Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
XVI. Landes-Constitution wegen Einrichtung

5. Weil auch ein solcher Geselle/ ehe er ins Amt recipiret wor-
den/ gewisse Jnnungs-Gelder in des Amts Lade erlegen müssen/ dar-
unter aber nicht allein zu Zeiten ein nicht geringer Exceß vorgangen/
sondern auch sothane Gelder mehrentheils zur Ungebühr angewandt
worden/ soll solches gäntzlich abgeschaffet seyn. Da aber ein oder an-
dern Orts hergebracht/ der Hohen Landes-Obrigkeit für die Recepti-
on
ins Amt etwas zu erlegen/ oder auch zu dem also genannten Amts-
haltkorn ein Gewisses beyzutragen/ hat es dabey sein Verblei-
ben.

6. Wer nun die in vorhergehenden Articuln specificirte prae-
standa praest
iret/ derselbe soll/ er sey gleich ein Fremder oder Einheimi-
scher/ auch ohne zu attendiren/ ob er ausser oder innerhalb Reichs ge-
lernet oder gearbeitet (zumahlen darunter kein Unterscheid zu machen/
oder dieser jenem vorzuziehen) ins Amt auffgenommen/ und ihm dessen
Gewinnung weder directe noch per indirectum, zumahlen aber unter
dem Praetext der also genannten geschlossenen Aemter (als welcher Un-
terscheid hiermit/ es wäre dann/ daß die Hohe Landes-Obrigkeit an ei-
nem oder anderem Orte ein anders zu verordnen nöthig und gut befin-
den würde/ gäntzlich abgeschaffet seyn soll) bey willkührlicher Straffe
schwer gemachet/ als er mit einigen Auffwartungen/ Herumschicken
und Diensten/ ausser der Art. 11. bedeuteten Ansage/ bemühet/ und in
seiner Nahrung und Arbeit gehindert/ viel weniger aber ein Geselle
darum/ daß er ausser Reichs gewandert und gearbeitet/ bey seiner
Wiederkunfft/ ehe er zur Meisterschafft admittiret wird/ vom Amte
bestraffet werden/ sondern da irgendswo in Unseren Landen derglei-
chen irraisonnables statutum mit eingeschlichen/ dasselbe gäntzlich cassi-
ret und abgeschaffet seyn/ auch solch unziemliches Unternehmen von
ieden Orts Obrigkeit mit ernstlicher Straffe angesehen werden; in-
gleichen soll auch die bey einigen Gilden hergebrachte Observantz, daß
keiner ins Amt zu recipiren/ er heyrathe dann eines Meisters Wittibe
oder Tochter/ eines für alles auffgehoben und annullirt seyn.

7. Damit auch die also neu auffgenommene auch andere im
Amte sich befindende nicht sonderlich bemittelte Meistere/ durch die biß-
hero unter allerley Praetexten in die Amts-Lade zu erlegende Gel-
der nicht incommodiret werden mögen/ sollen solche Anlagen gleich-
falls abgeschaffet seyn.

8. Da-
XVI. Landes-Conſtitution wegen Einrichtung

5. Weil auch ein ſolcher Geſelle/ ehe er ins Amt recipiret wor-
den/ gewiſſe Jnnungs-Gelder in des Amts Lade erlegen muͤſſen/ dar-
unter aber nicht allein zu Zeiten ein nicht geringer Exceß vorgangen/
ſondern auch ſothane Gelder mehrentheils zur Ungebuͤhr angewandt
worden/ ſoll ſolches gaͤntzlich abgeſchaffet ſeyn. Da aber ein oder an-
dern Orts hergebracht/ der Hohen Landes-Obrigkeit fuͤr die Recepti-
on
ins Amt etwas zu erlegen/ oder auch zu dem alſo genannten Amts-
haltkorn ein Gewiſſes beyzutragen/ hat es dabey ſein Verblei-
ben.

6. Wer nun die in vorhergehenden Articuln ſpecificirte præ-
ſtanda præſt
iret/ derſelbe ſoll/ er ſey gleich ein Fremder oder Einheimi-
ſcher/ auch ohne zu attendiren/ ob er auſſer oder innerhalb Reichs ge-
lernet oder gearbeitet (zumahlen darunter kein Unterſcheid zu machen/
oder dieſer jenem vorzuziehen) ins Amt auffgenommen/ und ihm deſſen
Gewinnung weder directè noch per indirectum, zumahlen aber unter
dem Prætext der alſo genannten geſchloſſenen Aemter (als welcher Un-
terſcheid hiermit/ es waͤre dann/ daß die Hohe Landes-Obrigkeit an ei-
nem oder anderem Orte ein anders zu verordnen noͤthig und gut befin-
den wuͤrde/ gaͤntzlich abgeſchaffet ſeyn ſoll) bey willkuͤhrlicher Straffe
ſchwer gemachet/ als er mit einigen Auffwartungen/ Herumſchicken
und Dienſten/ auſſer der Art. 11. bedeuteten Anſage/ bemuͤhet/ und in
ſeiner Nahrung und Arbeit gehindert/ viel weniger aber ein Geſelle
darum/ daß er auſſer Reichs gewandert und gearbeitet/ bey ſeiner
Wiederkunfft/ ehe er zur Meiſterſchafft admittiret wird/ vom Amte
beſtraffet werden/ ſondern da irgendswo in Unſeren Landen derglei-
chen irraiſonnables ſtatutum mit eingeſchlichen/ daſſelbe gaͤntzlich caſſi-
ret und abgeſchaffet ſeyn/ auch ſolch unziemliches Unternehmen von
ieden Orts Obrigkeit mit ernſtlicher Straffe angeſehen werden; in-
gleichen ſoll auch die bey einigen Gilden hergebrachte Obſervantz, daß
keiner ins Amt zu recipiren/ er heyrathe dann eines Meiſters Wittibe
oder Tochter/ eines fuͤr alles auffgehoben und annullirt ſeyn.

7. Damit auch die alſo neu auffgenommene auch andere im
Amte ſich befindende nicht ſonderlich bemittelte Meiſtere/ durch die biß-
hero unter allerley Prætexten in die Amts-Lade zu erlegende Gel-
der nicht incommodiret werden moͤgen/ ſollen ſolche Anlagen gleich-
falls abgeſchaffet ſeyn.

8. Da-
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0893" n="54"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVI.</hi> Landes-<hi rendition="#aq">Con&#x017F;titution</hi> wegen Einrichtung</hi> </fw><lb/>
          <p>5. Weil auch ein &#x017F;olcher Ge&#x017F;elle/ ehe er ins Amt <hi rendition="#aq">recip</hi>iret wor-<lb/>
den/ gewi&#x017F;&#x017F;e Jnnungs-Gelder in des Amts Lade erlegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ dar-<lb/>
unter aber nicht allein zu Zeiten ein nicht geringer <hi rendition="#aq">Exceß</hi> vorgangen/<lb/>
&#x017F;ondern auch &#x017F;othane Gelder mehrentheils zur Ungebu&#x0364;hr angewandt<lb/>
worden/ &#x017F;oll &#x017F;olches ga&#x0364;ntzlich abge&#x017F;chaffet &#x017F;eyn. Da aber ein oder an-<lb/>
dern Orts hergebracht/ der Hohen Landes-Obrigkeit fu&#x0364;r die <hi rendition="#aq">Recepti-<lb/>
on</hi> ins Amt etwas zu erlegen/ oder auch zu dem al&#x017F;o genannten Amts-<lb/>
haltkorn ein Gewi&#x017F;&#x017F;es beyzutragen/ hat es dabey &#x017F;ein Verblei-<lb/>
ben.</p><lb/>
          <p>6. Wer nun die in vorhergehenden <hi rendition="#aq">Articuln &#x017F;pecific</hi>irte <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
&#x017F;tanda præ&#x017F;t</hi>iret/ der&#x017F;elbe &#x017F;oll/ er &#x017F;ey gleich ein Fremder oder Einheimi-<lb/>
&#x017F;cher/ auch ohne zu <hi rendition="#aq">attend</hi>iren/ ob er au&#x017F;&#x017F;er oder innerhalb Reichs ge-<lb/>
lernet oder gearbeitet (zumahlen darunter kein Unter&#x017F;cheid zu machen/<lb/>
oder die&#x017F;er jenem vorzuziehen) ins Amt auffgenommen/ und ihm de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gewinnung weder <hi rendition="#aq">directè</hi> noch <hi rendition="#aq">per indirectum,</hi> zumahlen aber unter<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Prætext</hi> der al&#x017F;o genannten ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Aemter (als welcher Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid hiermit/ es wa&#x0364;re dann/ daß die Hohe Landes-Obrigkeit an ei-<lb/>
nem oder anderem Orte ein anders zu verordnen no&#x0364;thig und gut befin-<lb/>
den wu&#x0364;rde/ ga&#x0364;ntzlich abge&#x017F;chaffet &#x017F;eyn &#x017F;oll) bey willku&#x0364;hrlicher Straffe<lb/>
&#x017F;chwer gemachet/ als er mit einigen Auffwartungen/ Herum&#x017F;chicken<lb/>
und Dien&#x017F;ten/ au&#x017F;&#x017F;er der <hi rendition="#aq">Art.</hi> 11. bedeuteten An&#x017F;age/ bemu&#x0364;het/ und in<lb/>
&#x017F;einer Nahrung und Arbeit gehindert/ viel weniger aber ein Ge&#x017F;elle<lb/>
darum/ daß er au&#x017F;&#x017F;er Reichs gewandert und gearbeitet/ bey &#x017F;einer<lb/>
Wiederkunfft/ ehe er zur Mei&#x017F;ter&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">admitti</hi>ret wird/ vom Amte<lb/>
be&#x017F;traffet werden/ &#x017F;ondern da irgendswo in Un&#x017F;eren Landen derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">irrai&#x017F;onnables &#x017F;tatutum</hi> mit einge&#x017F;chlichen/ da&#x017F;&#x017F;elbe ga&#x0364;ntzlich <hi rendition="#aq">ca&#x017F;&#x017F;i-</hi><lb/>
ret und abge&#x017F;chaffet &#x017F;eyn/ auch &#x017F;olch unziemliches Unternehmen von<lb/>
ieden Orts Obrigkeit mit ern&#x017F;tlicher Straffe ange&#x017F;ehen werden; in-<lb/>
gleichen &#x017F;oll auch die bey einigen Gilden hergebrachte <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervantz,</hi> daß<lb/>
keiner ins Amt zu <hi rendition="#aq">recip</hi>iren/ er heyrathe dann eines Mei&#x017F;ters Wittibe<lb/>
oder Tochter/ eines fu&#x0364;r alles auffgehoben und <hi rendition="#aq">annull</hi>irt &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>7. Damit auch die al&#x017F;o neu auffgenommene auch andere im<lb/>
Amte &#x017F;ich befindende nicht &#x017F;onderlich bemittelte Mei&#x017F;tere/ durch die biß-<lb/>
hero unter allerley <hi rendition="#aq">Prætext</hi>en in die Amts-Lade zu erlegende Gel-<lb/>
der nicht <hi rendition="#aq">incommod</hi>iret werden mo&#x0364;gen/ &#x017F;ollen &#x017F;olche Anlagen gleich-<lb/>
falls abge&#x017F;chaffet &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">8. Da-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[54/0893] XVI. Landes-Conſtitution wegen Einrichtung 5. Weil auch ein ſolcher Geſelle/ ehe er ins Amt recipiret wor- den/ gewiſſe Jnnungs-Gelder in des Amts Lade erlegen muͤſſen/ dar- unter aber nicht allein zu Zeiten ein nicht geringer Exceß vorgangen/ ſondern auch ſothane Gelder mehrentheils zur Ungebuͤhr angewandt worden/ ſoll ſolches gaͤntzlich abgeſchaffet ſeyn. Da aber ein oder an- dern Orts hergebracht/ der Hohen Landes-Obrigkeit fuͤr die Recepti- on ins Amt etwas zu erlegen/ oder auch zu dem alſo genannten Amts- haltkorn ein Gewiſſes beyzutragen/ hat es dabey ſein Verblei- ben. 6. Wer nun die in vorhergehenden Articuln ſpecificirte præ- ſtanda præſtiret/ derſelbe ſoll/ er ſey gleich ein Fremder oder Einheimi- ſcher/ auch ohne zu attendiren/ ob er auſſer oder innerhalb Reichs ge- lernet oder gearbeitet (zumahlen darunter kein Unterſcheid zu machen/ oder dieſer jenem vorzuziehen) ins Amt auffgenommen/ und ihm deſſen Gewinnung weder directè noch per indirectum, zumahlen aber unter dem Prætext der alſo genannten geſchloſſenen Aemter (als welcher Un- terſcheid hiermit/ es waͤre dann/ daß die Hohe Landes-Obrigkeit an ei- nem oder anderem Orte ein anders zu verordnen noͤthig und gut befin- den wuͤrde/ gaͤntzlich abgeſchaffet ſeyn ſoll) bey willkuͤhrlicher Straffe ſchwer gemachet/ als er mit einigen Auffwartungen/ Herumſchicken und Dienſten/ auſſer der Art. 11. bedeuteten Anſage/ bemuͤhet/ und in ſeiner Nahrung und Arbeit gehindert/ viel weniger aber ein Geſelle darum/ daß er auſſer Reichs gewandert und gearbeitet/ bey ſeiner Wiederkunfft/ ehe er zur Meiſterſchafft admittiret wird/ vom Amte beſtraffet werden/ ſondern da irgendswo in Unſeren Landen derglei- chen irraiſonnables ſtatutum mit eingeſchlichen/ daſſelbe gaͤntzlich caſſi- ret und abgeſchaffet ſeyn/ auch ſolch unziemliches Unternehmen von ieden Orts Obrigkeit mit ernſtlicher Straffe angeſehen werden; in- gleichen ſoll auch die bey einigen Gilden hergebrachte Obſervantz, daß keiner ins Amt zu recipiren/ er heyrathe dann eines Meiſters Wittibe oder Tochter/ eines fuͤr alles auffgehoben und annullirt ſeyn. 7. Damit auch die alſo neu auffgenommene auch andere im Amte ſich befindende nicht ſonderlich bemittelte Meiſtere/ durch die biß- hero unter allerley Prætexten in die Amts-Lade zu erlegende Gel- der nicht incommodiret werden moͤgen/ ſollen ſolche Anlagen gleich- falls abgeſchaffet ſeyn. 8. Da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/893
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/893>, abgerufen am 25.11.2024.