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Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.

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Die köstlichste Arbeit.
ten wir GOtt zur völligen gebühr seinen preis abstatten/ dennoch wird
uns unsere einbildung umschlagen/ und gröblich betrügen. Was im
griechischen dabey stehet/ [fremdsprachliches Material], arbeitet nicht/ scheinet gar wider
sinnisch vom vorigen abzuspringen. Wie kan einer sich über etwas aus
allen kräfften bemühen/ und doch nicht arbeiten? Allein entweder
verstehet Sirach die gewisse art und absehen der arbeit zugleich mit;
(arbeitet nicht/ als die es gäntzlich auszumachen verhoffeten/) oder
Arbeiten heisset so viel/ als müde werden/ (wie Sirach 16, 28. &c:)
Auff welche art Herr D. Luther es recht wohl gegeben: und werdet
nicht müde/ und Camerarius: ne defatigemini, das ist/ ob ihr schon
dermassen auff den Preis des Höhesten erpichet und begierig seid/ das
ihr eurer eignen gesundheit und kräffte drüber verlustig werden soltet/ ob
ihr gleich keine müdigkeit für grossen eifer an euch innen werdet/ doch
werdet ihrs nicht erreichen. Je länger ihr in diesem irrgarten/ o-
der vielmehr Paradies/ euch werdet umsehen/ ie tieffer ihr in dieses Was-
ser euch hinein werdet wagen/ ie weniger ihr auf den grund werdet ge-
langen können; eben wie der Prophet Ezechiel befand C. 47, 4. seqq.
Sprichstu: ie wen es den um das lob des HErrn also beschaffen ist/
das es bey Sirachs worten bleiben soll/ (wenn wir gleich viel sagen/
so können wirs doch nicht erreichen: kurtz er ists gar. Wen wir
gleich alles hoch rühmen/ was ist das? er ist doch noch viel höher/
weder alle seine Werck. Er ist unaussprechlich gros/ und seine
macht ist wunderbarlich: C. 43, 28. seqq.) worum unterfänget man
sich dessen gar mit einander? were es nicht besser/ man unterliesse es
flugs anfangs? Allein/ lieber mensch/ hierauff geb ich dir zu bedencken:
wen du mit guten appetit an eine wohlbesetzte tafel oder volle speise-kam-
mer kömst/ kanst aber alle schüsseln nicht ausleeren/ unterlässestu deswe-
gen/ deiner nothdurfft nach gar nichts anzugreiffen? kan ein durstiger
gleich den vollen krug oder das gantze weinvaß nicht in sich schlucken/
äussert er sich dessentwegen alles trinckens? kan ein bergman in einer rei-

chen
C 2

Die koͤſtlichſte Arbeit.
ten wir GOtt zur voͤlligen gebuͤhr ſeinen preis abſtatten/ dennoch wird
uns unſere einbildung umſchlagen/ und groͤblich betruͤgen. Was im
griechiſchen dabey ſtehet/ [fremdsprachliches Material], arbeitet nicht/ ſcheinet gar wider
ſinniſch vom vorigen abzuſpringen. Wie kan einer ſich uͤber etwas aus
allen kraͤfften bemuͤhen/ und doch nicht arbeiten? Allein entweder
verſtehet Sirach die gewiſſe art und abſehen der arbeit zugleich mit;
(arbeitet nicht/ als die es gaͤntzlich auszumachen verhoffeten/) oder
Arbeiten heiſſet ſo viel/ als muͤde werden/ (wie Sirach 16, 28. &c:)
Auff welche art Herr D. Luther es recht wohl gegeben: und werdet
nicht muͤde/ und Camerarius: ne defatigemini, das iſt/ ob ihr ſchon
dermaſſen auff den Preis des Hoͤheſten erpichet und begierig ſeid/ das
ihr eurer eignen geſundheit und kraͤffte druͤber verluſtig werden ſoltet/ ob
ihr gleich keine muͤdigkeit fuͤr groſſen eifer an euch innen werdet/ doch
werdet ihrs nicht erreichen. Je laͤnger ihr in dieſem irrgarten/ o-
der vielmehr Paradies/ euch werdet umſehen/ ie tieffer ihr in dieſes Waſ-
ſer euch hinein werdet wagen/ ie weniger ihr auf den grund werdet ge-
langen koͤnnen; eben wie der Prophet Ezechiel befand C. 47, 4. ſeqq.
Sprichſtu: ie wen es den um das lob des HErrn alſo beſchaffen iſt/
das es bey Sirachs worten bleiben ſoll/ (wenn wir gleich viel ſagen/
ſo koͤnnen wirs doch nicht erreichen: kurtz er iſts gar. Wen wir
gleich alles hoch ruͤhmen/ was iſt das? er iſt doch noch viel hoͤher/
weder alle ſeine Werck. Er iſt unausſprechlich gros/ und ſeine
macht iſt wunderbarlich: C. 43, 28. ſeqq.) worum unterfaͤnget man
ſich deſſen gar mit einander? were es nicht beſſer/ man unterlieſſe es
flugs anfangs? Allein/ lieber menſch/ hierauff geb ich dir zu bedencken:
wen du mit guten appetit an eine wohlbeſetzte tafel oder volle ſpeiſe-kam-
mer koͤmſt/ kanſt aber alle ſchuͤſſeln nicht ausleeren/ unterlaͤſſeſtu deswe-
gen/ deiner nothdurfft nach gar nichts anzugreiffen? kan ein durſtiger
gleich den vollen krug oder das gantze weinvaß nicht in ſich ſchlucken/
aͤuſſert er ſich deſſentwegen alles trinckens? kan ein bergman in einer rei-

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Zitationshilfe: Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/15>, abgerufen am 21.11.2024.