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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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I. Buch/ Cap. IX.
wann Ursachen zweiffelhafft/ soll man die wahrhaffte nicht verber-
gen/ und also keine Veränderung fürchten.

L. 18. ff. comm. divid. arg. L. 13. §. illo, C. de judic. L. 19. §. ult. ad SCt. Vellej.
L. ult. § 3. C. de furt.
Ursachen des
Urtheils war-
um von Rich-
ter zu benennen.

§. 44. Massen ja Partheyen und Advocaten/ wofern sie nicht gar
von Erbar- und Einigkeit-Liebe entfernet/ dabey geruhen werden/
oder dafern sie appelliren/ jedoch alsdann nicht alle Puncten wieder-
holen/ sondern nur solcher Ursachen wegen zancken und den Streit
verringern möchten; So kan auch der Oberrichter besser und leichter
des ersten Urtheils Stützen finden/ da er sonst im Zweiffel nicht wissen
kan/ was darinn zu urtheilen/ und was jenen dazu bewogen/ ohne
nach Acten Verlesung/ woraus solches offt schwerlich zu erachten.

Urtheil muß
seyn entweder
zur Verdamm-
oder Loßspre-
chung.

§. 45. Es muß aber jedes Urtheil also beschaffen seyn/ daß es mit
klaren oder gleich lautenden Worten endliche Verdamniß oder Loß-
sprechung in sich halte/ jedoch wann verschiedene Fälle in der Sache
begriffen/ mag Beklagter wohl in einem verdammt/ im andern aber
loßgezehlet werden; wann nun durch Uberwundenen List oder Schuld
die gebetene Sache verärgert oder verdorben/ wird er deroselben recht-
liche Schätzung zu bezahlen verurtheilet.

L. 9. princ. ff. de condict. furt. L. 1. ff. de re judic. L. 1. §. 5. ff. quando appell. L. 5. §. 1.
L. 59. pr. Eod. L. 37. ff. de Excus. tut. L. in hoc judicio, ff. famil. hercisc. L. 4.
§. 3. ff. de Except. doli. L. 18. §. 1. ff. de dolo.
Urtheil soll
nicht unendlich
sondern gewiß
seyn.

§. 46. Deßgleichen soll jeder Ausspruch gewiß seyn/ und sich auff
vorgenannte Summa/ Zeit/ Ort/ Urkunden und Klagschrifft bezie-
hen/ es wäre denn eine Sache von Natur also gethan/ daß man dar-
inn nichts gewisses zu erkennen vermag/ als im Erbfall/ Mitgifft und
Vormundschafft/ oder derer Früchte Genieß/ Unkosten und sonst/ wo-
fern etwa dem Beklagten das Wahlrecht zuständig; wiedrigen Falls
Interesse wann
der Uberwun-
dene bezahlen
muß.
muß das Urtheil endlich/ unzweiffelhafft und ohne ungewisses Beding/
so bald müglich zu erfüllen/ abgefasset werden/ und wenn der Uberwun-
dene nicht gethan/ was er gesollt hätte/ mag er zum Interesse verurthei-
let werden.

L. 15. ff. de re judic. L. 6. §. 1. & L. 68. ff. de R. V. L. 2. C. de rescind. vend. §. cura-
re, instit. de act. L. 7. ff. sin pars haered. L. 3. pen. & ult. C. de sent. quae sine.
L. 7. §. pen. ff. de contrah. Emt. L. 3. C. de fruct. & Lit. impens. L. 10. §. fin.
de jure dot.
Urtheil mit
Beding wie
gelten mag.

§. 48. So mag nun ein Urtheil also gesetzt werden/ mit Beding/
so fern Kläger seines Instruments Copie mit Original bekräfftiget/
oder Beklagter wird in Unkosten verurtheilet/ wann dieselben richtig
liquidiret und erwiesen/ jedoch nach richterlicher Er[m]äßigung/ oder

würde

I. Buch/ Cap. IX.
wann Urſachen zweiffelhafft/ ſoll man die wahrhaffte nicht verber-
gen/ und alſo keine Veraͤnderung fuͤrchten.

L. 18. ff. comm. divid. arg. L. 13. §. illo, C. de judic. L. 19. §. ult. ad SCt. Vellej.
L. ult. § 3. C. de furt.
Urſachen des
Urtheils war-
um von Rich-
ter zu beneñen.

§. 44. Maſſen ja Partheyen und Advocaten/ wofern ſie nicht gar
von Erbar- und Einigkeit-Liebe entfernet/ dabey geruhen werden/
oder dafern ſie appelliren/ jedoch alsdann nicht alle Puncten wieder-
holen/ ſondern nur ſolcher Urſachen wegen zancken und den Streit
verringern moͤchten; So kan auch der Oberrichter beſſer und leichter
des erſten Urtheils Stuͤtzen finden/ da er ſonſt im Zweiffel nicht wiſſen
kan/ was darinn zu urtheilen/ und was jenen dazu bewogen/ ohne
nach Acten Verleſung/ woraus ſolches offt ſchwerlich zu erachten.

Urtheil muß
ſeyn entweder
zur Verdamm-
oder Loßſpre-
chung.

§. 45. Es muß aber jedes Urtheil alſo beſchaffen ſeyn/ daß es mit
klaren oder gleich lautenden Worten endliche Verdamniß oder Loß-
ſprechung in ſich halte/ jedoch wann verſchiedene Faͤlle in der Sache
begriffen/ mag Beklagter wohl in einem verdammt/ im andern aber
loßgezehlet werden; wann nun durch Uberwundenen Liſt oder Schuld
die gebetene Sache veraͤrgert oder verdorben/ wird er deroſelben recht-
liche Schaͤtzung zu bezahlen verurtheilet.

L. 9. princ. ff. de condict. furt. L. 1. ff. de re judic. L. 1. §. 5. ff. quando appell. L. 5. §. 1.
L. 59. pr. Eod. L. 37. ff. de Excuſ. tut. L. in hoc judicio, ff. famil. herciſc. L. 4.
§. 3. ff. de Except. doli. L. 18. §. 1. ff. de dolo.
Urtheil ſoll
nicht unendlich
ſondern gewiß
ſeyn.

§. 46. Deßgleichen ſoll jeder Ausſpruch gewiß ſeyn/ und ſich auff
vorgenannte Summa/ Zeit/ Ort/ Urkunden und Klagſchrifft bezie-
hen/ es waͤre denn eine Sache von Natur alſo gethan/ daß man dar-
inn nichts gewiſſes zu erkennen vermag/ als im Erbfall/ Mitgifft und
Vormundſchafft/ oder derer Fruͤchte Genieß/ Unkoſten und ſonſt/ wo-
fern etwa dem Beklagten das Wahlrecht zuſtaͤndig; wiedrigen Falls
Intereſſe wann
der Uberwun-
dene bezahlen
muß.
muß das Urtheil endlich/ unzweiffelhafft und ohne ungewiſſes Beding/
ſo bald muͤglich zu erfuͤllen/ abgefaſſet werden/ und wenn der Uberwun-
dene nicht gethan/ was er geſollt haͤtte/ mag er zum Intereſſe verurthei-
let werden.

L. 15. ff. de re judic. L. 6. §. 1. & L. 68. ff. de R. V. L. 2. C. de reſcind. vend. §. cura-
re, inſtit. de act. L. 7. ff. ſin pars hæred. L. 3. pen. & ult. C. de ſent. quæ ſine.
L. 7. §. pen. ff. de contrah. Emt. L. 3. C. de fruct. & Lit. impenſ. L. 10. §. fin.
de jure dot.
Urtheil mit
Beding wie
gelten mag.

§. 48. So mag nun ein Urtheil alſo geſetzt werden/ mit Beding/
ſo fern Klaͤger ſeines Inſtruments Copie mit Original bekraͤfftiget/
oder Beklagter wird in Unkoſten verurtheilet/ wann dieſelben richtig
liquidiret und erwieſen/ jedoch nach richterlicher Er[m]aͤßigung/ oder

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[96/0103] I. Buch/ Cap. IX. wann Urſachen zweiffelhafft/ ſoll man die wahrhaffte nicht verber- gen/ und alſo keine Veraͤnderung fuͤrchten. L. 18. ff. comm. divid. arg. L. 13. §. illo, C. de judic. L. 19. §. ult. ad SCt. Vellej. L. ult. § 3. C. de furt. §. 44. Maſſen ja Partheyen und Advocaten/ wofern ſie nicht gar von Erbar- und Einigkeit-Liebe entfernet/ dabey geruhen werden/ oder dafern ſie appelliren/ jedoch alsdann nicht alle Puncten wieder- holen/ ſondern nur ſolcher Urſachen wegen zancken und den Streit verringern moͤchten; So kan auch der Oberrichter beſſer und leichter des erſten Urtheils Stuͤtzen finden/ da er ſonſt im Zweiffel nicht wiſſen kan/ was darinn zu urtheilen/ und was jenen dazu bewogen/ ohne nach Acten Verleſung/ woraus ſolches offt ſchwerlich zu erachten. §. 45. Es muß aber jedes Urtheil alſo beſchaffen ſeyn/ daß es mit klaren oder gleich lautenden Worten endliche Verdamniß oder Loß- ſprechung in ſich halte/ jedoch wann verſchiedene Faͤlle in der Sache begriffen/ mag Beklagter wohl in einem verdammt/ im andern aber loßgezehlet werden; wann nun durch Uberwundenen Liſt oder Schuld die gebetene Sache veraͤrgert oder verdorben/ wird er deroſelben recht- liche Schaͤtzung zu bezahlen verurtheilet. L. 9. princ. ff. de condict. furt. L. 1. ff. de re judic. L. 1. §. 5. ff. quando appell. L. 5. §. 1. L. 59. pr. Eod. L. 37. ff. de Excuſ. tut. L. in hoc judicio, ff. famil. herciſc. L. 4. §. 3. ff. de Except. doli. L. 18. §. 1. ff. de dolo. §. 46. Deßgleichen ſoll jeder Ausſpruch gewiß ſeyn/ und ſich auff vorgenannte Summa/ Zeit/ Ort/ Urkunden und Klagſchrifft bezie- hen/ es waͤre denn eine Sache von Natur alſo gethan/ daß man dar- inn nichts gewiſſes zu erkennen vermag/ als im Erbfall/ Mitgifft und Vormundſchafft/ oder derer Fruͤchte Genieß/ Unkoſten und ſonſt/ wo- fern etwa dem Beklagten das Wahlrecht zuſtaͤndig; wiedrigen Falls muß das Urtheil endlich/ unzweiffelhafft und ohne ungewiſſes Beding/ ſo bald muͤglich zu erfuͤllen/ abgefaſſet werden/ und wenn der Uberwun- dene nicht gethan/ was er geſollt haͤtte/ mag er zum Intereſſe verurthei- let werden. Intereſſe wann der Uberwun- dene bezahlen muß. L. 15. ff. de re judic. L. 6. §. 1. & L. 68. ff. de R. V. L. 2. C. de reſcind. vend. §. cura- re, inſtit. de act. L. 7. ff. ſin pars hæred. L. 3. pen. & ult. C. de ſent. quæ ſine. L. 7. §. pen. ff. de contrah. Emt. L. 3. C. de fruct. & Lit. impenſ. L. 10. §. fin. de jure dot. §. 48. So mag nun ein Urtheil alſo geſetzt werden/ mit Beding/ ſo fern Klaͤger ſeines Inſtruments Copie mit Original bekraͤfftiget/ oder Beklagter wird in Unkoſten verurtheilet/ wann dieſelben richtig liquidiret und erwieſen/ jedoch nach richterlicher Ermaͤßigung/ oder wuͤrde

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/103>, abgerufen am 24.11.2024.