und den Wasserdämpfen folgert er, man dürfe die elektrische Materie als eine sehr zarte ausdehnende Flüßigkeit ansehen, welche auch ihre Bewegung zum Theil ihrer Ausdehnbarkeit zu danken habe, und sich zusammensetzen und zersetzen könne. Er glaubt, der Analogie zufolge, in dem elektrischen Fluidum folgende Substanzen anzutreffen: 1) das Feuer, weil die Elektricität Körper entzünde, verkalke, und andere Wirkungen des zersetzten Feuers äußere. 2) Phlogiston, weil sie metallische Kalke wiederherstelle und die Luft phlogistisire, welche Wirkungen man doch dem Phlogiston zuschreibe. 3) Licht sey nicht allein mit Feuermaterie verbunden, als Feuer, in dem elektrischen Fluidum vorhanden, sondern es erhalte selbiges auch noch mehr gebundenes Licht, wovon vielleicht seine Zartheit und erstaunliche Geschwindigkeit herrühre. Dieses beweise der starke Glanz und die Geschwindigkeit des Blitzes. 4) sey im elektrischen Fluidum noch eine unbekannte Substanz, die sich durch den Phosphorgeruch beym Elektrisiren zu erkennen gebe. Herr Westrumb vermuthe, es sey Phosphorsäure. Aus allem diesem erhelle wenigstens, daß das elektrische Fluidum ein sehr zusammengesetzter Stoff sey. Nehme man zwey elektrische Materien an, so lasse sich vielleicht ihr Unterschied durch Ueberfluß oder Mangel von Feuer bey ihrer Bildung erklären, so wie bey chemischen Zusammensetzungen bisweilen die Säure, bisweilen ein anderer Stoff das Uebergewicht habe. Dies scheine noch dadurch eine Bestätigung zu erhalten, weil diese beyden Materien einander anziehen und dadurch alle Elektricität vernichten, welches mit dem in der Theorie der Wärme bekannten Gesetze übereinkomme, nach welchem sich das Feuer durch alle Substanzen gleichförmig zu verbreiten strebe.
Herr Hofrath Lichtenberg (Anmerk. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. 6te Aufl. Gött. 1794. §. 548. 549 a.) sieht es als gewiß an, daß das elektrische Fluidum zusammengesetzt sey, ob und wie es bey den Erscheinungen getrennt werde, sey noch unentschieden. Inzwischen sey man in neuern Zeiten auch der chemischen Kenntniß dieser Materie etwas näher gekommen, seit Hr. van Marum ihre Wirkungen auf die Zersetzung der Luftarten untersucht, und die Herren
und den Waſſerdaͤmpfen folgert er, man duͤrfe die elektriſche Materie als eine ſehr zarte ausdehnende Fluͤßigkeit anſehen, welche auch ihre Bewegung zum Theil ihrer Ausdehnbarkeit zu danken habe, und ſich zuſammenſetzen und zerſetzen koͤnne. Er glaubt, der Analogie zufolge, in dem elektriſchen Fluidum folgende Subſtanzen anzutreffen: 1) das Feuer, weil die Elektricitaͤt Koͤrper entzuͤnde, verkalke, und andere Wirkungen des zerſetzten Feuers aͤußere. 2) Phlogiſton, weil ſie metalliſche Kalke wiederherſtelle und die Luft phlogiſtiſire, welche Wirkungen man doch dem Phlogiſton zuſchreibe. 3) Licht ſey nicht allein mit Feuermaterie verbunden, als Feuer, in dem elektriſchen Fluidum vorhanden, ſondern es erhalte ſelbiges auch noch mehr gebundenes Licht, wovon vielleicht ſeine Zartheit und erſtaunliche Geſchwindigkeit herruͤhre. Dieſes beweiſe der ſtarke Glanz und die Geſchwindigkeit des Blitzes. 4) ſey im elektriſchen Fluidum noch eine unbekannte Subſtanz, die ſich durch den Phosphorgeruch beym Elektriſiren zu erkennen gebe. Herr Weſtrumb vermuthe, es ſey Phosphorſaͤure. Aus allem dieſem erhelle wenigſtens, daß das elektriſche Fluidum ein ſehr zuſammengeſetzter Stoff ſey. Nehme man zwey elektriſche Materien an, ſo laſſe ſich vielleicht ihr Unterſchied durch Ueberfluß oder Mangel von Feuer bey ihrer Bildung erklaͤren, ſo wie bey chemiſchen Zuſammenſetzungen bisweilen die Saͤure, bisweilen ein anderer Stoff das Uebergewicht habe. Dies ſcheine noch dadurch eine Beſtaͤtigung zu erhalten, weil dieſe beyden Materien einander anziehen und dadurch alle Elektricitaͤt vernichten, welches mit dem in der Theorie der Waͤrme bekannten Geſetze uͤbereinkomme, nach welchem ſich das Feuer durch alle Subſtanzen gleichfoͤrmig zu verbreiten ſtrebe.
Herr Hofrath Lichtenberg (Anmerk. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. 6te Aufl. Goͤtt. 1794. §. 548. 549 a.) ſieht es als gewiß an, daß das elektriſche Fluidum zuſammengeſetzt ſey, ob und wie es bey den Erſcheinungen getrennt werde, ſey noch unentſchieden. Inzwiſchen ſey man in neuern Zeiten auch der chemiſchen Kenntniß dieſer Materie etwas naͤher gekommen, ſeit Hr. van Marum ihre Wirkungen auf die Zerſetzung der Luftarten unterſucht, und die Herren
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und den Waſſerdaͤmpfen folgert er, man duͤrfe die elektriſche Materie als eine ſehr zarte ausdehnende Fluͤßigkeit anſehen, welche auch ihre Bewegung zum Theil ihrer Ausdehnbarkeit zu danken habe, und ſich zuſammenſetzen und zerſetzen koͤnne. Er glaubt, der Analogie zufolge, in dem elektriſchen Fluidum folgende Subſtanzen anzutreffen: 1) das Feuer, weil die Elektricitaͤt Koͤrper entzuͤnde, verkalke, und andere Wirkungen des zerſetzten Feuers aͤußere. 2) Phlogiſton, weil ſie metalliſche Kalke wiederherſtelle und die Luft phlogiſtiſire, welche Wirkungen man doch dem Phlogiſton zuſchreibe. 3) Licht ſey nicht allein mit Feuermaterie verbunden, als Feuer, in dem elektriſchen Fluidum vorhanden, ſondern es erhalte ſelbiges auch noch mehr gebundenes Licht, wovon vielleicht ſeine Zartheit und erſtaunliche Geſchwindigkeit herruͤhre. Dieſes beweiſe der ſtarke Glanz und die Geſchwindigkeit des Blitzes. 4) ſey im elektriſchen Fluidum noch eine unbekannte Subſtanz, die ſich durch den Phosphorgeruch beym Elektriſiren zu erkennen gebe. Herr <hirendition="#b">Weſtrumb</hi> vermuthe, es ſey Phosphorſaͤure. Aus allem dieſem erhelle wenigſtens, daß das elektriſche Fluidum ein ſehr zuſammengeſetzter Stoff ſey. Nehme man zwey elektriſche Materien an, ſo laſſe ſich vielleicht ihr Unterſchied durch Ueberfluß oder Mangel von Feuer bey ihrer Bildung erklaͤren, ſo wie bey chemiſchen Zuſammenſetzungen bisweilen die Saͤure, bisweilen ein anderer Stoff das Uebergewicht habe. Dies ſcheine noch dadurch eine Beſtaͤtigung zu erhalten, weil dieſe beyden Materien einander anziehen und dadurch alle Elektricitaͤt vernichten, welches mit dem in der Theorie der Waͤrme bekannten Geſetze uͤbereinkomme, nach welchem ſich das Feuer durch alle Subſtanzen gleichfoͤrmig zu verbreiten ſtrebe.</p><p>Herr Hofrath <hirendition="#b">Lichtenberg</hi> (Anmerk. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. 6te Aufl. Goͤtt. 1794. §. 548. 549 a.) ſieht es als gewiß an, daß das elektriſche Fluidum zuſammengeſetzt ſey, ob und wie es bey den Erſcheinungen getrennt werde, ſey noch unentſchieden. Inzwiſchen ſey man in neuern Zeiten auch der chemiſchen Kenntniß dieſer Materie etwas naͤher gekommen, ſeit Hr. <hirendition="#b">van Marum</hi> ihre Wirkungen auf die Zerſetzung der Luftarten unterſucht, und die Herren<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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und den Waſſerdaͤmpfen folgert er, man duͤrfe die elektriſche Materie als eine ſehr zarte ausdehnende Fluͤßigkeit anſehen, welche auch ihre Bewegung zum Theil ihrer Ausdehnbarkeit zu danken habe, und ſich zuſammenſetzen und zerſetzen koͤnne. Er glaubt, der Analogie zufolge, in dem elektriſchen Fluidum folgende Subſtanzen anzutreffen: 1) das Feuer, weil die Elektricitaͤt Koͤrper entzuͤnde, verkalke, und andere Wirkungen des zerſetzten Feuers aͤußere. 2) Phlogiſton, weil ſie metalliſche Kalke wiederherſtelle und die Luft phlogiſtiſire, welche Wirkungen man doch dem Phlogiſton zuſchreibe. 3) Licht ſey nicht allein mit Feuermaterie verbunden, als Feuer, in dem elektriſchen Fluidum vorhanden, ſondern es erhalte ſelbiges auch noch mehr gebundenes Licht, wovon vielleicht ſeine Zartheit und erſtaunliche Geſchwindigkeit herruͤhre. Dieſes beweiſe der ſtarke Glanz und die Geſchwindigkeit des Blitzes. 4) ſey im elektriſchen Fluidum noch eine unbekannte Subſtanz, die ſich durch den Phosphorgeruch beym Elektriſiren zu erkennen gebe. Herr Weſtrumb vermuthe, es ſey Phosphorſaͤure. Aus allem dieſem erhelle wenigſtens, daß das elektriſche Fluidum ein ſehr zuſammengeſetzter Stoff ſey. Nehme man zwey elektriſche Materien an, ſo laſſe ſich vielleicht ihr Unterſchied durch Ueberfluß oder Mangel von Feuer bey ihrer Bildung erklaͤren, ſo wie bey chemiſchen Zuſammenſetzungen bisweilen die Saͤure, bisweilen ein anderer Stoff das Uebergewicht habe. Dies ſcheine noch dadurch eine Beſtaͤtigung zu erhalten, weil dieſe beyden Materien einander anziehen und dadurch alle Elektricitaͤt vernichten, welches mit dem in der Theorie der Waͤrme bekannten Geſetze uͤbereinkomme, nach welchem ſich das Feuer durch alle Subſtanzen gleichfoͤrmig zu verbreiten ſtrebe.
Herr Hofrath Lichtenberg (Anmerk. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. 6te Aufl. Goͤtt. 1794. §. 548. 549 a.) ſieht es als gewiß an, daß das elektriſche Fluidum zuſammengeſetzt ſey, ob und wie es bey den Erſcheinungen getrennt werde, ſey noch unentſchieden. Inzwiſchen ſey man in neuern Zeiten auch der chemiſchen Kenntniß dieſer Materie etwas naͤher gekommen, ſeit Hr. van Marum ihre Wirkungen auf die Zerſetzung der Luftarten unterſucht, und die Herren
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/276>, abgerufen am 22.11.2024.
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