Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie die Gradus der Verwandschafften zu zehlen.
erachtet/ obgleich die Güter nicht von ihrer/ sondern der andern aus-
geschlossenen Linie herrühren.

§. 3. Wann ein Sohn oder Tochter ohne Leibes Erben verstix-Wie Eltern
ihren Kindern
mit und neben
deren Geschwi-
stern oder Ge-
schwister Kin-
dern succedi-
ren.

bet/ und neben seinen Eltern oder Obereltern auch eheleibliche Ge-
schwister von voller Geburt nachläst/ so succediren des Verstorbe-
nen Geschwister von voller Geburt zugleich mit Vater und Mutter/
so sie beyde noch leben/ oder ihrer einem allein/ so das andere verstor-
ben/ nach Personen Anzahl in Capita, und erben Vater und Mutter
ein jedes Geschwister/ unerachtet/ daß dißfalls die Geschwister eines
Grads weiter sind.

§. 4. Als auch derselben Geschwister von voller Geburt eines oder
alle zuvor verstorben/ und nach sich Kinder verlassen hätten/ so erben
dieselben Kinder abermahls/ unerachtet daß sie im dritten Grad sind/
mit des Verstorbenen Vater und Mutter zugleich/ doch nicht in Capita
sondern in Stirpes, nemlich so viel als ihre verstorbene Vater oder Mut-
ter/ da der oder die noch im Leben gewesen/ geerbet hätte/ doch soll sich
diese Gerechtigkeit allein auff der abgestorbenen Geschwister Kinder/
und weiter nicht auff ihre Kinds Kinder/ und also ad nepotes erstrecken.

§. 5. Ebenmäßig wird es auch gehalten/ so der Verstorbene we-
der Vater noch Mutter/ sondern allein Obereltern als GroßvaterGroß- und Uhr-
Altvat- oder
Mutter Erb-
recht mit Ge-
schwister und
deren Kinder.

und Großmutter/ oder in Mangel deren Uhraltvater und Mutter nach
sich verlassen/ denn dieselben Obereltern/ was deren im nähern und
gleichen Grad sind/ succediren gleichfalls mit des Verstorbenen Ge-
schwistern von voller Geburt in Capita, und wird dißfalls nicht in
Acht genommen/ ob schon beydes Großvater und Mutter von väterli-
cher Linie zugleich/ und von Mutter Seiten allein Großvater oder
Großmutter vorhanden/ & e converso; denn weilen sie mit des Ver-
storbenen Geschwistern von voller Geburt concurriren/ so succediren
sie alle zugleich in Capita; sonst aber/ da kein Geschwister oder Geschwi-
ster Kinder vorhanden/ erben die Obereltern nach Stämmen/ nem-
lich jede Linie die Helffte/ wie nechst vorhin gemeldet.

§. 6. Was nun dieselben Geschwister von voller Geburt oder de-
rer Abgestorbenen Kinder solcher Gestalt mit ihren Eltern oder Ober-Leibzucht wor-
inn ungültig.

Eltern erben/ an denselben Portionen sollen sich die Eltern keiner Leib-
zucht anmassen/ sondern sich mit ihrem selbst ererbten Antheil begnügen
lassen.

§. 7. Was auch die Eltern oder Obereltern deßfalls von ihrem
Kinde mit und neben des Verstorbenen rechten Geschwistern von voller

Geburt

Wie die Gradus der Verwandſchafften zu zehlen.
erachtet/ obgleich die Guͤter nicht von ihrer/ ſondern der andern aus-
geſchloſſenen Linie herruͤhren.

§. 3. Wann ein Sohn oder Tochter ohne Leibes Erben verſtix-Wie Eltern
ihren Kindern
mit und neben
deren Geſchwi-
ſtern oder Ge-
ſchwiſter Kin-
dern ſuccedi-
ren.

bet/ und neben ſeinen Eltern oder Obereltern auch eheleibliche Ge-
ſchwiſter von voller Geburt nachlaͤſt/ ſo ſuccediren des Verſtorbe-
nen Geſchwiſter von voller Geburt zugleich mit Vater und Mutter/
ſo ſie beyde noch leben/ oder ihrer einem allein/ ſo das andere verſtor-
ben/ nach Perſonen Anzahl in Capita, und erben Vater und Mutter
ein jedes Geſchwiſter/ unerachtet/ daß dißfalls die Geſchwiſter eines
Grads weiter ſind.

§. 4. Als auch derſelben Geſchwiſter von voller Geburt eines oder
alle zuvor verſtorben/ und nach ſich Kinder verlaſſen haͤtten/ ſo erben
dieſelben Kinder abermahls/ unerachtet daß ſie im dritten Grad ſind/
mit des Verſtorbenen Vater und Mutter zugleich/ doch nicht in Capita
ſondern in Stirpes, nemlich ſo viel als ihre verſtorbene Vater oder Mut-
ter/ da der oder die noch im Leben geweſen/ geerbet haͤtte/ doch ſoll ſich
dieſe Gerechtigkeit allein auff der abgeſtorbenen Geſchwiſter Kinder/
und weiter nicht auff ihre Kinds Kinder/ und alſo ad nepotes erſtrecken.

§. 5. Ebenmaͤßig wird es auch gehalten/ ſo der Verſtorbene we-
der Vater noch Mutter/ ſondern allein Obereltern als GroßvaterGꝛoß- und Uhr-
Altvat- oder
Mutter Erb-
recht mit Ge-
ſchwiſter und
deren Kinder.

und Großmutter/ oder in Mangel deren Uhraltvater und Mutter nach
ſich verlaſſen/ denn dieſelben Obereltern/ was deren im naͤhern und
gleichen Grad ſind/ ſuccediren gleichfalls mit des Verſtorbenen Ge-
ſchwiſtern von voller Geburt in Capita, und wird dißfalls nicht in
Acht genommen/ ob ſchon beydes Großvater und Mutter von vaͤterli-
cher Linie zugleich/ und von Mutter Seiten allein Großvater oder
Großmutter vorhanden/ & è converſo; denn weilen ſie mit des Ver-
ſtorbenen Geſchwiſtern von voller Geburt concurriren/ ſo ſuccediren
ſie alle zugleich in Capita; ſonſt aber/ da kein Geſchwiſter oder Geſchwi-
ſter Kinder vorhanden/ erben die Obereltern nach Staͤmmen/ nem-
lich jede Linie die Helffte/ wie nechſt vorhin gemeldet.

§. 6. Was nun dieſelben Geſchwiſter von voller Geburt oder de-
rer Abgeſtorbenen Kinder ſolcher Geſtalt mit ihren Eltern oder Ober-Leibzucht wor-
inn unguͤltig.

Eltern erben/ an denſelben Portionen ſollen ſich die Eltern keiner Leib-
zucht anmaſſen/ ſondern ſich mit ihrem ſelbſt ererbten Antheil begnuͤgen
laſſen.

§. 7. Was auch die Eltern oder Obereltern deßfalls von ihrem
Kinde mit und neben des Verſtorbenen rechten Geſchwiſtern von voller

Geburt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0486" n="479"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wie die <hi rendition="#aq">Gradus</hi> der Verwand&#x017F;chafften zu zehlen.</hi></fw><lb/>
erachtet/ obgleich die Gu&#x0364;ter nicht von ihrer/ &#x017F;ondern der andern aus-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Linie herru&#x0364;hren.</p><lb/>
          <p>§. 3. Wann ein Sohn oder Tochter ohne Leibes Erben ver&#x017F;tix-<note place="right">Wie Eltern<lb/>
ihren Kindern<lb/>
mit und neben<lb/>
deren Ge&#x017F;chwi-<lb/>
&#x017F;tern oder Ge-<lb/>
&#x017F;chwi&#x017F;ter Kin-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedi-</hi><lb/>
ren.</note><lb/>
bet/ und neben &#x017F;einen Eltern oder Obereltern auch eheleibliche Ge-<lb/>
&#x017F;chwi&#x017F;ter von voller Geburt nachla&#x0364;&#x017F;t/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedir</hi>en des Ver&#x017F;torbe-<lb/>
nen Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter von voller Geburt zugleich mit Vater und Mutter/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ie beyde noch leben/ oder ihrer einem allein/ &#x017F;o das andere ver&#x017F;tor-<lb/>
ben/ nach Per&#x017F;onen Anzahl in <hi rendition="#aq">Capita,</hi> und erben Vater und Mutter<lb/>
ein jedes Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter/ unerachtet/ daß dißfalls die Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter eines<lb/>
Grads weiter &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>§. 4. Als auch der&#x017F;elben Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter von voller Geburt eines oder<lb/>
alle zuvor ver&#x017F;torben/ und nach &#x017F;ich Kinder verla&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten/ &#x017F;o erben<lb/>
die&#x017F;elben Kinder abermahls/ unerachtet daß &#x017F;ie im dritten Grad &#x017F;ind/<lb/>
mit des Ver&#x017F;torbenen Vater und Mutter zugleich/ doch nicht in <hi rendition="#aq">Capita</hi><lb/>
&#x017F;ondern in <hi rendition="#aq">Stirpes,</hi> nemlich &#x017F;o viel als ihre ver&#x017F;torbene Vater oder Mut-<lb/>
ter/ da der oder die noch im Leben gewe&#x017F;en/ geerbet ha&#x0364;tte/ doch &#x017F;oll &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;e Gerechtigkeit allein auff der abge&#x017F;torbenen Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter Kinder/<lb/>
und weiter nicht auff ihre Kinds Kinder/ und al&#x017F;o <hi rendition="#aq">ad nepotes</hi> er&#x017F;trecken.</p><lb/>
          <p>§. 5. Ebenma&#x0364;ßig wird es auch gehalten/ &#x017F;o der Ver&#x017F;torbene we-<lb/>
der Vater noch Mutter/ &#x017F;ondern allein Obereltern als Großvater<note place="right">G&#xA75B;oß- und Uhr-<lb/>
Altvat- oder<lb/>
Mutter Erb-<lb/>
recht mit Ge-<lb/>
&#x017F;chwi&#x017F;ter und<lb/>
deren Kinder.</note><lb/>
und Großmutter/ oder in Mangel deren Uhraltvater und Mutter nach<lb/>
&#x017F;ich verla&#x017F;&#x017F;en/ denn die&#x017F;elben Obereltern/ was deren im na&#x0364;hern und<lb/>
gleichen Grad &#x017F;ind/ <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedir</hi>en gleichfalls mit des Ver&#x017F;torbenen Ge-<lb/>
&#x017F;chwi&#x017F;tern von voller Geburt <hi rendition="#aq">in Capita,</hi> und wird dißfalls nicht in<lb/>
Acht genommen/ ob &#x017F;chon beydes Großvater und Mutter von va&#x0364;terli-<lb/>
cher Linie zugleich/ und von Mutter Seiten allein Großvater oder<lb/>
Großmutter vorhanden/ <hi rendition="#aq">&amp; è conver&#x017F;o;</hi> denn weilen &#x017F;ie mit des Ver-<lb/>
&#x017F;torbenen Ge&#x017F;chwi&#x017F;tern von voller Geburt <hi rendition="#aq">concurrir</hi>en/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedir</hi>en<lb/>
&#x017F;ie alle zugleich <hi rendition="#aq">in Capita;</hi> &#x017F;on&#x017F;t aber/ da kein Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter oder Ge&#x017F;chwi-<lb/>
&#x017F;ter Kinder vorhanden/ erben die Obereltern nach Sta&#x0364;mmen/ nem-<lb/>
lich jede Linie die Helffte/ wie nech&#x017F;t vorhin gemeldet.</p><lb/>
          <p>§. 6. Was nun die&#x017F;elben Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter von voller Geburt oder de-<lb/>
rer Abge&#x017F;torbenen Kinder &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt mit ihren Eltern oder Ober-<note place="right">Leibzucht wor-<lb/>
inn ungu&#x0364;ltig.</note><lb/>
Eltern erben/ an den&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Portion</hi>en &#x017F;ollen &#x017F;ich die Eltern keiner Leib-<lb/>
zucht anma&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern &#x017F;ich mit ihrem &#x017F;elb&#x017F;t ererbten Antheil begnu&#x0364;gen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>§. 7. Was auch die Eltern oder Obereltern deßfalls von ihrem<lb/>
Kinde mit und neben des Ver&#x017F;torbenen rechten Ge&#x017F;chwi&#x017F;tern von voller<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Geburt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[479/0486] Wie die Gradus der Verwandſchafften zu zehlen. erachtet/ obgleich die Guͤter nicht von ihrer/ ſondern der andern aus- geſchloſſenen Linie herruͤhren. §. 3. Wann ein Sohn oder Tochter ohne Leibes Erben verſtix- bet/ und neben ſeinen Eltern oder Obereltern auch eheleibliche Ge- ſchwiſter von voller Geburt nachlaͤſt/ ſo ſuccediren des Verſtorbe- nen Geſchwiſter von voller Geburt zugleich mit Vater und Mutter/ ſo ſie beyde noch leben/ oder ihrer einem allein/ ſo das andere verſtor- ben/ nach Perſonen Anzahl in Capita, und erben Vater und Mutter ein jedes Geſchwiſter/ unerachtet/ daß dißfalls die Geſchwiſter eines Grads weiter ſind. Wie Eltern ihren Kindern mit und neben deren Geſchwi- ſtern oder Ge- ſchwiſter Kin- dern ſuccedi- ren. §. 4. Als auch derſelben Geſchwiſter von voller Geburt eines oder alle zuvor verſtorben/ und nach ſich Kinder verlaſſen haͤtten/ ſo erben dieſelben Kinder abermahls/ unerachtet daß ſie im dritten Grad ſind/ mit des Verſtorbenen Vater und Mutter zugleich/ doch nicht in Capita ſondern in Stirpes, nemlich ſo viel als ihre verſtorbene Vater oder Mut- ter/ da der oder die noch im Leben geweſen/ geerbet haͤtte/ doch ſoll ſich dieſe Gerechtigkeit allein auff der abgeſtorbenen Geſchwiſter Kinder/ und weiter nicht auff ihre Kinds Kinder/ und alſo ad nepotes erſtrecken. §. 5. Ebenmaͤßig wird es auch gehalten/ ſo der Verſtorbene we- der Vater noch Mutter/ ſondern allein Obereltern als Großvater und Großmutter/ oder in Mangel deren Uhraltvater und Mutter nach ſich verlaſſen/ denn dieſelben Obereltern/ was deren im naͤhern und gleichen Grad ſind/ ſuccediren gleichfalls mit des Verſtorbenen Ge- ſchwiſtern von voller Geburt in Capita, und wird dißfalls nicht in Acht genommen/ ob ſchon beydes Großvater und Mutter von vaͤterli- cher Linie zugleich/ und von Mutter Seiten allein Großvater oder Großmutter vorhanden/ & è converſo; denn weilen ſie mit des Ver- ſtorbenen Geſchwiſtern von voller Geburt concurriren/ ſo ſuccediren ſie alle zugleich in Capita; ſonſt aber/ da kein Geſchwiſter oder Geſchwi- ſter Kinder vorhanden/ erben die Obereltern nach Staͤmmen/ nem- lich jede Linie die Helffte/ wie nechſt vorhin gemeldet. Gꝛoß- und Uhr- Altvat- oder Mutter Erb- recht mit Ge- ſchwiſter und deren Kinder. §. 6. Was nun dieſelben Geſchwiſter von voller Geburt oder de- rer Abgeſtorbenen Kinder ſolcher Geſtalt mit ihren Eltern oder Ober- Eltern erben/ an denſelben Portionen ſollen ſich die Eltern keiner Leib- zucht anmaſſen/ ſondern ſich mit ihrem ſelbſt ererbten Antheil begnuͤgen laſſen. Leibzucht wor- inn unguͤltig. §. 7. Was auch die Eltern oder Obereltern deßfalls von ihrem Kinde mit und neben des Verſtorbenen rechten Geſchwiſtern von voller Geburt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/486
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/486>, abgerufen am 26.11.2024.