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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Ein starkes Fallen des Barometers setzt mehrentheils eine mitgetheilte Elektricität in der Luft voraus, welche nicht nur Ausdehnung und Winde, sondern auch Niederschlagung der Dünste, mithin Wolken, Regen und übles Wetter zur Folge hat. Man sieht aus diesem allem, daß oft, aber nicht immer, auf das Steigen des Barometers gutes, so wie auf sein Fallen schlechtes Wetter folgen müsse. Dieses stimmt mit der Erfahrung überein, nach welcher man annehmen kan, daß unter drey Barometerfällen ohngefähr zwey |mit Regen begleitet sind, und bey einem das Wetter gut bleibe (s. im Art. S. 275. 276.). Es glaubt daher Herr Hube durch die angegebne Ursache die vornehmsten Erscheinungen hinreichend erklärt zu haben.

Dennoch scheint mir die Ungewißheit, in welcher wir über die wahre Ursache der Barometerveränderungen und über ihren Zusammenhang mit der Witterung schweben, durch alle diese Bemühungen noch bey weitem nicht gehoben zu seyn. Des Hrn. Hube Erklärung, so scharfsinnig sie immer seyn mag, ist doch ganz auf das äußerst zweifelhafte Auflösungssystem, und, was noch mehr ist, auf die so ganz willkührlich angenommene doppelte Art der Verdünstung gegründet. So schön auch die Folgerungen sich an die Erfahrung anschließen, so bemerkt man doch bey einer unbefangenen Prüfung gar bald, daß diese Uebereinstimmung, welche das Ganze empfehlen soll, von dem Hrn. Verf. selbst in die Voraussetzungen gelegt worden sey. Aus welchem Grunde läßt sich wohl annehmen, die mitgetheilte Elektricität könne blos Luft mit Dünsten der zweyten, nie aber die mit Dünsten der ersten Art, ausdehnen? Was Hr. H. hierüber sagt, daß die letztere schon bey der Verdünstung selbst durch den Wärmestoff möglichst ausgedehnt sey, und daher durch die Elektricität keine weitere Ausbreitung erhalten könne, giebt nicht die mindeste Befriedigung. Die Wolken und Gewitter in der heißen Zone, wo es lauter Dünste der ersten Art geben soll, sind doch gewiß denen bey uns nicht so unähnlich, daß man irgend einen Grund hätte, die Elektricität dort nach andern Gesetzen auf die Luft wirken zu lassen. Hr. H. nimmt es aber blos darum an, weil ihm nun sehr leicht wird, zu


Ein ſtarkes Fallen des Barometers ſetzt mehrentheils eine mitgetheilte Elektricitaͤt in der Luft voraus, welche nicht nur Ausdehnung und Winde, ſondern auch Niederſchlagung der Duͤnſte, mithin Wolken, Regen und uͤbles Wetter zur Folge hat. Man ſieht aus dieſem allem, daß oft, aber nicht immer, auf das Steigen des Barometers gutes, ſo wie auf ſein Fallen ſchlechtes Wetter folgen muͤſſe. Dieſes ſtimmt mit der Erfahrung uͤberein, nach welcher man annehmen kan, daß unter drey Barometerfaͤllen ohngefaͤhr zwey |mit Regen begleitet ſind, und bey einem das Wetter gut bleibe (ſ. im Art. S. 275. 276.). Es glaubt daher Herr Hube durch die angegebne Urſache die vornehmſten Erſcheinungen hinreichend erklaͤrt zu haben.

Dennoch ſcheint mir die Ungewißheit, in welcher wir uͤber die wahre Urſache der Barometerveraͤnderungen und uͤber ihren Zuſammenhang mit der Witterung ſchweben, durch alle dieſe Bemuͤhungen noch bey weitem nicht gehoben zu ſeyn. Des Hrn. Hube Erklaͤrung, ſo ſcharfſinnig ſie immer ſeyn mag, iſt doch ganz auf das aͤußerſt zweifelhafte Aufloͤſungsſyſtem, und, was noch mehr iſt, auf die ſo ganz willkuͤhrlich angenommene doppelte Art der Verduͤnſtung gegruͤndet. So ſchoͤn auch die Folgerungen ſich an die Erfahrung anſchließen, ſo bemerkt man doch bey einer unbefangenen Pruͤfung gar bald, daß dieſe Uebereinſtimmung, welche das Ganze empfehlen ſoll, von dem Hrn. Verf. ſelbſt in die Vorausſetzungen gelegt worden ſey. Aus welchem Grunde laͤßt ſich wohl annehmen, die mitgetheilte Elektricitaͤt koͤnne blos Luft mit Duͤnſten der zweyten, nie aber die mit Duͤnſten der erſten Art, ausdehnen? Was Hr. H. hieruͤber ſagt, daß die letztere ſchon bey der Verduͤnſtung ſelbſt durch den Waͤrmeſtoff moͤglichſt ausgedehnt ſey, und daher durch die Elektricitaͤt keine weitere Ausbreitung erhalten koͤnne, giebt nicht die mindeſte Befriedigung. Die Wolken und Gewitter in der heißen Zone, wo es lauter Duͤnſte der erſten Art geben ſoll, ſind doch gewiß denen bey uns nicht ſo unaͤhnlich, daß man irgend einen Grund haͤtte, die Elektricitaͤt dort nach andern Geſetzen auf die Luft wirken zu laſſen. Hr. H. nimmt es aber blos darum an, weil ihm nun ſehr leicht wird, zu

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[138/0150] Ein ſtarkes Fallen des Barometers ſetzt mehrentheils eine mitgetheilte Elektricitaͤt in der Luft voraus, welche nicht nur Ausdehnung und Winde, ſondern auch Niederſchlagung der Duͤnſte, mithin Wolken, Regen und uͤbles Wetter zur Folge hat. Man ſieht aus dieſem allem, daß oft, aber nicht immer, auf das Steigen des Barometers gutes, ſo wie auf ſein Fallen ſchlechtes Wetter folgen muͤſſe. Dieſes ſtimmt mit der Erfahrung uͤberein, nach welcher man annehmen kan, daß unter drey Barometerfaͤllen ohngefaͤhr zwey |mit Regen begleitet ſind, und bey einem das Wetter gut bleibe (ſ. im Art. S. 275. 276.). Es glaubt daher Herr Hube durch die angegebne Urſache die vornehmſten Erſcheinungen hinreichend erklaͤrt zu haben. Dennoch ſcheint mir die Ungewißheit, in welcher wir uͤber die wahre Urſache der Barometerveraͤnderungen und uͤber ihren Zuſammenhang mit der Witterung ſchweben, durch alle dieſe Bemuͤhungen noch bey weitem nicht gehoben zu ſeyn. Des Hrn. Hube Erklaͤrung, ſo ſcharfſinnig ſie immer ſeyn mag, iſt doch ganz auf das aͤußerſt zweifelhafte Aufloͤſungsſyſtem, und, was noch mehr iſt, auf die ſo ganz willkuͤhrlich angenommene doppelte Art der Verduͤnſtung gegruͤndet. So ſchoͤn auch die Folgerungen ſich an die Erfahrung anſchließen, ſo bemerkt man doch bey einer unbefangenen Pruͤfung gar bald, daß dieſe Uebereinſtimmung, welche das Ganze empfehlen ſoll, von dem Hrn. Verf. ſelbſt in die Vorausſetzungen gelegt worden ſey. Aus welchem Grunde laͤßt ſich wohl annehmen, die mitgetheilte Elektricitaͤt koͤnne blos Luft mit Duͤnſten der zweyten, nie aber die mit Duͤnſten der erſten Art, ausdehnen? Was Hr. H. hieruͤber ſagt, daß die letztere ſchon bey der Verduͤnſtung ſelbſt durch den Waͤrmeſtoff moͤglichſt ausgedehnt ſey, und daher durch die Elektricitaͤt keine weitere Ausbreitung erhalten koͤnne, giebt nicht die mindeſte Befriedigung. Die Wolken und Gewitter in der heißen Zone, wo es lauter Duͤnſte der erſten Art geben ſoll, ſind doch gewiß denen bey uns nicht ſo unaͤhnlich, daß man irgend einen Grund haͤtte, die Elektricitaͤt dort nach andern Geſetzen auf die Luft wirken zu laſſen. Hr. H. nimmt es aber blos darum an, weil ihm nun ſehr leicht wird, zu

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/150>, abgerufen am 25.11.2024.