Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


Maximum der Dichtigkeit größer, und der mittlere Abstand, der dazu erfordert wird, kleiner.

Das Maximum der Dichte, welches die Wasserdünste, ohne sich zu zersetzen, erreichen können, ist im luftleeren Raume eben dasselbe, wie im luftvollen. Hieraus folgt, daß der dazu erforderliche kleinste Abstand der Wassertheilchen von den luftförmigen Flüßigkeiten, womit die Dünste vermischt sind, ganz unabhängig sey.

Eine ungefähre Vorstellung dieses Größten in der Dichtigkeit kan man sich nach folgenden Bestimmungen machen. Bey mittlerer Wärme und der Barometerhöhe von 28 Pariser Zollen macht die Elasticität der Wasserdünste bey ihrem Größten zwischen (1/50) und (1/60) von der Elasticität einer gewissen Luftmasse aus, von der ihre Masse weniger, als (1/120) beträgt. Bilden sie sich im Vacuo, so ist ihr Druck auf das Manometer oder eingeschlossene Barometer eben derselbe. Hieraus ergiebt sich, daß die Wasserdünste keinen beständigen absoluten Theil der Luft ausmachen, weil dieser Theil in verdünnter Luft zunimmt, wobey sich die Luft vermindert, die die Menge der Dünste aber immer dieselbe bleibt.

Die Wasserdünste können in keinem Raume bestehen, worinn sie einen anhaltenden Druck auszuhalten haben, der ihre ausdehnende Kraft bey dem Maximum ihrer Dichte übertrift. Uebersteigt auch gleich der Druck diese ausdehnende Kraft nur wenig, so bringt er doch die Dunsttheilchen über die Grenze ihrer kleinsten Entfernung, mithin nahe genug an einander, um sich vereinigen zu können, und es zersetzt sich eine gewisse Menge Dunst. Dauern nun Druck und Wärme in gleichem Grade fort, so erfolgt endlich eine gänzliche Zerstörung der Dünste. Ist hingegen mit den Dünsten eine hinreichende Menge Luft vermischt, um dieses Uebermaaß des Druckes auszuhalten, so werden die Dünste nicht zersetzt. Daher erhalten sich die Wasserdünste unter dem Drucke der Atmosphäre, weil die Luft, womit sie vermischt sind, den größern Theil dieses Druckes aushält.

So wie die Wärme verhältnißmäßig zunimmt, so wird auch die Entfernung, bis auf welche sich die Dunsttheilchen einander ohne Zersetzung nähern können, kleiner; sie können


Maximum der Dichtigkeit groͤßer, und der mittlere Abſtand, der dazu erfordert wird, kleiner.

Das Maximum der Dichte, welches die Waſſerduͤnſte, ohne ſich zu zerſetzen, erreichen koͤnnen, iſt im luftleeren Raume eben daſſelbe, wie im luftvollen. Hieraus folgt, daß der dazu erforderliche kleinſte Abſtand der Waſſertheilchen von den luftfoͤrmigen Fluͤßigkeiten, womit die Duͤnſte vermiſcht ſind, ganz unabhaͤngig ſey.

Eine ungefaͤhre Vorſtellung dieſes Groͤßten in der Dichtigkeit kan man ſich nach folgenden Beſtimmungen machen. Bey mittlerer Waͤrme und der Barometerhoͤhe von 28 Pariſer Zollen macht die Elaſticitaͤt der Waſſerduͤnſte bey ihrem Groͤßten zwiſchen (1/50) und (1/60) von der Elaſticitaͤt einer gewiſſen Luftmaſſe aus, von der ihre Maſſe weniger, als (1/120) betraͤgt. Bilden ſie ſich im Vacuo, ſo iſt ihr Druck auf das Manometer oder eingeſchloſſene Barometer eben derſelbe. Hieraus ergiebt ſich, daß die Waſſerduͤnſte keinen beſtaͤndigen abſoluten Theil der Luft ausmachen, weil dieſer Theil in verduͤnnter Luft zunimmt, wobey ſich die Luft vermindert, die die Menge der Duͤnſte aber immer dieſelbe bleibt.

Die Waſſerduͤnſte koͤnnen in keinem Raume beſtehen, worinn ſie einen anhaltenden Druck auszuhalten haben, der ihre ausdehnende Kraft bey dem Maximum ihrer Dichte uͤbertrift. Ueberſteigt auch gleich der Druck dieſe ausdehnende Kraft nur wenig, ſo bringt er doch die Dunſttheilchen uͤber die Grenze ihrer kleinſten Entfernung, mithin nahe genug an einander, um ſich vereinigen zu koͤnnen, und es zerſetzt ſich eine gewiſſe Menge Dunſt. Dauern nun Druck und Waͤrme in gleichem Grade fort, ſo erfolgt endlich eine gaͤnzliche Zerſtoͤrung der Duͤnſte. Iſt hingegen mit den Duͤnſten eine hinreichende Menge Luft vermiſcht, um dieſes Uebermaaß des Druckes auszuhalten, ſo werden die Duͤnſte nicht zerſetzt. Daher erhalten ſich die Waſſerduͤnſte unter dem Drucke der Atmoſphaͤre, weil die Luft, womit ſie vermiſcht ſind, den groͤßern Theil dieſes Druckes aushaͤlt.

So wie die Waͤrme verhaͤltnißmaͤßig zunimmt, ſo wird auch die Entfernung, bis auf welche ſich die Dunſttheilchen einander ohne Zerſetzung naͤhern koͤnnen, kleiner; ſie koͤnnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0221" xml:id="P.5.209" n="209"/><lb/>
Maximum der Dichtigkeit gro&#x0364;ßer, und der mittlere Ab&#x017F;tand, der dazu erfordert wird, kleiner.</p>
              <p>Das Maximum der Dichte, welches die Wa&#x017F;&#x017F;erdu&#x0364;n&#x017F;te, ohne &#x017F;ich zu zer&#x017F;etzen, erreichen ko&#x0364;nnen, i&#x017F;t im luftleeren Raume eben da&#x017F;&#x017F;elbe, wie im luftvollen. Hieraus folgt, daß der dazu erforderliche klein&#x017F;te Ab&#x017F;tand der Wa&#x017F;&#x017F;ertheilchen von den luftfo&#x0364;rmigen Flu&#x0364;ßigkeiten, womit die Du&#x0364;n&#x017F;te vermi&#x017F;cht &#x017F;ind, ganz unabha&#x0364;ngig &#x017F;ey.</p>
              <p>Eine ungefa&#x0364;hre Vor&#x017F;tellung die&#x017F;es Gro&#x0364;ßten in der Dichtigkeit kan man &#x017F;ich nach folgenden Be&#x017F;timmungen machen. Bey mittlerer Wa&#x0364;rme und der Barometerho&#x0364;he von 28 Pari&#x017F;er Zollen macht die Ela&#x017F;ticita&#x0364;t der Wa&#x017F;&#x017F;erdu&#x0364;n&#x017F;te bey ihrem Gro&#x0364;ßten zwi&#x017F;chen (1/50) und (1/60) von der Ela&#x017F;ticita&#x0364;t einer gewi&#x017F;&#x017F;en Luftma&#x017F;&#x017F;e aus, von der ihre Ma&#x017F;&#x017F;e weniger, als (1/120) betra&#x0364;gt. Bilden &#x017F;ie &#x017F;ich im Vacuo, &#x017F;o i&#x017F;t ihr Druck auf das Manometer oder einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Barometer eben der&#x017F;elbe. Hieraus ergiebt &#x017F;ich, daß die Wa&#x017F;&#x017F;erdu&#x0364;n&#x017F;te keinen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen ab&#x017F;oluten Theil der Luft ausmachen, weil die&#x017F;er Theil in verdu&#x0364;nnter Luft zunimmt, wobey &#x017F;ich die Luft vermindert, die die Menge der Du&#x0364;n&#x017F;te aber immer die&#x017F;elbe bleibt.</p>
              <p>Die Wa&#x017F;&#x017F;erdu&#x0364;n&#x017F;te ko&#x0364;nnen in keinem Raume be&#x017F;tehen, worinn &#x017F;ie einen anhaltenden Druck auszuhalten haben, der ihre ausdehnende Kraft bey dem Maximum ihrer Dichte u&#x0364;bertrift. Ueber&#x017F;teigt auch gleich der Druck die&#x017F;e ausdehnende Kraft nur wenig, &#x017F;o bringt er doch die Dun&#x017F;ttheilchen u&#x0364;ber die Grenze ihrer klein&#x017F;ten Entfernung, mithin nahe genug an einander, um &#x017F;ich vereinigen zu ko&#x0364;nnen, und es zer&#x017F;etzt &#x017F;ich eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge Dun&#x017F;t. Dauern nun Druck und Wa&#x0364;rme in gleichem Grade fort, &#x017F;o erfolgt endlich eine ga&#x0364;nzliche Zer&#x017F;to&#x0364;rung der Du&#x0364;n&#x017F;te. I&#x017F;t hingegen mit den Du&#x0364;n&#x017F;ten eine hinreichende Menge Luft vermi&#x017F;cht, um die&#x017F;es Uebermaaß des Druckes auszuhalten, &#x017F;o werden die Du&#x0364;n&#x017F;te nicht zer&#x017F;etzt. Daher erhalten &#x017F;ich die Wa&#x017F;&#x017F;erdu&#x0364;n&#x017F;te unter dem Drucke der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re, weil die Luft, womit &#x017F;ie vermi&#x017F;cht &#x017F;ind, den gro&#x0364;ßern Theil die&#x017F;es Druckes ausha&#x0364;lt.</p>
              <p>So wie die Wa&#x0364;rme verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig zunimmt, &#x017F;o wird auch die Entfernung, bis auf welche &#x017F;ich die Dun&#x017F;ttheilchen einander ohne Zer&#x017F;etzung na&#x0364;hern ko&#x0364;nnen, kleiner; &#x017F;ie ko&#x0364;nnen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0221] Maximum der Dichtigkeit groͤßer, und der mittlere Abſtand, der dazu erfordert wird, kleiner. Das Maximum der Dichte, welches die Waſſerduͤnſte, ohne ſich zu zerſetzen, erreichen koͤnnen, iſt im luftleeren Raume eben daſſelbe, wie im luftvollen. Hieraus folgt, daß der dazu erforderliche kleinſte Abſtand der Waſſertheilchen von den luftfoͤrmigen Fluͤßigkeiten, womit die Duͤnſte vermiſcht ſind, ganz unabhaͤngig ſey. Eine ungefaͤhre Vorſtellung dieſes Groͤßten in der Dichtigkeit kan man ſich nach folgenden Beſtimmungen machen. Bey mittlerer Waͤrme und der Barometerhoͤhe von 28 Pariſer Zollen macht die Elaſticitaͤt der Waſſerduͤnſte bey ihrem Groͤßten zwiſchen (1/50) und (1/60) von der Elaſticitaͤt einer gewiſſen Luftmaſſe aus, von der ihre Maſſe weniger, als (1/120) betraͤgt. Bilden ſie ſich im Vacuo, ſo iſt ihr Druck auf das Manometer oder eingeſchloſſene Barometer eben derſelbe. Hieraus ergiebt ſich, daß die Waſſerduͤnſte keinen beſtaͤndigen abſoluten Theil der Luft ausmachen, weil dieſer Theil in verduͤnnter Luft zunimmt, wobey ſich die Luft vermindert, die die Menge der Duͤnſte aber immer dieſelbe bleibt. Die Waſſerduͤnſte koͤnnen in keinem Raume beſtehen, worinn ſie einen anhaltenden Druck auszuhalten haben, der ihre ausdehnende Kraft bey dem Maximum ihrer Dichte uͤbertrift. Ueberſteigt auch gleich der Druck dieſe ausdehnende Kraft nur wenig, ſo bringt er doch die Dunſttheilchen uͤber die Grenze ihrer kleinſten Entfernung, mithin nahe genug an einander, um ſich vereinigen zu koͤnnen, und es zerſetzt ſich eine gewiſſe Menge Dunſt. Dauern nun Druck und Waͤrme in gleichem Grade fort, ſo erfolgt endlich eine gaͤnzliche Zerſtoͤrung der Duͤnſte. Iſt hingegen mit den Duͤnſten eine hinreichende Menge Luft vermiſcht, um dieſes Uebermaaß des Druckes auszuhalten, ſo werden die Duͤnſte nicht zerſetzt. Daher erhalten ſich die Waſſerduͤnſte unter dem Drucke der Atmoſphaͤre, weil die Luft, womit ſie vermiſcht ſind, den groͤßern Theil dieſes Druckes aushaͤlt. So wie die Waͤrme verhaͤltnißmaͤßig zunimmt, ſo wird auch die Entfernung, bis auf welche ſich die Dunſttheilchen einander ohne Zerſetzung naͤhern koͤnnen, kleiner; ſie koͤnnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/221
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/221>, abgerufen am 21.11.2024.