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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. VIII.
aber nicht genung/ daß einer taumelt/ und nach verschlaffenem Rausch
aller Dinge Vergessenheit vorwendet/ bevorab wo einiger Haß vor-
her gangen/ und noch etwas Vernunfft gebraucht hätte.

Retorsion Ge-
brauch und
Verjährungs
Recht.

§. 13. Alles/ was in Rechten vom Schelten gesagt/ gilt auch von
Wiederschelten und retorquiren/ wobey niemand zu Rettung seiner
Ehre die Maasse übergehen/ sondern in schier müglichst gleichen
Worten und anzüglichen Redens-Arten verbleiben/ nicht aber ärgere
Schmähungen zu gebrauchen befugt ist/ es geschehe denn etwas aus
gerechtem Zorn und unschuldigen Beschimpffungs Eyffer/ so hart zu ver-
schmertzen; ob nun zwar Retorsion sonst überall an und vor sich selbst
ein rechtlich zugelassenes Mittel gegen Ehrenschändungen zu wiederse-
tzen/ soll man jedoch der Nothwehre gebührende Maasse nicht über-
schreiten/ auch ist sie gegen Eltern/ Oberherrn und Patronen ernstlich
verboten/ darum so höret auch Schmähklage auff/ wofern einer dem
Injurianten die Schmähungen münd- oder schrifftlich/ so bald er solche
gehöret und erfahren/ und zwar auff frischer That oder stehenden
Fusses währenden Zancks/ durch gleichmäßige Scheltworte/ als: das
ist erlogen/ oder wer es sagt/ der leugt es wie ein Schelm oder Dieb/
retorquiret und in seinen Busen zurück schiebet; Retorsion aber gilt
nicht mehr/ sondern fällt samt Injurien hinweg durch Verjährung/
nemlich bey geringen binnen Jahrs/ bey groben Beschimpffungen
aber nach 30. Jahren Verlauff.

§. 14. Pasquillen und Schmäh-Schrifften aber mögen durch
Gegenschrifften nicht gerächet/ sondern gerichtlich beklaget werden/
da denn der Beleidiger dem Verletzten nothdürfftige Entschuldigungs
Abbitte und Erklärung thun soll/ daß er ihn an seinen Ehren damit
nicht geschmähet haben wolle/ auch dergleichen hinführo zu vermeiden
sich verpflichtet/ und soll ein solcher Uberfahrer dawider von niemanden
beschützet oder gehandhabet werden; Sonsten mag man sich für an-
gefangenem Gericht wegen privat-Injurien wohl mit einem vertragen/
der ja bürger- oder peinliche Klage anstellen möchte/ wer aber nach
angehobenem Rechts-Streit Ehrenrührigen Sachen halber Geding
machen will/ wird dafür gehalten bekennet zu haben.

P. H. O. Art. 216. L. 7. C. de fals. L. pen. C. de transact. L. 7. 8. 14. de his qui not.
infam. L. 15. Rem rat. hab. L. 13. C. de furt. L. interdum, §. si tutor, ff.
Eod. L. si tibi, §. quaedam & L. si unus, §. Depositi, de pact. gloss. pen. L.
4. de interr. act. L. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]1. §. 1. ff. de fals. L, ubi in fine C. Eod.
§. 15. Wer

V. Buch/ Cap. VIII.
aber nicht genung/ daß einer taumelt/ und nach verſchlaffenem Rauſch
aller Dinge Vergeſſenheit vorwendet/ bevorab wo einiger Haß vor-
her gangen/ und noch etwas Vernunfft gebraucht haͤtte.

Retorſion Ge-
brauch und
Verjaͤhrungs
Recht.

§. 13. Alles/ was in Rechten vom Schelten geſagt/ gilt auch von
Wiederſchelten und retorquiren/ wobey niemand zu Rettung ſeiner
Ehre die Maaſſe uͤbergehen/ ſondern in ſchier muͤglichſt gleichen
Worten und anzuͤglichen Redens-Arten verbleiben/ nicht aber aͤrgere
Schmaͤhungen zu gebrauchen befugt iſt/ es geſchehe denn etwas aus
gerechtem Zorn und unſchuldigen Beſchimpffungs Eyffer/ ſo hart zu ver-
ſchmertzen; ob nun zwar Retorſion ſonſt uͤberall an und vor ſich ſelbſt
ein rechtlich zugelaſſenes Mittel gegen Ehrenſchaͤndungen zu wiederſe-
tzen/ ſoll man jedoch der Nothwehre gebuͤhrende Maaſſe nicht uͤber-
ſchreiten/ auch iſt ſie gegen Eltern/ Oberherrn und Patronen ernſtlich
verboten/ darum ſo hoͤret auch Schmaͤhklage auff/ wofern einer dem
Injurianten die Schmaͤhungen muͤnd- oder ſchrifftlich/ ſo bald er ſolche
gehoͤret und erfahren/ und zwar auff friſcher That oder ſtehenden
Fuſſes waͤhrenden Zancks/ durch gleichmaͤßige Scheltworte/ als: das
iſt erlogen/ oder wer es ſagt/ der leugt es wie ein Schelm oder Dieb/
retorquiret und in ſeinen Buſen zuruͤck ſchiebet; Retorſion aber gilt
nicht mehr/ ſondern faͤllt ſamt Injurien hinweg durch Verjaͤhrung/
nemlich bey geringen binnen Jahrs/ bey groben Beſchimpffungen
aber nach 30. Jahren Verlauff.

§. 14. Pasquillen und Schmaͤh-Schrifften aber moͤgen durch
Gegenſchrifften nicht geraͤchet/ ſondern gerichtlich beklaget werden/
da denn der Beleidiger dem Verletzten nothduͤrfftige Entſchuldigungs
Abbitte und Erklaͤrung thun ſoll/ daß er ihn an ſeinen Ehren damit
nicht geſchmaͤhet haben wolle/ auch dergleichen hinfuͤhro zu vermeiden
ſich verpflichtet/ und ſoll ein ſolcher Uberfahrer dawider von niemanden
beſchuͤtzet oder gehandhabet werden; Sonſten mag man ſich fuͤr an-
gefangenem Gericht wegen privat-Injurien wohl mit einem vertragen/
der ja buͤrger- oder peinliche Klage anſtellen moͤchte/ wer aber nach
angehobenem Rechts-Streit Ehrenruͤhrigen Sachen halber Geding
machen will/ wird dafuͤr gehalten bekennet zu haben.

P. H. O. Art. 216. L. 7. C. de falſ. L. pen. C. de transact. L. 7. 8. 14. de his qui not.
infam. L. 15. Rem rat. hab. L. 13. C. de furt. L. interdum, §. ſi tutor, ff.
Eod. L. ſi tibi, §. quædam & L. ſi unus, §. Depoſiti, de pact. gloſſ. pen. L.
4. de interr. act. L. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]1. §. 1. ff. de falſ. L, ubi in fine C. Eod.
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[662/0669] V. Buch/ Cap. VIII. aber nicht genung/ daß einer taumelt/ und nach verſchlaffenem Rauſch aller Dinge Vergeſſenheit vorwendet/ bevorab wo einiger Haß vor- her gangen/ und noch etwas Vernunfft gebraucht haͤtte. §. 13. Alles/ was in Rechten vom Schelten geſagt/ gilt auch von Wiederſchelten und retorquiren/ wobey niemand zu Rettung ſeiner Ehre die Maaſſe uͤbergehen/ ſondern in ſchier muͤglichſt gleichen Worten und anzuͤglichen Redens-Arten verbleiben/ nicht aber aͤrgere Schmaͤhungen zu gebrauchen befugt iſt/ es geſchehe denn etwas aus gerechtem Zorn und unſchuldigen Beſchimpffungs Eyffer/ ſo hart zu ver- ſchmertzen; ob nun zwar Retorſion ſonſt uͤberall an und vor ſich ſelbſt ein rechtlich zugelaſſenes Mittel gegen Ehrenſchaͤndungen zu wiederſe- tzen/ ſoll man jedoch der Nothwehre gebuͤhrende Maaſſe nicht uͤber- ſchreiten/ auch iſt ſie gegen Eltern/ Oberherrn und Patronen ernſtlich verboten/ darum ſo hoͤret auch Schmaͤhklage auff/ wofern einer dem Injurianten die Schmaͤhungen muͤnd- oder ſchrifftlich/ ſo bald er ſolche gehoͤret und erfahren/ und zwar auff friſcher That oder ſtehenden Fuſſes waͤhrenden Zancks/ durch gleichmaͤßige Scheltworte/ als: das iſt erlogen/ oder wer es ſagt/ der leugt es wie ein Schelm oder Dieb/ retorquiret und in ſeinen Buſen zuruͤck ſchiebet; Retorſion aber gilt nicht mehr/ ſondern faͤllt ſamt Injurien hinweg durch Verjaͤhrung/ nemlich bey geringen binnen Jahrs/ bey groben Beſchimpffungen aber nach 30. Jahren Verlauff. §. 14. Pasquillen und Schmaͤh-Schrifften aber moͤgen durch Gegenſchrifften nicht geraͤchet/ ſondern gerichtlich beklaget werden/ da denn der Beleidiger dem Verletzten nothduͤrfftige Entſchuldigungs Abbitte und Erklaͤrung thun ſoll/ daß er ihn an ſeinen Ehren damit nicht geſchmaͤhet haben wolle/ auch dergleichen hinfuͤhro zu vermeiden ſich verpflichtet/ und ſoll ein ſolcher Uberfahrer dawider von niemanden beſchuͤtzet oder gehandhabet werden; Sonſten mag man ſich fuͤr an- gefangenem Gericht wegen privat-Injurien wohl mit einem vertragen/ der ja buͤrger- oder peinliche Klage anſtellen moͤchte/ wer aber nach angehobenem Rechts-Streit Ehrenruͤhrigen Sachen halber Geding machen will/ wird dafuͤr gehalten bekennet zu haben. P. H. O. Art. 216. L. 7. C. de falſ. L. pen. C. de transact. L. 7. 8. 14. de his qui not. infam. L. 15. Rem rat. hab. L. 13. C. de furt. L. interdum, §. ſi tutor, ff. Eod. L. ſi tibi, §. quædam & L. ſi unus, §. Depoſiti, de pact. gloſſ. pen. L. 4. de interr. act. L. _1. §. 1. ff. de falſ. L, ubi in fine C. Eod. §. 15. Wer

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/669>, abgerufen am 22.11.2024.