Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


hier noch widerstehend bleiben, nennt Bewegung widerstehender Massen (§. 111. 112.), und Stoß schwerer Körper (S. 190 u. f.), was nur Bewegung und Stoß träger Massen ist, und mißt (§ 83.) die Bewegung des Trägen nach Regeln, die bey körperlichen Dingen gar nicht statt finden.

Er legt hierdurch der inhärirenden Kraft offenbar zu viel bey, indem er ihr eine doppelte Verwendung zu gleicher Zeit, einmal auf Druck gegen die Tafel, das anderemal auf Widerstand gegen die Bewegung, zuschreibt. Dies verleitet ihn wieder, in der Trägheit allzuwenig zu suchen, und von ihr (§. 110.) eine Gleichgültigkeit zu behaupten, welche zu Aenderung des Zustandes zwar Kraft erfordern, aber die dazu gebrauchte Kraft nicht vermindern soll -- und so ist er am Ende auf einen Begrif gekommen, der sich eben so wenig denken läßt, als ein Bedürfniß, dessen Befriedigung zwar Kosten erfordert, aber das dazu gebrauchte Geld nicht vermindert.

Mit diesen Begriffen von Trägheit und von Widerstand inhärirender Grundkräfte kan man nie zu richtigen Einsichten in die Grundlehren unserer Mechanik gelangen. Möchte doch der verehrungswerthe und verdiente Naturforscher, den nur sein damaliger Eifer für das phlogistische System zu Einführung dieser Begriffe bewog, nunmehr, nachdem er jenes System aufgegeben hat, mit seiner gewohnten Wahrheitsliebe, auch diese Misverständnisse wieder zurücknehmen, und dadurch seinem vortreflichen Lehrbuche einen bleibenden Vorzug mehr ertheilen!

H
Haarhygrometer, s. Hygrometer

Th. II. S. 668 u. f.

Hagel.

Zus. zu Th. II. S. 553--555.

Den Zusammenhang der Elektricität mit der Entstehung des Hagels bestätigen noch folgende Beobachtungen. Herr Lichtenberg (Anmerk. zu Erxlebens Naturl. §. 736) führt aus einem Briefe des Hrn. Past. Häcker zu Peringersdorf bey Nürnberg an, am 13. Jan. 1791 habe es daselbst von


hier noch widerſtehend bleiben, nennt Bewegung widerſtehender Maſſen (§. 111. 112.), und Stoß ſchwerer Koͤrper (S. 190 u. f.), was nur Bewegung und Stoß traͤger Maſſen iſt, und mißt (§ 83.) die Bewegung des Traͤgen nach Regeln, die bey koͤrperlichen Dingen gar nicht ſtatt finden.

Er legt hierdurch der inhaͤrirenden Kraft offenbar zu viel bey, indem er ihr eine doppelte Verwendung zu gleicher Zeit, einmal auf Druck gegen die Tafel, das anderemal auf Widerſtand gegen die Bewegung, zuſchreibt. Dies verleitet ihn wieder, in der Traͤgheit allzuwenig zu ſuchen, und von ihr (§. 110.) eine Gleichguͤltigkeit zu behaupten, welche zu Aenderung des Zuſtandes zwar Kraft erfordern, aber die dazu gebrauchte Kraft nicht vermindern ſoll — und ſo iſt er am Ende auf einen Begrif gekommen, der ſich eben ſo wenig denken laͤßt, als ein Beduͤrfniß, deſſen Befriedigung zwar Koſten erfordert, aber das dazu gebrauchte Geld nicht vermindert.

Mit dieſen Begriffen von Traͤgheit und von Widerſtand inhaͤrirender Grundkraͤfte kan man nie zu richtigen Einſichten in die Grundlehren unſerer Mechanik gelangen. Moͤchte doch der verehrungswerthe und verdiente Naturforſcher, den nur ſein damaliger Eifer fuͤr das phlogiſtiſche Syſtem zu Einfuͤhrung dieſer Begriffe bewog, nunmehr, nachdem er jenes Syſtem aufgegeben hat, mit ſeiner gewohnten Wahrheitsliebe, auch dieſe Misverſtaͤndniſſe wieder zuruͤcknehmen, und dadurch ſeinem vortreflichen Lehrbuche einen bleibenden Vorzug mehr ertheilen!

H
Haarhygrometer, ſ. Hygrometer

Th. II. S. 668 u. f.

Hagel.

Zuſ. zu Th. II. S. 553—555.

Den Zuſammenhang der Elektricitaͤt mit der Entſtehung des Hagels beſtaͤtigen noch folgende Beobachtungen. Herr Lichtenberg (Anmerk. zu Erxlebens Naturl. §. 736) fuͤhrt aus einem Briefe des Hrn. Paſt. Haͤcker zu Peringersdorf bey Nuͤrnberg an, am 13. Jan. 1791 habe es daſelbſt von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0499" xml:id="P.5.487" n="487"/><lb/>
hier noch <hi rendition="#b">wider&#x017F;tehend</hi> bleiben, nennt Bewegung wider&#x017F;tehender Ma&#x017F;&#x017F;en (§. 111. 112.), und Stoß &#x017F;chwerer Ko&#x0364;rper (S. 190 u. f.), was nur Bewegung und Stoß tra&#x0364;ger Ma&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, und mißt (§ 83.) die Bewegung des Tra&#x0364;gen nach Regeln, die bey ko&#x0364;rperlichen Dingen gar nicht &#x017F;tatt finden.</p>
              <p>Er legt hierdurch der inha&#x0364;rirenden Kraft offenbar zu viel bey, indem er ihr eine doppelte Verwendung zu gleicher Zeit, einmal auf Druck gegen die Tafel, das anderemal auf Wider&#x017F;tand gegen die Bewegung, zu&#x017F;chreibt. Dies verleitet ihn wieder, in der Tra&#x0364;gheit allzuwenig zu &#x017F;uchen, und von ihr (§. 110.) eine Gleichgu&#x0364;ltigkeit zu behaupten, welche zu Aenderung des Zu&#x017F;tandes zwar Kraft erfordern, aber die dazu gebrauchte Kraft nicht vermindern &#x017F;oll &#x2014; und &#x017F;o i&#x017F;t er am Ende auf einen Begrif gekommen, der &#x017F;ich eben &#x017F;o wenig denken la&#x0364;ßt, als ein Bedu&#x0364;rfniß, de&#x017F;&#x017F;en Befriedigung zwar Ko&#x017F;ten erfordert, aber das dazu gebrauchte Geld nicht vermindert.</p>
              <p>Mit <hi rendition="#b">die&#x017F;en</hi> Begriffen von Tra&#x0364;gheit und von Wider&#x017F;tand inha&#x0364;rirender Grundkra&#x0364;fte kan man nie zu richtigen Ein&#x017F;ichten in die Grundlehren un&#x017F;erer Mechanik gelangen. Mo&#x0364;chte doch der verehrungswerthe und verdiente Naturfor&#x017F;cher, den nur &#x017F;ein damaliger Eifer fu&#x0364;r das phlogi&#x017F;ti&#x017F;che Sy&#x017F;tem zu Einfu&#x0364;hrung die&#x017F;er Begriffe bewog, nunmehr, nachdem er jenes Sy&#x017F;tem aufgegeben hat, mit &#x017F;einer gewohnten Wahrheitsliebe, auch die&#x017F;e Misver&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e wieder zuru&#x0364;cknehmen, und dadurch &#x017F;einem vortreflichen Lehrbuche einen bleibenden Vorzug mehr ertheilen!</p>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head>H</head><lb/>
            <div n="2">
              <head>Haarhygrometer, &#x017F;. Hygrometer</head><lb/>
              <p>Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 668 u. f.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Hagel.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu&#x017F;. zu Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 553&#x2014;555.</hi> </p>
              <p>Den Zu&#x017F;ammenhang der Elektricita&#x0364;t mit der Ent&#x017F;tehung des Hagels be&#x017F;ta&#x0364;tigen noch folgende Beobachtungen. Herr <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> (Anmerk. zu Erxlebens Naturl. §. 736) fu&#x0364;hrt aus einem Briefe des Hrn. Pa&#x017F;t. <hi rendition="#b">Ha&#x0364;cker</hi> zu Peringersdorf bey Nu&#x0364;rnberg an, am 13. Jan. 1791 habe es da&#x017F;elb&#x017F;t von<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0499] hier noch widerſtehend bleiben, nennt Bewegung widerſtehender Maſſen (§. 111. 112.), und Stoß ſchwerer Koͤrper (S. 190 u. f.), was nur Bewegung und Stoß traͤger Maſſen iſt, und mißt (§ 83.) die Bewegung des Traͤgen nach Regeln, die bey koͤrperlichen Dingen gar nicht ſtatt finden. Er legt hierdurch der inhaͤrirenden Kraft offenbar zu viel bey, indem er ihr eine doppelte Verwendung zu gleicher Zeit, einmal auf Druck gegen die Tafel, das anderemal auf Widerſtand gegen die Bewegung, zuſchreibt. Dies verleitet ihn wieder, in der Traͤgheit allzuwenig zu ſuchen, und von ihr (§. 110.) eine Gleichguͤltigkeit zu behaupten, welche zu Aenderung des Zuſtandes zwar Kraft erfordern, aber die dazu gebrauchte Kraft nicht vermindern ſoll — und ſo iſt er am Ende auf einen Begrif gekommen, der ſich eben ſo wenig denken laͤßt, als ein Beduͤrfniß, deſſen Befriedigung zwar Koſten erfordert, aber das dazu gebrauchte Geld nicht vermindert. Mit dieſen Begriffen von Traͤgheit und von Widerſtand inhaͤrirender Grundkraͤfte kan man nie zu richtigen Einſichten in die Grundlehren unſerer Mechanik gelangen. Moͤchte doch der verehrungswerthe und verdiente Naturforſcher, den nur ſein damaliger Eifer fuͤr das phlogiſtiſche Syſtem zu Einfuͤhrung dieſer Begriffe bewog, nunmehr, nachdem er jenes Syſtem aufgegeben hat, mit ſeiner gewohnten Wahrheitsliebe, auch dieſe Misverſtaͤndniſſe wieder zuruͤcknehmen, und dadurch ſeinem vortreflichen Lehrbuche einen bleibenden Vorzug mehr ertheilen! H Haarhygrometer, ſ. Hygrometer Th. II. S. 668 u. f. Hagel. Zuſ. zu Th. II. S. 553—555. Den Zuſammenhang der Elektricitaͤt mit der Entſtehung des Hagels beſtaͤtigen noch folgende Beobachtungen. Herr Lichtenberg (Anmerk. zu Erxlebens Naturl. §. 736) fuͤhrt aus einem Briefe des Hrn. Paſt. Haͤcker zu Peringersdorf bey Nuͤrnberg an, am 13. Jan. 1791 habe es daſelbſt von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/499
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/499>, abgerufen am 14.06.2024.