Standhaftigkeit und Glück durchgesetzte, Revolution veranlasset haben. Dieses System hat die angeführten Benennungen daher erhalten, weil die Läugnung des Stahlischen Phlogistons einen seiner Hauptcharaktere ausmacht. Da aber dieser Charakter bey weitem nicht sein ganzes Wesen erschöpft, und man ein Gegner des Systems seyn kan, ohne deswegen gerade ein Phlogiston anzunehmen, so möchte man ihm mit Herrn Hofr. Lichtenberg lieber den Namen der neuen oder französischen Chemie beylegen.
Als ich die ersten Bände dieses Wörterbuchs schrieb, waren zwar einzelne Abhandlungen, in welchen von Lavoisier u. a. hieher gehörige Meinungen vorgetragen wurden, bekannt genug; noch aber war der Name einer neuen Chemie in Deutschland nicht gehört, und die Sensation, welche diese Sache in der Folge erregte, nicht geahndet worden. Seit dem Jahre 1789, in welchem Lavoisier einen Abriß des neuen Systems herausgab, und mehrere französische Schriftsteller die neue Sprache zu reden anfiengen, ward dadurch unter den deutschen Gelehrten ein Aufsehen erregt, das aber von allen Seiten mit Zweifel, Widerspruch und Aeußerungen des Unwillens begleitet war. Daher ist es denn gekommen, daß ich in den letztern Bänden, insbesondere bey den Worten Phlogiston (Th. III. S. 468.), Säuren (eb. S. 747.), Schwefel (eb. S. 880.), Verbrennung (Th. IV. S. 442.), Verkalkung (eb. S. 460.), Wasser (eb. S. 648.) beyläufig einige Sätze dieses Systems angeführt, und seiner Nomenclatur gedacht habe, zuweilen freylich in Ausdrücken, die wenigstens für dieses alles keine Vorliebe verriethen.
Jetzt hingegen ist die Sache in einen andern Stand gekommen, und es hat dieses System durch den Scharfsinn, womit es errichtet ist, durch die einnehmende Simplicität seiner Erklärungen, und selbst durch Facta, (die ihm zwar keine directe Bestätigung geben, aber doch sehr wichtige Einwendungen dagegen widerlegen) über den Widerwillen und die Geringschätzung, die man ihm anfänglich entgegensetzte, einen ganz entscheidenden Sieg davon getragen. Schwerlich wird jetzt ein Physiker mehr läugnen, daß es unter den verschiedenen hypothetischen Vorstellungsarten, nach welchen man die
Standhaftigkeit und Gluͤck durchgeſetzte, Revolution veranlaſſet haben. Dieſes Syſtem hat die angefuͤhrten Benennungen daher erhalten, weil die Laͤugnung des Stahliſchen Phlogiſtons einen ſeiner Hauptcharaktere ausmacht. Da aber dieſer Charakter bey weitem nicht ſein ganzes Weſen erſchoͤpft, und man ein Gegner des Syſtems ſeyn kan, ohne deswegen gerade ein Phlogiſton anzunehmen, ſo moͤchte man ihm mit Herrn Hofr. Lichtenberg lieber den Namen der neuen oder franzoͤſiſchen Chemie beylegen.
Als ich die erſten Baͤnde dieſes Woͤrterbuchs ſchrieb, waren zwar einzelne Abhandlungen, in welchen von Lavoiſier u. a. hieher gehoͤrige Meinungen vorgetragen wurden, bekannt genug; noch aber war der Name einer neuen Chemie in Deutſchland nicht gehoͤrt, und die Senſation, welche dieſe Sache in der Folge erregte, nicht geahndet worden. Seit dem Jahre 1789, in welchem Lavoiſier einen Abriß des neuen Syſtems herausgab, und mehrere franzoͤſiſche Schriftſteller die neue Sprache zu reden anfiengen, ward dadurch unter den deutſchen Gelehrten ein Aufſehen erregt, das aber von allen Seiten mit Zweifel, Widerſpruch und Aeußerungen des Unwillens begleitet war. Daher iſt es denn gekommen, daß ich in den letztern Baͤnden, insbeſondere bey den Worten Phlogiſton (Th. III. S. 468.), Saͤuren (eb. S. 747.), Schwefel (eb. S. 880.), Verbrennung (Th. IV. S. 442.), Verkalkung (eb. S. 460.), Waſſer (eb. S. 648.) beylaͤufig einige Saͤtze dieſes Syſtems angefuͤhrt, und ſeiner Nomenclatur gedacht habe, zuweilen freylich in Ausdruͤcken, die wenigſtens fuͤr dieſes alles keine Vorliebe verriethen.
Jetzt hingegen iſt die Sache in einen andern Stand gekommen, und es hat dieſes Syſtem durch den Scharfſinn, womit es errichtet iſt, durch die einnehmende Simplicitaͤt ſeiner Erklaͤrungen, und ſelbſt durch Facta, (die ihm zwar keine directe Beſtaͤtigung geben, aber doch ſehr wichtige Einwendungen dagegen widerlegen) uͤber den Widerwillen und die Geringſchaͤtzung, die man ihm anfaͤnglich entgegenſetzte, einen ganz entſcheidenden Sieg davon getragen. Schwerlich wird jetzt ein Phyſiker mehr laͤugnen, daß es unter den verſchiedenen hypothetiſchen Vorſtellungsarten, nach welchen man die
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Standhaftigkeit und Gluͤck durchgeſetzte, Revolution veranlaſſet haben. Dieſes Syſtem hat die angefuͤhrten Benennungen daher erhalten, weil die Laͤugnung des Stahliſchen Phlogiſtons einen ſeiner Hauptcharaktere ausmacht. Da aber dieſer Charakter bey weitem nicht ſein ganzes Weſen erſchoͤpft, und man ein Gegner des Syſtems ſeyn kan, ohne deswegen gerade ein Phlogiſton anzunehmen, ſo moͤchte man ihm mit Herrn Hofr. Lichtenberg lieber den Namen der neuen oder franzoͤſiſchen Chemie beylegen.
Als ich die erſten Baͤnde dieſes Woͤrterbuchs ſchrieb, waren zwar einzelne Abhandlungen, in welchen von Lavoiſier u. a. hieher gehoͤrige Meinungen vorgetragen wurden, bekannt genug; noch aber war der Name einer neuen Chemie in Deutſchland nicht gehoͤrt, und die Senſation, welche dieſe Sache in der Folge erregte, nicht geahndet worden. Seit dem Jahre 1789, in welchem Lavoiſier einen Abriß des neuen Syſtems herausgab, und mehrere franzoͤſiſche Schriftſteller die neue Sprache zu reden anfiengen, ward dadurch unter den deutſchen Gelehrten ein Aufſehen erregt, das aber von allen Seiten mit Zweifel, Widerſpruch und Aeußerungen des Unwillens begleitet war. Daher iſt es denn gekommen, daß ich in den letztern Baͤnden, insbeſondere bey den Worten Phlogiſton (Th. III. S. 468.), Saͤuren (eb. S. 747.), Schwefel (eb. S. 880.), Verbrennung (Th. IV. S. 442.), Verkalkung (eb. S. 460.), Waſſer (eb. S. 648.) beylaͤufig einige Saͤtze dieſes Syſtems angefuͤhrt, und ſeiner Nomenclatur gedacht habe, zuweilen freylich in Ausdruͤcken, die wenigſtens fuͤr dieſes alles keine Vorliebe verriethen.
Jetzt hingegen iſt die Sache in einen andern Stand gekommen, und es hat dieſes Syſtem durch den Scharfſinn, womit es errichtet iſt, durch die einnehmende Simplicitaͤt ſeiner Erklaͤrungen, und ſelbſt durch Facta, (die ihm zwar keine directe Beſtaͤtigung geben, aber doch ſehr wichtige Einwendungen dagegen widerlegen) uͤber den Widerwillen und die Geringſchaͤtzung, die man ihm anfaͤnglich entgegenſetzte, einen ganz entſcheidenden Sieg davon getragen. Schwerlich wird jetzt ein Phyſiker mehr laͤugnen, daß es unter den verſchiedenen hypothetiſchen Vorſtellungsarten, nach welchen man die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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