Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Strassen-Kirchen-Raub und Diebstahl. ben/ denen soll der Kopff abgenommen/ und auff einen Pfahl ange-nagelt/ oder mögen auch auff Galeeren oder Zucht-Häuser verdammt werden; auch soll niemand solche Unthaten verschweigen/ ja wann irgendswo einer getödtet/ soll man den Todschlag zum wenigsten der Obrigkeit andeuten/ das Land zu versühnen/ und damit kein Unschul- diger verfolget werde/ welche Unkosten über die Erbschafft ergehen/ wo- fern sie es zu tragen vermag. So kan es auch solche Räuber nicht ent- schuldigen/ wann sie sagen/ daß sie niemand beraubet/ sondern nur mit Dräuungen die Güter abgezwungen/ oder daß der geraubten Sachen viel oder wenig; Oder das Gut hätte dem Beraubten nicht zugehö- ret/ und dieses zwar zur Strassen Sicherheit/ es wäre denn gutwillig/ ohne Schaden/ der Raub erstattet/ daß ein Fürst die Straffe lindert. Nov. 70. L. Capitalium, §. grassatores, ff. de poen. L. 28. §. 10. & 15. ff. eod. §. ex ma- leficiis inst. de action. Nov 134. cap. fin. §. 7. Kirchen-Räuber/ so darinnen einbrechen/ daraus raubenKirchenraubs jedoch L l l l 2
Von Straſſen-Kirchen-Raub und Diebſtahl. ben/ denen ſoll der Kopff abgenommen/ und auff einen Pfahl ange-nagelt/ oder moͤgen auch auff Galeeren oder Zucht-Haͤuſer verdammt werden; auch ſoll niemand ſolche Unthaten verſchweigen/ ja wann irgendswo einer getoͤdtet/ ſoll man den Todſchlag zum wenigſten der Obrigkeit andeuten/ das Land zu verſuͤhnen/ und damit kein Unſchul- diger verfolget werde/ welche Unkoſten uͤber die Erbſchafft ergehen/ wo- fern ſie es zu tragen vermag. So kan es auch ſolche Raͤuber nicht ent- ſchuldigen/ wann ſie ſagen/ daß ſie niemand beraubet/ ſondern nur mit Draͤuungen die Guͤter abgezwungen/ oder daß der geraubten Sachen viel oder wenig; Oder das Gut haͤtte dem Beraubten nicht zugehoͤ- ret/ und dieſes zwar zur Straſſen Sicherheit/ es waͤre denn gutwillig/ ohne Schaden/ der Raub erſtattet/ daß ein Fuͤrſt die Straffe lindert. Nov. 70. L. Capitalium, §. graſſatores, ff. de pœn. L. 28. §. 10. & 15. ff. eod. §. ex ma- leficiis inſt. de action. Nov 134. cap. fin. §. 7. Kirchen-Raͤuber/ ſo darinnen einbrechen/ daraus raubenKirchenraubs jedoch L l l l 2
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Von Straſſen-Kirchen-Raub und Diebſtahl.
ben/ denen ſoll der Kopff abgenommen/ und auff einen Pfahl ange-
nagelt/ oder moͤgen auch auff Galeeren oder Zucht-Haͤuſer verdammt
werden; auch ſoll niemand ſolche Unthaten verſchweigen/ ja wann
irgendswo einer getoͤdtet/ ſoll man den Todſchlag zum wenigſten der
Obrigkeit andeuten/ das Land zu verſuͤhnen/ und damit kein Unſchul-
diger verfolget werde/ welche Unkoſten uͤber die Erbſchafft ergehen/ wo-
fern ſie es zu tragen vermag. So kan es auch ſolche Raͤuber nicht ent-
ſchuldigen/ wann ſie ſagen/ daß ſie niemand beraubet/ ſondern nur mit
Draͤuungen die Guͤter abgezwungen/ oder daß der geraubten Sachen
viel oder wenig; Oder das Gut haͤtte dem Beraubten nicht zugehoͤ-
ret/ und dieſes zwar zur Straſſen Sicherheit/ es waͤre denn gutwillig/
ohne Schaden/ der Raub erſtattet/ daß ein Fuͤrſt die Straffe lindert.
Nov. 70. L. Capitalium, §. graſſatores, ff. de pœn. L. 28. §. 10. & 15. ff. eod. §. ex ma-
leficiis inſt. de action. Nov 134. cap. fin.
§. 7. Kirchen-Raͤuber/ ſo darinnen einbrechen/ daraus rauben
und ſtehlen/ werden auch mit dem Rade gerichtet/ bißweilen mit gelin-
dern Straffen/ wie ander Diebſtahl/ mit Strick und Galgen. Wer
nun guͤldene oder ſilberne Gefaͤſſe aus Kirchen entwendet/ oder Pflug/
Muͤhlen/ Kirchen oder Kirchhoͤfe beraubet/ oder den Armen-Kaſten
auffbricht/ oder argliſtig auffſperret/ hernach beſtiehlet/ oder nur ſichs
unterſtehet/ ob er ſchon nichts davon bringt/ iſt an Leib und Leben zu
ſtraffen. Ja/ Diebſtahl begehen an geweyheten Dingen oder heili-
gen Ort- oder Staͤtten/ iſt ſchwehrer als andere Diebereyen/ und ge-
ſchicht auff dreyerley Weiſe: als/ etwas Heiliges an geweyht- oder
ungeweyheten Orthe/ und eine ungeweyhete Sache an heiliger Stelle
hinweg nehmen. Wer nun das heilige Sacrament des Altars be-
ſtiehlet/ ſoll mit Feuer verbrandt werden; wer aber ſonſt etwas Ge-
weyhetes mit oder ohne Heiligthum/ Kelch oder Schuͤſſeln/ an gehei-
ligten oder ungeheiligten Orten entwendet/ oder ſtehlens halber in Kir-
chen oder eingeweyheten Sacriſteyen einbricht/ und mit gefaͤhrlichen
Brech-Zeugen auffſperret/ oder wer den Allmoſen-Stock auffbricht/
das geſammlete daraus argliſtig hinweg nimmt/ oder ſolches wuͤrck-
lich zu thun ſich unterſtanden; dieſe alle ſind nach der Sachen Um-
ſtaͤnde/ wie gemeldt/ an Leib und Leben zu beſtraffen. Wer auch bey
Tage von geringen geweyheten Dingen/ als Wachs-Leuchter/ Altar-
Tuͤcher/ darzu ohne Brechen und Einſteigen/ oder weltliche in Kirchen
gefluͤchtete Guͤter ohne Gewalt ſtiehlet/ bey ſolchen Kirchen-Raͤubern
ſoll weniger Barmhertzigkeit als andern Diebſtahl erwieſen werden;
jedoch
Kirchenraubs
Straffe.
Pflug-Muͤhlẽ-
und Kirchen-
Fried Recht.
Kirchen-Dieb-
ſtahl Unter-
ſchied und
Straffe.
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