viel eher Fernröhre aus Holland erhalten können, als Galilei (Aber Galilei setzte das Fernrohr schon 1609 durch eignes Nachdenken zusammen, und machte damit eine Menge Entdeckungen, die er im Nuncius sidereus, 1610 beschrieb, ohne erst auf Fernröhre aus Holland zu warten. Unter diesen Entdeckungen sind jedoch die Sonnenflecken nicht), und hätte Harriot die galileischen Nachrichten gehabt, so würde er auch um die sonderbare Gestalt des Saturns gewußt haben, von der er doch nichts melde (Diese Nachricht von Saturns forma tricorporea gab Galilei 1611. in der Schrift, die beym Worte Saturnsring, Th. III. S. 786. angeführt wird, und die auch noch nichts von Sonnenflecken enthält. Eben das macht es nun unwahrscheinlich, daß er dieselben schon im Nov. 1610. und überhaupt vor Fabricius und Harriot, gesehen habe).
Auch die Jupiterstrabanten hat Harriot beobachtet, ihre Stellungen gezeichnet, und ihre Perioden berechnet. Die älteste Brobachtung ist vom 16. Jan. 1610 (Marius sahe sie im Nov. 1609, Galilei am 7. Jan. 1610). Einigen Nachrichten zufolge scheint HarriotVir sibi sufficiens gewesen zu seyn, und sich wenig bekümmert zu haben, ob seine Arbeiten bekannt wurden, oder nicht. Er hat nichts in Druck gegeben, als eine Beschreibung von Virginien, wo er 1584 mit Sir Walter Raleigh gewesen war. Selbst sein berühmtes analytisches Werk (Artis analyticae praxis. Lond. 1631. fol.) ist erst 10 Jahr nach seinem Tode durch Walter Warner auf Befehl des Grafen von Northumberland herausgegeben worden.
Beob. des Uranus u. s. w. und Anzeige von den in England aufgefundenen Harriotschen Manuscripten, aus einem Schreiben des Herrn von Zach, London, den 26. Nov. 1784, in Bode astr. Jahrb. für 1788. S. 154. u. f.
Sonnenmikroskop.
Zus. zu Th. IV. S. 99--104.
Zu S. 101. Herr Kästner (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. §. 108. S. 470.) führt an, er habe die älteste Nachricht vom Sonnenmikroskop in Sam. Reyheri Mathesi Mosaica (Kiel 1679. p. 171. n. 23.) gefunden.
viel eher Fernroͤhre aus Holland erhalten koͤnnen, als Galilei (Aber Galilei ſetzte das Fernrohr ſchon 1609 durch eignes Nachdenken zuſammen, und machte damit eine Menge Entdeckungen, die er im Nuncius ſidereus, 1610 beſchrieb, ohne erſt auf Fernroͤhre aus Holland zu warten. Unter dieſen Entdeckungen ſind jedoch die Sonnenflecken nicht), und haͤtte Harriot die galileiſchen Nachrichten gehabt, ſo wuͤrde er auch um die ſonderbare Geſtalt des Saturns gewußt haben, von der er doch nichts melde (Dieſe Nachricht von Saturns forma tricorporea gab Galilei 1611. in der Schrift, die beym Worte Saturnsring, Th. III. S. 786. angefuͤhrt wird, und die auch noch nichts von Sonnenflecken enthaͤlt. Eben das macht es nun unwahrſcheinlich, daß er dieſelben ſchon im Nov. 1610. und uͤberhaupt vor Fabricius und Harriot, geſehen habe).
Auch die Jupiterstrabanten hat Harriot beobachtet, ihre Stellungen gezeichnet, und ihre Perioden berechnet. Die aͤlteſte Brobachtung iſt vom 16. Jan. 1610 (Marius ſahe ſie im Nov. 1609, Galilei am 7. Jan. 1610). Einigen Nachrichten zufolge ſcheint HarriotVir ſibi ſufficiens geweſen zu ſeyn, und ſich wenig bekuͤmmert zu haben, ob ſeine Arbeiten bekannt wurden, oder nicht. Er hat nichts in Druck gegeben, als eine Beſchreibung von Virginien, wo er 1584 mit Sir Walter Raleigh geweſen war. Selbſt ſein beruͤhmtes analytiſches Werk (Artis analyticae praxis. Lond. 1631. fol.) iſt erſt 10 Jahr nach ſeinem Tode durch Walter Warner auf Befehl des Grafen von Northumberland herausgegeben worden.
Beob. des Uranus u. ſ. w. und Anzeige von den in England aufgefundenen Harriotſchen Manuſcripten, aus einem Schreiben des Herrn von Zach, London, den 26. Nov. 1784, in Bode aſtr. Jahrb. fuͤr 1788. S. 154. u. f.
Sonnenmikroſkop.
Zuſ. zu Th. IV. S. 99—104.
Zu S. 101. Herr Kaͤſtner (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. §. 108. S. 470.) fuͤhrt an, er habe die aͤlteſte Nachricht vom Sonnenmikroſkop in Sam. Reyheri Matheſi Moſaica (Kiel 1679. p. 171. n. 23.) gefunden.
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viel eher Fernroͤhre aus Holland erhalten koͤnnen, als Galilei (Aber Galilei ſetzte das Fernrohr ſchon 1609 durch eignes Nachdenken zuſammen, und machte damit eine Menge Entdeckungen, die er im Nuncius ſidereus, 1610 beſchrieb, ohne erſt auf Fernroͤhre aus Holland zu warten. Unter dieſen Entdeckungen ſind jedoch die Sonnenflecken nicht), und haͤtte Harriot die galileiſchen Nachrichten gehabt, ſo wuͤrde er auch um die ſonderbare Geſtalt des Saturns gewußt haben, von der er doch nichts melde (Dieſe Nachricht von Saturns forma tricorporea gab Galilei 1611. in der Schrift, die beym Worte Saturnsring, Th. III. S. 786. angefuͤhrt wird, und die auch noch nichts von Sonnenflecken enthaͤlt. Eben das macht es nun unwahrſcheinlich, daß er dieſelben ſchon im Nov. 1610. und uͤberhaupt vor Fabricius und Harriot, geſehen habe).
Auch die Jupiterstrabanten hat Harriot beobachtet, ihre Stellungen gezeichnet, und ihre Perioden berechnet. Die aͤlteſte Brobachtung iſt vom 16. Jan. 1610 (Marius ſahe ſie im Nov. 1609, Galilei am 7. Jan. 1610). Einigen Nachrichten zufolge ſcheint Harriot Vir ſibi ſufficiens geweſen zu ſeyn, und ſich wenig bekuͤmmert zu haben, ob ſeine Arbeiten bekannt wurden, oder nicht. Er hat nichts in Druck gegeben, als eine Beſchreibung von Virginien, wo er 1584 mit Sir Walter Raleigh geweſen war. Selbſt ſein beruͤhmtes analytiſches Werk (Artis analyticae praxis. Lond. 1631. fol.) iſt erſt 10 Jahr nach ſeinem Tode durch Walter Warner auf Befehl des Grafen von Northumberland herausgegeben worden.
Beob. des Uranus u. ſ. w. und Anzeige von den in England aufgefundenen Harriotſchen Manuſcripten, aus einem Schreiben des Herrn von Zach, London, den 26. Nov. 1784, in Bode aſtr. Jahrb. fuͤr 1788. S. 154. u. f.
Sonnenmikroſkop.
Zuſ. zu Th. IV. S. 99—104.
Zu S. 101. Herr Kaͤſtner (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. §. 108. S. 470.) fuͤhrt an, er habe die aͤlteſte Nachricht vom Sonnenmikroſkop in Sam. Reyheri Matheſi Moſaica (Kiel 1679. p. 171. n. 23.) gefunden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/862>, abgerufen am 22.11.2024.
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