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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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genauere Versuche über die Ausdehnbarkeit der Luft und der Gasarten durch die Wärme anstellen zu lassen, deren Resultate (Annales de Chimie To. I. 1789. p. 256 sqq. und in Grens Journal der Phys. B. I. S. 293 u. f.) lehren, daß die Zunahme des Luftvolumens keinesweges gleichförmig sey, sondern die Ausdehnbarkeit der Luft mit steigendet Wärme wachse. Es betrug nemlich die Vermehrung des anfänglichen Volumens trockner atmosphärischer Luft beym Barometerstande von 26 Zoll 9 1/2 Lin.

von 0--20°Reaum.0,0789Untersch.
0--40-0,2570-0,1781
0--60-0,6574-0,4004
0--80-0,9368-0,2794

Die ganze Ausdehnung giebt m=0,9368, mit Priestley übereinstimmend. Dagegen wird bey den geringen Temperaturen von 0--20 Grad, bey welchen die Beobachtungen in der Atmosphäre angestellt werden, die Ausdehnung weit geringer, als man bisher angenommen hatte, indem hier auf 1 Grad Reaum. im Durchschnitt nicht mehr, als 0,00394 oder (1/253) kömmt. Auf alle Fälle beweisen diese Versuche, daß mit den bisherigen Bestimmungen der Luftausdehnuug durch die Wärme noch sehr wenig ausgerichtet sey, daß man vielmehr, um etwas Sicheres zu erhalten, die Ausdehnung für jeden Grad der Wärme besonders bestimmen müsse, wie auch schon Roy's im Art. S. 20 angeführte Versuche zu erkennen geben.

Die Elasticität und Ausdehnung der Dünste folgt wieder andern noch eben so unbestimmten Gesetzen. Hr. Luz (Vollständige Beschreibung von Barom. Nürnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. S. 424) theilt Versuche mit, nach denen der Einfluß der Dünste nicht nur an sich stärker zu seyn scheint, als ihn de Saussure angiebt, sondern auch auf die Größe der Ausdehnung durch die Wärme eine sehr ungleichförmige Wirkung hervorbringt. Hiezu kömmt noch, daß die Physiker die Erfahrungen hierüber verschiedentlich auslegen, je nachdem sie über das Verhältniß zwischen Luft und Dünsten


genauere Verſuche uͤber die Ausdehnbarkeit der Luft und der Gasarten durch die Waͤrme anſtellen zu laſſen, deren Reſultate (Annales de Chimie To. I. 1789. p. 256 ſqq. und in Grens Journal der Phyſ. B. I. S. 293 u. f.) lehren, daß die Zunahme des Luftvolumens keinesweges gleichfoͤrmig ſey, ſondern die Ausdehnbarkeit der Luft mit ſteigendet Waͤrme wachſe. Es betrug nemlich die Vermehrung des anfaͤnglichen Volumens trockner atmoſphaͤriſcher Luft beym Barometerſtande von 26 Zoll 9 1/2 Lin.

von 0—20°Reaum.0,0789Unterſch.
0—40-0,2570-0,1781
0—60-0,6574-0,4004
0—80-0,9368-0,2794

Die ganze Ausdehnung giebt μ=0,9368, mit Prieſtley uͤbereinſtimmend. Dagegen wird bey den geringen Temperaturen von 0—20 Grad, bey welchen die Beobachtungen in der Atmoſphaͤre angeſtellt werden, die Ausdehnung weit geringer, als man bisher angenommen hatte, indem hier auf 1 Grad Reaum. im Durchſchnitt nicht mehr, als 0,00394 oder (1/253) koͤmmt. Auf alle Faͤlle beweiſen dieſe Verſuche, daß mit den bisherigen Beſtimmungen der Luftausdehnuug durch die Waͤrme noch ſehr wenig ausgerichtet ſey, daß man vielmehr, um etwas Sicheres zu erhalten, die Ausdehnung fuͤr jeden Grad der Waͤrme beſonders beſtimmen muͤſſe, wie auch ſchon Roy's im Art. S. 20 angefuͤhrte Verſuche zu erkennen geben.

Die Elaſticitaͤt und Ausdehnung der Duͤnſte folgt wieder andern noch eben ſo unbeſtimmten Geſetzen. Hr. Luz (Vollſtaͤndige Beſchreibung von Barom. Nuͤrnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. S. 424) theilt Verſuche mit, nach denen der Einfluß der Duͤnſte nicht nur an ſich ſtaͤrker zu ſeyn ſcheint, als ihn de Sauſſure angiebt, ſondern auch auf die Groͤße der Ausdehnung durch die Waͤrme eine ſehr ungleichfoͤrmige Wirkung hervorbringt. Hiezu koͤmmt noch, daß die Phyſiker die Erfahrungen hieruͤber verſchiedentlich auslegen, je nachdem ſie uͤber das Verhaͤltniß zwiſchen Luft und Duͤnſten

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[558/0570] genauere Verſuche uͤber die Ausdehnbarkeit der Luft und der Gasarten durch die Waͤrme anſtellen zu laſſen, deren Reſultate (Annales de Chimie To. I. 1789. p. 256 ſqq. und in Grens Journal der Phyſ. B. I. S. 293 u. f.) lehren, daß die Zunahme des Luftvolumens keinesweges gleichfoͤrmig ſey, ſondern die Ausdehnbarkeit der Luft mit ſteigendet Waͤrme wachſe. Es betrug nemlich die Vermehrung des anfaͤnglichen Volumens trockner atmoſphaͤriſcher Luft beym Barometerſtande von 26 Zoll 9 1/2 Lin. von 0—20° Reaum. 0,0789 Unterſch. 0—40 - 0,2570 - 0,1781 0—60 - 0,6574 - 0,4004 0—80 - 0,9368 - 0,2794 Die ganze Ausdehnung giebt μ=0,9368, mit Prieſtley uͤbereinſtimmend. Dagegen wird bey den geringen Temperaturen von 0—20 Grad, bey welchen die Beobachtungen in der Atmoſphaͤre angeſtellt werden, die Ausdehnung weit geringer, als man bisher angenommen hatte, indem hier auf 1 Grad Reaum. im Durchſchnitt nicht mehr, als 0,00394 oder (1/253) koͤmmt. Auf alle Faͤlle beweiſen dieſe Verſuche, daß mit den bisherigen Beſtimmungen der Luftausdehnuug durch die Waͤrme noch ſehr wenig ausgerichtet ſey, daß man vielmehr, um etwas Sicheres zu erhalten, die Ausdehnung fuͤr jeden Grad der Waͤrme beſonders beſtimmen muͤſſe, wie auch ſchon Roy's im Art. S. 20 angefuͤhrte Verſuche zu erkennen geben. Die Elaſticitaͤt und Ausdehnung der Duͤnſte folgt wieder andern noch eben ſo unbeſtimmten Geſetzen. Hr. Luz (Vollſtaͤndige Beſchreibung von Barom. Nuͤrnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. S. 424) theilt Verſuche mit, nach denen der Einfluß der Duͤnſte nicht nur an ſich ſtaͤrker zu ſeyn ſcheint, als ihn de Sauſſure angiebt, ſondern auch auf die Groͤße der Ausdehnung durch die Waͤrme eine ſehr ungleichfoͤrmige Wirkung hervorbringt. Hiezu koͤmmt noch, daß die Phyſiker die Erfahrungen hieruͤber verſchiedentlich auslegen, je nachdem ſie uͤber das Verhaͤltniß zwiſchen Luft und Duͤnſten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/570>, abgerufen am 13.06.2024.