Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Theil davon mit den beym Verbrennen flüchtig werdenden Stoffen zu einem neuen Gas. Fehlt es an weiblichem Brennstoff in der Luft, so hört das Brennen auf, und auch ein anderer schon brennender Körper, der in einen solchen Raum gebracht wird, kan sein Verbrennen keinen Augenblick fortsetzen.

Die gegen einander schlagenden Brennstoffe machen die im Raume der Glocke befindliche einfache Luft warm. Dieser Zustand dauert eine Zeitlang, da hingegen das Leuchten bald aufhört, weil die Heftigkeit des Gegeneinanderschlagens bald so sehr nachläßt, daß der Lichtstoff nicht mehr in Wirksamkeit gesetzt werden kan. Bey einiger Anhäufung aber dringt auch der gepaarte Brennstoff durch die Wände des Glases, und schwebt in der freyen Luft umher, bis er ruhig, oder jeder seiner Theile wieder von neuem gebunden wird. Ein solcher Zustand der einfachen Luft, wo sie blos mit gepaartem Brennstoff angefüllt ist, das weibliche Brenngas hingegen ihr gänzlich fehlt, macht sie zu einer solchen, die man sonst phlogistisirte nennt, der aber Hr. Voigt lieber den Namen der Brennstoffluft geben will.

Entkleidet man diese Theorie von der darinn herrschenden Bildersprache, so findet man in ihr einen großen Theil des gewöhnlichen phlogistischen Systems wieder, indem der sogenannte männliche Brennstoff ganz das Stahlische Phlogiston ist, und bey seinem Uebergange in die mit weiblichem Brenngas vermischte Luft eben das thut, was man sonst Phlogistisiren nannte. Was wird aber aus beyden Brennstoffen, wenn der Phosphor das reine weibliche Brenngas, in dem er verbrennt, ganz zersetzt? Hier ist keine einfache Luft vorhanden, welche den gepaarten Brennstoff aufnehmen kan, man findet auch beym Versuche selbst keine Spur von entstandener Brennstoffluft. Der Brennstoff muß also durch die Wände der Glocke als Wärme gegangen seyn, und so scheint diese Theorie mit der von Scheele übereinzukommen, nach welcher sich ebenfalls Phlogiston und Feuerluft zu Hitze verbinden, und durch die Wände der Gefäße entweichen sollten. Einen Wärmestoff giebt es hier gar nicht, indem Wärme und Licht durch bloße Vibrationen erklärt werden;


Theil davon mit den beym Verbrennen fluͤchtig werdenden Stoffen zu einem neuen Gas. Fehlt es an weiblichem Brennſtoff in der Luft, ſo hoͤrt das Brennen auf, und auch ein anderer ſchon brennender Koͤrper, der in einen ſolchen Raum gebracht wird, kan ſein Verbrennen keinen Augenblick fortſetzen.

Die gegen einander ſchlagenden Brennſtoffe machen die im Raume der Glocke befindliche einfache Luft warm. Dieſer Zuſtand dauert eine Zeitlang, da hingegen das Leuchten bald aufhoͤrt, weil die Heftigkeit des Gegeneinanderſchlagens bald ſo ſehr nachlaͤßt, daß der Lichtſtoff nicht mehr in Wirkſamkeit geſetzt werden kan. Bey einiger Anhaͤufung aber dringt auch der gepaarte Brennſtoff durch die Waͤnde des Glaſes, und ſchwebt in der freyen Luft umher, bis er ruhig, oder jeder ſeiner Theile wieder von neuem gebunden wird. Ein ſolcher Zuſtand der einfachen Luft, wo ſie blos mit gepaartem Brennſtoff angefuͤllt iſt, das weibliche Brenngas hingegen ihr gaͤnzlich fehlt, macht ſie zu einer ſolchen, die man ſonſt phlogiſtiſirte nennt, der aber Hr. Voigt lieber den Namen der Brennſtoffluft geben will.

Entkleidet man dieſe Theorie von der darinn herrſchenden Bilderſprache, ſo findet man in ihr einen großen Theil des gewoͤhnlichen phlogiſtiſchen Syſtems wieder, indem der ſogenannte maͤnnliche Brennſtoff ganz das Stahliſche Phlogiſton iſt, und bey ſeinem Uebergange in die mit weiblichem Brenngas vermiſchte Luft eben das thut, was man ſonſt Phlogiſtiſiren nannte. Was wird aber aus beyden Brennſtoffen, wenn der Phosphor das reine weibliche Brenngas, in dem er verbrennt, ganz zerſetzt? Hier iſt keine einfache Luft vorhanden, welche den gepaarten Brennſtoff aufnehmen kan, man findet auch beym Verſuche ſelbſt keine Spur von entſtandener Brennſtoffluft. Der Brennſtoff muß alſo durch die Waͤnde der Glocke als Waͤrme gegangen ſeyn, und ſo ſcheint dieſe Theorie mit der von Scheele uͤbereinzukommen, nach welcher ſich ebenfalls Phlogiſton und Feuerluft zu Hitze verbinden, und durch die Waͤnde der Gefaͤße entweichen ſollten. Einen Waͤrmeſtoff giebt es hier gar nicht, indem Waͤrme und Licht durch bloße Vibrationen erklaͤrt werden;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0927" xml:id="P.5.915" n="915"/><lb/>
Theil davon mit den beym Verbrennen flu&#x0364;chtig werdenden Stoffen zu einem neuen Gas. Fehlt es an weiblichem Brenn&#x017F;toff in der Luft, &#x017F;o ho&#x0364;rt das Brennen auf, und auch ein anderer &#x017F;chon brennender Ko&#x0364;rper, der in einen &#x017F;olchen Raum gebracht wird, kan &#x017F;ein Verbrennen keinen Augenblick fort&#x017F;etzen.</p>
              <p>Die gegen einander &#x017F;chlagenden Brenn&#x017F;toffe machen die im Raume der Glocke befindliche einfache Luft <hi rendition="#b">warm.</hi> Die&#x017F;er Zu&#x017F;tand dauert eine Zeitlang, da hingegen das Leuchten bald aufho&#x0364;rt, weil die Heftigkeit des Gegeneinander&#x017F;chlagens bald &#x017F;o &#x017F;ehr nachla&#x0364;ßt, daß der Licht&#x017F;toff nicht mehr in Wirk&#x017F;amkeit ge&#x017F;etzt werden kan. Bey einiger Anha&#x0364;ufung aber dringt auch der gepaarte Brenn&#x017F;toff durch die Wa&#x0364;nde des Gla&#x017F;es, und &#x017F;chwebt in der freyen Luft umher, bis er ruhig, oder jeder &#x017F;einer Theile wieder von neuem gebunden wird. Ein &#x017F;olcher Zu&#x017F;tand der einfachen Luft, wo &#x017F;ie blos mit <hi rendition="#b">gepaartem Brenn&#x017F;toff</hi> angefu&#x0364;llt i&#x017F;t, das weibliche Brenngas hingegen ihr ga&#x0364;nzlich fehlt, macht &#x017F;ie zu einer &#x017F;olchen, die man &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#b">phlogi&#x017F;ti&#x017F;irte</hi> nennt, der aber Hr. <hi rendition="#b">Voigt</hi> lieber den Namen der <hi rendition="#b">Brenn&#x017F;toffluft</hi> geben will.</p>
              <p>Entkleidet man die&#x017F;e Theorie von der darinn herr&#x017F;chenden Bilder&#x017F;prache, &#x017F;o findet man in ihr einen großen Theil des gewo&#x0364;hnlichen phlogi&#x017F;ti&#x017F;chen Sy&#x017F;tems wieder, indem der &#x017F;ogenannte ma&#x0364;nnliche Brenn&#x017F;toff ganz das Stahli&#x017F;che Phlogi&#x017F;ton i&#x017F;t, und bey &#x017F;einem Uebergange in die mit weiblichem Brenngas vermi&#x017F;chte Luft eben das thut, was man &#x017F;on&#x017F;t Phlogi&#x017F;ti&#x017F;iren nannte. Was wird aber aus beyden Brenn&#x017F;toffen, wenn der Phosphor das reine weibliche Brenngas, in dem er verbrennt, ganz zer&#x017F;etzt? Hier i&#x017F;t keine einfache Luft vorhanden, welche den gepaarten Brenn&#x017F;toff aufnehmen kan, man findet auch beym Ver&#x017F;uche &#x017F;elb&#x017F;t keine Spur von ent&#x017F;tandener Brenn&#x017F;toffluft. Der Brenn&#x017F;toff muß al&#x017F;o durch die Wa&#x0364;nde der Glocke als Wa&#x0364;rme gegangen &#x017F;eyn, und &#x017F;o &#x017F;cheint die&#x017F;e Theorie mit der von <hi rendition="#b">Scheele</hi> u&#x0364;bereinzukommen, nach welcher &#x017F;ich ebenfalls Phlogi&#x017F;ton und Feuerluft zu Hitze verbinden, und durch die Wa&#x0364;nde der Gefa&#x0364;ße entweichen &#x017F;ollten. Einen Wa&#x0364;rme&#x017F;toff giebt es hier gar nicht, indem Wa&#x0364;rme und Licht durch bloße Vibrationen erkla&#x0364;rt werden;<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[915/0927] Theil davon mit den beym Verbrennen fluͤchtig werdenden Stoffen zu einem neuen Gas. Fehlt es an weiblichem Brennſtoff in der Luft, ſo hoͤrt das Brennen auf, und auch ein anderer ſchon brennender Koͤrper, der in einen ſolchen Raum gebracht wird, kan ſein Verbrennen keinen Augenblick fortſetzen. Die gegen einander ſchlagenden Brennſtoffe machen die im Raume der Glocke befindliche einfache Luft warm. Dieſer Zuſtand dauert eine Zeitlang, da hingegen das Leuchten bald aufhoͤrt, weil die Heftigkeit des Gegeneinanderſchlagens bald ſo ſehr nachlaͤßt, daß der Lichtſtoff nicht mehr in Wirkſamkeit geſetzt werden kan. Bey einiger Anhaͤufung aber dringt auch der gepaarte Brennſtoff durch die Waͤnde des Glaſes, und ſchwebt in der freyen Luft umher, bis er ruhig, oder jeder ſeiner Theile wieder von neuem gebunden wird. Ein ſolcher Zuſtand der einfachen Luft, wo ſie blos mit gepaartem Brennſtoff angefuͤllt iſt, das weibliche Brenngas hingegen ihr gaͤnzlich fehlt, macht ſie zu einer ſolchen, die man ſonſt phlogiſtiſirte nennt, der aber Hr. Voigt lieber den Namen der Brennſtoffluft geben will. Entkleidet man dieſe Theorie von der darinn herrſchenden Bilderſprache, ſo findet man in ihr einen großen Theil des gewoͤhnlichen phlogiſtiſchen Syſtems wieder, indem der ſogenannte maͤnnliche Brennſtoff ganz das Stahliſche Phlogiſton iſt, und bey ſeinem Uebergange in die mit weiblichem Brenngas vermiſchte Luft eben das thut, was man ſonſt Phlogiſtiſiren nannte. Was wird aber aus beyden Brennſtoffen, wenn der Phosphor das reine weibliche Brenngas, in dem er verbrennt, ganz zerſetzt? Hier iſt keine einfache Luft vorhanden, welche den gepaarten Brennſtoff aufnehmen kan, man findet auch beym Verſuche ſelbſt keine Spur von entſtandener Brennſtoffluft. Der Brennſtoff muß alſo durch die Waͤnde der Glocke als Waͤrme gegangen ſeyn, und ſo ſcheint dieſe Theorie mit der von Scheele uͤbereinzukommen, nach welcher ſich ebenfalls Phlogiſton und Feuerluft zu Hitze verbinden, und durch die Waͤnde der Gefaͤße entweichen ſollten. Einen Waͤrmeſtoff giebt es hier gar nicht, indem Waͤrme und Licht durch bloße Vibrationen erklaͤrt werden;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/927
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/927>, abgerufen am 23.05.2024.