Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.V. Buch/ Cap. IV. böse Rachgier/ und gilt ordentliche Straffe/ wie vorbesagt/ jedoch wannes nur eine viertel oder halbe Stunde/ nachdem sie von einander ge- bracht/ geschehen/ da der übermäßige Zorn nicht völlig vorbey gangen/ und der Benöthigte den Nöthiger wieder anfällt und entleibet/ wird dieser Exceß mit Staupenschlag oder ewigen Verweisung gestrafft. §. 22. Wann nun einer den andern mit blossem Degen verfolget/ P. H. O. Art. 139. 140. L. 2. & 3. C. ad L. Corn. de Sicar. L. 45. §. 4. ff. ad L. aquil. L. 5. 7. & 11. in princ. ff. Eod. L. 41. & 233. §. 2. ff. de V. S. L. 54. §. 2. ff. de furt. L. 9. & 11. §. 1. ff. de vi publ. §. 23. Nothwehr Masse bestehet darinn/ daß der Uberfall oder gen/
V. Buch/ Cap. IV. boͤſe Rachgier/ und gilt ordentliche Straffe/ wie vorbeſagt/ jedoch wannes nur eine viertel oder halbe Stunde/ nachdem ſie von einander ge- bracht/ geſchehen/ da der uͤbermaͤßige Zorn nicht voͤllig vorbey gangen/ und der Benoͤthigte den Noͤthiger wieder anfaͤllt und entleibet/ wird dieſer Exceß mit Staupenſchlag oder ewigen Verweiſung geſtrafft. §. 22. Wann nun einer den andern mit bloſſem Degen verfolget/ P. H. O. Art. 139. 140. L. 2. & 3. C. ad L. Corn. de Sicar. L. 45. §. 4. ff. ad L. aquil. L. 5. 7. & 11. in princ. ff. Eod. L. 41. & 233. §. 2. ff. de V. S. L. 54. §. 2. ff. de furt. L. 9. & 11. §. 1. ff. de vi publ. §. 23. Nothwehr Maſſe beſtehet darinn/ daß der Uberfall oder gen/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0623" n="616"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Buch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> IV.</hi></hi></fw><lb/> boͤſe Rachgier/ und gilt ordentliche Straffe/ wie vorbeſagt/ jedoch wann<lb/> es nur eine viertel oder halbe Stunde/ nachdem ſie von einander ge-<lb/> bracht/ geſchehen/ da der uͤbermaͤßige Zorn nicht voͤllig vorbey gangen/<lb/> und der Benoͤthigte den Noͤthiger wieder anfaͤllt und entleibet/ wird<lb/> dieſer <hi rendition="#aq">Exceß</hi> mit Staupenſchlag oder ewigen Verweiſung geſtrafft.</p><lb/> <p>§. 22. Wann nun einer den andern mit bloſſem Degen verfolget/<lb/> dieſer aber ſich in ſein Hauß begeben und die Thuͤre verriegelt/ welche<lb/><note place="left">Nothwehr<lb/> was nicht iſt.</note>jener auffzubrechen ſtrebet/ und dieſer ihn mit einer Buͤchſen erſchieſſet/<lb/> da er noch nicht wieder in Lebens-Noth war/ ein ſolcher verdient or-<lb/> dentlichen Todtſchlags Straffe; Wer aber eine rechte Nothwehr zu<lb/> ſeines oder andern Gutes/ Leibes und Lebens Rettung thut/ und den<lb/> Benoͤthiger entleibet/ iſt darum niemand nichts ſchuldig; Sonſt aber<lb/> muß einer/ nach Landes Gewohnheit/ Suͤhn- und Wehrgeld ausgeben/<lb/> und alſo mag ein jeder ſein Leib und Leben ohne alle Strafe durch recht-<lb/> maͤßige Gegenwehr retten/ bedarff auch nicht zu warten/ biß er vor-<lb/> hero geſchlagen/ ſo fern er nur mit toͤdtlichem Wehr und Waffen uͤber-<lb/> fallen/ als Degen/ Buͤchſe/ Spieß/ Meſſer/ Stein oder groſſer Pruͤ-<lb/> gel/ und ſchadet nichts/ ob Gegentheil uͤbermaͤßig truncken oder unſin-<lb/> nig/ alſo ohne Argliſt geweſen/ ſintemahlen nichts deſtoweniger Lebens-<lb/> gefahr bey dem andern vorhanden hat ſeyn koͤnnen.</p><lb/> <list> <item>P. H. O. <hi rendition="#aq">Art. 139. 140. L. 2. & 3. C. ad L. Corn. de Sicar. L. 45. §. 4. ff. ad L. aquil.<lb/> L. 5. 7. & 11. in princ. ff. Eod. L. 41. & 233. §. 2. ff. de V. S. L. 54. §. 2. ff. de<lb/> furt. L. 9. & 11. §. 1. ff. de vi publ.</hi></item> </list><lb/> <p>§. 23. Nothwehr Maſſe beſtehet darinn/ daß der Uberfall oder<lb/><note place="left">Nothwehr<lb/> Maſſe worinn<lb/> beſteht.</note>Beſchaͤdigung alſo beſchaffen/ daß daraus Lebensgefahr entſtehen<lb/> kan/ welche der Angefallene nicht anders abwenden mag/ als durch<lb/> des Uberfallenden Ertoͤdtung/ alsdann muß Gegenwehr dennoch nicht<lb/> ſtaͤrcker ſeyn als Feindes Anfall; nemlich Gewalt/ ſo ohne Gewehr be-<lb/> ſchehen/ mag nicht durch Waffen vertrieben werden/ darum ein Uber-<lb/> fall von leichter Gefahr kan auff alle Weiſe/ jedoch Gegentheils Le-<lb/> ben zu ſchonen/ abgewehret ſeyn/ weilen der Feind insgemein mit<lb/> Vorſatz wohlgeruͤſtet ankoͤmmt/ der andere aber unbereitet und un-<lb/> geſchickt durch unvermuthlichen Schrecken entſetzt/ mit Zorn und<lb/> Grimm entzuͤndet/ hat kaum ſeinen vollen Verſtand/ daß er wiſſen<lb/> koͤnne/ was ihm zu thun gebuͤhret/ als kan ihm viel weniger recht-<lb/> liche Maſſe fuͤrgeſchrieben ſeyn/ es waͤre denn kein ander als toͤdtli-<lb/><note place="left">Auff Maul-<lb/> ſchellen gehoͤ-<lb/> ret kein Dolch.</note>ches Gewehr dem Angefallenen zur Hand/ damit er ſich gegen einen<lb/> Staͤrckern wehren koͤnne; ſonſt aber gehoͤret auff eine Maulſchelle<lb/> nicht alſo fort ein Dolch/ jedoch kan niemand die Schlaͤge alſo maͤßi-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen/</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [616/0623]
V. Buch/ Cap. IV.
boͤſe Rachgier/ und gilt ordentliche Straffe/ wie vorbeſagt/ jedoch wann
es nur eine viertel oder halbe Stunde/ nachdem ſie von einander ge-
bracht/ geſchehen/ da der uͤbermaͤßige Zorn nicht voͤllig vorbey gangen/
und der Benoͤthigte den Noͤthiger wieder anfaͤllt und entleibet/ wird
dieſer Exceß mit Staupenſchlag oder ewigen Verweiſung geſtrafft.
§. 22. Wann nun einer den andern mit bloſſem Degen verfolget/
dieſer aber ſich in ſein Hauß begeben und die Thuͤre verriegelt/ welche
jener auffzubrechen ſtrebet/ und dieſer ihn mit einer Buͤchſen erſchieſſet/
da er noch nicht wieder in Lebens-Noth war/ ein ſolcher verdient or-
dentlichen Todtſchlags Straffe; Wer aber eine rechte Nothwehr zu
ſeines oder andern Gutes/ Leibes und Lebens Rettung thut/ und den
Benoͤthiger entleibet/ iſt darum niemand nichts ſchuldig; Sonſt aber
muß einer/ nach Landes Gewohnheit/ Suͤhn- und Wehrgeld ausgeben/
und alſo mag ein jeder ſein Leib und Leben ohne alle Strafe durch recht-
maͤßige Gegenwehr retten/ bedarff auch nicht zu warten/ biß er vor-
hero geſchlagen/ ſo fern er nur mit toͤdtlichem Wehr und Waffen uͤber-
fallen/ als Degen/ Buͤchſe/ Spieß/ Meſſer/ Stein oder groſſer Pruͤ-
gel/ und ſchadet nichts/ ob Gegentheil uͤbermaͤßig truncken oder unſin-
nig/ alſo ohne Argliſt geweſen/ ſintemahlen nichts deſtoweniger Lebens-
gefahr bey dem andern vorhanden hat ſeyn koͤnnen.
Nothwehr
was nicht iſt.
P. H. O. Art. 139. 140. L. 2. & 3. C. ad L. Corn. de Sicar. L. 45. §. 4. ff. ad L. aquil.
L. 5. 7. & 11. in princ. ff. Eod. L. 41. & 233. §. 2. ff. de V. S. L. 54. §. 2. ff. de
furt. L. 9. & 11. §. 1. ff. de vi publ.
§. 23. Nothwehr Maſſe beſtehet darinn/ daß der Uberfall oder
Beſchaͤdigung alſo beſchaffen/ daß daraus Lebensgefahr entſtehen
kan/ welche der Angefallene nicht anders abwenden mag/ als durch
des Uberfallenden Ertoͤdtung/ alsdann muß Gegenwehr dennoch nicht
ſtaͤrcker ſeyn als Feindes Anfall; nemlich Gewalt/ ſo ohne Gewehr be-
ſchehen/ mag nicht durch Waffen vertrieben werden/ darum ein Uber-
fall von leichter Gefahr kan auff alle Weiſe/ jedoch Gegentheils Le-
ben zu ſchonen/ abgewehret ſeyn/ weilen der Feind insgemein mit
Vorſatz wohlgeruͤſtet ankoͤmmt/ der andere aber unbereitet und un-
geſchickt durch unvermuthlichen Schrecken entſetzt/ mit Zorn und
Grimm entzuͤndet/ hat kaum ſeinen vollen Verſtand/ daß er wiſſen
koͤnne/ was ihm zu thun gebuͤhret/ als kan ihm viel weniger recht-
liche Maſſe fuͤrgeſchrieben ſeyn/ es waͤre denn kein ander als toͤdtli-
ches Gewehr dem Angefallenen zur Hand/ damit er ſich gegen einen
Staͤrckern wehren koͤnne; ſonſt aber gehoͤret auff eine Maulſchelle
nicht alſo fort ein Dolch/ jedoch kan niemand die Schlaͤge alſo maͤßi-
gen/
Nothwehr
Maſſe worinn
beſteht.
Auff Maul-
ſchellen gehoͤ-
ret kein Dolch.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |