Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Herr von Mons meldet unterm 3. April 1794 (Grens Journ. der Phys. B. VIII. S. 284.), es sey von der chemischen Societät zu Amsterdam bemerkt worden, daß das Phänomen der Selbstentzündung eines Gemenges von Schwefel, Eisen und Wasser, auch mit andern Metallen, und insbesondere mit Kupfer, statt finde, und daß hiezu ebenfalls die Berührung der Lebensluft gar nicht nothwendig sey. Herr D. Pfaff (ebend. S. 280 u. f.) und Hr. Lentin haben jenen Versuch mit einer Mischung von 15 Gran Schwefel und 40 Gran Kupfer wiederholt, wobey anfangs die Masse durch das Schmelzen des Schwefels zusammensinterte, dann aber nach einiger Zeit sich aufblähete, und unter Entwickelung einiger Dämpfe in ein sehr lebhaftes Glühen, welches das ganze Glas mit Helligkeit erfüllte, aber ohne Flamme, gerieth. Dieser Umstand scheint den Aufschluß zu geben, daß die Erscheinung ein bloßes Glühen, und keine eigentliche mit Zersetzung begleitete Entzündung oder Verbrennung sey. Eben dieses ist auch die Meinung des Herrn D. Pfaff, der das ganze Phänomen aus der geringen Leitungsfähigkeit des glühenden Körpers und der ihn umgebenden Mittel erklärt, woraus eine Anhäufung und durch diese eine Zersetzung der Wärme erfolge. Er führt darüber aus einem Briefe des Herrn Hofraths Lichtenberg folgende Stelle an: "Diese "ganze Sache beweiset blos, daß jene geschmolzene Körper "schlechte Leiter sind. Denn daß blos leuchtende Gluth "ohne Brand oder Zersetzung, ohne allen Beytritt von Oxy"gen-gas oder Oxygen statt findet, davon giebt das unter "Wasser glühende Glas ein herrliches Beyspiel. Ich habe "faustgroße Stücke desselben auf Glashütten unter Wasser "glühen sehen, man kan sie da ohne Gefahr angreifen, sie "fühlen sich blos warm an, und die zunächst am Wasser an"liegende Rinde ist auch blos warm, inwendig aber glüht "es, u. s. w." Eben so bleiben die auf der Oberfläche erhärteten und abgekühlten Laven inwendig noch lange glühend, und brennen einen Stock an, mit dem man sie durchstößt, s. Vulkane (Th. IV. S. 509.).
Herr von Mons meldet unterm 3. April 1794 (Grens Journ. der Phyſ. B. VIII. S. 284.), es ſey von der chemiſchen Societaͤt zu Amſterdam bemerkt worden, daß das Phaͤnomen der Selbſtentzuͤndung eines Gemenges von Schwefel, Eiſen und Waſſer, auch mit andern Metallen, und insbeſondere mit Kupfer, ſtatt finde, und daß hiezu ebenfalls die Beruͤhrung der Lebensluft gar nicht nothwendig ſey. Herr D. Pfaff (ebend. S. 280 u. f.) und Hr. Lentin haben jenen Verſuch mit einer Miſchung von 15 Gran Schwefel und 40 Gran Kupfer wiederholt, wobey anfangs die Maſſe durch das Schmelzen des Schwefels zuſammenſinterte, dann aber nach einiger Zeit ſich aufblaͤhete, und unter Entwickelung einiger Daͤmpfe in ein ſehr lebhaftes Gluͤhen, welches das ganze Glas mit Helligkeit erfuͤllte, aber ohne Flamme, gerieth. Dieſer Umſtand ſcheint den Aufſchluß zu geben, daß die Erſcheinung ein bloßes Gluͤhen, und keine eigentliche mit Zerſetzung begleitete Entzuͤndung oder Verbrennung ſey. Eben dieſes iſt auch die Meinung des Herrn D. Pfaff, der das ganze Phaͤnomen aus der geringen Leitungsfaͤhigkeit des gluͤhenden Koͤrpers und der ihn umgebenden Mittel erklaͤrt, woraus eine Anhaͤufung und durch dieſe eine Zerſetzung der Waͤrme erfolge. Er fuͤhrt daruͤber aus einem Briefe des Herrn Hofraths Lichtenberg folgende Stelle an: ”Dieſe ”ganze Sache beweiſet blos, daß jene geſchmolzene Koͤrper ”ſchlechte Leiter ſind. Denn daß blos leuchtende Gluth ”ohne Brand oder Zerſetzung, ohne allen Beytritt von Oxy”gen-gas oder Oxygen ſtatt findet, davon giebt das unter ”Waſſer gluͤhende Glas ein herrliches Beyſpiel. Ich habe ”fauſtgroße Stuͤcke deſſelben auf Glashuͤtten unter Waſſer ”gluͤhen ſehen, man kan ſie da ohne Gefahr angreifen, ſie ”fuͤhlen ſich blos warm an, und die zunaͤchſt am Waſſer an”liegende Rinde iſt auch blos warm, inwendig aber gluͤht ”es, u. ſ. w.“ Eben ſo bleiben die auf der Oberflaͤche erhaͤrteten und abgekuͤhlten Laven inwendig noch lange gluͤhend, und brennen einen Stock an, mit dem man ſie durchſtoͤßt, ſ. Vulkane (Th. IV. S. 509.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0929" xml:id="P.5.917" n="917"/><lb/> ſtatt finden kann; auch bilden ſich hiebey weder Saͤure, noch Luft.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">von Mons</hi> meldet unterm 3. April 1794 (<hi rendition="#b">Grens</hi> Journ. der Phyſ. B. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> S. 284.), es ſey von der chemiſchen Societaͤt zu Amſterdam bemerkt worden, daß das Phaͤnomen der Selbſtentzuͤndung eines Gemenges von Schwefel, Eiſen und Waſſer, auch mit andern Metallen, und insbeſondere mit Kupfer, ſtatt finde, und daß hiezu ebenfalls die Beruͤhrung der Lebensluft gar nicht nothwendig ſey.</p> <p>Herr D. <hi rendition="#b">Pfaff</hi> (ebend. S. 280 u. f.) und Hr. <hi rendition="#b">Lentin</hi> haben jenen Verſuch mit einer Miſchung von 15 Gran Schwefel und 40 Gran Kupfer wiederholt, wobey anfangs die Maſſe durch das Schmelzen des Schwefels zuſammenſinterte, dann aber nach einiger Zeit ſich aufblaͤhete, und unter Entwickelung einiger Daͤmpfe in ein ſehr lebhaftes <hi rendition="#b">Gluͤhen,</hi> welches das ganze Glas mit Helligkeit erfuͤllte, aber <hi rendition="#b">ohne Flamme,</hi> gerieth. Dieſer Umſtand ſcheint den Aufſchluß zu geben, daß die Erſcheinung ein bloßes Gluͤhen, und keine eigentliche mit Zerſetzung begleitete Entzuͤndung oder Verbrennung ſey.</p> <p>Eben dieſes iſt auch die Meinung des Herrn D. <hi rendition="#b">Pfaff,</hi> der das ganze Phaͤnomen aus der geringen Leitungsfaͤhigkeit des gluͤhenden Koͤrpers und der ihn umgebenden Mittel erklaͤrt, woraus eine Anhaͤufung und durch dieſe eine Zerſetzung der Waͤrme erfolge. Er fuͤhrt daruͤber aus einem Briefe des Herrn Hofraths <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> folgende Stelle an: ”Dieſe ”ganze Sache beweiſet blos, daß jene geſchmolzene Koͤrper ”ſchlechte Leiter ſind. Denn daß <hi rendition="#b">blos leuchtende Gluth</hi> ”ohne Brand oder Zerſetzung, ohne allen Beytritt von Oxy”gen-gas oder Oxygen ſtatt findet, davon giebt das unter ”Waſſer gluͤhende Glas ein herrliches Beyſpiel. Ich habe ”fauſtgroße Stuͤcke deſſelben auf Glashuͤtten unter Waſſer ”gluͤhen ſehen, man kan ſie da ohne Gefahr angreifen, ſie ”fuͤhlen ſich blos warm an, und die zunaͤchſt am Waſſer an”liegende Rinde iſt auch blos warm, inwendig aber gluͤht ”es, u. ſ. w.“ Eben ſo bleiben die auf der Oberflaͤche erhaͤrteten und abgekuͤhlten Laven inwendig noch lange gluͤhend, und brennen einen Stock an, mit dem man ſie durchſtoͤßt, ſ. <hi rendition="#b">Vulkane</hi> (Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 509.).<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [917/0929]
ſtatt finden kann; auch bilden ſich hiebey weder Saͤure, noch Luft.
Herr von Mons meldet unterm 3. April 1794 (Grens Journ. der Phyſ. B. VIII. S. 284.), es ſey von der chemiſchen Societaͤt zu Amſterdam bemerkt worden, daß das Phaͤnomen der Selbſtentzuͤndung eines Gemenges von Schwefel, Eiſen und Waſſer, auch mit andern Metallen, und insbeſondere mit Kupfer, ſtatt finde, und daß hiezu ebenfalls die Beruͤhrung der Lebensluft gar nicht nothwendig ſey.
Herr D. Pfaff (ebend. S. 280 u. f.) und Hr. Lentin haben jenen Verſuch mit einer Miſchung von 15 Gran Schwefel und 40 Gran Kupfer wiederholt, wobey anfangs die Maſſe durch das Schmelzen des Schwefels zuſammenſinterte, dann aber nach einiger Zeit ſich aufblaͤhete, und unter Entwickelung einiger Daͤmpfe in ein ſehr lebhaftes Gluͤhen, welches das ganze Glas mit Helligkeit erfuͤllte, aber ohne Flamme, gerieth. Dieſer Umſtand ſcheint den Aufſchluß zu geben, daß die Erſcheinung ein bloßes Gluͤhen, und keine eigentliche mit Zerſetzung begleitete Entzuͤndung oder Verbrennung ſey.
Eben dieſes iſt auch die Meinung des Herrn D. Pfaff, der das ganze Phaͤnomen aus der geringen Leitungsfaͤhigkeit des gluͤhenden Koͤrpers und der ihn umgebenden Mittel erklaͤrt, woraus eine Anhaͤufung und durch dieſe eine Zerſetzung der Waͤrme erfolge. Er fuͤhrt daruͤber aus einem Briefe des Herrn Hofraths Lichtenberg folgende Stelle an: ”Dieſe ”ganze Sache beweiſet blos, daß jene geſchmolzene Koͤrper ”ſchlechte Leiter ſind. Denn daß blos leuchtende Gluth ”ohne Brand oder Zerſetzung, ohne allen Beytritt von Oxy”gen-gas oder Oxygen ſtatt findet, davon giebt das unter ”Waſſer gluͤhende Glas ein herrliches Beyſpiel. Ich habe ”fauſtgroße Stuͤcke deſſelben auf Glashuͤtten unter Waſſer ”gluͤhen ſehen, man kan ſie da ohne Gefahr angreifen, ſie ”fuͤhlen ſich blos warm an, und die zunaͤchſt am Waſſer an”liegende Rinde iſt auch blos warm, inwendig aber gluͤht ”es, u. ſ. w.“ Eben ſo bleiben die auf der Oberflaͤche erhaͤrteten und abgekuͤhlten Laven inwendig noch lange gluͤhend, und brennen einen Stock an, mit dem man ſie durchſtoͤßt, ſ. Vulkane (Th. IV. S. 509.).
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