Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von der Priester Pflicht gegen Arme/ Krancke/ etc. §. 6. Wer nun Kirchen-Zehenden zu denen Armen gewidmet nichtZehenden Be- Can. 10. 16. q. 1. Can. gloria, 12. q. 2. C. 1. q. 1. c. ult. §. 7. Weilen aber hier nicht genung ist Armuth vorgeben/ son-Armuth wie zu §. 8. Wann der Kirchen oder denen Armen ein liegend Grund-Kirchen Ver- L. 16. ff. de usu leg. L. pen. de oper. publ. Auth. hoc fine, de Pignor. Nov. 112. c. 1. §. 3. §. 9. So sollen fürnemlich Priester und geistliche Personen diePriester Pflicht Christi
Von der Prieſter Pflicht gegen Arme/ Krancke/ ꝛc. §. 6. Wer nun Kirchen-Zehenden zu denen Armen gewidmet nichtZehenden Be- Can. 10. 16. q. 1. Can. gloria, 12. q. 2. C. 1. q. 1. c. ult. §. 7. Weilen aber hier nicht genung iſt Armuth vorgeben/ ſon-Armuth wie zu §. 8. Wann der Kirchen oder denen Armen ein liegend Grund-Kirchen Ver- L. 16. ff. de uſu leg. L. pen. de oper. publ. Auth. hoc fine, de Pignor. Nov. 112. c. 1. §. 3. §. 9. So ſollen fuͤrnemlich Prieſter und geiſtliche Perſonen diePrieſter Pflicht Chriſti
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Von der Prieſter Pflicht gegen Arme/ Krancke/ ꝛc.
§. 6. Wer nun Kirchen-Zehenden zu denen Armen gewidmet nicht
bezahlet/ iſt ſo viel Todtſchlaͤge ſchuldig/ als Armen von Hunger geſtor-
ben/ weilen er eine Sache/ von GOtt ſelbſt denen Armen vermacht/
zu ſeinem Nutzen innbehaͤlt/ ſaget Auguſtinus. Und Hieronymus
ſpricht: Es ſey des Biſchoffs Ruhm/ derer Armen Guͤter zu verſorgen;
des Prieſters Schande aber/ eigenen Reichthums ſich befleißigen. Das-
jenige/ ſo denẽ hungerigen Armen auszutheilen/ vorenthalten/ oder ihnen
etwas davon entziehen/ iſt ein offenbares Laſter und ſchaͤndliches Bu-
ben-Stuͤck/ das aller Raͤuber Grauſamkeit uͤbertrifft/ welcher Raub
vor allen Dingen erſtattet ſeyn muß/ und wird der Raͤuber fuͤr einen
Armen-Moͤrder gehalten. Wer ſich auch von andern Haab und Guͤ-
tern Unterhalt zu ſchaffen vermag/ und dennoch/ was den Armen zuge-
hoͤret/ annimmt/ der begehet gleichfalls Kirchen-Diebſtahl.
Zehenden Be-
zahlungs
Pflicht.
Kirchen Raub
und Diebſtahl
was zu neñen.
Can. 10. 16. q. 1. Can. gloria, 12. q. 2. C. 1. q. 1. c. ult.
§. 7. Weilen aber hier nicht genung iſt Armuth vorgeben/ ſon-
dern gehoͤrig darzuthun noͤthig/ als kan ſie vornehmlich durch offen-
bar Obrigkeitliches oder anderer glaubwuͤrdiger Leute/ als Bluts-
Verwandten und Nachbarn/ Zeugniß erwieſen werden/ maſſen Nach-
barn dafuͤr gehalten werden/ daß ſie ihres naͤheſten Nachbarn Thun
und Laſſen wohl wiſſen. Wer nun eigentlich fuͤr arm zu halten/ ſtehet in
richterlichem Erkaͤntniß/ wann nemlich einer nichts fuͤr ſich ſelbſt/ noch
beguͤterte und reiche Verwandten hat.
Armuth wie zu
erweiſen/ ſteht
in Richters
Erkaͤntniß.
§. 8. Wann der Kirchen oder denen Armen ein liegend Grund-
Gut vermacht worden/ ſoll es nicht verkaufft noch veraͤuſſert werden/
es ſey denn/ daß des Verſtorbenen letzter Wille anders gar keine Wuͤr-
ckung haben koͤnte/ oder deſſen Zweck und Endurſach ermangelte/ ſoll
es dennoch zu gleichmaͤßigem gottſeligem Nutzen angewandt werden.
So haben auch Kirchen und Armen geheim- und oͤffentlichen Pfand-
Rechts Vorzug in Schuldners Guͤtern/ ſo gar/ daß ſie deſſen Ehefrauen
in ihre eingebrachten Guts Begehren vorgehen/ und das Pfand vom
dritten Beſitzer ohne Schuldners Anmuthung ausfordern koͤnnen.
Kirchen Ver-
maͤchtniß
Recht.
L. 16. ff. de uſu leg. L. pen. de oper. publ. Auth. hoc fine, de Pignor. Nov. 112. c. 1.
§. 3.
§. 9. So ſollen fuͤrnemlich Prieſter und geiſtliche Perſonen die
Krancken zum oͤfftern beſuchen/ ihnen Troſt zuſprechen/ welches eine
noͤthige Sachen Pflicht/ die ſo wohl dey Armen als Reichen und Ver-
moͤgenden unter Magiſtrats Auffſicht geſchehen ſoll/ dabey denn ihrer
Schwachheiten Urſachen alle Krancken troͤſtlich zu erinnern/ als daß
der Gerechte und Gottfuͤrchtige durch wahre Buſſe im Glauben an
Chriſti
Prieſter Pflicht
Krancken zu
beſuchen.
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