Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Hr. Prony (Nouvelle Architecture hydraulique. To. I. übers. v K C. Langsdorf, I. Th. 2. B. Frf. am M. 1795. gr. 4.) hat aus den Erfahrungen des Hrn. Betancourt eine Formel berechnet, durch deren Hülfe man aus der gegebenen Temperatur der Wasserdämpfe ihre absolute Elasticität finden kan. Inzwischen paßt diese Formel, wie Herr Gren bemerkt, nur für die Grenzen, in welche die wirklichen Beobachtungen fallen, und würde, wenn man sie über 115 Grad nach R. ausdehnen wollte, das aller Erfahrung widersprechende Resultat geben, daß die absolute Elasticität bey noch mehr zunehmender Hitze wieder geringer würde. Herr Gren hat diese Beobachtungen des Hrn. Betancourt mit den de Lucschen und seinen eignen Erfahrungen über den Grad der Siedhitze bey verschiedenen Barometerständen (s. den Art. Sieden, Th. IV. S. 52. u. f. auch unten den Zusatz zu diesem Art.) verglichen, und dadurch gefunden, daß die Dämpfe des kochenden Wassers, so lange sie die Temperatur dieses Wassers besitzen, bey jedem Grade der Siedhitze des Wassers eine eben so große absolute Elasticität haben, als die Luft hat, die zur Zeit des Siedens auf die Flüßigkeit drückt. Man kan also die obige Tabelle auch gebrauchen, um aus dem gegebnen Barometerstande den Grad der Siedhitze des Wassers zu finden, oder auch aus dem Siedegrade des Wassers, das an freyer Luft in verschiedenen Höhen kocht, den Barometerstand für diese Höhen zu bestimmen. Ohne Zweifel gelten diese Sätze für alle Arten von Dämpfen, und so kan man schließen, daß bey gleicher Temperatur die Dämpfe des Weingeists eine weit größere Elasticität haben, als die Dämpfe des Wassers, weil unter dem Barometerstande von 28 Zollen der Weingeist schon bey 64 Grad nach R. kocht, bey welcher Temperatur die Wasserdämpfe nur etwa 12 Zoll Quecksilber halten, indeß die Weingeistdämpfe den Druck von 28 Zoll überwinden.
Hr. Prony (Nouvelle Architecture hydraulique. To. I. uͤberſ. v K C. Langsdorf, I. Th. 2. B. Frf. am M. 1795. gr. 4.) hat aus den Erfahrungen des Hrn. Betancourt eine Formel berechnet, durch deren Huͤlfe man aus der gegebenen Temperatur der Waſſerdaͤmpfe ihre abſolute Elaſticitaͤt finden kan. Inzwiſchen paßt dieſe Formel, wie Herr Gren bemerkt, nur fuͤr die Grenzen, in welche die wirklichen Beobachtungen fallen, und wuͤrde, wenn man ſie uͤber 115 Grad nach R. ausdehnen wollte, das aller Erfahrung widerſprechende Reſultat geben, daß die abſolute Elaſticitaͤt bey noch mehr zunehmender Hitze wieder geringer wuͤrde. Herr Gren hat dieſe Beobachtungen des Hrn. Betancourt mit den de Lucſchen und ſeinen eignen Erfahrungen uͤber den Grad der Siedhitze bey verſchiedenen Barometerſtaͤnden (ſ. den Art. Sieden, Th. IV. S. 52. u. f. auch unten den Zuſatz zu dieſem Art.) verglichen, und dadurch gefunden, daß die Daͤmpfe des kochenden Waſſers, ſo lange ſie die Temperatur dieſes Waſſers beſitzen, bey jedem Grade der Siedhitze des Waſſers eine eben ſo große abſolute Elaſticitaͤt haben, als die Luft hat, die zur Zeit des Siedens auf die Fluͤßigkeit druͤckt. Man kan alſo die obige Tabelle auch gebrauchen, um aus dem gegebnen Barometerſtande den Grad der Siedhitze des Waſſers zu finden, oder auch aus dem Siedegrade des Waſſers, das an freyer Luft in verſchiedenen Hoͤhen kocht, den Barometerſtand fuͤr dieſe Hoͤhen zu beſtimmen. Ohne Zweifel gelten dieſe Saͤtze fuͤr alle Arten von Daͤmpfen, und ſo kan man ſchließen, daß bey gleicher Temperatur die Daͤmpfe des Weingeiſts eine weit groͤßere Elaſticitaͤt haben, als die Daͤmpfe des Waſſers, weil unter dem Barometerſtande von 28 Zollen der Weingeiſt ſchon bey 64 Grad nach R. kocht, bey welcher Temperatur die Waſſerdaͤmpfe nur etwa 12 Zoll Queckſilber halten, indeß die Weingeiſtdaͤmpfe den Druck von 28 Zoll uͤberwinden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0226" xml:id="P.5.214" n="214"/><lb/> bis auf 4575 1/5 Pf. zunehmen, und alſo uͤber das Doppelte dadurch wachſen, daß die Hitze nur 15 Grad uͤber den gewoͤhnlichen Siedpunkt erhoben wuͤrde.</p> <p>Hr. <hi rendition="#b">Prony</hi> (<hi rendition="#aq">Nouvelle Architecture hydraulique. To. I.</hi> uͤberſ. v <hi rendition="#b">K C. Langsdorf,</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. 2. B. Frf. am M. 1795. gr. 4.) hat aus den Erfahrungen des Hrn. <hi rendition="#b">Betancourt</hi> eine Formel berechnet, durch deren Huͤlfe man aus der gegebenen Temperatur der Waſſerdaͤmpfe ihre abſolute Elaſticitaͤt finden kan. Inzwiſchen paßt dieſe Formel, wie Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> bemerkt, nur fuͤr die Grenzen, in welche die wirklichen Beobachtungen fallen, und wuͤrde, wenn man ſie uͤber 115 Grad nach R. ausdehnen wollte, das aller Erfahrung widerſprechende Reſultat geben, daß die abſolute Elaſticitaͤt bey noch mehr zunehmender Hitze wieder geringer wuͤrde.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> hat dieſe Beobachtungen des Hrn. <hi rendition="#b">Betancourt</hi> mit den de Lucſchen und ſeinen eignen Erfahrungen uͤber den Grad der Siedhitze bey verſchiedenen Barometerſtaͤnden (ſ. den Art. <hi rendition="#b">Sieden,</hi> Th. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 52. u. f. auch unten den Zuſatz zu dieſem Art.) verglichen, und dadurch gefunden, daß die Daͤmpfe des kochenden Waſſers, ſo lange ſie die Temperatur dieſes Waſſers beſitzen, bey jedem Grade der Siedhitze des Waſſers eine eben ſo große abſolute Elaſticitaͤt haben, als die Luft hat, die zur Zeit des Siedens auf die Fluͤßigkeit druͤckt. Man kan alſo die obige Tabelle auch gebrauchen, um aus dem gegebnen Barometerſtande den Grad der Siedhitze des Waſſers zu finden, oder auch aus dem Siedegrade des Waſſers, das an freyer Luft in verſchiedenen Hoͤhen kocht, den Barometerſtand fuͤr dieſe Hoͤhen zu beſtimmen.</p> <p>Ohne Zweifel gelten dieſe Saͤtze fuͤr alle Arten von Daͤmpfen, und ſo kan man ſchließen, daß bey gleicher Temperatur die Daͤmpfe des Weingeiſts eine weit groͤßere Elaſticitaͤt haben, als die Daͤmpfe des Waſſers, weil unter dem Barometerſtande von 28 Zollen der Weingeiſt ſchon bey 64 Grad nach R. kocht, bey welcher Temperatur die Waſſerdaͤmpfe nur etwa 12 Zoll Queckſilber halten, indeß die Weingeiſtdaͤmpfe den Druck von 28 Zoll uͤberwinden.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0226]
bis auf 4575 1/5 Pf. zunehmen, und alſo uͤber das Doppelte dadurch wachſen, daß die Hitze nur 15 Grad uͤber den gewoͤhnlichen Siedpunkt erhoben wuͤrde.
Hr. Prony (Nouvelle Architecture hydraulique. To. I. uͤberſ. v K C. Langsdorf, I. Th. 2. B. Frf. am M. 1795. gr. 4.) hat aus den Erfahrungen des Hrn. Betancourt eine Formel berechnet, durch deren Huͤlfe man aus der gegebenen Temperatur der Waſſerdaͤmpfe ihre abſolute Elaſticitaͤt finden kan. Inzwiſchen paßt dieſe Formel, wie Herr Gren bemerkt, nur fuͤr die Grenzen, in welche die wirklichen Beobachtungen fallen, und wuͤrde, wenn man ſie uͤber 115 Grad nach R. ausdehnen wollte, das aller Erfahrung widerſprechende Reſultat geben, daß die abſolute Elaſticitaͤt bey noch mehr zunehmender Hitze wieder geringer wuͤrde.
Herr Gren hat dieſe Beobachtungen des Hrn. Betancourt mit den de Lucſchen und ſeinen eignen Erfahrungen uͤber den Grad der Siedhitze bey verſchiedenen Barometerſtaͤnden (ſ. den Art. Sieden, Th. IV. S. 52. u. f. auch unten den Zuſatz zu dieſem Art.) verglichen, und dadurch gefunden, daß die Daͤmpfe des kochenden Waſſers, ſo lange ſie die Temperatur dieſes Waſſers beſitzen, bey jedem Grade der Siedhitze des Waſſers eine eben ſo große abſolute Elaſticitaͤt haben, als die Luft hat, die zur Zeit des Siedens auf die Fluͤßigkeit druͤckt. Man kan alſo die obige Tabelle auch gebrauchen, um aus dem gegebnen Barometerſtande den Grad der Siedhitze des Waſſers zu finden, oder auch aus dem Siedegrade des Waſſers, das an freyer Luft in verſchiedenen Hoͤhen kocht, den Barometerſtand fuͤr dieſe Hoͤhen zu beſtimmen.
Ohne Zweifel gelten dieſe Saͤtze fuͤr alle Arten von Daͤmpfen, und ſo kan man ſchließen, daß bey gleicher Temperatur die Daͤmpfe des Weingeiſts eine weit groͤßere Elaſticitaͤt haben, als die Daͤmpfe des Waſſers, weil unter dem Barometerſtande von 28 Zollen der Weingeiſt ſchon bey 64 Grad nach R. kocht, bey welcher Temperatur die Waſſerdaͤmpfe nur etwa 12 Zoll Queckſilber halten, indeß die Weingeiſtdaͤmpfe den Druck von 28 Zoll uͤberwinden.
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