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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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tät, Ausdehnbarkeit,
eingeführt, der jedoch nicht blos eine Fähigkeit, sich ausdehnen zu lassen, sondern ein mit Kraft verbundenes Streben nach Ausdehnung bedeutet, s. unten den Art. Expansible Flüßigkeiten.

Hr. Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 123. 334.) unterscheidet genauer, als in irgend einem Lehrbuche der Physik vor ihm geschehen ist, zwischen Federkraft oder Springkraft der festen, und Expansibilität oder Elasticität der flüßigen Körper. Ich würde doch den Namen der Elasticität, der einmal für beyde eingeführt ist, auch beyden gelassen haben: denn soll er nur eins von beyden bezeichnen, so hat die Federkraft der festen Körper, der es ursprünglich gehört, das stärkste Recht darauf; bey den flüßigen Materien aber sind von ihrer Elasticität schon soviel andere Benennungen abgeleitet und eingeführt (z. B. absolute, specifische, permanente Elasticität u. s. w.), daß es hier unbequem wäre, den Namen abzuschaffen.

Herr Gren bemerkt sehr scharfsinnig und richtig, daß Federkraft und Expansibilität nicht allein in ihren Ursachen wesentlich verschieden, sondern auch in der Art zu wirken einander gerade entgegengesetzt sind. Bey expansibeln Flüßigkeiten findet Wiederausdehnung nach vorherigem Zusammendrücken und freywillige Ausdehnung bey verstattetem mehreren Raume statt; bey federharten Körpern hingegen bemerkt man Zusammenziehung nach vorhergegangener Dehnung.

Beyspiele geben elastisches Harz, eine gespannte Saite, Stahlfedern u. dergl. Die Stahlfeder hat Federkraft, weil sie sich, wenn sie durch die Beugung in einen größern Raum gedehnt wird, wieder zusammenzieht, wenn die spannende Kraft nachläßt. Ein stählerner Ring äußert seine Kraft nicht durch Expansion, sondern durch Contraction. Wird er nemlich von beyden Seiten zusammengedrückt, und dadurch an seinen Krümmungen gedehnt, so ziehen sich diese wieder zusammen, sobald die dehnende Kraft nachläßt; und so ist es auch mit der Federkraft einer elfenbeinernen Kugel, wenn sie durch den Stoß plattgedrückt


taͤt, Ausdehnbarkeit,
eingefuͤhrt, der jedoch nicht blos eine Faͤhigkeit, ſich ausdehnen zu laſſen, ſondern ein mit Kraft verbundenes Streben nach Ausdehnung bedeutet, ſ. unten den Art. Expanſible Fluͤßigkeiten.

Hr. Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 123. 334.) unterſcheidet genauer, als in irgend einem Lehrbuche der Phyſik vor ihm geſchehen iſt, zwiſchen Federkraft oder Springkraft der feſten, und Expanſibilitaͤt oder Elaſticitaͤt der fluͤßigen Koͤrper. Ich wuͤrde doch den Namen der Elaſticitaͤt, der einmal fuͤr beyde eingefuͤhrt iſt, auch beyden gelaſſen haben: denn ſoll er nur eins von beyden bezeichnen, ſo hat die Federkraft der feſten Koͤrper, der es urſpruͤnglich gehoͤrt, das ſtaͤrkſte Recht darauf; bey den fluͤßigen Materien aber ſind von ihrer Elaſticitaͤt ſchon ſoviel andere Benennungen abgeleitet und eingefuͤhrt (z. B. abſolute, ſpecifiſche, permanente Elaſticitaͤt u. ſ. w.), daß es hier unbequem waͤre, den Namen abzuſchaffen.

Herr Gren bemerkt ſehr ſcharfſinnig und richtig, daß Federkraft und Expanſibilitaͤt nicht allein in ihren Urſachen weſentlich verſchieden, ſondern auch in der Art zu wirken einander gerade entgegengeſetzt ſind. Bey expanſibeln Fluͤßigkeiten findet Wiederausdehnung nach vorherigem Zuſammendruͤcken und freywillige Ausdehnung bey verſtattetem mehreren Raume ſtatt; bey federharten Koͤrpern hingegen bemerkt man Zuſammenziehung nach vorhergegangener Dehnung.

Beyſpiele geben elaſtiſches Harz, eine geſpannte Saite, Stahlfedern u. dergl. Die Stahlfeder hat Federkraft, weil ſie ſich, wenn ſie durch die Beugung in einen groͤßern Raum gedehnt wird, wieder zuſammenzieht, wenn die ſpannende Kraft nachlaͤßt. Ein ſtaͤhlerner Ring aͤußert ſeine Kraft nicht durch Expanſion, ſondern durch Contraction. Wird er nemlich von beyden Seiten zuſammengedruͤckt, und dadurch an ſeinen Kruͤmmungen gedehnt, ſo ziehen ſich dieſe wieder zuſammen, ſobald die dehnende Kraft nachlaͤßt; und ſo iſt es auch mit der Federkraft einer elfenbeinernen Kugel, wenn ſie durch den Stoß plattgedruͤckt

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[244/0256] taͤt, Ausdehnbarkeit, eingefuͤhrt, der jedoch nicht blos eine Faͤhigkeit, ſich ausdehnen zu laſſen, ſondern ein mit Kraft verbundenes Streben nach Ausdehnung bedeutet, ſ. unten den Art. Expanſible Fluͤßigkeiten. Hr. Gren (Grundriß der Naturl. 1793. §. 123. 334.) unterſcheidet genauer, als in irgend einem Lehrbuche der Phyſik vor ihm geſchehen iſt, zwiſchen Federkraft oder Springkraft der feſten, und Expanſibilitaͤt oder Elaſticitaͤt der fluͤßigen Koͤrper. Ich wuͤrde doch den Namen der Elaſticitaͤt, der einmal fuͤr beyde eingefuͤhrt iſt, auch beyden gelaſſen haben: denn ſoll er nur eins von beyden bezeichnen, ſo hat die Federkraft der feſten Koͤrper, der es urſpruͤnglich gehoͤrt, das ſtaͤrkſte Recht darauf; bey den fluͤßigen Materien aber ſind von ihrer Elaſticitaͤt ſchon ſoviel andere Benennungen abgeleitet und eingefuͤhrt (z. B. abſolute, ſpecifiſche, permanente Elaſticitaͤt u. ſ. w.), daß es hier unbequem waͤre, den Namen abzuſchaffen. Herr Gren bemerkt ſehr ſcharfſinnig und richtig, daß Federkraft und Expanſibilitaͤt nicht allein in ihren Urſachen weſentlich verſchieden, ſondern auch in der Art zu wirken einander gerade entgegengeſetzt ſind. Bey expanſibeln Fluͤßigkeiten findet Wiederausdehnung nach vorherigem Zuſammendruͤcken und freywillige Ausdehnung bey verſtattetem mehreren Raume ſtatt; bey federharten Koͤrpern hingegen bemerkt man Zuſammenziehung nach vorhergegangener Dehnung. Beyſpiele geben elaſtiſches Harz, eine geſpannte Saite, Stahlfedern u. dergl. Die Stahlfeder hat Federkraft, weil ſie ſich, wenn ſie durch die Beugung in einen groͤßern Raum gedehnt wird, wieder zuſammenzieht, wenn die ſpannende Kraft nachlaͤßt. Ein ſtaͤhlerner Ring aͤußert ſeine Kraft nicht durch Expanſion, ſondern durch Contraction. Wird er nemlich von beyden Seiten zuſammengedruͤckt, und dadurch an ſeinen Kruͤmmungen gedehnt, ſo ziehen ſich dieſe wieder zuſammen, ſobald die dehnende Kraft nachlaͤßt; und ſo iſt es auch mit der Federkraft einer elfenbeinernen Kugel, wenn ſie durch den Stoß plattgedruͤckt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/256>, abgerufen am 22.11.2024.