aus Elasticität), ohne die mindeste Erwähnung des Begrifs von Schwere, hergeleitet. Sollen diese Gesetze durch Versuche bestätiget werden, so muß man vor allem andern das ganze Gewicht der Körper während des Versuchs völlig aufheben. Man muß sie auf wagrechte Tafeln legen oder an Fäden aufhängen, durch welche ihr Gewicht getragen wird. Ließe man die Schwere mitwirken, wie z. B. bey Kugeln, die sich in freyer Luft oder auf einer schiefen Ebene begegnen, so würden die Bewegungen und Geschwindigkeiten ganz anders ausfallen, und es würde besonders betrachtet werden müssen, was aus dieser Verbindung des Stoßes mit der Schwere in jedem Falle für Resultate entsprängen.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 261.) hat sich hier ganz verfehlt, indem er die vorgetragnen Formeln für Gesetze des Stoßes schwerer Körper erklärt. Er glaubt, daß der auf der wagrechten Tafel ruhende und am Faden hängende Körper, wenn er in wagrechter Richtung gestoßen wird, durch seine Schwere widerstehe, "nicht "wegen seiner Trägheit, wie man sich gewöhnlich die Sache "vorstellt, sondern weil er von der Richtungslinie der "Schwere stetig abgelenkt werden soll, wie bey der Wurf"bewegung."
Es ist aber der Fall des gestoßenen Körpers von dem Falle der Wurfbewegung unendlich verschieden. In jenem Falle wirkt die Schwere nur Druck, der gänzlich von der Tafel oder dem Faden getragen wird, und es ist nicht möglich, daß diese Schwere, nachdem sie schon einmal gewirkt hat, außerdem noch ein Zweytes (nämlich Widerstand gegen horizontale Bewegung) wirke: bey der Wurfbewegung hingegen wirkt sie Fall, und selbst hier kan man nicht sagen, sie widerstehe andern Bewegungen; sondern der Fall combinirt sich nur mit diesen Bewegungen nach den gewöhnlichen Regeln der Zusammensetzung. Beym bloßen Drucke ist keine Bewegung vorhanden, die sich mit andern mitgetheilten combiniren könnte; es fällt daher auch aller Einfluß der Schwere auf diese Bewegung gänzlich hinweg.
Nur alsdann, wenn die Tafel oder der Faden aufhört, den ganzen Druck des gestoßenen Körper zu tragen,
aus Elaſticitaͤt), ohne die mindeſte Erwaͤhnung des Begrifs von Schwere, hergeleitet. Sollen dieſe Geſetze durch Verſuche beſtaͤtiget werden, ſo muß man vor allem andern das ganze Gewicht der Koͤrper waͤhrend des Verſuchs voͤllig aufheben. Man muß ſie auf wagrechte Tafeln legen oder an Faͤden aufhaͤngen, durch welche ihr Gewicht getragen wird. Ließe man die Schwere mitwirken, wie z. B. bey Kugeln, die ſich in freyer Luft oder auf einer ſchiefen Ebene begegnen, ſo wuͤrden die Bewegungen und Geſchwindigkeiten ganz anders ausfallen, und es wuͤrde beſonders betrachtet werden muͤſſen, was aus dieſer Verbindung des Stoßes mit der Schwere in jedem Falle fuͤr Reſultate entſpraͤngen.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 261.) hat ſich hier ganz verfehlt, indem er die vorgetragnen Formeln fuͤr Geſetze des Stoßes ſchwerer Koͤrper erklaͤrt. Er glaubt, daß der auf der wagrechten Tafel ruhende und am Faden haͤngende Koͤrper, wenn er in wagrechter Richtung geſtoßen wird, durch ſeine Schwere widerſtehe, ”nicht ”wegen ſeiner Traͤgheit, wie man ſich gewoͤhnlich die Sache ”vorſtellt, ſondern weil er von der Richtungslinie der ”Schwere ſtetig abgelenkt werden ſoll, wie bey der Wurf”bewegung.“
Es iſt aber der Fall des geſtoßenen Koͤrpers von dem Falle der Wurfbewegung unendlich verſchieden. In jenem Falle wirkt die Schwere nur Druck, der gaͤnzlich von der Tafel oder dem Faden getragen wird, und es iſt nicht moͤglich, daß dieſe Schwere, nachdem ſie ſchon einmal gewirkt hat, außerdem noch ein Zweytes (naͤmlich Widerſtand gegen horizontale Bewegung) wirke: bey der Wurfbewegung hingegen wirkt ſie Fall, und ſelbſt hier kan man nicht ſagen, ſie widerſtehe andern Bewegungen; ſondern der Fall combinirt ſich nur mit dieſen Bewegungen nach den gewoͤhnlichen Regeln der Zuſammenſetzung. Beym bloßen Drucke iſt keine Bewegung vorhanden, die ſich mit andern mitgetheilten combiniren koͤnnte; es faͤllt daher auch aller Einfluß der Schwere auf dieſe Bewegung gaͤnzlich hinweg.
Nur alsdann, wenn die Tafel oder der Faden aufhoͤrt, den ganzen Druck des geſtoßenen Koͤrper zu tragen,
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aus Elaſticitaͤt), ohne die mindeſte Erwaͤhnung des Begrifs von Schwere, hergeleitet. Sollen dieſe Geſetze durch Verſuche beſtaͤtiget werden, ſo muß man vor allem andern das ganze Gewicht der Koͤrper waͤhrend des Verſuchs voͤllig aufheben. Man muß ſie auf wagrechte Tafeln legen oder an Faͤden aufhaͤngen, durch welche ihr Gewicht getragen wird. Ließe man die Schwere mitwirken, wie z. B. bey Kugeln, die ſich in freyer Luft oder auf einer ſchiefen Ebene begegnen, ſo wuͤrden die Bewegungen und Geſchwindigkeiten ganz anders ausfallen, und es wuͤrde beſonders betrachtet werden muͤſſen, was aus dieſer Verbindung des Stoßes mit der Schwere in jedem Falle fuͤr Reſultate entſpraͤngen.</p><p>Herr <hirendition="#b">Gren</hi> (Grundriß der Naturl. 1793. §. 261.) hat ſich hier ganz verfehlt, indem er die vorgetragnen Formeln fuͤr Geſetze des Stoßes <hirendition="#b">ſchwerer</hi> Koͤrper erklaͤrt. Er glaubt, daß der auf der wagrechten Tafel ruhende und am Faden haͤngende Koͤrper, wenn er in wagrechter Richtung geſtoßen wird, durch ſeine <hirendition="#b">Schwere</hi> widerſtehe, ”nicht ”wegen ſeiner Traͤgheit, wie man ſich gewoͤhnlich die Sache ”vorſtellt, ſondern weil er von der Richtungslinie der ”Schwere ſtetig abgelenkt werden ſoll, wie bey der Wurf”bewegung.“</p><p>Es iſt aber der Fall des geſtoßenen Koͤrpers von dem Falle der Wurfbewegung unendlich verſchieden. In jenem Falle wirkt die Schwere nur <hirendition="#b">Druck,</hi> der gaͤnzlich von der Tafel oder dem Faden getragen wird, und es iſt nicht moͤglich, daß dieſe Schwere, nachdem ſie ſchon einmal gewirkt hat, außerdem noch ein Zweytes (naͤmlich Widerſtand gegen horizontale Bewegung) wirke: bey der Wurfbewegung hingegen wirkt ſie <hirendition="#b">Fall,</hi> und ſelbſt hier kan man nicht ſagen, ſie <hirendition="#b">widerſtehe</hi> andern Bewegungen; ſondern der Fall combinirt ſich nur mit dieſen Bewegungen nach den gewoͤhnlichen Regeln der Zuſammenſetzung. Beym bloßen Drucke iſt keine Bewegung vorhanden, die ſich mit andern mitgetheilten combiniren koͤnnte; es faͤllt daher auch aller Einfluß der Schwere auf dieſe Bewegung gaͤnzlich hinweg.</p><p>Nur alsdann, wenn die Tafel oder der Faden aufhoͤrt, den <hirendition="#b">ganzen</hi> Druck des geſtoßenen Koͤrper zu tragen,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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aus Elaſticitaͤt), ohne die mindeſte Erwaͤhnung des Begrifs von Schwere, hergeleitet. Sollen dieſe Geſetze durch Verſuche beſtaͤtiget werden, ſo muß man vor allem andern das ganze Gewicht der Koͤrper waͤhrend des Verſuchs voͤllig aufheben. Man muß ſie auf wagrechte Tafeln legen oder an Faͤden aufhaͤngen, durch welche ihr Gewicht getragen wird. Ließe man die Schwere mitwirken, wie z. B. bey Kugeln, die ſich in freyer Luft oder auf einer ſchiefen Ebene begegnen, ſo wuͤrden die Bewegungen und Geſchwindigkeiten ganz anders ausfallen, und es wuͤrde beſonders betrachtet werden muͤſſen, was aus dieſer Verbindung des Stoßes mit der Schwere in jedem Falle fuͤr Reſultate entſpraͤngen.
Herr Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 261.) hat ſich hier ganz verfehlt, indem er die vorgetragnen Formeln fuͤr Geſetze des Stoßes ſchwerer Koͤrper erklaͤrt. Er glaubt, daß der auf der wagrechten Tafel ruhende und am Faden haͤngende Koͤrper, wenn er in wagrechter Richtung geſtoßen wird, durch ſeine Schwere widerſtehe, ”nicht ”wegen ſeiner Traͤgheit, wie man ſich gewoͤhnlich die Sache ”vorſtellt, ſondern weil er von der Richtungslinie der ”Schwere ſtetig abgelenkt werden ſoll, wie bey der Wurf”bewegung.“
Es iſt aber der Fall des geſtoßenen Koͤrpers von dem Falle der Wurfbewegung unendlich verſchieden. In jenem Falle wirkt die Schwere nur Druck, der gaͤnzlich von der Tafel oder dem Faden getragen wird, und es iſt nicht moͤglich, daß dieſe Schwere, nachdem ſie ſchon einmal gewirkt hat, außerdem noch ein Zweytes (naͤmlich Widerſtand gegen horizontale Bewegung) wirke: bey der Wurfbewegung hingegen wirkt ſie Fall, und ſelbſt hier kan man nicht ſagen, ſie widerſtehe andern Bewegungen; ſondern der Fall combinirt ſich nur mit dieſen Bewegungen nach den gewoͤhnlichen Regeln der Zuſammenſetzung. Beym bloßen Drucke iſt keine Bewegung vorhanden, die ſich mit andern mitgetheilten combiniren koͤnnte; es faͤllt daher auch aller Einfluß der Schwere auf dieſe Bewegung gaͤnzlich hinweg.
Nur alsdann, wenn die Tafel oder der Faden aufhoͤrt, den ganzen Druck des geſtoßenen Koͤrper zu tragen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/885>, abgerufen am 22.11.2024.
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