Herr de Saussure nahm zum Maaßstabe einen schwarzen Kreis von 1 3/4 Lin. Durchmesser. In der Folge der Farbennüancen zeigt er die Null der Scale, oder die gänzliche Abwesenheit von Blau, durch einen Streifen von weißem Papier an, dessen Teint sich doch mehr in Rothgelb, als in Weiß, ziehet. Das schwächste Blau, oder Num. 1., ist ein Papierstreifen, sehr schwach mit einem blassen Blau gefärbt, so daß man dasselbe in der Entfernung, in welcher der schwarze Kreis nicht weiter bemerkt wird, nicht mehr vom Weiß unterscheiden kan; das man aber doch den Augenblick unterscheidet, wenn man sich wieder nähert, oder den Kreis wieder zu sehen anfängt. Die Nüance Num. 2. ist auf ebendieselbe Art durch Vergleichung mit Num. 1., und Num. 3. durch Vergleichung mit Num. 2. u. s. w. bestimmt worden. So geht es vom Dunklern zum Dunklern bis zum stärksten Blau, welches Berlinerblau von der besten Beschaffenheit, klar gerieben und mit Gummiwasser angemacht, geben kan. Um nun den andern Endpunkt der Scale zu erreichen, mischte er Beinschwarz mit dem Blau in immer stärkern Dosen, und gieng auf diese Art bis zum ganz reinen Schwarz fort. So erhielt er, den Kreis von 1 3/4 Lin. zum Maaßstab genommen, zwischen Weiß und Schwarz 51 Nüancen, welches 53 Tinten giebt, wenn man die beyden Extreme dazu nimmt. Diese Nüancen sind schwach; man steht oft an, auf welche man die Farbe des Himmels beziehen soll; inzwischen ist dieses kein Hinderniß. Nimmt man einen Kreis von größerm Durchmesser, so werden sie deutlicher und weniger an der Anzahl. Jeder Beobachter muß die Größe seines Kreises, vorzüglich aber die Anzahl der Nüancen bemerken, die er zwischen Weiß und Schwarz erhalten hat; alsdann können alle Beobachtungen so unter sich verglichen werden, wie man sie an Thermometern von verschiedenen Scalen vergleicht, wenn die Zahl der Grade des Fundamentalabstandes bekannt ist.
Von diesen mit allen Nüancen von Blau gefärbten Papieren werden nun gleich große Stücken, nach der Ordnung vom schwächsten bis zum dunkelsten, auf dem Rande einer Scheibe von weißer Pappe herum aufgeklebt. Diese Pappe ist dann das Kyanometer.
Herr de Sauſſure nahm zum Maaßſtabe einen ſchwarzen Kreis von 1 3/4 Lin. Durchmeſſer. In der Folge der Farbennuͤancen zeigt er die Null der Scale, oder die gaͤnzliche Abweſenheit von Blau, durch einen Streifen von weißem Papier an, deſſen Teint ſich doch mehr in Rothgelb, als in Weiß, ziehet. Das ſchwaͤchſte Blau, oder Num. 1., iſt ein Papierſtreifen, ſehr ſchwach mit einem blaſſen Blau gefaͤrbt, ſo daß man daſſelbe in der Entfernung, in welcher der ſchwarze Kreis nicht weiter bemerkt wird, nicht mehr vom Weiß unterſcheiden kan; das man aber doch den Augenblick unterſcheidet, wenn man ſich wieder naͤhert, oder den Kreis wieder zu ſehen anfaͤngt. Die Nuͤance Num. 2. iſt auf ebendieſelbe Art durch Vergleichung mit Num. 1., und Num. 3. durch Vergleichung mit Num. 2. u. ſ. w. beſtimmt worden. So geht es vom Dunklern zum Dunklern bis zum ſtaͤrkſten Blau, welches Berlinerblau von der beſten Beſchaffenheit, klar gerieben und mit Gummiwaſſer angemacht, geben kan. Um nun den andern Endpunkt der Scale zu erreichen, miſchte er Beinſchwarz mit dem Blau in immer ſtaͤrkern Doſen, und gieng auf dieſe Art bis zum ganz reinen Schwarz fort. So erhielt er, den Kreis von 1 3/4 Lin. zum Maaßſtab genommen, zwiſchen Weiß und Schwarz 51 Nuͤancen, welches 53 Tinten giebt, wenn man die beyden Extreme dazu nimmt. Dieſe Nuͤancen ſind ſchwach; man ſteht oft an, auf welche man die Farbe des Himmels beziehen ſoll; inzwiſchen iſt dieſes kein Hinderniß. Nimmt man einen Kreis von groͤßerm Durchmeſſer, ſo werden ſie deutlicher und weniger an der Anzahl. Jeder Beobachter muß die Groͤße ſeines Kreiſes, vorzuͤglich aber die Anzahl der Nuͤancen bemerken, die er zwiſchen Weiß und Schwarz erhalten hat; alsdann koͤnnen alle Beobachtungen ſo unter ſich verglichen werden, wie man ſie an Thermometern von verſchiedenen Scalen vergleicht, wenn die Zahl der Grade des Fundamentalabſtandes bekannt iſt.
Von dieſen mit allen Nuͤancen von Blau gefaͤrbten Papieren werden nun gleich große Stuͤcken, nach der Ordnung vom ſchwaͤchſten bis zum dunkelſten, auf dem Rande einer Scheibe von weißer Pappe herum aufgeklebt. Dieſe Pappe iſt dann das Kyanometer.
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Herr de Sauſſure nahm zum Maaßſtabe einen ſchwarzen Kreis von 1 3/4 Lin. Durchmeſſer. In der Folge der Farbennuͤancen zeigt er die Null der Scale, oder die gaͤnzliche Abweſenheit von Blau, durch einen Streifen von weißem Papier an, deſſen Teint ſich doch mehr in Rothgelb, als in Weiß, ziehet. Das ſchwaͤchſte Blau, oder Num. 1., iſt ein Papierſtreifen, ſehr ſchwach mit einem blaſſen Blau gefaͤrbt, ſo daß man daſſelbe in der Entfernung, in welcher der ſchwarze Kreis nicht weiter bemerkt wird, nicht mehr vom Weiß unterſcheiden kan; das man aber doch den Augenblick unterſcheidet, wenn man ſich wieder naͤhert, oder den Kreis wieder zu ſehen anfaͤngt. Die Nuͤance Num. 2. iſt auf ebendieſelbe Art durch Vergleichung mit Num. 1., und Num. 3. durch Vergleichung mit Num. 2. u. ſ. w. beſtimmt worden. So geht es vom Dunklern zum Dunklern bis zum ſtaͤrkſten Blau, welches Berlinerblau von der beſten Beſchaffenheit, klar gerieben und mit Gummiwaſſer angemacht, geben kan. Um nun den andern Endpunkt der Scale zu erreichen, miſchte er Beinſchwarz mit dem Blau in immer ſtaͤrkern Doſen, und gieng auf dieſe Art bis zum ganz reinen Schwarz fort. So erhielt er, den Kreis von 1 3/4 Lin. zum Maaßſtab genommen, zwiſchen Weiß und Schwarz 51 Nuͤancen, welches 53 Tinten giebt, wenn man die beyden Extreme dazu nimmt. Dieſe Nuͤancen ſind ſchwach; man ſteht oft an, auf welche man die Farbe des Himmels beziehen ſoll; inzwiſchen iſt dieſes kein Hinderniß. Nimmt man einen Kreis von groͤßerm Durchmeſſer, ſo werden ſie deutlicher und weniger an der Anzahl. Jeder Beobachter muß die Groͤße ſeines Kreiſes, vorzuͤglich aber die Anzahl der Nuͤancen bemerken, die er zwiſchen Weiß und Schwarz erhalten hat; alsdann koͤnnen alle Beobachtungen ſo unter ſich verglichen werden, wie man ſie an Thermometern von verſchiedenen Scalen vergleicht, wenn die Zahl der Grade des Fundamentalabſtandes bekannt iſt.
Von dieſen mit allen Nuͤancen von Blau gefaͤrbten Papieren werden nun gleich große Stuͤcken, nach der Ordnung vom ſchwaͤchſten bis zum dunkelſten, auf dem Rande einer Scheibe von weißer Pappe herum aufgeklebt. Dieſe Pappe iſt dann das Kyanometer.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/552>, abgerufen am 22.07.2024.
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