Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.V. Buch/ Cap. V. aus Mißtrauen gegen Gottes Allmacht/ Weißheit und Vorsehung/sich etwa nicht mit Kindern zu überhäuffen/ dem Weibe gebührenden Pflicht-Freundschafft versagt/ oder Saamen verderbet; Und ist des Onans Laster eine Sünde der Weichlinge/ greulicher als Blutschan- de und Ehebruch/ weilen dieser verzweiffelte Bube sich zum Weibe ge- leget/ sie beschlaffen/ und da es zum Saamen kommen/ hat er denselben auff die Erde geschüttet/ damit sie nicht schwanger würde/ da man ja zu der Zeit billich der von GOtt zur Geburt geschaffenen Ordnung der Natur folgen solte; darum es warlich eine schändliche Sünde ist/ den Saamen locken/ das Weib damit neyden/ und sie doch bald im selbi- gen Augenblick dessen berauben; nemlich er ist von böser Abgunst ent- brandt gewesen/ darum er nicht gezwungen diese unleidliche Dienstbar- keit hat tragen wollen/ seinem Bruder Nachkommen zu erwecken/ de- rohalben die böse That billich an ihm mit Tode gestrafft worden. Psalm. CXXVII, 4. 1. Cor. VII, 3. Genes. XXXVIII. 1. Cor. VI, 9. oder Teuffels Beyschlaff Straffe. §. 29. Also/ wer von GOtt abgefallen/ mit dem Teuffel um- Knabenschän- der Straffe. §. 30. Nach bürgerlichem Recht ist Mann- und Knabenschän- mensch-
V. Buch/ Cap. V. aus Mißtrauen gegen Gottes Allmacht/ Weißheit und Vorſehung/ſich etwa nicht mit Kindern zu uͤberhaͤuffen/ dem Weibe gebuͤhrenden Pflicht-Freundſchafft verſagt/ oder Saamen verderbet; Und iſt des Onans Laſter eine Suͤnde der Weichlinge/ greulicher als Blutſchan- de und Ehebruch/ weilen dieſer verzweiffelte Bube ſich zum Weibe ge- leget/ ſie beſchlaffen/ und da es zum Saamen kommen/ hat er denſelben auff die Erde geſchuͤttet/ damit ſie nicht ſchwanger wuͤrde/ da man ja zu der Zeit billich der von GOtt zur Geburt geſchaffenen Ordnung der Natur folgen ſolte; darum es warlich eine ſchaͤndliche Suͤnde iſt/ den Saamen locken/ das Weib damit neyden/ und ſie doch bald im ſelbi- gen Augenblick deſſen berauben; nemlich er iſt von boͤſer Abgunſt ent- brandt geweſen/ darum er nicht gezwungen dieſe unleidliche Dienſtbar- keit hat tragen wollen/ ſeinem Bruder Nachkommen zu erwecken/ de- rohalben die boͤſe That billich an ihm mit Tode geſtrafft worden. Pſalm. CXXVII, 4. 1. Cor. VII, 3. Geneſ. XXXVIII. 1. Cor. VI, 9. oder Teuffels Beyſchlaff Straffe. §. 29. Alſo/ wer von GOtt abgefallen/ mit dem Teuffel um- Knabenſchaͤn- der Straffe. §. 30. Nach buͤrgerlichem Recht iſt Mann- und Knabenſchaͤn- menſch-
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V. Buch/ Cap. V.
aus Mißtrauen gegen Gottes Allmacht/ Weißheit und Vorſehung/
ſich etwa nicht mit Kindern zu uͤberhaͤuffen/ dem Weibe gebuͤhrenden
Pflicht-Freundſchafft verſagt/ oder Saamen verderbet; Und iſt des
Onans Laſter eine Suͤnde der Weichlinge/ greulicher als Blutſchan-
de und Ehebruch/ weilen dieſer verzweiffelte Bube ſich zum Weibe ge-
leget/ ſie beſchlaffen/ und da es zum Saamen kommen/ hat er denſelben
auff die Erde geſchuͤttet/ damit ſie nicht ſchwanger wuͤrde/ da man ja
zu der Zeit billich der von GOtt zur Geburt geſchaffenen Ordnung der
Natur folgen ſolte; darum es warlich eine ſchaͤndliche Suͤnde iſt/ den
Saamen locken/ das Weib damit neyden/ und ſie doch bald im ſelbi-
gen Augenblick deſſen berauben; nemlich er iſt von boͤſer Abgunſt ent-
brandt geweſen/ darum er nicht gezwungen dieſe unleidliche Dienſtbar-
keit hat tragen wollen/ ſeinem Bruder Nachkommen zu erwecken/ de-
rohalben die boͤſe That billich an ihm mit Tode geſtrafft worden.
Pſalm. CXXVII, 4. 1. Cor. VII, 3. Geneſ. XXXVIII. 1. Cor. VI, 9.
§. 29. Alſo/ wer von GOtt abgefallen/ mit dem Teuffel um-
gehet/ unnatuͤrliche und unmenſchliche Unzucht treibet/ oder verdamm-
liche Gemeinſchafft haͤlt mit dem boͤſen Geiſt und Menſchen-Feinde/
welcher dem Weſen nach aus eigner Krafft/ zwar unvermittelſt
menſchlicher Natur/ nicht Kinder zeugen kan/ ſo mag er dennoch wie
ein ober- oder unterliegendes Alp-Geſpenſt im tieffen Traum-Schlaff
einer verſtorbenen Perſon coͤrperliche Geſtalt annehmen/ und nach
Beyſchlaͤffers Willen ſich bequemen/ den Saamen verwahren/ den er
gleich einer loſen Vettel von einem betrogenen Menſchen bekommen/
einem Weibesbilde/ die er beſchlaͤfft/ zur Mutter einbringen ſie zu
ſchwaͤngern/ welches ihm wegen ſeiner geiſtlichen Geſchwindigkeit/
und uͤber das/ was leiblich iſt/ vollſtaͤndig habenden Gewalt/ durch Got-
tes Zulaſſung/ gar leicht zu thun/ auch todten Coͤrpers Geſtanck mit
wohlriechenden Sachen Geruch maͤßigen kan/ wer nun wiſſendlich hier
einwilliget in Teuffels Beyſchlaff/ verdienet billich Feuers-Straffe;
die ſo genannte Wechſelbaͤlge aber als eine lebendige Geburt herfuͤr
zu bringen/ kan Satan nicht.
§. 30. Nach buͤrgerlichem Recht iſt Mann- und Knabenſchaͤn-
der Straffe das Schwerdt/ ſind auch ſolche Leute Ehr-loß/ moͤgen nicht
Fuͤrſprecher noch Zeugen im Gericht abgeben/ ſo wohl die es thun/ als
die es leiden an ihrem Leibe/ nemlich gut- und muthwillig/ frey und un-
gezwungen/ ohne gewaltſame Furcht/ Schrecken und andern Ubels
Befahrung/ da ſie aber zu ſolcher Ubung genothzuͤchtiget/ und durch
menſch-
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