Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.I. Buch/ Cap. II. Beklagten Ur-theil zu aut- worten oder nicht.Klage und darwieder eingewandt'-fürgeschützte Auszüge/ und ferner rechtliches Einbringen wird zu Recht erkannt/ daß Beklagter auff die gegen ihn angestellete und erhobene Klage für andern Gericht sich Ordentlichen Richters Ge- richts-Zwang. Unkosten Be- zahlungs- Recht.einzulassen nicht schuldig/ sondern von diesem Gerichts-Zwang zu ent- binden und loßzuzehlen/ Kläger aber mit seiner Ansprache für dessen ordentlichen Richter zu verweisen; oder auch/ daß Beklagter seines Vorwendens ungeachtet/ auff die wider ihn angefochtene Klage zu sprechen/ für diesen Gericht still zu stehen/ und mit Kriegs-rechtlichen Befestigung zu antworten/ und daß er es ietzo nicht gethan/ die Unkosten auff richterliche Ermäßigung zu erstatten/ schuldig sey. Gerichts Ort- Recht. §. 10. Wohnungs-Gerichts-Ort sind untergeben alle Belehnte/ Freyheit/ we- gen Gerichts- Stand. §. 11. Wann ein Edelmann/ der in Landes-Herrn Dienst und ist es
I. Buch/ Cap. II. Beklagten Ur-theil zu aut- worten oder nicht.Klage und darwieder eingewandt’-fuͤrgeſchuͤtzte Auszuͤge/ und ferner rechtliches Einbringen wird zu Recht erkannt/ daß Beklagter auff die gegen ihn angeſtellete und erhobene Klage fuͤr andern Gericht ſich Ordentlichen Richters Ge- richts-Zwang. Unkoſten Be- zahlungs- Recht.einzulaſſen nicht ſchuldig/ ſondern von dieſem Gerichts-Zwang zu ent- binden und loßzuzehlen/ Klaͤger aber mit ſeiner Anſprache fuͤr deſſen ordentlichen Richter zu verweiſen; oder auch/ daß Beklagter ſeines Vorwendens ungeachtet/ auff die wider ihn angefochtene Klage zu ſprechen/ fuͤr dieſen Gericht ſtill zu ſtehen/ und mit Kriegs-rechtlichen Befeſtigung zu antworten/ und daß er es ietzo nicht gethan/ die Unkoſten auff richterliche Ermaͤßigung zu erſtatten/ ſchuldig ſey. Gerichts Ort- Recht. §. 10. Wohnungs-Gerichts-Ort ſind untergeben alle Belehnte/ Freyheit/ we- gen Gerichts- Stand. §. 11. Wann ein Edelmann/ der in Landes-Herrn Dienſt und iſt es
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I. Buch/ Cap. II.
Klage und darwieder eingewandt’-fuͤrgeſchuͤtzte Auszuͤge/ und ferner
rechtliches Einbringen wird zu Recht erkannt/ daß Beklagter auff
die gegen ihn angeſtellete und erhobene Klage fuͤr andern Gericht ſich
einzulaſſen nicht ſchuldig/ ſondern von dieſem Gerichts-Zwang zu ent-
binden und loßzuzehlen/ Klaͤger aber mit ſeiner Anſprache fuͤr deſſen
ordentlichen Richter zu verweiſen; oder auch/ daß Beklagter ſeines
Vorwendens ungeachtet/ auff die wider ihn angefochtene Klage zu
ſprechen/ fuͤr dieſen Gericht ſtill zu ſtehen/ und mit Kriegs-rechtlichen
Befeſtigung zu antworten/ und daß er es ietzo nicht gethan/ die Unkoſten
auff richterliche Ermaͤßigung zu erſtatten/ ſchuldig ſey.
Beklagten Ur-
theil zu aut-
worten oder
nicht.
Ordentlichen
Richters Ge-
richts-Zwang.
Unkoſten Be-
zahlungs-
Recht.
§. 10. Wohnungs-Gerichts-Ort ſind untergeben alle Belehnte/
die auff dem Lande oder in Staͤdten haͤußlich ſitzen/ oder Feuer und
Rauch darinnen halten/ oder durch perſoͤnliches Anweſen/ auch da
ſie den beſt- und meiſten Theil ihrer Haab und Guͤter haben/ ob ſie
ſchon das gewoͤhnliche Buͤrger-Recht annoch nicht fuͤr ſich erlanget
haͤtten; Sonſt gehoͤren allezeit zum peinlichen Richter Hals-Straffe
und Geiſſelung/ nicht aber Verweiſung/ Gefaͤngniß und Geld-Buſ-
ſen; So kan man auch beym Unterrichter wegen Diebſtahl/ Injurien
oder Ehren-Schaͤndungen/ Gotteslaͤſterung/ falſch ſchweren und
vermaledeyen/ Sabbaths-Entheiligung/ aͤrgerlichen Geſellſchafften/
und Verſammlungen/ verbothenen Wucher und anderen Betrugs/
auch Hurerey halber/ peinlich anklagen.
Geſaͤngniß-
Geiſſelung und
Geld-Buſſen
Straff-Recht.
Injurien und
Ehren Sachen
Gericht.
Peinlichen
Klage Zu-
faͤlle.
§. 11. Wann ein Edelmann/ der in Landes-Herrn Dienſt und
ſtets am Hofe lebet/ in einer Stadt eine Ubelthat begehet/ ſo mag die
Stadt-Obrigkeit in ſolcher Sache nicht nachforſchen/ viel weniger
die That beſtraffen/ ſondern es gehoͤret Erkaͤntniß und Straffe dem
Fuͤrſten zu maſſen; wofern eine Perſon einigen Gerichts-Standes be-
freyet/ genieſſet auch ſolche Freyheit deſſen familie; Jedoch/ wenn der
Edelmann nicht in derſelbigen Stadt/ allwo der Fuͤrſt ſeine Geſchaͤffte
treibet oder ſich auffhaͤlt/ ſondern an einem andern Ort ſeiner eigenen
Verrichtung halber ſich befindet/ oder ſo fern er auſſer deſſen Dienſt
nicht bey Hofe lebet/ es ſey gleich in der Reſidenze oder einer andern
Stadt/ allwo er die Miſſethat veruͤbet/ und ſelbige Stadt-Obrigkeit
Ober- und peinlichen Gerichte Recht hat/ alsdann hat er ſich/ durch
ſein Verbrechen/ deren Gerichtshaltung unterworffen/ wann ſie ihn
nemlich an Verbrechens-Ort gefangen nehmen koͤnnen; entfliehet er
aber/ ob ſchon er auff ſeinen Guͤtern wohnet/ moͤgen ſie ihn nicht citi-
ren/ ſondern die Sache gehoͤret zum Fuͤrſten oder Landes-Herrn. Alſo
iſt es
Obrigkeiten
Recht mit
Edel-Leuten.
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