Die Wolken verlieren aber ihre Elektricität, da die Luft, in der sie schweben, immer etwas leitend ist. Sobald dieser Verlust beträchtlich genug wird, fließen die Bläschen der Wolken so stark zusammen, daß sie in Tropfen herunterfallen. Wie viel der Verlust der Elektricität zu dem Regen beyträgt, zeigen die Gewitter deutlich. Wenn sie auch ohne Regen anfangen, so regnet es doch zuletzt gewiß, wofern nur das Blitzen lange genug anhält. Aus Gewitterwolken fallen die heftigsten Platzregen, und selbst nach einem heftigen Donnerschlage regnet es mehrentheils stärker, als vorher.
Oft bezieht sich der Himmel bey Tage nach und nach, aber es fängt erst in der Nacht an zu regnen. Dieses läßt sich leicht daraus begreifen, daß die Wolken des Abends sich tiefer gegen die Erdfläche senken, und daß die untere Luft bey der Nacht feuchter, also auch leitender ist, als bey Tage.
Nach starken Gewittern pflegt es oft mehrere Tage nach einander zu regnen; wahrscheinlich, weil die Luft durch die Wetterwolken sehr stark elektrisirt wird, und diese mitgetheilte Elektricität nicht sogleich ganz verliert, also auch nachher noch eine Zeitlang eine geschwächte Ziehkrast behält. Oft bemerkt man auch, daß es, nachdem es geregnet hat, nicht kälter, sondern wohl gar wärmer oder schwül wird. Es muß also alsdann die Ziehkraft der Luft durch die mitgetheilte Elektricität noch immerfort geschwächt bleiben, weil entweder neue Niederschlagungen in der Luft vorgehen, welche allemal Wärme erzeugen, oder wenigstens unser Körper nicht auf die erste Art trocknet. Aber es lehrt auch die Erfahrung, daß es in diesem Falle bald wieder zu regnen anfängt. Kühlt sich hingegen das Wetter nach dem Regen ab, so ist das ein Zeichen, daß die Luft ihre ursprüngliche Elektricität wieder in voller Stärke erhalten hat, und daß alles in ihr auf die erste Art trocknet, also durch die Trocknung Kälte erzeugt wird. Daher pflegt unter diesen Umständen sich der Himmel, oft sogar des Nachts, ganz aufzuklären, wenn die obere Luft trocken genug ist, um die ihrer Elektricität beraubten Wolken aufzulösen.
Der große Einfluß der mitgetheilten Elektricität auf die Ziehkraft der Atmosphäre zeigt sich am deutlichsten in der
Die Wolken verlieren aber ihre Elektricitaͤt, da die Luft, in der ſie ſchweben, immer etwas leitend iſt. Sobald dieſer Verluſt betraͤchtlich genug wird, fließen die Blaͤschen der Wolken ſo ſtark zuſammen, daß ſie in Tropfen herunterfallen. Wie viel der Verluſt der Elektricitaͤt zu dem Regen beytraͤgt, zeigen die Gewitter deutlich. Wenn ſie auch ohne Regen anfangen, ſo regnet es doch zuletzt gewiß, wofern nur das Blitzen lange genug anhaͤlt. Aus Gewitterwolken fallen die heftigſten Platzregen, und ſelbſt nach einem heftigen Donnerſchlage regnet es mehrentheils ſtaͤrker, als vorher.
Oft bezieht ſich der Himmel bey Tage nach und nach, aber es faͤngt erſt in der Nacht an zu regnen. Dieſes laͤßt ſich leicht daraus begreifen, daß die Wolken des Abends ſich tiefer gegen die Erdflaͤche ſenken, und daß die untere Luft bey der Nacht feuchter, alſo auch leitender iſt, als bey Tage.
Nach ſtarken Gewittern pflegt es oft mehrere Tage nach einander zu regnen; wahrſcheinlich, weil die Luft durch die Wetterwolken ſehr ſtark elektriſirt wird, und dieſe mitgetheilte Elektricitaͤt nicht ſogleich ganz verliert, alſo auch nachher noch eine Zeitlang eine geſchwaͤchte Ziehkraſt behaͤlt. Oft bemerkt man auch, daß es, nachdem es geregnet hat, nicht kaͤlter, ſondern wohl gar waͤrmer oder ſchwuͤl wird. Es muß alſo alsdann die Ziehkraft der Luft durch die mitgetheilte Elektricitaͤt noch immerfort geſchwaͤcht bleiben, weil entweder neue Niederſchlagungen in der Luft vorgehen, welche allemal Waͤrme erzeugen, oder wenigſtens unſer Koͤrper nicht auf die erſte Art trocknet. Aber es lehrt auch die Erfahrung, daß es in dieſem Falle bald wieder zu regnen anfaͤngt. Kuͤhlt ſich hingegen das Wetter nach dem Regen ab, ſo iſt das ein Zeichen, daß die Luft ihre urſpruͤngliche Elektricitaͤt wieder in voller Staͤrke erhalten hat, und daß alles in ihr auf die erſte Art trocknet, alſo durch die Trocknung Kaͤlte erzeugt wird. Daher pflegt unter dieſen Umſtaͤnden ſich der Himmel, oft ſogar des Nachts, ganz aufzuklaͤren, wenn die obere Luft trocken genug iſt, um die ihrer Elektricitaͤt beraubten Wolken aufzuloͤſen.
Der große Einfluß der mitgetheilten Elektricitaͤt auf die Ziehkraft der Atmoſphaͤre zeigt ſich am deutlichſten in der
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Die Wolken verlieren aber ihre Elektricitaͤt, da die Luft, in der ſie ſchweben, immer etwas leitend iſt. Sobald dieſer Verluſt betraͤchtlich genug wird, fließen die Blaͤschen der Wolken ſo ſtark zuſammen, daß ſie in Tropfen herunterfallen. Wie viel der Verluſt der Elektricitaͤt zu dem Regen beytraͤgt, zeigen die Gewitter deutlich. Wenn ſie auch ohne Regen anfangen, ſo regnet es doch zuletzt gewiß, wofern nur das Blitzen lange genug anhaͤlt. Aus Gewitterwolken fallen die heftigſten Platzregen, und ſelbſt nach einem heftigen Donnerſchlage regnet es mehrentheils ſtaͤrker, als vorher.</p><p>Oft bezieht ſich der Himmel bey Tage nach und nach, aber es faͤngt erſt in der Nacht an zu regnen. Dieſes laͤßt ſich leicht daraus begreifen, daß die Wolken des Abends ſich tiefer gegen die Erdflaͤche ſenken, und daß die untere Luft bey der Nacht feuchter, alſo auch leitender iſt, als bey Tage.</p><p>Nach ſtarken Gewittern pflegt es oft mehrere Tage nach einander zu regnen; wahrſcheinlich, weil die Luft durch die Wetterwolken ſehr ſtark elektriſirt wird, und dieſe mitgetheilte Elektricitaͤt nicht ſogleich ganz verliert, alſo auch nachher noch eine Zeitlang eine geſchwaͤchte Ziehkraſt behaͤlt. Oft bemerkt man auch, daß es, nachdem es geregnet hat, nicht kaͤlter, ſondern wohl gar waͤrmer oder ſchwuͤl wird. Es muß alſo alsdann die Ziehkraft der Luft durch die mitgetheilte Elektricitaͤt noch immerfort geſchwaͤcht bleiben, weil entweder neue Niederſchlagungen in der Luft vorgehen, welche allemal Waͤrme erzeugen, oder wenigſtens unſer Koͤrper nicht <hirendition="#b">auf die erſte Art</hi> trocknet. Aber es lehrt auch die Erfahrung, daß es in dieſem Falle bald wieder zu regnen anfaͤngt. Kuͤhlt ſich hingegen das Wetter nach dem Regen ab, ſo iſt das ein Zeichen, daß die Luft ihre urſpruͤngliche Elektricitaͤt wieder in voller Staͤrke erhalten hat, und daß alles in ihr <hirendition="#b">auf die erſte Art</hi> trocknet, alſo durch die Trocknung Kaͤlte erzeugt wird. Daher pflegt unter dieſen Umſtaͤnden ſich der Himmel, oft ſogar des Nachts, ganz aufzuklaͤren, wenn die obere Luft trocken genug iſt, um die ihrer Elektricitaͤt beraubten Wolken aufzuloͤſen.</p><p>Der große Einfluß der mitgetheilten Elektricitaͤt auf die Ziehkraft der Atmoſphaͤre zeigt ſich am deutlichſten in der<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Die Wolken verlieren aber ihre Elektricitaͤt, da die Luft, in der ſie ſchweben, immer etwas leitend iſt. Sobald dieſer Verluſt betraͤchtlich genug wird, fließen die Blaͤschen der Wolken ſo ſtark zuſammen, daß ſie in Tropfen herunterfallen. Wie viel der Verluſt der Elektricitaͤt zu dem Regen beytraͤgt, zeigen die Gewitter deutlich. Wenn ſie auch ohne Regen anfangen, ſo regnet es doch zuletzt gewiß, wofern nur das Blitzen lange genug anhaͤlt. Aus Gewitterwolken fallen die heftigſten Platzregen, und ſelbſt nach einem heftigen Donnerſchlage regnet es mehrentheils ſtaͤrker, als vorher.
Oft bezieht ſich der Himmel bey Tage nach und nach, aber es faͤngt erſt in der Nacht an zu regnen. Dieſes laͤßt ſich leicht daraus begreifen, daß die Wolken des Abends ſich tiefer gegen die Erdflaͤche ſenken, und daß die untere Luft bey der Nacht feuchter, alſo auch leitender iſt, als bey Tage.
Nach ſtarken Gewittern pflegt es oft mehrere Tage nach einander zu regnen; wahrſcheinlich, weil die Luft durch die Wetterwolken ſehr ſtark elektriſirt wird, und dieſe mitgetheilte Elektricitaͤt nicht ſogleich ganz verliert, alſo auch nachher noch eine Zeitlang eine geſchwaͤchte Ziehkraſt behaͤlt. Oft bemerkt man auch, daß es, nachdem es geregnet hat, nicht kaͤlter, ſondern wohl gar waͤrmer oder ſchwuͤl wird. Es muß alſo alsdann die Ziehkraft der Luft durch die mitgetheilte Elektricitaͤt noch immerfort geſchwaͤcht bleiben, weil entweder neue Niederſchlagungen in der Luft vorgehen, welche allemal Waͤrme erzeugen, oder wenigſtens unſer Koͤrper nicht auf die erſte Art trocknet. Aber es lehrt auch die Erfahrung, daß es in dieſem Falle bald wieder zu regnen anfaͤngt. Kuͤhlt ſich hingegen das Wetter nach dem Regen ab, ſo iſt das ein Zeichen, daß die Luft ihre urſpruͤngliche Elektricitaͤt wieder in voller Staͤrke erhalten hat, und daß alles in ihr auf die erſte Art trocknet, alſo durch die Trocknung Kaͤlte erzeugt wird. Daher pflegt unter dieſen Umſtaͤnden ſich der Himmel, oft ſogar des Nachts, ganz aufzuklaͤren, wenn die obere Luft trocken genug iſt, um die ihrer Elektricitaͤt beraubten Wolken aufzuloͤſen.
Der große Einfluß der mitgetheilten Elektricitaͤt auf die Ziehkraft der Atmoſphaͤre zeigt ſich am deutlichſten in der
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/768>, abgerufen am 25.11.2024.
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