Kästners befindet; er fand damit die Polhöhe von Göttingen 22" größer, als mit dem Mauerquadranten. Ramsden selbst, der für die höchste Genauigkeit schlechterdings ganze Kreise verlangt, giebt dafür folgende Gründe an. 1) Durch die zween einander gegenüberstehenden Punkte zeigt sich jedesmal die geringste Veränderung im Mittelpunkte. 2) Da der Kreis auf der Drehbank bearbeitet wird, so erhält seine ebene Fläche dadurch einen Grad von Genauigkeit, den man bey Quadranten durch kein Mittel erreichen kan. 3) Jeder Winkel wird auf dem Kreise durch zwey gegenüberstehende Bogen gemessen, welches zur Berichtigung sehr dienlich ist. 4) Der erste Theilungspunkt kan täglich mit der größten Leichtigkeit berichtiget werden. 5) Die Ausdehnung des Metalls durch die Wärme geschieht sehr regelmäßig, und kan zu keinem Fehler Anlaß geben. 6) Der Kreis kan zu gleicher Zeit Mittagsfernrohr und Mauerquadrant seyn. 7) Bringt man noch einen| horizontalen Kreis unter der Axe an, so wird er zugleich Azimuthalinstrument, und giebt die Refractionen unabhängig vom Zeitmaaße.
Einen solchen Kreis von 5 Fuß im Durchmesser hat Hr. Piazzi für die Sternwarte zu Palermo durch Ramsden verfertigen lassen. Dieser ist in einer Schrift von Vince(A treatise on practical astronomy. London, 1790. 8.), noch vollkommner aber von Piazzi selbst beschrieben worden, welche letztere Beschreibung Hr. de la Lande in die dritte Ausgabe seiner Astronomie aufgenommen hat. Für Paris ist einer von 8 Fuß 8 Zoll engl. Maaßes, und ein anderer von 12 Fuß für Dublin bestimmt. Für die herzogl. Gothaische Sternwarte wird einer von 8 Fuß verfertiget, welche Größe Ramsden selbst für hinlänglich hält, um die Genauigkeit einer halben Secunde zu gewähren.
Auch der Hr. Graf von Brühl hat von einem durch Edward Troughton verfertigten und zu Harefield im Jul. 1793 aufgestellten Kreise von 2 Fuß Durchmesser ausführliche Nachrichten gegeben (On the investigation of the astronomical Circles. London, 1794. 8.). Der Künstler hat bey Verfertigung desselben die Vorschriften des Generalmajor
Kaͤſtners befindet; er fand damit die Polhoͤhe von Goͤttingen 22″ groͤßer, als mit dem Mauerquadranten. Ramsden ſelbſt, der fuͤr die hoͤchſte Genauigkeit ſchlechterdings ganze Kreiſe verlangt, giebt dafuͤr folgende Gruͤnde an. 1) Durch die zween einander gegenuͤberſtehenden Punkte zeigt ſich jedesmal die geringſte Veraͤnderung im Mittelpunkte. 2) Da der Kreis auf der Drehbank bearbeitet wird, ſo erhaͤlt ſeine ebene Flaͤche dadurch einen Grad von Genauigkeit, den man bey Quadranten durch kein Mittel erreichen kan. 3) Jeder Winkel wird auf dem Kreiſe durch zwey gegenuͤberſtehende Bogen gemeſſen, welches zur Berichtigung ſehr dienlich iſt. 4) Der erſte Theilungspunkt kan taͤglich mit der groͤßten Leichtigkeit berichtiget werden. 5) Die Ausdehnung des Metalls durch die Waͤrme geſchieht ſehr regelmaͤßig, und kan zu keinem Fehler Anlaß geben. 6) Der Kreis kan zu gleicher Zeit Mittagsfernrohr und Mauerquadrant ſeyn. 7) Bringt man noch einen| horizontalen Kreis unter der Axe an, ſo wird er zugleich Azimuthalinſtrument, und giebt die Refractionen unabhaͤngig vom Zeitmaaße.
Einen ſolchen Kreis von 5 Fuß im Durchmeſſer hat Hr. Piazzi fuͤr die Sternwarte zu Palermo durch Ramsden verfertigen laſſen. Dieſer iſt in einer Schrift von Vince(A treatiſe on practical aſtronomy. London, 1790. 8.), noch vollkommner aber von Piazzi ſelbſt beſchrieben worden, welche letztere Beſchreibung Hr. de la Lande in die dritte Ausgabe ſeiner Aſtronomie aufgenommen hat. Fuͤr Paris iſt einer von 8 Fuß 8 Zoll engl. Maaßes, und ein anderer von 12 Fuß fuͤr Dublin beſtimmt. Fuͤr die herzogl. Gothaiſche Sternwarte wird einer von 8 Fuß verfertiget, welche Groͤße Ramsden ſelbſt fuͤr hinlaͤnglich haͤlt, um die Genauigkeit einer halben Secunde zu gewaͤhren.
Auch der Hr. Graf von Bruͤhl hat von einem durch Edward Troughton verfertigten und zu Harefield im Jul. 1793 aufgeſtellten Kreiſe von 2 Fuß Durchmeſſer ausfuͤhrliche Nachrichten gegeben (On the inveſtigation of the aſtronomical Circles. London, 1794. 8.). Der Kuͤnſtler hat bey Verfertigung deſſelben die Vorſchriften des Generalmajor
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Kaͤſtners befindet; er fand damit die Polhoͤhe von Goͤttingen 22″ groͤßer, als mit dem Mauerquadranten. Ramsden ſelbſt, der fuͤr die hoͤchſte Genauigkeit ſchlechterdings ganze Kreiſe verlangt, giebt dafuͤr folgende Gruͤnde an. 1) Durch die zween einander gegenuͤberſtehenden Punkte zeigt ſich jedesmal die geringſte Veraͤnderung im Mittelpunkte. 2) Da der Kreis auf der Drehbank bearbeitet wird, ſo erhaͤlt ſeine ebene Flaͤche dadurch einen Grad von Genauigkeit, den man bey Quadranten durch kein Mittel erreichen kan. 3) Jeder Winkel wird auf dem Kreiſe durch zwey gegenuͤberſtehende Bogen gemeſſen, welches zur Berichtigung ſehr dienlich iſt. 4) Der erſte Theilungspunkt kan taͤglich mit der groͤßten Leichtigkeit berichtiget werden. 5) Die Ausdehnung des Metalls durch die Waͤrme geſchieht ſehr regelmaͤßig, und kan zu keinem Fehler Anlaß geben. 6) Der Kreis kan zu gleicher Zeit Mittagsfernrohr und Mauerquadrant ſeyn. 7) Bringt man noch einen| horizontalen Kreis unter der Axe an, ſo wird er zugleich Azimuthalinſtrument, und giebt die Refractionen unabhaͤngig vom Zeitmaaße.
Einen ſolchen Kreis von 5 Fuß im Durchmeſſer hat Hr. Piazzi fuͤr die Sternwarte zu Palermo durch Ramsden verfertigen laſſen. Dieſer iſt in einer Schrift von Vince (A treatiſe on practical aſtronomy. London, 1790. 8.), noch vollkommner aber von Piazzi ſelbſt beſchrieben worden, welche letztere Beſchreibung Hr. de la Lande in die dritte Ausgabe ſeiner Aſtronomie aufgenommen hat. Fuͤr Paris iſt einer von 8 Fuß 8 Zoll engl. Maaßes, und ein anderer von 12 Fuß fuͤr Dublin beſtimmt. Fuͤr die herzogl. Gothaiſche Sternwarte wird einer von 8 Fuß verfertiget, welche Groͤße Ramsden ſelbſt fuͤr hinlaͤnglich haͤlt, um die Genauigkeit einer halben Secunde zu gewaͤhren.
Auch der Hr. Graf von Bruͤhl hat von einem durch Edward Troughton verfertigten und zu Harefield im Jul. 1793 aufgeſtellten Kreiſe von 2 Fuß Durchmeſſer ausfuͤhrliche Nachrichten gegeben (On the inveſtigation of the aſtronomical Circles. London, 1794. 8.). Der Kuͤnſtler hat bey Verfertigung deſſelben die Vorſchriften des Generalmajor
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/743>, abgerufen am 22.11.2024.
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