Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Die köstlichste Arbeit.
gen/ wen sie selbige als lieder abgesungen. Ermahnet daneben/ das man
doch verständlich singen wolle. Qvod si cordi est & curae divinus
honos, hoc agite viri, hoc laborate, ut qvae cantantur verba, simul
etiam intelligantur.
das ist/ ists euch um Göttliche ehre ein ernst/
so bemühet euch darüber/ strebet darnach/ das man die Wort/
so ihr singet/ auch möge verstehen; (damit sie nich so gar ungeheur
zerdehnet und verdrehet werden.) Wem beliebt diesen ort auffzuschlagen/
wird noch ein mehrers daselbs finden. Jsts aber an diesem noch nicht
gnug/ so stellen wir ihnen gar einen Cardinal für/ nemlich den Bellar-
minum
, welcher über den 136. (bei uns 137.) Psalm v. 5. diese gedan-
cken führet/ das auch die jenigen in fremden landen des HErren lied
singen/ welche heilige psalmen und lieder dergestalt singen das sie nur/
oder doch fürnemlich/ der ohren fleischliche wollust befödern/ durch aller-
hand wandlungen und verdrehungen der stimme. den die geistlichen lie-
der sind darum gegeben/ das sie das gemüth zu GOtt erheben sollen/
nicht aber leibliche sinne ergötzen. Hingegen/ sagt er ferner/ sind auch
ihrer etliche/ welche Babels lieder in das Haus GOttes bringen/ illi
videlicet, qvi verba sacra modulis profanis ita vestiunt, ut qvi
audiunt, non tam verba considerent, qvam profanam modulati-
onem attendant:
nemlich welche die heiligen worte mit weltlichen
weisen also verkleiden/ das die jenigen/ so es anhören/ nicht so wohl
auff den sin/ als auff die melodei achtung geben. Diesem Cardinal
könte noch beigefüget werden ein geborner Römer Joh. Bapt. Casalius,
welcher gewaltig auch wider solche ungeistliche täntzerliche sing-art eifert
(in seinem buch von der Kirche alten gebräuchen de ritib. vet. ecc. f.
198. 199.
) absonderlich auch wider die jenigen/ welche um der stimme wil-
len zu unmännern sind gemacht worden/ um welches schändlichen
misbrauches willen der Kirche noch viel böses wiederfahre müsse;
wie solches in einem besondern buch der Jesuit Inchofer (welchen er
fol. 418. benennet/) soll ausgeführet haben.

Wir
E 3

Die koͤſtlichſte Arbeit.
gen/ wen ſie ſelbige als lieder abgeſungen. Ermahnet daneben/ das man
doch verſtaͤndlich ſingen wolle. Qvod ſi cordi eſt & curæ divinus
honos, hoc agite viri, hoc laborate, ut qvæ cantantur verba, ſimul
etiam intelligantur.
das iſt/ iſts euch um Goͤttliche ehre ein ernſt/
ſo bemuͤhet euch daruͤber/ ſtrebet darnach/ das man die Wort/
ſo ihr ſinget/ auch moͤge verſtehen; (damit ſie nich ſo gar ungeheur
zerdehnet und verdrehet werden.) Wem beliebt dieſen ort auffzuſchlagen/
wird noch ein mehrers daſelbs finden. Jſts aber an dieſem noch nicht
gnug/ ſo ſtellen wir ihnen gar einen Cardinal fuͤr/ nemlich den Bellar-
minum
, welcher uͤber den 136. (bei uns 137.) Pſalm v. 5. dieſe gedan-
cken fuͤhret/ das auch die jenigen in fremden landen des HErren lied
ſingen/ welche heilige pſalmen und lieder dergeſtalt ſingen das ſie nur/
oder doch fuͤrnemlich/ der ohren fleiſchliche wolluſt befoͤdern/ durch aller-
hand wandlungen und verdrehungen der ſtimme. den die geiſtlichen lie-
der ſind darum gegeben/ das ſie das gemuͤth zu GOtt erheben ſollen/
nicht aber leibliche ſinne ergoͤtzen. Hingegen/ ſagt er ferner/ ſind auch
ihrer etliche/ welche Babels lieder in das Haus GOttes bringen/ illi
videlicet, qvi verba ſacra modulis profanis ita veſtiunt, ut qvi
audiunt, non tam verba conſiderent, qvàm profanam modulati-
onem attendant:
nemlich welche die heiligen worte mit weltlichen
weiſen alſo verkleiden/ das die jenigen/ ſo es anhoͤren/ nicht ſo wohl
auff den ſin/ als auff die melodei achtung geben. Dieſem Cardinal
koͤnte noch beigefuͤget werden ein geborner Roͤmer Joh. Bapt. Caſalius,
welcher gewaltig auch wider ſolche ungeiſtliche taͤntzerliche ſing-art eifert
(in ſeinem buch von der Kirche alten gebraͤuchen de ritib. vet. ecc. f.
198. 199.
) abſonderlich auch wider die jenigen/ welche um der ſtimme wil-
len zu unmaͤnnern ſind gemacht worden/ um welches ſchaͤndlichen
misbrauches willen der Kirche noch viel boͤſes wiederfahre muͤſſe;
wie ſolches in einem beſondern buch der Jeſuit Inchofer (welchen er
fol. 418. benennet/) ſoll ausgefuͤhret haben.

Wir
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0033"/><fw type="header" place="top">Die ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te Arbeit.<lb/></fw> gen/ wen &#x017F;ie &#x017F;elbige als lieder abge&#x017F;ungen. Ermahnet daneben/ das man<lb/>
doch ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich &#x017F;ingen wolle. <hi rendition="#aq">Qvod &#x017F;i cordi e&#x017F;t &amp; curæ divinus<lb/>
honos, hoc agite viri, hoc laborate, ut qvæ cantantur verba, &#x017F;imul<lb/>
etiam intelligantur.</hi> das i&#x017F;t/ i&#x017F;ts euch um Go&#x0364;ttliche ehre ein ern&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;o bemu&#x0364;het euch daru&#x0364;ber/ &#x017F;trebet darnach/ das man die Wort/<lb/>
&#x017F;o ihr &#x017F;inget/ auch mo&#x0364;ge ver&#x017F;tehen; (damit &#x017F;ie nich &#x017F;o gar ungeheur<lb/>
zerdehnet und verdrehet werden.) Wem beliebt die&#x017F;en ort auffzu&#x017F;chlagen/<lb/>
wird noch ein mehrers da&#x017F;elbs finden. J&#x017F;ts aber an die&#x017F;em noch nicht<lb/>
gnug/ &#x017F;o &#x017F;tellen wir ihnen gar einen Cardinal fu&#x0364;r/ nemlich den <hi rendition="#aq">Bellar-<lb/>
minum</hi>, welcher u&#x0364;ber den 136. (bei uns 137.) P&#x017F;alm v. 5. die&#x017F;e gedan-<lb/>
cken fu&#x0364;hret/ das auch die jenigen in fremden landen des HErren lied<lb/>
&#x017F;ingen/ welche heilige p&#x017F;almen und lieder derge&#x017F;talt &#x017F;ingen das &#x017F;ie nur/<lb/>
oder doch fu&#x0364;rnemlich/ der ohren flei&#x017F;chliche wollu&#x017F;t befo&#x0364;dern/ durch aller-<lb/>
hand wandlungen und verdrehungen der &#x017F;timme. den die gei&#x017F;tlichen lie-<lb/>
der &#x017F;ind darum gegeben/ das &#x017F;ie das gemu&#x0364;th zu GOtt erheben &#x017F;ollen/<lb/>
nicht aber leibliche &#x017F;inne ergo&#x0364;tzen. Hingegen/ &#x017F;agt er ferner/ &#x017F;ind auch<lb/>
ihrer etliche/ welche Babels lieder in das Haus GOttes bringen/ <hi rendition="#aq">illi<lb/>
videlicet, qvi verba &#x017F;acra modulis profanis ita ve&#x017F;tiunt, ut qvi<lb/>
audiunt, non tam verba con&#x017F;iderent, qvàm profanam modulati-<lb/>
onem attendant:</hi> nemlich welche die heiligen worte mit weltlichen<lb/>
wei&#x017F;en al&#x017F;o verkleiden/ das die jenigen/ &#x017F;o es anho&#x0364;ren/ nicht &#x017F;o wohl<lb/>
auff den &#x017F;in/ als auff die melodei achtung geben. Die&#x017F;em Cardinal<lb/>
ko&#x0364;nte noch beigefu&#x0364;get werden ein geborner Ro&#x0364;mer <hi rendition="#aq">Joh. Bapt. Ca&#x017F;alius</hi>,<lb/>
welcher gewaltig auch wider &#x017F;olche ungei&#x017F;tliche ta&#x0364;ntzerliche &#x017F;ing-art eifert<lb/>
(in &#x017F;einem buch von der Kirche alten gebra&#x0364;uchen <hi rendition="#aq">de ritib. vet. ecc. f.<lb/>
198. 199.</hi>) ab&#x017F;onderlich auch wider die jenigen/ welche um der &#x017F;timme wil-<lb/>
len zu unma&#x0364;nnern &#x017F;ind gemacht worden/ um welches &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
misbrauches willen der Kirche noch viel bo&#x0364;&#x017F;es wiederfahre mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e;<lb/>
wie &#x017F;olches in einem be&#x017F;ondern buch der Je&#x017F;uit <hi rendition="#aq">Inchofer</hi> (welchen er<lb/><hi rendition="#aq">fol. 418.</hi> benennet/) &#x017F;oll ausgefu&#x0364;hret haben.<lb/></p>
            <fw type="sig" place="bottom">E 3</fw>
            <fw type="catch" place="bottom">Wir<lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0033] Die koͤſtlichſte Arbeit. gen/ wen ſie ſelbige als lieder abgeſungen. Ermahnet daneben/ das man doch verſtaͤndlich ſingen wolle. Qvod ſi cordi eſt & curæ divinus honos, hoc agite viri, hoc laborate, ut qvæ cantantur verba, ſimul etiam intelligantur. das iſt/ iſts euch um Goͤttliche ehre ein ernſt/ ſo bemuͤhet euch daruͤber/ ſtrebet darnach/ das man die Wort/ ſo ihr ſinget/ auch moͤge verſtehen; (damit ſie nich ſo gar ungeheur zerdehnet und verdrehet werden.) Wem beliebt dieſen ort auffzuſchlagen/ wird noch ein mehrers daſelbs finden. Jſts aber an dieſem noch nicht gnug/ ſo ſtellen wir ihnen gar einen Cardinal fuͤr/ nemlich den Bellar- minum, welcher uͤber den 136. (bei uns 137.) Pſalm v. 5. dieſe gedan- cken fuͤhret/ das auch die jenigen in fremden landen des HErren lied ſingen/ welche heilige pſalmen und lieder dergeſtalt ſingen das ſie nur/ oder doch fuͤrnemlich/ der ohren fleiſchliche wolluſt befoͤdern/ durch aller- hand wandlungen und verdrehungen der ſtimme. den die geiſtlichen lie- der ſind darum gegeben/ das ſie das gemuͤth zu GOtt erheben ſollen/ nicht aber leibliche ſinne ergoͤtzen. Hingegen/ ſagt er ferner/ ſind auch ihrer etliche/ welche Babels lieder in das Haus GOttes bringen/ illi videlicet, qvi verba ſacra modulis profanis ita veſtiunt, ut qvi audiunt, non tam verba conſiderent, qvàm profanam modulati- onem attendant: nemlich welche die heiligen worte mit weltlichen weiſen alſo verkleiden/ das die jenigen/ ſo es anhoͤren/ nicht ſo wohl auff den ſin/ als auff die melodei achtung geben. Dieſem Cardinal koͤnte noch beigefuͤget werden ein geborner Roͤmer Joh. Bapt. Caſalius, welcher gewaltig auch wider ſolche ungeiſtliche taͤntzerliche ſing-art eifert (in ſeinem buch von der Kirche alten gebraͤuchen de ritib. vet. ecc. f. 198. 199.) abſonderlich auch wider die jenigen/ welche um der ſtimme wil- len zu unmaͤnnern ſind gemacht worden/ um welches ſchaͤndlichen misbrauches willen der Kirche noch viel boͤſes wiederfahre muͤſſe; wie ſolches in einem beſondern buch der Jeſuit Inchofer (welchen er fol. 418. benennet/) ſoll ausgefuͤhret haben. Wir E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-03T09:14:21Z)
Frank Wiegand: Transkription und Textauszeichnung nach DTA-Basisformat (2012-12-03T09:14:21Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/33
Zitationshilfe: Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/33>, abgerufen am 23.11.2024.