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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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IV. Buch/ Cap. XXI.
auff solchen Fall soll sie ihr zugebrachte Heyraths-Gut frey und un-
beschwert hinzunehmen/ und sonst mit einigen gemeinen Schulden
weiter nichts zu thun haben; jedoch daß sie hierunter mit heimlicher
Unterschlagung und Beybringung dieses oder jenes keinen Betrug
oder List den Gläubigern zu Nachtheil gebrauche/ auch solches auff
deren Gläubiger Begehren bey leiblichem Eyde vor Gericht er-
halte.

§. 6. Daß hieroben verordnet ist/ was ein Ehegemahl nach des
Eheleute auch
Braut und
Bräutigams
unterschieden
Recht.
andern Absterben/ beydes Eigenthum- und Leibzucht weise zu gewar-
ten/ solches soll nicht von Braut und Bräutigam/ so einander die Ehe
versprochen/ und ihrer eins vor gehaltenem Kirchgang verstirbet/ son-
dern allein von denenen Eheleuten verstanden werden/ die ihren
Christlichen Kirchgang gehalten/ und einander mit Leistung schuldi-
ger Liebe und Treue biß in ihr Absterben ehelich beygewohnet haben.

§. 7. Ob auch derselben Eheleute eines das andere/ im Fall da
Eheleute Ver-
mächtniß Frey-
heit.
keine Kinder vorhanden/ mit einem mehrern/ denn oben vermeldet/ vom
Seinigen freundlich bedencken wolte/ so soll ihm dasselbe unbenom-
men seyn/ sondern/ durch Testament und andern letzten Willen auch
auffrichtige Eheberedungen zu verordnen/ frey und bevorstehen.

§. 8. So aber derselben Eheleute eines um begangenen kundba-
Repudii und
boßhafften de-
sertion
Straf-
Recht.
ren Ehebruchs willen vom andern repudiiret und nicht wieder ver-
sühnet würde/ oder auch sonst aus muthwilligen und ohne redliche
Ursachen abtrete/ sein Ehegemahl bößlich deserirte/ und biß zu dessen
Absterben in solcher Desertion verharrete/ so soll das schuldige Theil
nicht allein desjenigen/ so ihm sonst vermöge der Ehestifftung oder
Krafft dieser Lands-Ordnung/ aus des Verstorbenen Gütern beydes
Eigenthums und Leibzucht Weise gebühret hätte/ gäntzlich beraubet
seyn/ sondern auch sein selbst zubrachtes Heyraths-Gut oder Gegengeld
verwürcket/ und nicht wieder zu fordern Macht haben/ es hätte denn
das erst abgestorbene Ehegemahl bey seinem Leben dem Letztlebenden
und Verbrechenden verziehen/ oder ihm nach geschehener Verbrechung
im Testament oder letzten Willen etwas vermacht.

Ehegemahls
Enterbungs
Ursachen Ge-
rechtigkeit.

§. 9. Also auch/ da ein Ehegemahl gegen dem andern eine solche
Ursach begienge/ die vermöge dieser Ordnung zwischen Eltern und
Kindern zur Enterbung genungsam wäre/ so soll dem Unschuldigen frey
stehen/ in seinem Testament oder letzten Willen dem Schuldigen alles
dasjenige/ so es sonst Krafft dieser Ordnung zum Eigenthum oder
Leibzucht Weise zu gewarten gehabt/ zu benehmen/ jedoch daß sol-

chr

IV. Buch/ Cap. XXI.
auff ſolchen Fall ſoll ſie ihr zugebrachte Heyraths-Gut frey und un-
beſchwert hinzunehmen/ und ſonſt mit einigen gemeinen Schulden
weiter nichts zu thun haben; jedoch daß ſie hierunter mit heimlicher
Unterſchlagung und Beybringung dieſes oder jenes keinen Betrug
oder Liſt den Glaͤubigern zu Nachtheil gebrauche/ auch ſolches auff
deren Glaͤubiger Begehren bey leiblichem Eyde vor Gericht er-
halte.

§. 6. Daß hieroben verordnet iſt/ was ein Ehegemahl nach des
Eheleute auch
Braut und
Braͤutigams
unterſchieden
Recht.
andern Abſterben/ beydes Eigenthum- und Leibzucht weiſe zu gewar-
ten/ ſolches ſoll nicht von Braut und Braͤutigam/ ſo einander die Ehe
verſprochen/ und ihrer eins vor gehaltenem Kirchgang verſtirbet/ ſon-
dern allein von denenen Eheleuten verſtanden werden/ die ihren
Chriſtlichen Kirchgang gehalten/ und einander mit Leiſtung ſchuldi-
ger Liebe und Treue biß in ihr Abſterben ehelich beygewohnet haben.

§. 7. Ob auch derſelben Eheleute eines das andere/ im Fall da
Eheleute Ver-
maͤchtniß Fꝛey-
heit.
keine Kinder vorhanden/ mit einem mehrern/ denn oben vermeldet/ vom
Seinigen freundlich bedencken wolte/ ſo ſoll ihm daſſelbe unbenom-
men ſeyn/ ſondern/ durch Teſtament und andern letzten Willen auch
auffrichtige Eheberedungen zu verordnen/ frey und bevorſtehen.

§. 8. So aber derſelben Eheleute eines um begangenen kundba-
Repudii und
boßhafften de-
ſertion
Straf-
Recht.
ren Ehebruchs willen vom andern repudiiret und nicht wieder ver-
ſuͤhnet wuͤrde/ oder auch ſonſt aus muthwilligen und ohne redliche
Urſachen abtrete/ ſein Ehegemahl boͤßlich deſerirte/ und biß zu deſſen
Abſterben in ſolcher Deſertion verharrete/ ſo ſoll das ſchuldige Theil
nicht allein desjenigen/ ſo ihm ſonſt vermoͤge der Eheſtifftung oder
Krafft dieſer Lands-Ordnung/ aus des Verſtorbenen Guͤtern beydes
Eigenthums und Leibzucht Weiſe gebuͤhret haͤtte/ gaͤntzlich beraubet
ſeyn/ ſondern auch ſein ſelbſt zubrachtes Heyraths-Gut oder Gegengeld
verwuͤrcket/ und nicht wieder zu fordern Macht haben/ es haͤtte denn
das erſt abgeſtorbene Ehegemahl bey ſeinem Leben dem Letztlebenden
und Verbrechenden verziehen/ oder ihm nach geſchehener Verbrechung
im Teſtament oder letzten Willen etwas vermacht.

Ehegemahls
Enterbungs
Urſachen Ge-
rechtigkeit.

§. 9. Alſo auch/ da ein Ehegemahl gegen dem andern eine ſolche
Urſach begienge/ die vermoͤge dieſer Ordnung zwiſchen Eltern und
Kindern zur Enterbung genungſam waͤre/ ſo ſoll dem Unſchuldigen frey
ſtehen/ in ſeinem Teſtament oder letzten Willen dem Schuldigen alles
dasjenige/ ſo es ſonſt Krafft dieſer Ordnung zum Eigenthum oder
Leibzucht Weiſe zu gewarten gehabt/ zu benehmen/ jedoch daß ſol-

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[474/0481] IV. Buch/ Cap. XXI. auff ſolchen Fall ſoll ſie ihr zugebrachte Heyraths-Gut frey und un- beſchwert hinzunehmen/ und ſonſt mit einigen gemeinen Schulden weiter nichts zu thun haben; jedoch daß ſie hierunter mit heimlicher Unterſchlagung und Beybringung dieſes oder jenes keinen Betrug oder Liſt den Glaͤubigern zu Nachtheil gebrauche/ auch ſolches auff deren Glaͤubiger Begehren bey leiblichem Eyde vor Gericht er- halte. §. 6. Daß hieroben verordnet iſt/ was ein Ehegemahl nach des andern Abſterben/ beydes Eigenthum- und Leibzucht weiſe zu gewar- ten/ ſolches ſoll nicht von Braut und Braͤutigam/ ſo einander die Ehe verſprochen/ und ihrer eins vor gehaltenem Kirchgang verſtirbet/ ſon- dern allein von denenen Eheleuten verſtanden werden/ die ihren Chriſtlichen Kirchgang gehalten/ und einander mit Leiſtung ſchuldi- ger Liebe und Treue biß in ihr Abſterben ehelich beygewohnet haben. Eheleute auch Braut und Braͤutigams unterſchieden Recht. §. 7. Ob auch derſelben Eheleute eines das andere/ im Fall da keine Kinder vorhanden/ mit einem mehrern/ denn oben vermeldet/ vom Seinigen freundlich bedencken wolte/ ſo ſoll ihm daſſelbe unbenom- men ſeyn/ ſondern/ durch Teſtament und andern letzten Willen auch auffrichtige Eheberedungen zu verordnen/ frey und bevorſtehen. Eheleute Ver- maͤchtniß Fꝛey- heit. §. 8. So aber derſelben Eheleute eines um begangenen kundba- ren Ehebruchs willen vom andern repudiiret und nicht wieder ver- ſuͤhnet wuͤrde/ oder auch ſonſt aus muthwilligen und ohne redliche Urſachen abtrete/ ſein Ehegemahl boͤßlich deſerirte/ und biß zu deſſen Abſterben in ſolcher Deſertion verharrete/ ſo ſoll das ſchuldige Theil nicht allein desjenigen/ ſo ihm ſonſt vermoͤge der Eheſtifftung oder Krafft dieſer Lands-Ordnung/ aus des Verſtorbenen Guͤtern beydes Eigenthums und Leibzucht Weiſe gebuͤhret haͤtte/ gaͤntzlich beraubet ſeyn/ ſondern auch ſein ſelbſt zubrachtes Heyraths-Gut oder Gegengeld verwuͤrcket/ und nicht wieder zu fordern Macht haben/ es haͤtte denn das erſt abgeſtorbene Ehegemahl bey ſeinem Leben dem Letztlebenden und Verbrechenden verziehen/ oder ihm nach geſchehener Verbrechung im Teſtament oder letzten Willen etwas vermacht. Repudii und boßhafften de- ſertion Straf- Recht. §. 9. Alſo auch/ da ein Ehegemahl gegen dem andern eine ſolche Urſach begienge/ die vermoͤge dieſer Ordnung zwiſchen Eltern und Kindern zur Enterbung genungſam waͤre/ ſo ſoll dem Unſchuldigen frey ſtehen/ in ſeinem Teſtament oder letzten Willen dem Schuldigen alles dasjenige/ ſo es ſonſt Krafft dieſer Ordnung zum Eigenthum oder Leibzucht Weiſe zu gewarten gehabt/ zu benehmen/ jedoch daß ſol- chr

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/481>, abgerufen am 22.11.2024.