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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Vom Ehestand und dessen Rechts Anhang.
Obrigkeit zu entscheiden/ wann sie nicht wieder beysammen schlaffen/
und also einander vergeben/ und solches gilt auch von Braut und
Bräutigam/ wann sie sich nicht recht halten; wofern aber beyde Mann
und Weib die Ehe brechen/ so kan keines die Scheidung bitten/ son-
dern es werden die Unthaten gegen einander auffgehoben/ jedoch mag
in zwiefachem Ehebruch solches den Schuldigen von ordentlicher
Straffe nicht befreyen/ weilen es unbillig/ eine rechtliche dem Unschul-
digen verliehene Wohlthat einem Ehebrecher zugestatten.

Matth. V. & XIX. C. praecepit, 32. q. 5. C. dixit, 32. cum seq. q. 1. C. significasti, C.
ex literis Ext. de divort. L. 8 §. si qua C. de repud. C. quemadm. de jurejur.
L. viro, ff. solut. matrim. C. pen. & fin. Ext. de adult. L. 13. §. judex, ff. ad
L. Jul. de adult. C. requisivisti, X. de Sponsal. L. 7. ff. de publ. Jud. c. 22. in
med. X. de Spons.

§. 40. So kan auch ein Weib wegen der vom Manne mit an-Sodomiterey
Unzucht schei-
det Ehe.

dern begangenen Sodomiterey Sünden Unzucht/ nicht alleine vom
Tisch und Bette/ sondern also gar entschieden werden/ daß sie un-
schuldig wieder heyrathen mag/ so fern sie ihm nicht verzeihen will/
noch sich keusch enthalten kan/ wiewohl es ja besser ist/ sie zu überre-
den sich zu versühnen/ um sie bey einander zu behalten; wann aber das
unschuldige Theil nicht will/ mag es in GOttes Nahmen sein Recht
gebrauchen/ welches zu verstehen/ wann dieses schamlose kaum nen-
nens würdige Laster aus Nothzwang mit gewaltsamer List ohne Vor-
satz wider Willen geschehen und nicht wiederhohlet.

1. Corinth. VI. Levit. XIIX. Nov. 77. c. 1. can. 7. caus. 32. q. 7. Levit. XIIX.

§. 41. Wann nun zwey um Ehebruchs willen geschieden/ magVerlassung
scheidet Ehe.

der Unschuldige/ nicht aber der Schuldige wieder freyen; Das an-
dere/ so die Ehe scheidet/ ist boßhaffte Verlassung; welches insgemein
herrühret von natürlicher oder zufälliger Unvermögenheit/ dabey je-
ne/ alsbald sie bekandt/ das Band aufflöset/ diese aber mit Unter-
scheid/ weilen es kein rechtlicher Wille/ da der Unvermögende be-
treugt/ der Vermögende aber irret; Wann nun ein Weib unwis-
send einen alten Mann genommen/ der seines hohen Alters und ein-
gefallenen Kranckheit wegen zum ehelichen Werck untüchtig/ so mag
ihr anderwärts zu heyrathen gestattet seyn.

L. consensu, §. virum, & §. sin vero, C. de repud. C. hi vero 32. q. 7. c. super eo, de
haeret. in 6. C. 1. in fin. Ext. de fug. & malef. §. si vero ab initio, in auth. de nupt.

§. 42. Wann dann eine verlassene Person die Ehe bricht/ sollVerlassenen
Ehegatten
Recht.

man erkundigen/ wer zur Verlassung Ursach gegeben? Wie lange
die verlassende Personen hinweg gewesen? Ob sie insgemein für todt

gehal-
N n 2

Vom Eheſtand und deſſen Rechts Anhang.
Obrigkeit zu entſcheiden/ wann ſie nicht wieder beyſammen ſchlaffen/
und alſo einander vergeben/ und ſolches gilt auch von Braut und
Braͤutigam/ wann ſie ſich nicht recht halten; wofern aber beyde Mann
und Weib die Ehe brechen/ ſo kan keines die Scheidung bitten/ ſon-
dern es werden die Unthaten gegen einander auffgehoben/ jedoch mag
in zwiefachem Ehebruch ſolches den Schuldigen von ordentlicher
Straffe nicht befreyen/ weilen es unbillig/ eine rechtliche dem Unſchul-
digen verliehene Wohlthat einem Ehebrecher zugeſtatten.

Matth. V. & XIX. C. præcepit, 32. q. 5. C. dixit, 32. cum ſeq. q. 1. C. ſignificaſti, C.
ex literis Ext. de divort. L. 8 §. ſi qua C. de repud. C. quemadm. de jurejur.
L. viro, ff. ſolut. matrim. C. pen. & fin. Ext. de adult. L. 13. §. judex, ff. ad
L. Jul. de adult. C. requiſiviſti, X. de Sponſal. L. 7. ff. de publ. Jud. c. 22. in
med. X. de Sponſ.

§. 40. So kan auch ein Weib wegen der vom Manne mit an-Sodomiterey
Unzucht ſchei-
det Ehe.

dern begangenen Sodomiterey Suͤnden Unzucht/ nicht alleine vom
Tiſch und Bette/ ſondern alſo gar entſchieden werden/ daß ſie un-
ſchuldig wieder heyrathen mag/ ſo fern ſie ihm nicht verzeihen will/
noch ſich keuſch enthalten kan/ wiewohl es ja beſſer iſt/ ſie zu uͤberre-
den ſich zu verſuͤhnen/ um ſie bey einander zu behalten; wann aber das
unſchuldige Theil nicht will/ mag es in GOttes Nahmen ſein Recht
gebrauchen/ welches zu verſtehen/ wann dieſes ſchamloſe kaum nen-
nens wuͤrdige Laſter aus Nothzwang mit gewaltſamer Liſt ohne Vor-
ſatz wider Willen geſchehen und nicht wiederhohlet.

1. Corinth. VI. Levit. XIIX. Nov. 77. c. 1. can. 7. cauſ. 32. q. 7. Levit. XIIX.

§. 41. Wann nun zwey um Ehebruchs willen geſchieden/ magVerlaſſung
ſcheidet Ehe.

der Unſchuldige/ nicht aber der Schuldige wieder freyen; Das an-
dere/ ſo die Ehe ſcheidet/ iſt boßhaffte Verlaſſung; welches insgemein
herruͤhret von natuͤrlicher oder zufaͤlliger Unvermoͤgenheit/ dabey je-
ne/ alsbald ſie bekandt/ das Band auffloͤſet/ dieſe aber mit Unter-
ſcheid/ weilen es kein rechtlicher Wille/ da der Unvermoͤgende be-
treugt/ der Vermoͤgende aber irret; Wann nun ein Weib unwiſ-
ſend einen alten Mann genommen/ der ſeines hohen Alters und ein-
gefallenen Kranckheit wegen zum ehelichen Werck untuͤchtig/ ſo mag
ihr anderwaͤrts zu heyrathen geſtattet ſeyn.

L. conſenſu, §. virum, & §. ſin vero, C. de repud. C. hi vero 32. q. 7. c. ſuper eo, de
hæret. in 6. C. 1. in fin. Ext. de fug. & malef. §. ſi vero ab initio, in auth. de nupt.

§. 42. Wann dann eine verlaſſene Perſon die Ehe bricht/ ſollVerlaſſenen
Ehegatten
Recht.

man erkundigen/ wer zur Verlaſſung Urſach gegeben? Wie lange
die verlaſſende Perſonen hinweg geweſen? Ob ſie insgemein fuͤr todt

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N n 2
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[283/0290] Vom Eheſtand und deſſen Rechts Anhang. Obrigkeit zu entſcheiden/ wann ſie nicht wieder beyſammen ſchlaffen/ und alſo einander vergeben/ und ſolches gilt auch von Braut und Braͤutigam/ wann ſie ſich nicht recht halten; wofern aber beyde Mann und Weib die Ehe brechen/ ſo kan keines die Scheidung bitten/ ſon- dern es werden die Unthaten gegen einander auffgehoben/ jedoch mag in zwiefachem Ehebruch ſolches den Schuldigen von ordentlicher Straffe nicht befreyen/ weilen es unbillig/ eine rechtliche dem Unſchul- digen verliehene Wohlthat einem Ehebrecher zugeſtatten. Matth. V. & XIX. C. præcepit, 32. q. 5. C. dixit, 32. cum ſeq. q. 1. C. ſignificaſti, C. ex literis Ext. de divort. L. 8 §. ſi qua C. de repud. C. quemadm. de jurejur. L. viro, ff. ſolut. matrim. C. pen. & fin. Ext. de adult. L. 13. §. judex, ff. ad L. Jul. de adult. C. requiſiviſti, X. de Sponſal. L. 7. ff. de publ. Jud. c. 22. in med. X. de Sponſ. §. 40. So kan auch ein Weib wegen der vom Manne mit an- dern begangenen Sodomiterey Suͤnden Unzucht/ nicht alleine vom Tiſch und Bette/ ſondern alſo gar entſchieden werden/ daß ſie un- ſchuldig wieder heyrathen mag/ ſo fern ſie ihm nicht verzeihen will/ noch ſich keuſch enthalten kan/ wiewohl es ja beſſer iſt/ ſie zu uͤberre- den ſich zu verſuͤhnen/ um ſie bey einander zu behalten; wann aber das unſchuldige Theil nicht will/ mag es in GOttes Nahmen ſein Recht gebrauchen/ welches zu verſtehen/ wann dieſes ſchamloſe kaum nen- nens wuͤrdige Laſter aus Nothzwang mit gewaltſamer Liſt ohne Vor- ſatz wider Willen geſchehen und nicht wiederhohlet. Sodomiterey Unzucht ſchei- det Ehe. 1. Corinth. VI. Levit. XIIX. Nov. 77. c. 1. can. 7. cauſ. 32. q. 7. Levit. XIIX. §. 41. Wann nun zwey um Ehebruchs willen geſchieden/ mag der Unſchuldige/ nicht aber der Schuldige wieder freyen; Das an- dere/ ſo die Ehe ſcheidet/ iſt boßhaffte Verlaſſung; welches insgemein herruͤhret von natuͤrlicher oder zufaͤlliger Unvermoͤgenheit/ dabey je- ne/ alsbald ſie bekandt/ das Band auffloͤſet/ dieſe aber mit Unter- ſcheid/ weilen es kein rechtlicher Wille/ da der Unvermoͤgende be- treugt/ der Vermoͤgende aber irret; Wann nun ein Weib unwiſ- ſend einen alten Mann genommen/ der ſeines hohen Alters und ein- gefallenen Kranckheit wegen zum ehelichen Werck untuͤchtig/ ſo mag ihr anderwaͤrts zu heyrathen geſtattet ſeyn. Verlaſſung ſcheidet Ehe. L. conſenſu, §. virum, & §. ſin vero, C. de repud. C. hi vero 32. q. 7. c. ſuper eo, de hæret. in 6. C. 1. in fin. Ext. de fug. & malef. §. ſi vero ab initio, in auth. de nupt. §. 42. Wann dann eine verlaſſene Perſon die Ehe bricht/ ſoll man erkundigen/ wer zur Verlaſſung Urſach gegeben? Wie lange die verlaſſende Perſonen hinweg geweſen? Ob ſie insgemein fuͤr todt gehal- Verlaſſenen Ehegatten Recht. N n 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/290>, abgerufen am 22.11.2024.