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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. IX.
Erbrechts Be-
trugs Erstat-
tung.

§. 13. Wann nicht über ungewissen Rechts-Streit/ sondern
zweiffelhafften Sterbfals Ausgang etwas verglichen/ kan darinn
keine Erstattung seyn/ weilen keine Verletzung vorhanden/ wofern
ein widriger Fall sich begeben/ jedoch ist billig und Rechtsmäßig zu
urtheilen/ so fern jemand im gewissen Erbrecht über die Helffte mehr
betrogen/ als er sonst hätte bekommen können/ daß Wiedereinsetzung
in vorigen Stand zu verleihen.

L. 11. C. de fideicommiss. L. si quis ff. de V. obl.

Ehrlose sind
Erbrechts un-
fähig.

§. 14. Wann ein Ehrloser zum Erben eingesetzt/ mag das Ver-
mächtniß von denen vorbey gegangnen Brüdern durch Klage umgestos-
sen/ und die Ehrlose Person verworffen werden; ja solche sind Testa-
ments unfähig/ weilen sie gäntzlich Treu- und Glaubloß zu achten/
auch eines Menschen Schande/ obschon eine zeitlang unterlassen/ dennoch
unsterblich/ wofern ihm nicht vom Landes-Herrn die Ehre wieder ge-
schenckt/ sintemahlen/ was sonst einmahl geschehen/ nicht wieder zu
ändern/ noch einem Richter/ den Verbrechen anklebenden Schand-
flecken ohne bey willkührlicher Straffe hinweg zu nehmen/ mög-
lich.

L. 15. cum. LL. seqq. de infam. jur. L. 27. in verb. levis macula, C de inoffic. testam.
gloss. in L. 1. C. de Summa Trin. L. ob crimen, de testibus L. 42. in pr. de rit.
nupt. L. fin. C. de general. abol. L. 1. 3. 4. & fin. C. de sent. pass. rest. L. in
bello, §. facta, de capt. & postlim. L. 15. ff. ad municipal. L. 63. ff. de furt.

§. 15. Wann jemand zum Erben in- und ein ander ihm nach-
Ungewissen
Erbfalls Ver-
mächtniß
Recht.
gesetzt/ Falls er ohne Kinder stürbe/ oder wofern derogestalt der Er-
be einem andern etwas zu geben gebeten würde/ so wäre derselbe schul-
dig/ nach dem Todes-Fall solchen letzten Willen auszurichten/ weilen
aber Kinder-Ziehlungs Fall zweiffelhafftig/ so mag das Beding dem
ersten Erben geschencket werden/ können sich also die andern derglei-
chen ungewissen Erbfalls und Vermächtniß Gerechtigkeit Ansprache
begeben.

Erbschafft wer
unwürdig.

§. 16. Was auch etwan unfähigen Personen zugeschrieben/ bleibt
denen Erben/ wann es aber betrüglich geschehen/ ist es der Obrigkeit
verfallen; also ist Erbtheils unwürdig/ wer den Verstorbenen getöd-
tet/ oder dessen Tod durch Schuld oder Nachläßigkeit verursachet/
oder seinen Mordthäter binnen vorgesetzten Zeit mit gebührender
Rache nicht rechtlich verfolget/ oder dessen Testament Falsch- und
Boßheit beschuldiget/ es sey denn/ daß er solch Unrecht beweisen
könne/ oder ihn schweren Verbrechens bezüchtiget/ oder die Erb-

schafft
III. Buch/ Cap. IX.
Erbrechts Be-
trugs Erſtat-
tung.

§. 13. Wann nicht uͤber ungewiſſen Rechts-Streit/ ſondern
zweiffelhafften Sterbfals Ausgang etwas verglichen/ kan darinn
keine Erſtattung ſeyn/ weilen keine Verletzung vorhanden/ wofern
ein widriger Fall ſich begeben/ jedoch iſt billig und Rechtsmaͤßig zu
urtheilen/ ſo fern jemand im gewiſſen Erbrecht uͤber die Helffte mehr
betrogen/ als er ſonſt haͤtte bekommen koͤnnen/ daß Wiedereinſetzung
in vorigen Stand zu verleihen.

L. 11. C. de fideicommiſſ. L. ſi quis ff. de V. obl.

Ehrloſe ſind
Erbrechts un-
faͤhig.

§. 14. Wann ein Ehrloſer zum Erben eingeſetzt/ mag das Ver-
maͤchtniß von denen vorbey gegangnen Bruͤdern durch Klage umgeſtoſ-
ſen/ und die Ehrloſe Perſon verworffen werden; ja ſolche ſind Teſta-
ments unfaͤhig/ weilen ſie gaͤntzlich Treu- und Glaubloß zu achten/
auch eines Menſchen Schande/ obſchon eine zeitlang unterlaſſen/ deñoch
unſterblich/ wofern ihm nicht vom Landes-Herrn die Ehre wieder ge-
ſchenckt/ ſintemahlen/ was ſonſt einmahl geſchehen/ nicht wieder zu
aͤndern/ noch einem Richter/ den Verbrechen anklebenden Schand-
flecken ohne bey willkuͤhrlicher Straffe hinweg zu nehmen/ moͤg-
lich.

L. 15. cum. LL. ſeqq. de infam. jur. L. 27. in verb. levis macula, C de inoffic. teſtam.
gloſſ. in L. 1. C. de Summa Trin. L. ob crimen, de teſtibus L. 42. in pr. de rit.
nupt. L. fin. C. de general. abol. L. 1. 3. 4. & fin. C. de ſent. paſſ. reſt. L. in
bello, §. facta, de capt. & poſtlim. L. 15. ff. ad municipal. L. 63. ff. de furt.

§. 15. Wann jemand zum Erben in- und ein ander ihm nach-
Ungewiſſen
Erbfalls Ver-
maͤchtniß
Recht.
geſetzt/ Falls er ohne Kinder ſtuͤrbe/ oder wofern derogeſtalt der Er-
be einem andern etwas zu geben gebeten wuͤrde/ ſo waͤre derſelbe ſchul-
dig/ nach dem Todes-Fall ſolchen letzten Willen auszurichten/ weilen
aber Kinder-Ziehlungs Fall zweiffelhafftig/ ſo mag das Beding dem
erſten Erben geſchencket werden/ koͤnnen ſich alſo die andern derglei-
chen ungewiſſen Erbfalls und Vermaͤchtniß Gerechtigkeit Anſprache
begeben.

Erbſchafft wer
unwuͤrdig.

§. 16. Was auch etwan unfaͤhigen Perſonen zugeſchrieben/ bleibt
denen Erben/ wann es aber betruͤglich geſchehen/ iſt es der Obrigkeit
verfallen; alſo iſt Erbtheils unwuͤrdig/ wer den Verſtorbenen getoͤd-
tet/ oder deſſen Tod durch Schuld oder Nachlaͤßigkeit verurſachet/
oder ſeinen Mordthaͤter binnen vorgeſetzten Zeit mit gebuͤhrender
Rache nicht rechtlich verfolget/ oder deſſen Teſtament Falſch- und
Boßheit beſchuldiget/ es ſey denn/ daß er ſolch Unrecht beweiſen
koͤnne/ oder ihn ſchweren Verbrechens bezuͤchtiget/ oder die Erb-

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[316/0323] III. Buch/ Cap. IX. §. 13. Wann nicht uͤber ungewiſſen Rechts-Streit/ ſondern zweiffelhafften Sterbfals Ausgang etwas verglichen/ kan darinn keine Erſtattung ſeyn/ weilen keine Verletzung vorhanden/ wofern ein widriger Fall ſich begeben/ jedoch iſt billig und Rechtsmaͤßig zu urtheilen/ ſo fern jemand im gewiſſen Erbrecht uͤber die Helffte mehr betrogen/ als er ſonſt haͤtte bekommen koͤnnen/ daß Wiedereinſetzung in vorigen Stand zu verleihen. L. 11. C. de fideicommiſſ. L. ſi quis ff. de V. obl. §. 14. Wann ein Ehrloſer zum Erben eingeſetzt/ mag das Ver- maͤchtniß von denen vorbey gegangnen Bruͤdern durch Klage umgeſtoſ- ſen/ und die Ehrloſe Perſon verworffen werden; ja ſolche ſind Teſta- ments unfaͤhig/ weilen ſie gaͤntzlich Treu- und Glaubloß zu achten/ auch eines Menſchen Schande/ obſchon eine zeitlang unterlaſſen/ deñoch unſterblich/ wofern ihm nicht vom Landes-Herrn die Ehre wieder ge- ſchenckt/ ſintemahlen/ was ſonſt einmahl geſchehen/ nicht wieder zu aͤndern/ noch einem Richter/ den Verbrechen anklebenden Schand- flecken ohne bey willkuͤhrlicher Straffe hinweg zu nehmen/ moͤg- lich. L. 15. cum. LL. ſeqq. de infam. jur. L. 27. in verb. levis macula, C de inoffic. teſtam. gloſſ. in L. 1. C. de Summa Trin. L. ob crimen, de teſtibus L. 42. in pr. de rit. nupt. L. fin. C. de general. abol. L. 1. 3. 4. & fin. C. de ſent. paſſ. reſt. L. in bello, §. facta, de capt. & poſtlim. L. 15. ff. ad municipal. L. 63. ff. de furt. §. 15. Wann jemand zum Erben in- und ein ander ihm nach- geſetzt/ Falls er ohne Kinder ſtuͤrbe/ oder wofern derogeſtalt der Er- be einem andern etwas zu geben gebeten wuͤrde/ ſo waͤre derſelbe ſchul- dig/ nach dem Todes-Fall ſolchen letzten Willen auszurichten/ weilen aber Kinder-Ziehlungs Fall zweiffelhafftig/ ſo mag das Beding dem erſten Erben geſchencket werden/ koͤnnen ſich alſo die andern derglei- chen ungewiſſen Erbfalls und Vermaͤchtniß Gerechtigkeit Anſprache begeben. Ungewiſſen Erbfalls Ver- maͤchtniß Recht. §. 16. Was auch etwan unfaͤhigen Perſonen zugeſchrieben/ bleibt denen Erben/ wann es aber betruͤglich geſchehen/ iſt es der Obrigkeit verfallen; alſo iſt Erbtheils unwuͤrdig/ wer den Verſtorbenen getoͤd- tet/ oder deſſen Tod durch Schuld oder Nachlaͤßigkeit verurſachet/ oder ſeinen Mordthaͤter binnen vorgeſetzten Zeit mit gebuͤhrender Rache nicht rechtlich verfolget/ oder deſſen Teſtament Falſch- und Boßheit beſchuldiget/ es ſey denn/ daß er ſolch Unrecht beweiſen koͤnne/ oder ihn ſchweren Verbrechens bezuͤchtiget/ oder die Erb- ſchafft

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/323>, abgerufen am 22.11.2024.