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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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IV. Buch/ Cap. VII.

§. 6. Würde nun der Appellant diesem nicht also nachkommen/
Appellanten
Nachläßigkeit
und Versäum-
niß Straffe.
sondern die zum appelliren u. förders zu Insinuirung der Appellation oder
auch Producirung seiner Appellation Klage bestimte Frist aus Muth-
willen oder Fahrläßigkeit verfliessen lassen/ so soll der Appellant Macht
haben/ sich darwieder der Exception Desertionis zu behelffen/ darauff
auch die Sache für desert erkant und gesprochen werden soll; Es
wären dann solche erhebliche Ursachen vorhanden/ die den Appellan-
t
en billig seiner Person halben oder sonst im Rechten releviren und
entschuldigen möchten.

§. 7. Damit auch der Unterrichter wisse/ was er sich der Exe-
Execution
Auffhalt oder
Verlauffs
Recht.
cution halben/ entweder vor sich selbst oder auff des gewinnenden
Theils Ansuchung zu verhalten/ so setzen/ ordnen und wollen wir/ daß
ein jeder Appellant, so fern er nicht alsbald vor Gericht sondern her-
nacher für Notarien und Zeugen oder sonst vorgeschriebener massen
appellirt hat/ von derselben seiner gethanen Appellation, oder so die
Haupt-Sache unter 20. fl. werth/ von seinem vorhabenden Suppli-
cir
en dem Unterrichter oder seines Abwesens dem Gerichts-
Schreiber/ der es auch ins Protocoll oder Gerichts-Buch verzeichnen
soll/ schrifft- oder mündliche Anzeige innerhalb zehen Tagen nach
eröffnetem Urtheil gewißlich thun/ deßgleichen binnen Monats
Frist darnach/ so die Sache unter 20. fl. werth/ oder sechs Wochen
und dreyen Tagen so ferne sie über 20. fl. werth/ vom Oberrich-
ter/ daß er die Sache daselbst durch Supplication oder Appellation
anhängig gemacht habe/ Inhibitiones oder zum wenigsten einen
glaubhafften Schein gedachtem Unterrichter vorbringen/ darauff
derselbe inzwischen mit der Execution inhalten/ und so lange still stehen
soll/ biß ihm deßwegen vom Oberrichter Befehl zukömmt.

§. 8. Wofern aber der verlustigte Theil von solchen seinem vor-
Urtheils Exe-
cution
Fort-
gang.
habenden Suppliciren oder Appellirenden Unterrichter binnen zehn Tagen
nach eröffnetem Urtheil nicht vergewissern oder auch innerhalb Mo-
nats Frist oder sechs Wochen und dreyen Tagen darnach/ so die
Sache über 20. fl. wehrt ist/ keine Inhibition noch andern beglaub-
ten Schein vom Oberrichter/ daß die Sache daselbst anhängig ge-
macht wäre/ vorlegen würde/ so soll der Unterrichter vor sich selbst/
oder auff anruffen des gewinnenden Theils/ des Untergerichts Ur-
theil und Erkäntniß/ demnechst und ohn alles weiter hinter sich sehen
würcklich zu exequiren schuldig seyn/ und mit solcher Execution län-

ger
IV. Buch/ Cap. VII.

§. 6. Wuͤrde nun der Appellant dieſem nicht alſo nachkommen/
Appellanten
Nachlaͤßigkeit
und Verſaͤum-
niß Straffe.
ſondern die zum appelliren u. foͤrders zu Inſinuirung der Appellation oder
auch Producirung ſeiner Appellation Klage beſtimte Friſt aus Muth-
willen oder Fahrlaͤßigkeit verflieſſen laſſen/ ſo ſoll der Appellant Macht
haben/ ſich darwieder der Exception Deſertionis zu behelffen/ darauff
auch die Sache fuͤr deſert erkant und geſprochen werden ſoll; Es
waͤren dann ſolche erhebliche Urſachen vorhanden/ die den Appellan-
t
en billig ſeiner Perſon halben oder ſonſt im Rechten releviren und
entſchuldigen moͤchten.

§. 7. Damit auch der Unterrichter wiſſe/ was er ſich der Exe-
Execution
Auffhalt oder
Verlauffs
Recht.
cution halben/ entweder vor ſich ſelbſt oder auff des gewinnenden
Theils Anſuchung zu verhalten/ ſo ſetzen/ ordnen und wollen wir/ daß
ein jeder Appellant, ſo fern er nicht alsbald vor Gericht ſondern her-
nacher fuͤr Notarien und Zeugen oder ſonſt vorgeſchriebener maſſen
appellirt hat/ von derſelben ſeiner gethanen Appellation, oder ſo die
Haupt-Sache unter 20. fl. werth/ von ſeinem vorhabenden Suppli-
cir
en dem Unterrichter oder ſeines Abweſens dem Gerichts-
Schreiber/ der es auch ins Protocoll oder Gerichts-Buch verzeichnen
ſoll/ ſchrifft- oder muͤndliche Anzeige innerhalb zehen Tagen nach
eroͤffnetem Urtheil gewißlich thun/ deßgleichen binnen Monats
Friſt darnach/ ſo die Sache unter 20. fl. werth/ oder ſechs Wochen
und dreyen Tagen ſo ferne ſie uͤber 20. fl. werth/ vom Oberrich-
ter/ daß er die Sache daſelbſt durch Supplication oder Appellation
anhaͤngig gemacht habe/ Inhibitiones oder zum wenigſten einen
glaubhafften Schein gedachtem Unterrichter vorbringen/ darauff
derſelbe inzwiſchen mit der Execution inhalten/ und ſo lange ſtill ſtehen
ſoll/ biß ihm deßwegen vom Oberrichter Befehl zukoͤmmt.

§. 8. Wofern aber der verluſtigte Theil von ſolchen ſeinem vor-
Urtheils Exe-
cution
Fort-
gang.
habenden Suppliciren oder Appellirẽden Unterrichter binnen zehn Tagen
nach eroͤffnetem Urtheil nicht vergewiſſern oder auch innerhalb Mo-
nats Friſt oder ſechs Wochen und dreyen Tagen darnach/ ſo die
Sache uͤber 20. fl. wehrt iſt/ keine Inhibition noch andern beglaub-
ten Schein vom Oberrichter/ daß die Sache daſelbſt anhaͤngig ge-
macht waͤre/ vorlegen wuͤrde/ ſo ſoll der Unterrichter vor ſich ſelbſt/
oder auff anruffen des gewinnenden Theils/ des Untergerichts Ur-
theil und Erkaͤntniß/ demnechſt und ohn alles weiter hinter ſich ſehen
wuͤrcklich zu exequiren ſchuldig ſeyn/ und mit ſolcher Execution laͤn-

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[406/0413] IV. Buch/ Cap. VII. §. 6. Wuͤrde nun der Appellant dieſem nicht alſo nachkommen/ ſondern die zum appelliren u. foͤrders zu Inſinuirung der Appellation oder auch Producirung ſeiner Appellation Klage beſtimte Friſt aus Muth- willen oder Fahrlaͤßigkeit verflieſſen laſſen/ ſo ſoll der Appellant Macht haben/ ſich darwieder der Exception Deſertionis zu behelffen/ darauff auch die Sache fuͤr deſert erkant und geſprochen werden ſoll; Es waͤren dann ſolche erhebliche Urſachen vorhanden/ die den Appellan- ten billig ſeiner Perſon halben oder ſonſt im Rechten releviren und entſchuldigen moͤchten. Appellanten Nachlaͤßigkeit und Verſaͤum- niß Straffe. §. 7. Damit auch der Unterrichter wiſſe/ was er ſich der Exe- cution halben/ entweder vor ſich ſelbſt oder auff des gewinnenden Theils Anſuchung zu verhalten/ ſo ſetzen/ ordnen und wollen wir/ daß ein jeder Appellant, ſo fern er nicht alsbald vor Gericht ſondern her- nacher fuͤr Notarien und Zeugen oder ſonſt vorgeſchriebener maſſen appellirt hat/ von derſelben ſeiner gethanen Appellation, oder ſo die Haupt-Sache unter 20. fl. werth/ von ſeinem vorhabenden Suppli- ciren dem Unterrichter oder ſeines Abweſens dem Gerichts- Schreiber/ der es auch ins Protocoll oder Gerichts-Buch verzeichnen ſoll/ ſchrifft- oder muͤndliche Anzeige innerhalb zehen Tagen nach eroͤffnetem Urtheil gewißlich thun/ deßgleichen binnen Monats Friſt darnach/ ſo die Sache unter 20. fl. werth/ oder ſechs Wochen und dreyen Tagen ſo ferne ſie uͤber 20. fl. werth/ vom Oberrich- ter/ daß er die Sache daſelbſt durch Supplication oder Appellation anhaͤngig gemacht habe/ Inhibitiones oder zum wenigſten einen glaubhafften Schein gedachtem Unterrichter vorbringen/ darauff derſelbe inzwiſchen mit der Execution inhalten/ und ſo lange ſtill ſtehen ſoll/ biß ihm deßwegen vom Oberrichter Befehl zukoͤmmt. Execution Auffhalt oder Verlauffs Recht. §. 8. Wofern aber der verluſtigte Theil von ſolchen ſeinem vor- habenden Suppliciren oder Appellirẽden Unterrichter binnen zehn Tagen nach eroͤffnetem Urtheil nicht vergewiſſern oder auch innerhalb Mo- nats Friſt oder ſechs Wochen und dreyen Tagen darnach/ ſo die Sache uͤber 20. fl. wehrt iſt/ keine Inhibition noch andern beglaub- ten Schein vom Oberrichter/ daß die Sache daſelbſt anhaͤngig ge- macht waͤre/ vorlegen wuͤrde/ ſo ſoll der Unterrichter vor ſich ſelbſt/ oder auff anruffen des gewinnenden Theils/ des Untergerichts Ur- theil und Erkaͤntniß/ demnechſt und ohn alles weiter hinter ſich ſehen wuͤrcklich zu exequiren ſchuldig ſeyn/ und mit ſolcher Execution laͤn- ger Urtheils Exe- cution Fort- gang.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/413>, abgerufen am 22.11.2024.