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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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II. Buch/ Cap. II.
Fürsten Frey-
heit in Amts
Bestellungen.
darum auch sonst alle zum Betrug Rechtens gegen einen/ der von Rechts
wegen billiger zu beruffen/ ausgegebene Expectanz-Brieffe recht-
lich nicht beständig sind/ jedoch kan ein Fürst einen vorhero Benann-
ten würcklich zum Amt bestellen.

Art und Weise
Priester zu be-
ruffen.
Prob-Predigt
Recht.

§. 19. Die Art und Weise Priester zu beruffen/ bestehet auch dar-
inn/ daß der Beruffene von Lehr und Leben gut Zeugniß habe/ auch der
Patron oder sonst ein ander/ bey welchem das Wahlrecht stehet/ wegen
dessen Beschaffenheit rathschlagen und ihn auff der Cantzel/ um zu sehen
und zu hören/ dem Volck darstelle/ seine Prob- oder Beweiß-Predigt zu
thun; So mag wohl einer mit dem Beding erkohren seyn/ wann er
Priester Witt-
wen u. Töchter
Vorrecht.
eines verstorbenen Priesters Wittwe oder Tochter zum Weibe nimmt/
weilen man auf dem Lande der Priester Weib u. Kindern kaum anders
rathen kan/ wofern sonst der Wille frey und die Person zum Lehren
geschickt wäre/ und solte billig keiner zum Prediger erwehlet werden/
er habe denn zuvor der Schulen-Arbeit vorgestanden.

C. 14. X. de jure Patron.

Wittwen und
Wäysen Wohl
thats Recht/
ohne Zwang/
Mißbrauch.

§. 20. Wann aber eine Wittwe zu alt/ daß sie der Gestalt Blü-
te verlohren/ so ists kein Zwangs-Recht-Mittel solche zu heyrathen/
vielweniger soll dieser Gebrauch sich erstrecken zu des Patrons Toch-
ter/ Magd/ Neh-Spinn- oder Wäscherin/ dann es nur Wittwen und
Wäysen zu gute vergönnet; Sonst wird keiner verordnet/ der nicht zu
Danckbarkeit
oder Erkänt-
niß Gabe Re-
vers
verboten.
einem gewissen Kirchen-Amt beruffen/ so ist auch eine Danckbarkeits
oder Erkäntniß-Gabe Beruffs wegen zwar rechtlich zugelassen/ jedoch
soll kein Patronus deßfalls unzuläßigen Revers oder geschriebene
Verpflichtung fordern.

Prob-Predigt
Handlungs
Recht.

§. 21. Die Handlung der Probe-Predigt ist nichtig und zu wieder-
hohlen/ wofern ein Patron den Beruffenen ohne des Superintenden-
t
en Bewilligung zugelassen/ welcher solche Macht vom Consistorio er-
langt hat/ und ist dieser Predigt Zweck/ des Kirchen-Amts und Pfarr-
Pfarr-Kinder
Stimmen Recht.
Kinder Stimmen einzusammlen/ oder nach des Beruffenen Lehr und
Lebens-Sitten zu forschen/ darum auch dessen Nahmen und Geburt
einen Monat oder 8. Tage Zeit vorhero von der Cantzel abzukündigen/
Gemeinde Be-
willigungs
Stimmen Ein-
sammlungs
Recht.
daß sie sich befragen mögen/ alsdann wird vom Superintendenten oder
Patrono nicht eben Mann für Mann/ sondern insgemein die Fürnehm-
sten des Volcks gefragt/ es ist auch stillschweigende Bewilligung genug/
und darff man kahle frevele Ursachen nicht ansehen/ ja diese Predigt
ist nimmer zu unterlassen/ der Gemeinde Willen einzuhohlen/ und

wann

II. Buch/ Cap. II.
Fuͤrſten Frey-
heit in Amts
Beſtellungen.
darum auch ſonſt alle zum Betrug Rechtens gegen einen/ der von Rechts
wegen billiger zu beruffen/ ausgegebene Expectanz-Brieffe recht-
lich nicht beſtaͤndig ſind/ jedoch kan ein Fuͤrſt einen vorhero Benann-
ten wuͤrcklich zum Amt beſtellen.

Art und Weiſe
Prieſter zu be-
ruffen.
Prob-Predigt
Recht.

§. 19. Die Art und Weiſe Prieſter zu beruffen/ beſtehet auch dar-
inn/ daß der Beruffene von Lehr und Leben gut Zeugniß habe/ auch der
Patron oder ſonſt ein ander/ bey welchem das Wahlrecht ſtehet/ wegen
deſſen Beſchaffenheit rathſchlagen und ihn auff der Cantzel/ um zu ſehen
und zu hoͤren/ dem Volck darſtelle/ ſeine Prob- oder Beweiß-Predigt zu
thun; So mag wohl einer mit dem Beding erkohren ſeyn/ wann er
Prieſter Witt-
wen u. Toͤchter
Vorrecht.
eines verſtorbenen Prieſters Wittwe oder Tochter zum Weibe nim̃t/
weilen man auf dem Lande der Prieſter Weib u. Kindern kaum anders
rathen kan/ wofern ſonſt der Wille frey und die Perſon zum Lehren
geſchickt waͤre/ und ſolte billig keiner zum Prediger erwehlet werden/
er habe denn zuvor der Schulen-Arbeit vorgeſtanden.

C. 14. X. de jure Patron.

Wittwen und
Waͤyſen Wohl
thats Recht/
ohne Zwang/
Mißbrauch.

§. 20. Wann aber eine Wittwe zu alt/ daß ſie der Geſtalt Bluͤ-
te verlohren/ ſo iſts kein Zwangs-Recht-Mittel ſolche zu heyrathen/
vielweniger ſoll dieſer Gebrauch ſich erſtrecken zu des Patrons Toch-
ter/ Magd/ Neh-Spinn- oder Waͤſcherin/ dann es nur Wittwen und
Waͤyſen zu gute vergoͤnnet; Sonſt wird keiner verordnet/ der nicht zu
Danckbarkeit
oder Erkaͤnt-
niß Gabe Re-
vers
verboten.
einem gewiſſen Kirchen-Amt beruffen/ ſo iſt auch eine Danckbarkeits
oder Erkaͤntniß-Gabe Beruffs wegen zwar rechtlich zugelaſſen/ jedoch
ſoll kein Patronus deßfalls unzulaͤßigen Revers oder geſchriebene
Verpflichtung fordern.

Prob-Predigt
Handlungs
Recht.

§. 21. Die Handlung der Probe-Predigt iſt nichtig und zu wieder-
hohlen/ wofern ein Patron den Beruffenen ohne des Superintenden-
t
en Bewilligung zugelaſſen/ welcher ſolche Macht vom Conſiſtorio er-
langt hat/ und iſt dieſer Predigt Zweck/ des Kirchen-Amts und Pfarr-
Pfarr-Kinder
Stim̃en Recht.
Kinder Stimmen einzuſammlen/ oder nach des Beruffenen Lehr und
Lebens-Sitten zu forſchen/ darum auch deſſen Nahmen und Geburt
einen Monat oder 8. Tage Zeit vorhero von der Cantzel abzukuͤndigen/
Gemeinde Be-
willigungs
Stim̃en Ein-
ſammlungs
Recht.
daß ſie ſich befragen moͤgen/ alsdann wird vom Superintendenten oder
Patrono nicht eben Mann fuͤr Mann/ ſondern insgemein die Fuͤrnehm-
ſten des Volcks gefragt/ es iſt auch ſtillſchweigende Bewilligung genug/
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iſt nimmer zu unterlaſſen/ der Gemeinde Willen einzuhohlen/ und

wann
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[142/0149] II. Buch/ Cap. II. darum auch ſonſt alle zum Betrug Rechtens gegen einen/ der von Rechts wegen billiger zu beruffen/ ausgegebene Expectanz-Brieffe recht- lich nicht beſtaͤndig ſind/ jedoch kan ein Fuͤrſt einen vorhero Benann- ten wuͤrcklich zum Amt beſtellen. Fuͤrſten Frey- heit in Amts Beſtellungen. §. 19. Die Art und Weiſe Prieſter zu beruffen/ beſtehet auch dar- inn/ daß der Beruffene von Lehr und Leben gut Zeugniß habe/ auch der Patron oder ſonſt ein ander/ bey welchem das Wahlrecht ſtehet/ wegen deſſen Beſchaffenheit rathſchlagen und ihn auff der Cantzel/ um zu ſehen und zu hoͤren/ dem Volck darſtelle/ ſeine Prob- oder Beweiß-Predigt zu thun; So mag wohl einer mit dem Beding erkohren ſeyn/ wann er eines verſtorbenen Prieſters Wittwe oder Tochter zum Weibe nim̃t/ weilen man auf dem Lande der Prieſter Weib u. Kindern kaum anders rathen kan/ wofern ſonſt der Wille frey und die Perſon zum Lehren geſchickt waͤre/ und ſolte billig keiner zum Prediger erwehlet werden/ er habe denn zuvor der Schulen-Arbeit vorgeſtanden. Prieſter Witt- wen u. Toͤchter Vorrecht. C. 14. X. de jure Patron. §. 20. Wann aber eine Wittwe zu alt/ daß ſie der Geſtalt Bluͤ- te verlohren/ ſo iſts kein Zwangs-Recht-Mittel ſolche zu heyrathen/ vielweniger ſoll dieſer Gebrauch ſich erſtrecken zu des Patrons Toch- ter/ Magd/ Neh-Spinn- oder Waͤſcherin/ dann es nur Wittwen und Waͤyſen zu gute vergoͤnnet; Sonſt wird keiner verordnet/ der nicht zu einem gewiſſen Kirchen-Amt beruffen/ ſo iſt auch eine Danckbarkeits oder Erkaͤntniß-Gabe Beruffs wegen zwar rechtlich zugelaſſen/ jedoch ſoll kein Patronus deßfalls unzulaͤßigen Revers oder geſchriebene Verpflichtung fordern. Danckbarkeit oder Erkaͤnt- niß Gabe Re- vers verboten. §. 21. Die Handlung der Probe-Predigt iſt nichtig und zu wieder- hohlen/ wofern ein Patron den Beruffenen ohne des Superintenden- ten Bewilligung zugelaſſen/ welcher ſolche Macht vom Conſiſtorio er- langt hat/ und iſt dieſer Predigt Zweck/ des Kirchen-Amts und Pfarr- Kinder Stimmen einzuſammlen/ oder nach des Beruffenen Lehr und Lebens-Sitten zu forſchen/ darum auch deſſen Nahmen und Geburt einen Monat oder 8. Tage Zeit vorhero von der Cantzel abzukuͤndigen/ daß ſie ſich befragen moͤgen/ alsdann wird vom Superintendenten oder Patrono nicht eben Mann fuͤr Mann/ ſondern insgemein die Fuͤrnehm- ſten des Volcks gefragt/ es iſt auch ſtillſchweigende Bewilligung genug/ und darff man kahle frevele Urſachen nicht anſehen/ ja dieſe Predigt iſt nimmer zu unterlaſſen/ der Gemeinde Willen einzuhohlen/ und wann Pfarr-Kinder Stim̃en Recht. Gemeinde Be- willigungs Stim̃en Ein- ſammlungs Recht.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/149>, abgerufen am 24.11.2024.