Capitale hatten sich binnen
sechs Jahren in der Handlung fast um
noch einmal so viel vermehret, und wir

hätten

Gräfinn von G **
gefangen haben, wenn ich ihn noch nicht
geliebt hätte. Nunmehr, ſagte er, ha-
ben ſie mir das Recht gegeben, ihnen
mein Herz ſehen zu laſſen. Und nun-
mehr kann ich ihnen ohne Fehler das ge-
ſtehen, was mich die Ehrerbietung ſonſt
hat verſchweigen heiſſen. Jch habe an
das Glück, das ſie mir itzt anbieten, wie
der Himmel weis, kaum gedacht. Und
wenn ich auch daran gedacht hätte: ſo
würde mich meine wenige Eigenliebe nie-
mals dieſen Gedanken haben fortſetzen
laſſen. Es fehlt zu meiner Zufriedenheit
nichts, als daß ſie mich überzeugen, daß
ich ihrer werth bin: ſo will ich mich für
den glücklichſten Menſchen ſchätzen. Kurz,
wir giengen zu unſerer Wirthinn, wir
ſagten ihr unſern Entſchluß, und ſie war
nebſt ihrem Manne über dieſe unvermu-
thete Nachricht ausnehmend erfreut. Un-
ſere kleinen Capitale hatten ſich binnen
ſechs Jahren in der Handlung faſt um
noch einmal ſo viel vermehret, und wir

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[75/0075] Gräfinn von G ** gefangen haben, wenn ich ihn noch nicht geliebt hätte. Nunmehr, ſagte er, ha- ben ſie mir das Recht gegeben, ihnen mein Herz ſehen zu laſſen. Und nun- mehr kann ich ihnen ohne Fehler das ge- ſtehen, was mich die Ehrerbietung ſonſt hat verſchweigen heiſſen. Jch habe an das Glück, das ſie mir itzt anbieten, wie der Himmel weis, kaum gedacht. Und wenn ich auch daran gedacht hätte: ſo würde mich meine wenige Eigenliebe nie- mals dieſen Gedanken haben fortſetzen laſſen. Es fehlt zu meiner Zufriedenheit nichts, als daß ſie mich überzeugen, daß ich ihrer werth bin: ſo will ich mich für den glücklichſten Menſchen ſchätzen. Kurz, wir giengen zu unſerer Wirthinn, wir ſagten ihr unſern Entſchluß, und ſie war nebſt ihrem Manne über dieſe unvermu- thete Nachricht ausnehmend erfreut. Un- ſere kleinen Capitale hatten ſich binnen ſechs Jahren in der Handlung faſt um noch einmal ſo viel vermehret, und wir hätten

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Zitationshilfe: [Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gellert_leben01_1747/75>, abgerufen am 22.11.2024.