Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.von Privat-Copulationen. Nachdemahl Unsere in GOTT ruhende Fürstliche Vorfah- Ob Wir nun wohl in gnädiger Zuversicht gestanden/ es solte So ordnen/ setzen und wollen Wir hiermit gnädigst/ daß/ so viel unser
von Privat-Copulationen. Nachdemahl Unſere in GOTT ruhende Fuͤrſtliche Vorfah- Ob Wir nun wohl in gnaͤdiger Zuverſicht geſtanden/ es ſolte So ordnen/ ſetzen und wollen Wir hiermit gnaͤdigſt/ daß/ ſo viel unſer
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von Privat-Copulationen.
Nachdemahl Unſere in GOTT ruhende Fuͤrſtliche Vorfah-
ren in dero vorlaͤngſt auffgerichteten Kirchen-Ordnunge ausdruͤck-
lich und heilſamlich verordnet/ daß diejenigen Perſonen/ welche in
den Stand der heiligen Ehe zu treten begehren/ nicht allein zweene
Sonn- oder Feyertage vor der Hochzeit von den Cantzeln auffgebo-
ten/ ſondern auch dieſelbe darauff in der Kirchen oͤffentlich copuliret
und getrauet werden ſolten.
Ob Wir nun wohl in gnaͤdiger Zuverſicht geſtanden/ es ſolte
ſolcher heilſamen Verordnung/ der Schuldigkeit nach/ allenthalben
gelebet ſeyn. So haben Wir doch in der That das Widerſpiel
befunden/ indem die oͤffentliche Proclamation nunmehr fuͤr ein un-
noͤthiges und faſt verkleinerliches Werck gehalten wird/ ja es iſt
mit der Hoffart/ leider! dahin gekommen/ daß faſt ein iedweder
dafuͤr haͤlt/ es gereiche ihm zu einem ſonderbaren deſpecte, wenn
er ſich in der Kirche oͤffentlich abkuͤndigen/ und fuͤr GOttes Ange-
ſichte trauen laſſen ſoll. Geſtalt Wir dann mit unauffhoͤrlichen
Anſuchungen um die Privat-Copulation, zu Unſerm groſſen Mißfal-
len/ bißhero ſind angelauffen und behelliget worden. Wann Wir
aber ſolcher Unordnung laͤnger den Lauff zu laſſen nicht gemeynet/ ſon-
dern vielmehr ein gebuͤhrendes Einſehen dahin zu haben/ und daſſel-
be abzuſtellen/ tragend hohen Landes-Fuͤrſtlichen Obrigkeit und Amts
halben uns ſchuldig erachten;
So ordnen/ ſetzen und wollen Wir hiermit gnaͤdigſt/ daß/ ſo viel
die von Adel betrifft/ es bey der in dem Gandersheimiſchen Land-
Tages-Abſcheide/ wegen deren Copulation und Fuͤrbitte enthaltenen
Verordnung ſein Verbleiben habe/ die uͤbrige verlobte Perſonen a-
ber/ welche das vorhabende Chriſtliche Ehe-Werck im Nahmen
GOttes zu vollenziehen gedencken/ ſollen nach vorher gegangener
zweymahliger Proclamation auff der Cantzel/ und zwar auff ver-
ſchiedene Sonn- oder Feyertage/ ſich oͤffentlich in der Kirche und vor
der Chriſtlichen Gemeine/ nicht aber in Privat-Haͤuſern copuliren
und trauen laſſen; da aber irgend der Braͤutigam oder die Braut er-
hebliche Urſachen haͤtten/ warum die Trauunge itztberuͤhrter maſ-
ſen nicht in der Kirche geſchehen koͤnte/ und dannenhero bey uns die
Privat-Copulation unterthaͤnigſt ſolte geſuchet werden/ wollen Wir
zwar/ befindenden Umſtaͤnden nach/ darinnen gehelen/ es iſt aber
unſer
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