Endlich gelang es ihm am 24. Febr. 1792, Abends um 5 Uhr 40 Min., 2 1/2 Tag nach dem Neumonde, mit 74sacher Vergrößerung des 7schuhigen Herschelischen Teleskops, eine deutliche Beobachtung der Monddämmerung zu machen (s. Götting. gelehrte Anz. 1792. 86. Stück, S. 857 u. f.). Er gab darauf Acht, wie sich die dunkle blos von der Erde erleuchtete Halbkugel aus unserer Erddämmerung dem Auge enthüllen würde. Sie fieng auf einmal an, sich an ihrem Rande, aber blos an beyden Hornspitzen, auf einige Grade weit zu entwickeln, und dabey zeigte sich, aber blos hier, ihr Rand über eine Minute weit in einem äußerst matten graulichten Lichte, welches gegen das Licht der äußersten Hornspitze, in einer ganz andern Farbe, eben so abstach, wie das von Herrn Schröter ebenfalls entdeckte Dämmerungslicht in der Nachtseite der Venus, und wie unsere Erddämmerung gegen das unmittelbare Sonnenlicht. Dieses Licht verlor sich ostwärts nach und nach, und fiel am Ende so matt ab, daß es sich unbegrenzt mit der matt dämmernden Farbe des Himmels vermischte. Vom übrigen Mondrande und von der ganzen dunkeln Halbkugel war damals mit aller Anstrengung des Gesichts noch nichts zu entdecken: erst nach 8 Min. erschien der ganze Rand, und zwar auf einmal völlig. Eine so feine Naturscene, als dieses dämmernde Licht, läßt sich zwar in keiner Zeichnung treffend genug darstellen, und keinen genauen Messungen unterwerfen; inzwischen hat Herr Schröter einige Bestimmungen zu machen versucht, und daraus den untern dichten Theil der Mondatmosphäre, welcher diese Dämmerung verursacht, 226 Toisen gefunden (den Halbmesser des Monds 234 geograph. Meilen=891914 Toisen gesetzt). Diese Dämmerung erstreckt sich von der Lichtgrenze an bis dahin, wo sie dem dortigen Erdenlichte gleich wird, über einen Bogen der Mondfläche von 2° 34' 25", oder 10 1/3 geogr. Meilen weit. Auch diese untere dichtere Mondluft ist doch feiner, als die unsrige; über die höchsten Mondberge muß sie sich noch weit dünner erstrecken. Nach solchen Entdeckungen eines solchen Beobachters kann über das Daseyn einer Mondsatmosphäre kein weiterer Zweifel statt finden.
Endlich gelang es ihm am 24. Febr. 1792, Abends um 5 Uhr 40 Min., 2 1/2 Tag nach dem Neumonde, mit 74ſacher Vergroͤßerung des 7ſchuhigen Herſcheliſchen Teleſkops, eine deutliche Beobachtung der Monddaͤmmerung zu machen (ſ. Goͤtting. gelehrte Anz. 1792. 86. Stuͤck, S. 857 u. f.). Er gab darauf Acht, wie ſich die dunkle blos von der Erde erleuchtete Halbkugel aus unſerer Erddaͤmmerung dem Auge enthuͤllen wuͤrde. Sie fieng auf einmal an, ſich an ihrem Rande, aber blos an beyden Hornſpitzen, auf einige Grade weit zu entwickeln, und dabey zeigte ſich, aber blos hier, ihr Rand uͤber eine Minute weit in einem aͤußerſt matten graulichten Lichte, welches gegen das Licht der aͤußerſten Hornſpitze, in einer ganz andern Farbe, eben ſo abſtach, wie das von Herrn Schroͤter ebenfalls entdeckte Daͤmmerungslicht in der Nachtſeite der Venus, und wie unſere Erddaͤmmerung gegen das unmittelbare Sonnenlicht. Dieſes Licht verlor ſich oſtwaͤrts nach und nach, und fiel am Ende ſo matt ab, daß es ſich unbegrenzt mit der matt daͤmmernden Farbe des Himmels vermiſchte. Vom uͤbrigen Mondrande und von der ganzen dunkeln Halbkugel war damals mit aller Anſtrengung des Geſichts noch nichts zu entdecken: erſt nach 8 Min. erſchien der ganze Rand, und zwar auf einmal voͤllig. Eine ſo feine Naturſcene, als dieſes daͤmmernde Licht, laͤßt ſich zwar in keiner Zeichnung treffend genug darſtellen, und keinen genauen Meſſungen unterwerfen; inzwiſchen hat Herr Schroͤter einige Beſtimmungen zu machen verſucht, und daraus den untern dichten Theil der Mondatmoſphaͤre, welcher dieſe Daͤmmerung verurſacht, 226 Toiſen gefunden (den Halbmeſſer des Monds 234 geograph. Meilen=891914 Toiſen geſetzt). Dieſe Daͤmmerung erſtreckt ſich von der Lichtgrenze an bis dahin, wo ſie dem dortigen Erdenlichte gleich wird, uͤber einen Bogen der Mondflaͤche von 2° 34′ 25″, oder 10 1/3 geogr. Meilen weit. Auch dieſe untere dichtere Mondluft iſt doch feiner, als die unſrige; uͤber die hoͤchſten Mondberge muß ſie ſich noch weit duͤnner erſtrecken. Nach ſolchen Entdeckungen eines ſolchen Beobachters kann uͤber das Daſeyn einer Mondsatmoſphaͤre kein weiterer Zweifel ſtatt finden.
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Endlich gelang es ihm am 24. Febr. 1792, Abends um 5 Uhr 40 Min., 2 1/2 Tag nach dem Neumonde, mit 74ſacher Vergroͤßerung des 7ſchuhigen Herſcheliſchen Teleſkops, eine deutliche Beobachtung der Monddaͤmmerung zu machen (ſ. Goͤtting. gelehrte Anz. 1792. 86. Stuͤck, S. 857 u. f.). Er gab darauf Acht, wie ſich die dunkle blos von der Erde erleuchtete Halbkugel aus unſerer Erddaͤmmerung dem Auge enthuͤllen wuͤrde. Sie fieng auf einmal an, ſich an ihrem Rande, aber blos an beyden Hornſpitzen, auf einige Grade weit zu entwickeln, und dabey zeigte ſich, aber blos hier, ihr Rand uͤber eine Minute weit in einem aͤußerſt matten graulichten Lichte, welches gegen das Licht der aͤußerſten Hornſpitze, in einer ganz andern Farbe, eben ſo abſtach, wie das von Herrn Schroͤter ebenfalls entdeckte Daͤmmerungslicht in der Nachtſeite der Venus, und wie unſere Erddaͤmmerung gegen das unmittelbare Sonnenlicht. Dieſes Licht verlor ſich oſtwaͤrts nach und nach, und fiel am Ende ſo matt ab, daß es ſich unbegrenzt mit der matt daͤmmernden Farbe des Himmels vermiſchte. Vom uͤbrigen Mondrande und von der ganzen dunkeln Halbkugel war damals mit aller Anſtrengung des Geſichts noch nichts zu entdecken: erſt nach 8 Min. erſchien der ganze Rand, und zwar auf einmal voͤllig. Eine ſo feine Naturſcene, als dieſes daͤmmernde Licht, laͤßt ſich zwar in keiner Zeichnung treffend genug darſtellen, und keinen genauen Meſſungen unterwerfen; inzwiſchen hat Herr Schroͤter einige Beſtimmungen zu machen verſucht, und daraus den untern dichten Theil der Mondatmoſphaͤre, welcher dieſe Daͤmmerung verurſacht, 226 Toiſen gefunden (den Halbmeſſer des Monds 234 geograph. Meilen=891914 Toiſen geſetzt). Dieſe Daͤmmerung erſtreckt ſich von der Lichtgrenze an bis dahin, wo ſie dem dortigen Erdenlichte gleich wird, uͤber einen Bogen der Mondflaͤche von 2° 34′ 25″, oder 10 1/3 geogr. Meilen weit. Auch dieſe untere dichtere Mondluft iſt doch feiner, als die unſrige; uͤber die hoͤchſten Mondberge muß ſie ſich noch weit duͤnner erſtrecken. Nach ſolchen Entdeckungen eines ſolchen Beobachters kann uͤber das Daſeyn einer Mondsatmoſphaͤre kein weiterer Zweifel ſtatt finden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/87>, abgerufen am 16.02.2025.
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