B. VI. S. 414. u. f.) und Hrn. D. Pfaff wiederholt worden. Ich habe sie hier nach Letzterm vorgetragen. Kleine Abweichungen in den Umständen des Erfolgs, da z. B. in Hrn. Lichtenbergs Versuchen Eisen, Zinn, Bley, Kupfer, statt des Silbers gebraucht, alle nichts bewirkten, lassen sich begreifen, wenn man bedenkt, daß die Fläche, womit diese Metalle die Zunge, und die Art, wie sie sich selbst berühren, ingleichen die Beschaffenheit des Organs zu der Zeit, da der Versuch angestellt wird, in der Stärke der Empfindung beträchtliche Unterschiede veranlassen können.
Der saure Geschmack wird mit demjenigen verglichen, welchen der simple elektrische Funken auf der Zunge erzeugt. Werden die wirksamsten Belegungen, z. B. Quecksilber und Gold, angewendet, so wird die Empfindung unangenehm, gleichsam stechend, und derjenigen ähnlich, die man nach einem schwachen Verbrennen der Zunge fühlt. So beschreibt auch Hr. Lichtenberg die Empfindung, die hinterher nachblieb, wenn er Silber und Bley gebrauchte. Der Geschmack bleibt eine Zeitlang nachher, wenn man die Versuche in Kurzem oft wiederholt.
Herrn Pfaff gelang der Versuch auch, wiewohl schwächer, wenn er die Spitze der Zunge in Wasser in einem Glase tauchte, auf dessen Oberfläche ein Zinn- oder Bleystreifen schwamm, und nun eine Silber- oder Goldmünze, die auf der obern Fläche der Zunge lag, diesen Streifen berührte: oder wenn er den Stanniol an die Spitze der Zunge drückte, die andere Belegung von Silber oder Gold aber zwischen die innere Fläche der Oberlippe und die spongiöse Substanz, welche die Zähne umgiebt, brachte, und dann beyde Metalle sich berührten. Corradori nahm einen säuerlichen Geschmack wahr, wenn das eine Ende des Silbers irgend einen Theil der Mundhöhle, das andere den Stanniol berührte.
Volta versuchte die Wirkung metallischer Belegungen auch in Absicht auf den Sinn des Gesichts. Er klebte ein Stückchen Stanniol an den Augapfel, hielt im Munde eine Goldmünze oder einen silbernen Löffel, und setzte beyde Metalle durch zwey metallische Spitzen in Berührung. In diesem Augenblicke empfand er einen vorübergehenden Glanz
B. VI. S. 414. u. f.) und Hrn. D. Pfaff wiederholt worden. Ich habe ſie hier nach Letzterm vorgetragen. Kleine Abweichungen in den Umſtaͤnden des Erfolgs, da z. B. in Hrn. Lichtenbergs Verſuchen Eiſen, Zinn, Bley, Kupfer, ſtatt des Silbers gebraucht, alle nichts bewirkten, laſſen ſich begreifen, wenn man bedenkt, daß die Flaͤche, womit dieſe Metalle die Zunge, und die Art, wie ſie ſich ſelbſt beruͤhren, ingleichen die Beſchaffenheit des Organs zu der Zeit, da der Verſuch angeſtellt wird, in der Staͤrke der Empfindung betraͤchtliche Unterſchiede veranlaſſen koͤnnen.
Der ſaure Geſchmack wird mit demjenigen verglichen, welchen der ſimple elektriſche Funken auf der Zunge erzeugt. Werden die wirkſamſten Belegungen, z. B. Queckſilber und Gold, angewendet, ſo wird die Empfindung unangenehm, gleichſam ſtechend, und derjenigen aͤhnlich, die man nach einem ſchwachen Verbrennen der Zunge fuͤhlt. So beſchreibt auch Hr. Lichtenberg die Empfindung, die hinterher nachblieb, wenn er Silber und Bley gebrauchte. Der Geſchmack bleibt eine Zeitlang nachher, wenn man die Verſuche in Kurzem oft wiederholt.
Herrn Pfaff gelang der Verſuch auch, wiewohl ſchwaͤcher, wenn er die Spitze der Zunge in Waſſer in einem Glaſe tauchte, auf deſſen Oberflaͤche ein Zinn- oder Bleyſtreifen ſchwamm, und nun eine Silber- oder Goldmuͤnze, die auf der obern Flaͤche der Zunge lag, dieſen Streifen beruͤhrte: oder wenn er den Stanniol an die Spitze der Zunge druͤckte, die andere Belegung von Silber oder Gold aber zwiſchen die innere Flaͤche der Oberlippe und die ſpongioͤſe Subſtanz, welche die Zaͤhne umgiebt, brachte, und dann beyde Metalle ſich beruͤhrten. Corradori nahm einen ſaͤuerlichen Geſchmack wahr, wenn das eine Ende des Silbers irgend einen Theil der Mundhoͤhle, das andere den Stanniol beruͤhrte.
Volta verſuchte die Wirkung metalliſcher Belegungen auch in Abſicht auf den Sinn des Geſichts. Er klebte ein Stuͤckchen Stanniol an den Augapfel, hielt im Munde eine Goldmuͤnze oder einen ſilbernen Loͤffel, und ſetzte beyde Metalle durch zwey metalliſche Spitzen in Beruͤhrung. In dieſem Augenblicke empfand er einen voruͤbergehenden Glanz
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B. VI. S. 414. u. f.) und Hrn. D. Pfaff wiederholt worden. Ich habe ſie hier nach Letzterm vorgetragen. Kleine Abweichungen in den Umſtaͤnden des Erfolgs, da z. B. in Hrn. Lichtenbergs Verſuchen Eiſen, Zinn, Bley, Kupfer, ſtatt des Silbers gebraucht, alle nichts bewirkten, laſſen ſich begreifen, wenn man bedenkt, daß die Flaͤche, womit dieſe Metalle die Zunge, und die Art, wie ſie ſich ſelbſt beruͤhren, ingleichen die Beſchaffenheit des Organs zu der Zeit, da der Verſuch angeſtellt wird, in der Staͤrke der Empfindung betraͤchtliche Unterſchiede veranlaſſen koͤnnen.
Der ſaure Geſchmack wird mit demjenigen verglichen, welchen der ſimple elektriſche Funken auf der Zunge erzeugt. Werden die wirkſamſten Belegungen, z. B. Queckſilber und Gold, angewendet, ſo wird die Empfindung unangenehm, gleichſam ſtechend, und derjenigen aͤhnlich, die man nach einem ſchwachen Verbrennen der Zunge fuͤhlt. So beſchreibt auch Hr. Lichtenberg die Empfindung, die hinterher nachblieb, wenn er Silber und Bley gebrauchte. Der Geſchmack bleibt eine Zeitlang nachher, wenn man die Verſuche in Kurzem oft wiederholt.
Herrn Pfaff gelang der Verſuch auch, wiewohl ſchwaͤcher, wenn er die Spitze der Zunge in Waſſer in einem Glaſe tauchte, auf deſſen Oberflaͤche ein Zinn- oder Bleyſtreifen ſchwamm, und nun eine Silber- oder Goldmuͤnze, die auf der obern Flaͤche der Zunge lag, dieſen Streifen beruͤhrte: oder wenn er den Stanniol an die Spitze der Zunge druͤckte, die andere Belegung von Silber oder Gold aber zwiſchen die innere Flaͤche der Oberlippe und die ſpongioͤſe Subſtanz, welche die Zaͤhne umgiebt, brachte, und dann beyde Metalle ſich beruͤhrten. Corradori nahm einen ſaͤuerlichen Geſchmack wahr, wenn das eine Ende des Silbers irgend einen Theil der Mundhoͤhle, das andere den Stanniol beruͤhrte.
Volta verſuchte die Wirkung metalliſcher Belegungen auch in Abſicht auf den Sinn des Geſichts. Er klebte ein Stuͤckchen Stanniol an den Augapfel, hielt im Munde eine Goldmuͤnze oder einen ſilbernen Loͤffel, und ſetzte beyde Metalle durch zwey metalliſche Spitzen in Beruͤhrung. In dieſem Augenblicke empfand er einen voruͤbergehenden Glanz
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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