Soldaten und Bauren zu verzeihen/ das Recht nicht zu wissen/ oder in unbekandten Zweiffel Rechtens; oder von uhralten und sehr ver- worrenen Handlungen/ voraus bey Verbrechen Fällen/ da man biß- weilen andern Thaten Unwissenheit eydlich darthun soll; Ja gött- und natürlichen Rechts Unwissenheit entschuldiget gar nicht/ weltli- chen Rechts jedoch etwas in Schaden und Sachen Verlust-Klagen/ nicht aber bey Ubelthaten aus Schuld begangen/ dabey sie doch von Arglist Straffe befreyet.
L. 7. §. 1. ff. de accus. L. 21. de probat. L. 22. & 32. in princ. de jur. & fact. ignor. L. 44. ff. de acquir. possess. L. 38. §. nonnunquam, ff. de adult. Gloss. in L. un. §. ult. si quis jus dic. L. 7. 8. pen. & fin. de jur. & fact. ignor.
§. 12. Darum man in Geding- und Verträgen zweiffelhaffteZweiffelha[ft] Gedinge[verlorenes Material - Zeichen fehlt] meide[n] Meynung verhüten soll/ damit bey vorfallendem Streit solche nicht mögen wider den/ so sie geredt/ verstanden werden/ alsdann es eines jedern eigene Schuld/ daß er nicht verständlichere Worte gebraucht; die Vergleiche nun desto kräfftiger zu machen/ soll man gewisse Straf- fe beysetzen/ mit Anhang/ ob gleich ein Theil/ so sie verwürcket/ solche bezahlen wolle/ dennoch der Contract soll vollenzogen werden.
L. interpositas, C. de transact. L. transactionem, L. quamvis, L. si major, L. si profundo, Eod. L. pacto, L. fidem, ff. Eod. L. cum proponas, L. promissis, L. ubi pactum, C. Eod. L. Veteribus, ff. de contrah. Emt. L. quicquid in princ. ff. de V. O. c. 1. Ext. de R. J.
§. 13. Was zween mit einander handeln/ verbindet allein diesel- ben und deren Erben/ und kan dasselbe/ was mit beyder Willen ver- tragen/ andern nichs nutzen noch schaden/ auch nicht mit eines/ son- dern beyder Theile Willen wieder auffgehoben werden/ und von zween über einer Sache wider einander lauffenden Verträgen gilt der letzte; Wer aber hernach seine Handschrifft verläugnet/ oderHandschrifft Verläugnung Straffe sagt/ daß er das Geld nicht empfangen habe/ darauff der Brieff lau- tet/ soll er solches/ nachdem er überwiesen/ doppelt bezahlen/ und wird dafür unehrlich oder zum Unmann.
L. 41. C. de transact. L. si diversa, L. 9. §. 1. L. 17. Eod. L. 58. & L. 1. §. 2. ff. de pact. L. Emtio, C. de rescind. vend. L. 49. 58. & 80. ff de solut. L. 12. §. fin. L. 34. §. 6. Eod. L. 27. §. 2. ff. L. 12. C. de pact. Auth. contra qui propriam C. de non num. pec.
§. 14. Wenn im Nahmen und von wegen eines andern etwas gehandelt/ mag derselbe solches hernach wohl billigen/ bewilligen und bestätigen; Ein Anwalt aber mag sich seinem Herrn zu Nachtheil in keinen Vergleich einlassen/ ohne sonderlichen Befehl/ weilen er ausser dem/ was solcher zugiebt/ weiter nicht streiten darff/ gleichwie ohne
redliche
Q q 3
Von Contracten/ Geloͤbniß und Geſellſchafften.
Soldaten und Bauren zu verzeihen/ das Recht nicht zu wiſſen/ oder in unbekandten Zweiffel Rechtens; oder von uhralten und ſehr ver- worrenen Handlungen/ voraus bey Verbrechen Faͤllen/ da man biß- weilen andern Thaten Unwiſſenheit eydlich darthun ſoll; Ja goͤtt- und natuͤrlichen Rechts Unwiſſenheit entſchuldiget gar nicht/ weltli- chen Rechts jedoch etwas in Schaden und Sachen Verluſt-Klagen/ nicht aber bey Ubelthaten aus Schuld begangen/ dabey ſie doch von Argliſt Straffe befreyet.
L. 7. §. 1. ff. de accuſ. L. 21. de probat. L. 22. & 32. in princ. de jur. & fact. ignor. L. 44. ff. de acquir. poſſeſſ. L. 38. §. nonnunquam, ff. de adult. Gloſſ. in L. un. §. ult. ſi quis jus dic. L. 7. 8. pen. & fin. de jur. & fact. ignor.
§. 12. Darum man in Geding- und Vertraͤgen zweiffelhaffteZweiffelha[ft] Gedinge[verlorenes Material – Zeichen fehlt] meide[n] Meynung verhuͤten ſoll/ damit bey vorfallendem Streit ſolche nicht moͤgen wider den/ ſo ſie geredt/ verſtanden werden/ alsdann es eines jedern eigene Schuld/ daß er nicht verſtaͤndlichere Worte gebraucht; die Vergleiche nun deſto kraͤfftiger zu machen/ ſoll man gewiſſe Straf- fe beyſetzen/ mit Anhang/ ob gleich ein Theil/ ſo ſie verwuͤrcket/ ſolche bezahlen wolle/ dennoch der Contract ſoll vollenzogen werden.
L. interpoſitas, C. de transact. L. transactionem, L. quamvis, L. ſi major, L. ſi profundo, Eod. L. pacto, L. fidem, ff. Eod. L. cum proponas, L. promiſſis, L. ubi pactum, C. Eod. L. Veteribus, ff. de contrah. Emt. L. quicquid in princ. ff. de V. O. c. 1. Ext. de R. J.
§. 13. Was zween mit einander handeln/ verbindet allein dieſel- ben und deren Erben/ und kan daſſelbe/ was mit beyder Willen ver- tragen/ andern nichs nutzen noch ſchaden/ auch nicht mit eines/ ſon- dern beyder Theile Willen wieder auffgehoben werden/ und von zween uͤber einer Sache wider einander lauffenden Vertraͤgen gilt der letzte; Wer aber hernach ſeine Handſchrifft verlaͤugnet/ oderHandſchrifft Verlaͤugnung Straffe ſagt/ daß er das Geld nicht empfangen habe/ darauff der Brieff lau- tet/ ſoll er ſolches/ nachdem er uͤberwieſen/ doppelt bezahlen/ und wird dafuͤr unehrlich oder zum Unmann.
L. 41. C. de transact. L. ſi diverſa, L. 9. §. 1. L. 17. Eod. L. 58. & L. 1. §. 2. ff. de pact. L. Emtio, C. de reſcind. vend. L. 49. 58. & 80. ff de ſolut. L. 12. §. fin. L. 34. §. 6. Eod. L. 27. §. 2. ff. L. 12. C. de pact. Auth. contra qui propriam C. de non num. pec.
§. 14. Wenn im Nahmen und von wegen eines andern etwas gehandelt/ mag derſelbe ſolches hernach wohl billigen/ bewilligen und beſtaͤtigen; Ein Anwalt aber mag ſich ſeinem Herrn zu Nachtheil in keinen Vergleich einlaſſen/ ohne ſonderlichen Befehl/ weilen er auſſer dem/ was ſolcher zugiebt/ weiter nicht ſtreiten darff/ gleichwie ohne
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Von Contracten/ Geloͤbniß und Geſellſchafften.
Soldaten und Bauren zu verzeihen/ das Recht nicht zu wiſſen/ oder
in unbekandten Zweiffel Rechtens; oder von uhralten und ſehr ver-
worrenen Handlungen/ voraus bey Verbrechen Faͤllen/ da man biß-
weilen andern Thaten Unwiſſenheit eydlich darthun ſoll; Ja goͤtt-
und natuͤrlichen Rechts Unwiſſenheit entſchuldiget gar nicht/ weltli-
chen Rechts jedoch etwas in Schaden und Sachen Verluſt-Klagen/
nicht aber bey Ubelthaten aus Schuld begangen/ dabey ſie doch von
Argliſt Straffe befreyet.
L. 7. §. 1. ff. de accuſ. L. 21. de probat. L. 22. & 32. in princ. de jur. & fact. ignor. L.
44. ff. de acquir. poſſeſſ. L. 38. §. nonnunquam, ff. de adult. Gloſſ. in L. un.
§. ult. ſi quis jus dic. L. 7. 8. pen. & fin. de jur. & fact. ignor.
§. 12. Darum man in Geding- und Vertraͤgen zweiffelhaffte
Meynung verhuͤten ſoll/ damit bey vorfallendem Streit ſolche nicht
moͤgen wider den/ ſo ſie geredt/ verſtanden werden/ alsdann es eines
jedern eigene Schuld/ daß er nicht verſtaͤndlichere Worte gebraucht;
die Vergleiche nun deſto kraͤfftiger zu machen/ ſoll man gewiſſe Straf-
fe beyſetzen/ mit Anhang/ ob gleich ein Theil/ ſo ſie verwuͤrcket/ ſolche
bezahlen wolle/ dennoch der Contract ſoll vollenzogen werden.
Zweiffelhaft
Gedinge_
meiden
L. interpoſitas, C. de transact. L. transactionem, L. quamvis, L. ſi major, L. ſi
profundo, Eod. L. pacto, L. fidem, ff. Eod. L. cum proponas, L. promiſſis,
L. ubi pactum, C. Eod. L. Veteribus, ff. de contrah. Emt. L. quicquid in
princ. ff. de V. O. c. 1. Ext. de R. J.
§. 13. Was zween mit einander handeln/ verbindet allein dieſel-
ben und deren Erben/ und kan daſſelbe/ was mit beyder Willen ver-
tragen/ andern nichs nutzen noch ſchaden/ auch nicht mit eines/ ſon-
dern beyder Theile Willen wieder auffgehoben werden/ und von
zween uͤber einer Sache wider einander lauffenden Vertraͤgen gilt
der letzte; Wer aber hernach ſeine Handſchrifft verlaͤugnet/ oder
ſagt/ daß er das Geld nicht empfangen habe/ darauff der Brieff lau-
tet/ ſoll er ſolches/ nachdem er uͤberwieſen/ doppelt bezahlen/ und wird
dafuͤr unehrlich oder zum Unmann.
Handſchrifft
Verlaͤugnung
Straffe
L. 41. C. de transact. L. ſi diverſa, L. 9. §. 1. L. 17. Eod. L. 58. & L. 1. §. 2. ff. de pact.
L. Emtio, C. de reſcind. vend. L. 49. 58. & 80. ff de ſolut. L. 12. §. fin. L. 34.
§. 6. Eod. L. 27. §. 2. ff. L. 12. C. de pact. Auth. contra qui propriam C. de
non num. pec.
§. 14. Wenn im Nahmen und von wegen eines andern etwas
gehandelt/ mag derſelbe ſolches hernach wohl billigen/ bewilligen und
beſtaͤtigen; Ein Anwalt aber mag ſich ſeinem Herrn zu Nachtheil in
keinen Vergleich einlaſſen/ ohne ſonderlichen Befehl/ weilen er auſſer
dem/ was ſolcher zugiebt/ weiter nicht ſtreiten darff/ gleichwie ohne
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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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