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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. IX.
oder ein Sohn dem Vater/ mit verwechselten Kleidern/ ausgeholffen/
und in deren Stellen verblieben/ darinn gilt nicht ordentliche Straffe.

L. ult. C. de custod. reor. P. H. O. art. 180. L. 4. C. de custod. reor.

Urgicht Recht
was seye.

§. 28. Urgicht ist eines Beklagten ausserhalb Peinigung auff vor-
gestellte Frage beschehene Bekäntniß/ massen er bey Tortur allein zu
befragen/ ob er bekennen will/ und so er solches zu thun willens/ soll er
Urphede wozu
nicht hilfft.
auff Peinigung Nachlassung von jedern Punct umständlich verhöret
seyn; wann aber ein Richter jemanden wider Recht peiniget/ soll ihn
keine geleistete Urphede beschützen/ daß der Gepeinigte nicht seines Ey-
Unfugsam Ge-
peinigten Kla-
ge Recht.
des Erlassung von hoher Obrigkeit bitten/ und wegen erlittenen
Schmertzen/ Schmach und Schande/ auch Kosten halber mit Recht
ansuchen könne. Jedoch aller thätlichen Handlungs Rachgier ausge-
schlossen/ wie recht/ sonst würde er billig als ein Meineydiger gestrafft.

P. H. O. Art. 17. & 176.

Urphede Be-
deutung.

§. 29. Urphede ist Bürgschafft oder eydliche Versicherung/ we-
der selbst/ noch durch andere sich an Feinden/ noch Obrigkeit und Ge-
richts-Bedienten/ Kerckers wegen/ es sey mit Recht oder Unrecht/ nicht
zu rächen/ oder wann jemand in- oder ausserhalb Gericht wegen der
Eydlichen Be-
weiß und Ver-
sicherungs
Recht.
vorhergehenden Dräuungen/ auf Anhalten der Parthey oder Richters
Geheiß/ nicht zu beleidigen Bürgen setzen muß/ dafern es eine rechtliche
und keine eitele Furcht wäre/ und mag Kläger so wohl die Dräu-
Worte eydlich zu erweisen/ als Beklagter zur geschwornen Versiche-
rung/ wann er ein gut Gerüchte hat/ zugelassen werden/ oder die Be-
leidigung wird ihm unter Straffe verboten/ darinn der Verbrecher
fället.

L. 4. C. de his, qui ad Eccles.

[Li]egenden Gü-
ter Bürgschafft
Recht.

§. 30. Wer im Streits Anfang liegende Güter hat/ ist zwar an-
dern Bürgschafft befreyet/ wann er aber solche hernach verkaufft/ muß
er anderwärtige Versicherung thun; also auch/ wer von solchen Gütern/
so unbeweglich/ würcklich die jährlichen Einkünffte geniesset/ oder selbi-
ge zu gewinnen in der That zu klagen befugt/ wann nemlich der Streit
mit einem dritten Mann vorgefallen/ nicht aber mit Guts Eigenern/ oder
Bürgschafft
wer dazu tüch-
tig.
der gewisse Erb-Gelder zu gewarten/ oder die streitige Sache besitzet/
oder eine öffentliche Krahm-Lade von vielen Waaren hat/ welche nicht
so leicht zu erschöpffen. Sonst werden auch die mit Kindern streitende
Eltern von solcher Bürgschafft/ beym Gericht sich zu stellen/ nicht ent-
ledigt; jedoch ist genung/ wann sie ziemlich/ wann nur der Bürge kein
Soldat/ oder Weib/ noch Minderjähriger ist.

L. 10. §. 1. ff. qui satisd. cog. L. 15. §. 4. C. Eod. L. 4. ff. Praetor. stipul. L. 14. C. de SS.
Eccel. L. 2. §. 2. & 4. ff. qui satisd.
§. 31. Jn

I. Buch/ Cap. IX.
oder ein Sohn dem Vater/ mit verwechſelten Kleidern/ ausgeholffen/
und in deren Stellen verblieben/ darinn gilt nicht ordentliche Straffe.

L. ult. C. de cuſtod. reor. P. H. O. art. 180. L. 4. C. de cuſtod. reor.

Urgicht Recht
was ſeye.

§. 28. Urgicht iſt eines Beklagten auſſerhalb Peinigung auff vor-
geſtellte Frage beſchehene Bekaͤntniß/ maſſen er bey Tortur allein zu
befragen/ ob er bekennen will/ und ſo er ſolches zu thun willens/ ſoll er
Urphede wozu
nicht hilfft.
auff Peinigung Nachlaſſung von jedern Punct umſtaͤndlich verhoͤret
ſeyn; wann aber ein Richter jemanden wider Recht peiniget/ ſoll ihn
keine geleiſtete Urphede beſchuͤtzen/ daß der Gepeinigte nicht ſeines Ey-
Unfugſam Ge-
peinigten Kla-
ge Recht.
des Erlaſſung von hoher Obrigkeit bitten/ und wegen erlittenen
Schmertzen/ Schmach und Schande/ auch Koſten halber mit Recht
anſuchen koͤnne. Jedoch aller thaͤtlichen Handlungs Rachgier ausge-
ſchloſſen/ wie recht/ ſonſt wuͤrde er billig als ein Meineydiger geſtrafft.

P. H. O. Art. 17. & 176.

Urphede Be-
deutung.

§. 29. Urphede iſt Buͤrgſchafft oder eydliche Verſicherung/ we-
der ſelbſt/ noch durch andere ſich an Feinden/ noch Obrigkeit und Ge-
richts-Bedienten/ Kerckers wegen/ es ſey mit Recht oder Unrecht/ nicht
zu raͤchen/ oder wann jemand in- oder auſſerhalb Gericht wegen der
Eydlichen Be-
weiß und Ver-
ſicherungs
Recht.
vorhergehenden Draͤuungen/ auf Anhalten der Parthey oder Richters
Geheiß/ nicht zu beleidigen Buͤrgen ſetzen muß/ dafern es eine rechtliche
und keine eitele Furcht waͤre/ und mag Klaͤger ſo wohl die Draͤu-
Worte eydlich zu erweiſen/ als Beklagter zur geſchwornen Verſiche-
rung/ wann er ein gut Geruͤchte hat/ zugelaſſen werden/ oder die Be-
leidigung wird ihm unter Straffe verboten/ darinn der Verbrecher
faͤllet.

L. 4. C. de his, qui ad Eccleſ.

[Li]egenden Guͤ-
ter Buͤrgſchafft
Recht.

§. 30. Wer im Streits Anfang liegende Guͤter hat/ iſt zwar an-
dern Buͤrgſchafft befreyet/ wann er aber ſolche hernach verkaufft/ muß
er anderwaͤrtige Verſicherung thun; alſo auch/ wer von ſolchen Guͤtern/
ſo unbeweglich/ wuͤrcklich die jaͤhrlichen Einkuͤnffte genieſſet/ oder ſelbi-
ge zu gewinnen in der That zu klagen befugt/ wann nemlich der Streit
mit einem dritten Mann vorgefallen/ nicht aber mit Guts Eigenern/ oder
Buͤrgſchafft
wer dazu tuͤch-
tig.
der gewiſſe Erb-Gelder zu gewarten/ oder die ſtreitige Sache beſitzet/
oder eine oͤffentliche Krahm-Lade von vielen Waaren hat/ welche nicht
ſo leicht zu erſchoͤpffen. Sonſt werden auch die mit Kindern ſtreitende
Eltern von ſolcher Buͤrgſchafft/ beym Gericht ſich zu ſtellen/ nicht ent-
ledigt; jedoch iſt genung/ wann ſie ziemlich/ wann nur der Buͤrge kein
Soldat/ oder Weib/ noch Minderjaͤhriger iſt.

L. 10. §. 1. ff. qui ſatisd. cog. L. 15. §. 4. C. Eod. L. 4. ff. Prætor. ſtipul. L. 14. C. de SS.
Eccel. L. 2. §. 2. & 4. ff. qui ſatisd.
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[92/0099] I. Buch/ Cap. IX. oder ein Sohn dem Vater/ mit verwechſelten Kleidern/ ausgeholffen/ und in deren Stellen verblieben/ darinn gilt nicht ordentliche Straffe. L. ult. C. de cuſtod. reor. P. H. O. art. 180. L. 4. C. de cuſtod. reor. §. 28. Urgicht iſt eines Beklagten auſſerhalb Peinigung auff vor- geſtellte Frage beſchehene Bekaͤntniß/ maſſen er bey Tortur allein zu befragen/ ob er bekennen will/ und ſo er ſolches zu thun willens/ ſoll er auff Peinigung Nachlaſſung von jedern Punct umſtaͤndlich verhoͤret ſeyn; wann aber ein Richter jemanden wider Recht peiniget/ ſoll ihn keine geleiſtete Urphede beſchuͤtzen/ daß der Gepeinigte nicht ſeines Ey- des Erlaſſung von hoher Obrigkeit bitten/ und wegen erlittenen Schmertzen/ Schmach und Schande/ auch Koſten halber mit Recht anſuchen koͤnne. Jedoch aller thaͤtlichen Handlungs Rachgier ausge- ſchloſſen/ wie recht/ ſonſt wuͤrde er billig als ein Meineydiger geſtrafft. Urphede wozu nicht hilfft. Unfugſam Ge- peinigten Kla- ge Recht. P. H. O. Art. 17. & 176. §. 29. Urphede iſt Buͤrgſchafft oder eydliche Verſicherung/ we- der ſelbſt/ noch durch andere ſich an Feinden/ noch Obrigkeit und Ge- richts-Bedienten/ Kerckers wegen/ es ſey mit Recht oder Unrecht/ nicht zu raͤchen/ oder wann jemand in- oder auſſerhalb Gericht wegen der vorhergehenden Draͤuungen/ auf Anhalten der Parthey oder Richters Geheiß/ nicht zu beleidigen Buͤrgen ſetzen muß/ dafern es eine rechtliche und keine eitele Furcht waͤre/ und mag Klaͤger ſo wohl die Draͤu- Worte eydlich zu erweiſen/ als Beklagter zur geſchwornen Verſiche- rung/ wann er ein gut Geruͤchte hat/ zugelaſſen werden/ oder die Be- leidigung wird ihm unter Straffe verboten/ darinn der Verbrecher faͤllet. Eydlichen Be- weiß und Ver- ſicherungs Recht. L. 4. C. de his, qui ad Eccleſ. §. 30. Wer im Streits Anfang liegende Guͤter hat/ iſt zwar an- dern Buͤrgſchafft befreyet/ wann er aber ſolche hernach verkaufft/ muß er anderwaͤrtige Verſicherung thun; alſo auch/ wer von ſolchen Guͤtern/ ſo unbeweglich/ wuͤrcklich die jaͤhrlichen Einkuͤnffte genieſſet/ oder ſelbi- ge zu gewinnen in der That zu klagen befugt/ wann nemlich der Streit mit einem dritten Mann vorgefallen/ nicht aber mit Guts Eigenern/ oder der gewiſſe Erb-Gelder zu gewarten/ oder die ſtreitige Sache beſitzet/ oder eine oͤffentliche Krahm-Lade von vielen Waaren hat/ welche nicht ſo leicht zu erſchoͤpffen. Sonſt werden auch die mit Kindern ſtreitende Eltern von ſolcher Buͤrgſchafft/ beym Gericht ſich zu ſtellen/ nicht ent- ledigt; jedoch iſt genung/ wann ſie ziemlich/ wann nur der Buͤrge kein Soldat/ oder Weib/ noch Minderjaͤhriger iſt. Buͤrgſchafft wer dazu tuͤch- tig. L. 10. §. 1. ff. qui ſatisd. cog. L. 15. §. 4. C. Eod. L. 4. ff. Prætor. ſtipul. L. 14. C. de SS. Eccel. L. 2. §. 2. & 4. ff. qui ſatisd. §. 31. Jn

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/99>, abgerufen am 23.11.2024.