Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


darstellen lasse, s. den Zus. des Art. Gas, mephitisches (oben S. 445.).

Vermittelst des Kohlenstoffes kan man viele braune und schwarze Substanzen entfärben und vollkommen weiß machen. Die dunkle Farbe dieser Körper entsteht von dem ihnen beygemischten Kohlenstoffe. Mischt man sie nun mit wohl ausgeglühetem Kohlenpulver, so vereinigt sich damit der in ihnen enthaltene Kohlenstoff, und die Körper werden weiß. Auch dem faulen Fleische benimmt das Kohlenvulver seinen unangenehmen Geruch, der von dem geschweselten und gekohlten Wasserstoffgas entsteht, welches sich bey der Fäulniß thierischer Körper entwickelt. Der Schwefel und die Kohle verbinden sich mit dem zugesetzten Kohlenpulver, welches daher am Gewichte zunimmt. Auf eben diese Weise kan man andern übelriechenden Körpern, z. B. faulem Wasser, Zwiebeln, Knoblauch, Wanzen u. s. w. vermittelst des Kohlenpulvers den unangenehmen Geruch benehmen.

Wenn man kohlengesäuertes Wasser mit Kohlenpulver mischt, so entzieht dieses dem Wasser alle Kohlensäure so vollkommen, daß das Kalkwasser von diesem Wasser nun nicht mehr getrübt wird. So entzieht auch das Kohlenpulver dem mit geschwefeltem Wasserstoffgas (s. Gas, hepatisches) geschwängerten Wasser allen Schwefel, so daß das Wasserstoffgas ohne Geruch in die Luft geht, und das Wasser rein zurückbleibt. Dieses sind Entdeckungen, welche Hr. Lowitz benützt hat, um faules Wasser durch Kohlenpulver wieder trinkbar zu machen. Hr. Bergrath Buchholz in Weimar hat hierüber schätzbare Versuche mitgetheilt (Grens Journal der Physik. B. V. S. 3. B. VI. S. 12.).

Der Kohlenstoff verbinder sich mit dem Wasserstoffgas ohne Dazwischenkunft einer Säure, löset sich darinn auf, und bildet das gekohlte Wasserstoffgas (Gas hydrogenium carbonatum, Gaz hydrogene carbone) oder die schwere brennbare Luft, welche einen besondern und höchst unangenehmen Geruch hat. Dieses Gas läßt sich vermittelst des Schwefels zerlegen, weil der Schwefel und der Kohlenstoff eine sehr große Verwandtschaft mit einander haben.


darſtellen laſſe, ſ. den Zuſ. des Art. Gas, mephitiſches (oben S. 445.).

Vermittelſt des Kohlenſtoffes kan man viele braune und ſchwarze Subſtanzen entfaͤrben und vollkommen weiß machen. Die dunkle Farbe dieſer Koͤrper entſteht von dem ihnen beygemiſchten Kohlenſtoffe. Miſcht man ſie nun mit wohl ausgegluͤhetem Kohlenpulver, ſo vereinigt ſich damit der in ihnen enthaltene Kohlenſtoff, und die Koͤrper werden weiß. Auch dem faulen Fleiſche benimmt das Kohlenvulver ſeinen unangenehmen Geruch, der von dem geſchweſelten und gekohlten Waſſerſtoffgas entſteht, welches ſich bey der Faͤulniß thieriſcher Koͤrper entwickelt. Der Schwefel und die Kohle verbinden ſich mit dem zugeſetzten Kohlenpulver, welches daher am Gewichte zunimmt. Auf eben dieſe Weiſe kan man andern uͤbelriechenden Koͤrpern, z. B. faulem Waſſer, Zwiebeln, Knoblauch, Wanzen u. ſ. w. vermittelſt des Kohlenpulvers den unangenehmen Geruch benehmen.

Wenn man kohlengeſaͤuertes Waſſer mit Kohlenpulver miſcht, ſo entzieht dieſes dem Waſſer alle Kohlenſaͤure ſo vollkommen, daß das Kalkwaſſer von dieſem Waſſer nun nicht mehr getruͤbt wird. So entzieht auch das Kohlenpulver dem mit geſchwefeltem Waſſerſtoffgas (ſ. Gas, hepatiſches) geſchwaͤngerten Waſſer allen Schwefel, ſo daß das Waſſerſtoffgas ohne Geruch in die Luft geht, und das Waſſer rein zuruͤckbleibt. Dieſes ſind Entdeckungen, welche Hr. Lowitz benuͤtzt hat, um faules Waſſer durch Kohlenpulver wieder trinkbar zu machen. Hr. Bergrath Buchholz in Weimar hat hieruͤber ſchaͤtzbare Verſuche mitgetheilt (Grens Journal der Phyſik. B. V. S. 3. B. VI. S. 12.).

Der Kohlenſtoff verbinder ſich mit dem Waſſerſtoffgas ohne Dazwiſchenkunft einer Saͤure, loͤſet ſich darinn auf, und bildet das gekohlte Waſſerſtoffgas (Gas hydrogenium carbonatum, Gaz hydrogène carboné) oder die ſchwere brennbare Luft, welche einen beſondern und hoͤchſt unangenehmen Geruch hat. Dieſes Gas laͤßt ſich vermittelſt des Schwefels zerlegen, weil der Schwefel und der Kohlenſtoff eine ſehr große Verwandtſchaft mit einander haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0541" xml:id="P.5.529" n="529"/><lb/>
dar&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;. den Zu&#x017F;. des Art. <hi rendition="#b">Gas, mephiti&#x017F;ches</hi> (oben S. 445.).</p>
              <p>Vermittel&#x017F;t des Kohlen&#x017F;toffes kan man viele braune und &#x017F;chwarze Sub&#x017F;tanzen entfa&#x0364;rben und vollkommen weiß machen. Die dunkle Farbe die&#x017F;er Ko&#x0364;rper ent&#x017F;teht von dem ihnen beygemi&#x017F;chten Kohlen&#x017F;toffe. Mi&#x017F;cht man &#x017F;ie nun mit wohl ausgeglu&#x0364;hetem Kohlenpulver, &#x017F;o vereinigt &#x017F;ich damit der in ihnen enthaltene Kohlen&#x017F;toff, und die Ko&#x0364;rper werden weiß. Auch dem faulen Flei&#x017F;che benimmt das Kohlenvulver &#x017F;einen unangenehmen Geruch, der von dem ge&#x017F;chwe&#x017F;elten und gekohlten Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas ent&#x017F;teht, welches &#x017F;ich bey der Fa&#x0364;ulniß thieri&#x017F;cher Ko&#x0364;rper entwickelt. Der Schwefel und die Kohle verbinden &#x017F;ich mit dem zuge&#x017F;etzten Kohlenpulver, welches daher am Gewichte zunimmt. Auf eben die&#x017F;e Wei&#x017F;e kan man andern u&#x0364;belriechenden Ko&#x0364;rpern, z. B. faulem Wa&#x017F;&#x017F;er, Zwiebeln, Knoblauch, Wanzen u. &#x017F;. w. vermittel&#x017F;t des Kohlenpulvers den unangenehmen Geruch benehmen.</p>
              <p>Wenn man kohlenge&#x017F;a&#x0364;uertes Wa&#x017F;&#x017F;er mit Kohlenpulver mi&#x017F;cht, &#x017F;o entzieht die&#x017F;es dem Wa&#x017F;&#x017F;er alle Kohlen&#x017F;a&#x0364;ure &#x017F;o vollkommen, daß das Kalkwa&#x017F;&#x017F;er von die&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er nun nicht mehr getru&#x0364;bt wird. So entzieht auch das Kohlenpulver dem mit ge&#x017F;chwefeltem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas (&#x017F;. <hi rendition="#b">Gas, hepati&#x017F;ches</hi>) ge&#x017F;chwa&#x0364;ngerten Wa&#x017F;&#x017F;er allen Schwefel, &#x017F;o daß das Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas ohne Geruch in die Luft geht, und das Wa&#x017F;&#x017F;er rein zuru&#x0364;ckbleibt. Die&#x017F;es &#x017F;ind Entdeckungen, welche Hr. <hi rendition="#b">Lowitz</hi> benu&#x0364;tzt hat, um faules Wa&#x017F;&#x017F;er durch Kohlenpulver wieder trinkbar zu machen. Hr. Bergrath <hi rendition="#b">Buchholz</hi> in Weimar hat hieru&#x0364;ber &#x017F;cha&#x0364;tzbare Ver&#x017F;uche mitgetheilt (<hi rendition="#b">Grens</hi> Journal der Phy&#x017F;ik. B. <hi rendition="#aq">V.</hi> S. 3. B. <hi rendition="#aq">VI.</hi> S. 12.).</p>
              <p>Der Kohlen&#x017F;toff verbinder &#x017F;ich mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas ohne Dazwi&#x017F;chenkunft einer Sa&#x0364;ure, lo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ich darinn auf, und bildet das <hi rendition="#b">gekohlte Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffgas</hi> <hi rendition="#aq">(Gas hydrogenium carbonatum, <hi rendition="#i">Gaz hydrogène carboné)</hi></hi> oder die &#x017F;chwere <hi rendition="#b">brennbare Luft,</hi> welche einen be&#x017F;ondern und ho&#x0364;ch&#x017F;t unangenehmen Geruch hat. Die&#x017F;es Gas la&#x0364;ßt &#x017F;ich vermittel&#x017F;t des Schwefels zerlegen, weil der Schwefel und der Kohlen&#x017F;toff eine &#x017F;ehr große Verwandt&#x017F;chaft mit einander haben.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0541] darſtellen laſſe, ſ. den Zuſ. des Art. Gas, mephitiſches (oben S. 445.). Vermittelſt des Kohlenſtoffes kan man viele braune und ſchwarze Subſtanzen entfaͤrben und vollkommen weiß machen. Die dunkle Farbe dieſer Koͤrper entſteht von dem ihnen beygemiſchten Kohlenſtoffe. Miſcht man ſie nun mit wohl ausgegluͤhetem Kohlenpulver, ſo vereinigt ſich damit der in ihnen enthaltene Kohlenſtoff, und die Koͤrper werden weiß. Auch dem faulen Fleiſche benimmt das Kohlenvulver ſeinen unangenehmen Geruch, der von dem geſchweſelten und gekohlten Waſſerſtoffgas entſteht, welches ſich bey der Faͤulniß thieriſcher Koͤrper entwickelt. Der Schwefel und die Kohle verbinden ſich mit dem zugeſetzten Kohlenpulver, welches daher am Gewichte zunimmt. Auf eben dieſe Weiſe kan man andern uͤbelriechenden Koͤrpern, z. B. faulem Waſſer, Zwiebeln, Knoblauch, Wanzen u. ſ. w. vermittelſt des Kohlenpulvers den unangenehmen Geruch benehmen. Wenn man kohlengeſaͤuertes Waſſer mit Kohlenpulver miſcht, ſo entzieht dieſes dem Waſſer alle Kohlenſaͤure ſo vollkommen, daß das Kalkwaſſer von dieſem Waſſer nun nicht mehr getruͤbt wird. So entzieht auch das Kohlenpulver dem mit geſchwefeltem Waſſerſtoffgas (ſ. Gas, hepatiſches) geſchwaͤngerten Waſſer allen Schwefel, ſo daß das Waſſerſtoffgas ohne Geruch in die Luft geht, und das Waſſer rein zuruͤckbleibt. Dieſes ſind Entdeckungen, welche Hr. Lowitz benuͤtzt hat, um faules Waſſer durch Kohlenpulver wieder trinkbar zu machen. Hr. Bergrath Buchholz in Weimar hat hieruͤber ſchaͤtzbare Verſuche mitgetheilt (Grens Journal der Phyſik. B. V. S. 3. B. VI. S. 12.). Der Kohlenſtoff verbinder ſich mit dem Waſſerſtoffgas ohne Dazwiſchenkunft einer Saͤure, loͤſet ſich darinn auf, und bildet das gekohlte Waſſerſtoffgas (Gas hydrogenium carbonatum, Gaz hydrogène carboné) oder die ſchwere brennbare Luft, welche einen beſondern und hoͤchſt unangenehmen Geruch hat. Dieſes Gas laͤßt ſich vermittelſt des Schwefels zerlegen, weil der Schwefel und der Kohlenſtoff eine ſehr große Verwandtſchaft mit einander haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/541
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/541>, abgerufen am 15.06.2024.