Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Gren Grundriß der Naturlehre 1793. §. 1083--1097. Magnetnadel. Zus. zu diesem Art. Th. III. S. 129--133. Zu S. 133. Herr Bennet (Philos. Transact for the year 1792. Vol. LXXXII. P. I. p. 81. sqq.) hat eine neue Art angegeben, Magnetnadeln so frey aufzuhängen, daß sie für die geringsten Grade der Anziehung empfindlich bleiben. Er bedient sich dazu des Fadens von dem Gespinnste einer Kreuzspinne, an welchem er eine gewöhnliche kleine Nehnadel aufhängt. Um die Vorzüge dieser Methode zu prüfen, hat er über das Drehen (twist) solcher Fäden aus Spinngeweben Versuche angestellt. Ein Faden von 2 1/2 Zoll Länge ward an der Spindel eines Spinnrads befestigt, und durch den Umlauf des Rads 18000 mal umgedreht, wodurch er fast um 1 Zoll kürzer ward, aber alle diese Drehungen konnten nicht bewirken, daß sich sein Ende, wenn man es frey ließ, im mindesten zurückgedreht hätte. Die daran aufgehangenen leichten Körper waren gegen die mindeste Bewegung so empfindlich, daß schon der schwache Luftstrom, den die Nähe eines warmen Körpers verursachte, sie aus ihrer Ruhe brachte. Herr Bennet hieng etwas sehr Leichtes, z. B. einen Theil eines Fliegenflügels, Distelwolle u. dgl. in einem Glascylinder von 2 Zoll Durchmesser auf, und näherte demselben von außen eine Flasche mit warmem Wasser. Obgleich der Cylinder selbst in einem warmen Zimmer stand, so ward doch die Distelwolle durch Annäherung der warmen Flasche merklich bewegt, und schien gleichsam von ihr zurückgestoßen zu werden. Ein Anhänger des thierischen Magnetismus glaubte hierinn Wirkungen der magnetischen Atmosphäre zu sehen; allein Herr Bennet setzt es durch Versuche außer allen Zweifel, daß die Bewegung blos von dem schwachen Luftzuge herrühre, den die Wärme unter der Glocke veranlasset. Damit die Nadel durch die Bewegung der Luft nicht gestört werde, und man die zu prüfenden Substanzen der Spitze
Gren Grundriß der Naturlehre 1793. §. 1083—1097. Magnetnadel. Zuſ. zu dieſem Art. Th. III. S. 129—133. Zu S. 133. Herr Bennet (Philoſ. Transact for the year 1792. Vol. LXXXII. P. I. p. 81. ſqq.) hat eine neue Art angegeben, Magnetnadeln ſo frey aufzuhaͤngen, daß ſie fuͤr die geringſten Grade der Anziehung empfindlich bleiben. Er bedient ſich dazu des Fadens von dem Geſpinnſte einer Kreuzſpinne, an welchem er eine gewoͤhnliche kleine Nehnadel aufhaͤngt. Um die Vorzuͤge dieſer Methode zu pruͤfen, hat er uͤber das Drehen (twiſt) ſolcher Faͤden aus Spinngeweben Verſuche angeſtellt. Ein Faden von 2 1/2 Zoll Laͤnge ward an der Spindel eines Spinnrads befeſtigt, und durch den Umlauf des Rads 18000 mal umgedreht, wodurch er faſt um 1 Zoll kuͤrzer ward, aber alle dieſe Drehungen konnten nicht bewirken, daß ſich ſein Ende, wenn man es frey ließ, im mindeſten zuruͤckgedreht haͤtte. Die daran aufgehangenen leichten Koͤrper waren gegen die mindeſte Bewegung ſo empfindlich, daß ſchon der ſchwache Luftſtrom, den die Naͤhe eines warmen Koͤrpers verurſachte, ſie aus ihrer Ruhe brachte. Herr Bennet hieng etwas ſehr Leichtes, z. B. einen Theil eines Fliegenfluͤgels, Diſtelwolle u. dgl. in einem Glascylinder von 2 Zoll Durchmeſſer auf, und naͤherte demſelben von außen eine Flaſche mit warmem Waſſer. Obgleich der Cylinder ſelbſt in einem warmen Zimmer ſtand, ſo ward doch die Diſtelwolle durch Annaͤherung der warmen Flaſche merklich bewegt, und ſchien gleichſam von ihr zuruͤckgeſtoßen zu werden. Ein Anhaͤnger des thieriſchen Magnetismus glaubte hierinn Wirkungen der magnetiſchen Atmoſphaͤre zu ſehen; allein Herr Bennet ſetzt es durch Verſuche außer allen Zweifel, daß die Bewegung blos von dem ſchwachen Luftzuge herruͤhre, den die Waͤrme unter der Glocke veranlaſſet. Damit die Nadel durch die Bewegung der Luft nicht geſtoͤrt werde, und man die zu pruͤfenden Subſtanzen der Spitze <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0623" xml:id="P.5.611" n="611"/><lb/> ich will lieber bekennen, daß ich ſie nicht gehoͤrig verſtehe, als dieſem Urtheile widerſprechen.</p> <p><hi rendition="#b">Gren</hi> Grundriß der Naturlehre 1793. §. 1083—1097.</p> </div> <div n="2"> <head>Magnetnadel.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſ. zu dieſem Art. Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 129—133.</hi> </p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 133. Herr <hi rendition="#b">Bennet</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Transact for the year 1792. Vol. LXXXII. P. I. p. 81. ſqq.)</hi> hat eine neue Art angegeben, Magnetnadeln ſo frey aufzuhaͤngen, daß ſie fuͤr die geringſten Grade der Anziehung empfindlich bleiben. Er bedient ſich dazu des Fadens von dem Geſpinnſte einer Kreuzſpinne, an welchem er eine gewoͤhnliche kleine Nehnadel aufhaͤngt. Um die Vorzuͤge dieſer Methode zu pruͤfen, hat er uͤber das Drehen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(twiſt)</hi></hi> ſolcher Faͤden aus Spinngeweben Verſuche angeſtellt. Ein Faden von 2 1/2 Zoll Laͤnge ward an der Spindel eines Spinnrads befeſtigt, und durch den Umlauf des Rads 18000 mal umgedreht, wodurch er faſt um 1 Zoll kuͤrzer ward, aber alle dieſe Drehungen konnten nicht bewirken, daß ſich ſein Ende, wenn man es frey ließ, im mindeſten zuruͤckgedreht haͤtte. Die daran aufgehangenen leichten Koͤrper waren gegen die mindeſte Bewegung ſo empfindlich, daß ſchon der ſchwache Luftſtrom, den die Naͤhe eines warmen Koͤrpers verurſachte, ſie aus ihrer Ruhe brachte. Herr <hi rendition="#b">Bennet</hi> hieng etwas ſehr Leichtes, z. B. einen Theil eines Fliegenfluͤgels, Diſtelwolle u. dgl. in einem Glascylinder von 2 Zoll Durchmeſſer auf, und naͤherte demſelben von außen eine Flaſche mit warmem Waſſer. Obgleich der Cylinder ſelbſt in einem warmen Zimmer ſtand, ſo ward doch die Diſtelwolle durch Annaͤherung der warmen Flaſche merklich bewegt, und ſchien gleichſam von ihr zuruͤckgeſtoßen zu werden. Ein Anhaͤnger des thieriſchen Magnetismus glaubte hierinn Wirkungen der magnetiſchen Atmoſphaͤre zu ſehen; allein Herr <hi rendition="#b">Bennet</hi> ſetzt es durch Verſuche außer allen Zweifel, daß die Bewegung blos von dem ſchwachen Luftzuge herruͤhre, den die Waͤrme unter der Glocke veranlaſſet.</p> <p>Damit die Nadel durch die Bewegung der Luft nicht geſtoͤrt werde, und man die zu pruͤfenden Subſtanzen der Spitze<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [611/0623]
ich will lieber bekennen, daß ich ſie nicht gehoͤrig verſtehe, als dieſem Urtheile widerſprechen.
Gren Grundriß der Naturlehre 1793. §. 1083—1097.
Magnetnadel.
Zuſ. zu dieſem Art. Th. III. S. 129—133.
Zu S. 133. Herr Bennet (Philoſ. Transact for the year 1792. Vol. LXXXII. P. I. p. 81. ſqq.) hat eine neue Art angegeben, Magnetnadeln ſo frey aufzuhaͤngen, daß ſie fuͤr die geringſten Grade der Anziehung empfindlich bleiben. Er bedient ſich dazu des Fadens von dem Geſpinnſte einer Kreuzſpinne, an welchem er eine gewoͤhnliche kleine Nehnadel aufhaͤngt. Um die Vorzuͤge dieſer Methode zu pruͤfen, hat er uͤber das Drehen (twiſt) ſolcher Faͤden aus Spinngeweben Verſuche angeſtellt. Ein Faden von 2 1/2 Zoll Laͤnge ward an der Spindel eines Spinnrads befeſtigt, und durch den Umlauf des Rads 18000 mal umgedreht, wodurch er faſt um 1 Zoll kuͤrzer ward, aber alle dieſe Drehungen konnten nicht bewirken, daß ſich ſein Ende, wenn man es frey ließ, im mindeſten zuruͤckgedreht haͤtte. Die daran aufgehangenen leichten Koͤrper waren gegen die mindeſte Bewegung ſo empfindlich, daß ſchon der ſchwache Luftſtrom, den die Naͤhe eines warmen Koͤrpers verurſachte, ſie aus ihrer Ruhe brachte. Herr Bennet hieng etwas ſehr Leichtes, z. B. einen Theil eines Fliegenfluͤgels, Diſtelwolle u. dgl. in einem Glascylinder von 2 Zoll Durchmeſſer auf, und naͤherte demſelben von außen eine Flaſche mit warmem Waſſer. Obgleich der Cylinder ſelbſt in einem warmen Zimmer ſtand, ſo ward doch die Diſtelwolle durch Annaͤherung der warmen Flaſche merklich bewegt, und ſchien gleichſam von ihr zuruͤckgeſtoßen zu werden. Ein Anhaͤnger des thieriſchen Magnetismus glaubte hierinn Wirkungen der magnetiſchen Atmoſphaͤre zu ſehen; allein Herr Bennet ſetzt es durch Verſuche außer allen Zweifel, daß die Bewegung blos von dem ſchwachen Luftzuge herruͤhre, den die Waͤrme unter der Glocke veranlaſſet.
Damit die Nadel durch die Bewegung der Luft nicht geſtoͤrt werde, und man die zu pruͤfenden Subſtanzen der Spitze
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