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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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II. Buch/ Cap. III.
Sonntag
Nachmittags
Kinder-Lehr
und Alten Exa-
men.
terrichtet werden/ so sollen die Prediger auff dem Lande/ zumahlen die/
so den Sonntag nur einmahl zu predigen haben/ ihre Zuhörer Nach-
mittags in die Kirche kommen lassen/ die jungen so wohl als alten Leu-
te hören und vernehmen/ was sie aus der Predigt behalten/ und wie
sie sonst in ihrem Glauben gegründet seyn/ darauff sie ihnen dann in
allem nach Befinden nöthigen Unterricht geben/ und Christliche Ver-
mahnungen thun sollen. Gestalt dann auch ein jeder Christlicher
Haußvater in seinem Hause dergleichen mit seinen Kindern und Ge-
sinde fürzunehmen/ selbige zum Gottesdienst und Christlichen Lebens
Ubung mit guten Ermahnungs Beyspiel anzureitzen schuldig seyn soll/
dadurch dem höchsten GOtt in die Ruthe zu fallen/ so ist kein Zweiffel/
daß er diejenigen/ so ihm im Geist und in der Warheit dienen/ als seine
getreue Knechte wieder in Gnaden ansehen werde.

Oeffentliche
Verbrecher
vom heiligen
Nachtmahl
auszuschlies-
sen.

§. 45. Ja weilen auch alle/ die mit öffentl. Aergerniß verbrochen/ so
lang vom H. Nachtmahls Gebrauch ausgeschlossen werden/ biß sie öf-
fentliche Busse u. Abbitte gethan/ ob schon ihnen zeitliche Straffe nach-
gelassen/ es wäre dann im Nothfall und schnellen Todes Gefahr hal-
ben; so ist absonderlich zu erinnern/ daß alle in Glaubens Sachen un-
erfahrne und muthwillige Verbrecher besser unterrichtet/ und also
mit dem gemeinen Volck so wohl Jungen als Alten in der Kirchen die
Lehre des Catechismi/ wie ob gedacht/ fleißig getrieben werde.

1. Tim. V, 22. Caus. 26. & 14. q. 6. Ephes. IV, 28. Luc. XIX, 8. c. 9. & fin. X. de poen.

Erwachsenen
und unmündi-
gen Kinder Un-
terscheid zum
H. Nachtmal.

§. 46. Dahero ferner die heran wachsende Kinder/ nach geschehe-
ner genungsamen Unterrichtung/ zuförderst vom Pfarrherr bey öffent-
licher Predigt der Gemeine sollen dargestellet/ und hierauff zum heil.
Abendmahl verstattet werden; unmündige Kinder aber sind billig so
lang davon abzuhalten/ biß sie zu ihren verständigen Jahren kommen/
welches in jedern Beicht-Vaters willkührlichem Urtheil stehet.

Catechismi
Lehr-Brauch
mit Familien
wie und wo zu
üben.

§. 47. Und sollen zu solcher Anzahl gerechnet seyn Kinder im
Hause von 6. Jahren und darüber/ alle Haußgenossen/ Mieth-Gesin-
de/ Handels- oder Lehr-Jungen/ da denn aus jederm Hause der Vater/
Mutter oder Praeceptor, so fern einer vorhanden/ sich jedes mahl/ zum
wenigsten eine Person von denen/ an selbiger Kirchen Ort/ da
solchen Familien der Catechismus erkläret wird/ angeben soll/
um dabey zu seyn und anzuhören/ wie das Gesinde/ Kinder oder Schü-
ler bestehen. Der Ort des Examinis soll seyn die Sacristey, Bibliothec
oder Beichthauß/ darinn die Prediger als Examinatores sich einstellen
müssen/ wohin alsdann eine Familie nach der andern durch den Kü-

ster

II. Buch/ Cap. III.
Sonntag
Nachmittags
Kinder-Lehr
und Alten Exa-
men.
terrichtet werden/ ſo ſollen die Prediger auff dem Lande/ zumahlen die/
ſo den Sonntag nur einmahl zu predigen haben/ ihre Zuhoͤrer Nach-
mittags in die Kirche kommen laſſen/ die jungen ſo wohl als alten Leu-
te hoͤren und vernehmen/ was ſie aus der Predigt behalten/ und wie
ſie ſonſt in ihrem Glauben gegruͤndet ſeyn/ darauff ſie ihnen dann in
allem nach Befinden noͤthigen Unterricht geben/ und Chriſtliche Ver-
mahnungen thun ſollen. Geſtalt dann auch ein jeder Chriſtlicher
Haußvater in ſeinem Hauſe dergleichen mit ſeinen Kindern und Ge-
ſinde fuͤrzunehmen/ ſelbige zum Gottesdienſt und Chriſtlichen Lebens
Ubung mit guten Ermahnungs Beyſpiel anzureitzen ſchuldig ſeyn ſoll/
dadurch dem hoͤchſten GOtt in die Ruthe zu fallen/ ſo iſt kein Zweiffel/
daß er diejenigen/ ſo ihm im Geiſt und in der Warheit dienen/ als ſeine
getreue Knechte wieder in Gnaden anſehen werde.

Oeffentliche
Verbrecher
vom heiligen
Nachtmahl
auszuſchlieſ-
ſen.

§. 45. Ja weilen auch alle/ die mit oͤffentl. Aergerniß verbrochen/ ſo
lang vom H. Nachtmahls Gebrauch ausgeſchloſſen werden/ biß ſie oͤf-
fentliche Buſſe u. Abbitte gethan/ ob ſchon ihnen zeitliche Straffe nach-
gelaſſen/ es waͤre dann im Nothfall und ſchnellen Todes Gefahr hal-
ben; ſo iſt abſonderlich zu erinnern/ daß alle in Glaubens Sachen un-
erfahrne und muthwillige Verbrecher beſſer unterrichtet/ und alſo
mit dem gemeinen Volck ſo wohl Jungen als Alten in der Kirchen die
Lehre des Catechiſmi/ wie ob gedacht/ fleißig getrieben werde.

1. Tim. V, 22. Cauſ. 26. & 14. q. 6. Epheſ. IV, 28. Luc. XIX, 8. c. 9. & fin. X. de pœn.

Erwachſenen
und unmuͤndi-
gen Kinder Un-
terſcheid zum
H. Nachtmal.

§. 46. Dahero ferner die heran wachſende Kinder/ nach geſchehe-
ner genungſamen Unterrichtung/ zufoͤrderſt vom Pfarrherr bey oͤffent-
licher Predigt der Gemeine ſollen dargeſtellet/ und hierauff zum heil.
Abendmahl verſtattet werden; unmuͤndige Kinder aber ſind billig ſo
lang davon abzuhalten/ biß ſie zu ihren verſtaͤndigen Jahren kommen/
welches in jedern Beicht-Vaters willkuͤhrlichem Urtheil ſtehet.

Catechiſmi
Lehr-Brauch
mit Familien
wie und wo zu
uͤben.

§. 47. Und ſollen zu ſolcher Anzahl gerechnet ſeyn Kinder im
Hauſe von 6. Jahren und daruͤber/ alle Haußgenoſſen/ Mieth-Geſin-
de/ Handels- oder Lehr-Jungen/ da denn aus jederm Hauſe der Vater/
Mutter oder Præceptor, ſo fern einer vorhanden/ ſich jedes mahl/ zum
wenigſten eine Perſon von denen/ an ſelbiger Kirchen Ort/ da
ſolchen Familien der Catechiſmus erklaͤret wird/ angeben ſoll/
um dabey zu ſeyn und anzuhoͤren/ wie das Geſinde/ Kinder oder Schuͤ-
ler beſtehen. Der Ort des Examinis ſoll ſeyn die Sacriſtey, Bibliothec
oder Beichthauß/ darinn die Prediger als Examinatores ſich einſtellen
muͤſſen/ wohin alsdann eine Familie nach der andern durch den Kuͤ-

ſter
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[162/0169] II. Buch/ Cap. III. terrichtet werden/ ſo ſollen die Prediger auff dem Lande/ zumahlen die/ ſo den Sonntag nur einmahl zu predigen haben/ ihre Zuhoͤrer Nach- mittags in die Kirche kommen laſſen/ die jungen ſo wohl als alten Leu- te hoͤren und vernehmen/ was ſie aus der Predigt behalten/ und wie ſie ſonſt in ihrem Glauben gegruͤndet ſeyn/ darauff ſie ihnen dann in allem nach Befinden noͤthigen Unterricht geben/ und Chriſtliche Ver- mahnungen thun ſollen. Geſtalt dann auch ein jeder Chriſtlicher Haußvater in ſeinem Hauſe dergleichen mit ſeinen Kindern und Ge- ſinde fuͤrzunehmen/ ſelbige zum Gottesdienſt und Chriſtlichen Lebens Ubung mit guten Ermahnungs Beyſpiel anzureitzen ſchuldig ſeyn ſoll/ dadurch dem hoͤchſten GOtt in die Ruthe zu fallen/ ſo iſt kein Zweiffel/ daß er diejenigen/ ſo ihm im Geiſt und in der Warheit dienen/ als ſeine getreue Knechte wieder in Gnaden anſehen werde. Sonntag Nachmittags Kinder-Lehr und Alten Exa- men. §. 45. Ja weilen auch alle/ die mit oͤffentl. Aergerniß verbrochen/ ſo lang vom H. Nachtmahls Gebrauch ausgeſchloſſen werden/ biß ſie oͤf- fentliche Buſſe u. Abbitte gethan/ ob ſchon ihnen zeitliche Straffe nach- gelaſſen/ es waͤre dann im Nothfall und ſchnellen Todes Gefahr hal- ben; ſo iſt abſonderlich zu erinnern/ daß alle in Glaubens Sachen un- erfahrne und muthwillige Verbrecher beſſer unterrichtet/ und alſo mit dem gemeinen Volck ſo wohl Jungen als Alten in der Kirchen die Lehre des Catechiſmi/ wie ob gedacht/ fleißig getrieben werde. 1. Tim. V, 22. Cauſ. 26. & 14. q. 6. Epheſ. IV, 28. Luc. XIX, 8. c. 9. & fin. X. de pœn. §. 46. Dahero ferner die heran wachſende Kinder/ nach geſchehe- ner genungſamen Unterrichtung/ zufoͤrderſt vom Pfarrherr bey oͤffent- licher Predigt der Gemeine ſollen dargeſtellet/ und hierauff zum heil. Abendmahl verſtattet werden; unmuͤndige Kinder aber ſind billig ſo lang davon abzuhalten/ biß ſie zu ihren verſtaͤndigen Jahren kommen/ welches in jedern Beicht-Vaters willkuͤhrlichem Urtheil ſtehet. §. 47. Und ſollen zu ſolcher Anzahl gerechnet ſeyn Kinder im Hauſe von 6. Jahren und daruͤber/ alle Haußgenoſſen/ Mieth-Geſin- de/ Handels- oder Lehr-Jungen/ da denn aus jederm Hauſe der Vater/ Mutter oder Præceptor, ſo fern einer vorhanden/ ſich jedes mahl/ zum wenigſten eine Perſon von denen/ an ſelbiger Kirchen Ort/ da ſolchen Familien der Catechiſmus erklaͤret wird/ angeben ſoll/ um dabey zu ſeyn und anzuhoͤren/ wie das Geſinde/ Kinder oder Schuͤ- ler beſtehen. Der Ort des Examinis ſoll ſeyn die Sacriſtey, Bibliothec oder Beichthauß/ darinn die Prediger als Examinatores ſich einſtellen muͤſſen/ wohin alsdann eine Familie nach der andern durch den Kuͤ- ſter

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/169>, abgerufen am 21.11.2024.