Auflösung und des Niederschlags allzuviel willkührliches. Nimmermehr kan man glauben, daß schnell aufgelöstes Wasser durchgängig auf eine ganz andere Weise mit der Luft verbunden bleiben, und sich ganz anders aus ihr niederschlagen müsse, als langsam aufgelöstes. Ueberhaupt hat man sehr starke Gründe, zu vermuthen, das Wasser bleibe im Luftkreise gar nicht in dem Zustande, in welchem es in denselben aufsteigt, und sein Herabfallen sey keinesweges der umgekehrte Proceß der Ausdünstung, so wie etwa Niederschlag das Umgekehrte der Auflösung ist, s. Regen, Th. III. S. 659. u. f. Wolken, Th. IV. S. 819. u. f.).
Beyde Arten der Niederschlagung lassen sich in absolute und relative theilen. Die absoluten entstehen nur, wenn die Luft mit Wasser übersättiget ist, und machen dieselbe allezeit trübe. Die relativen hingegen finden statt, wenn sich die abgesonderten Dünste an andere Körper hängen, von welchen sie stärker, als von der Luft, angezogen werden. Diese lassen die Luft hell und durchsichtig. Die Kunst kan nur relative Niederschlagungen bewirken: denn die Luftmassen, die wir mit unsern Geräthschaften behandeln, lassen sich nie übersättigen, weil die überflüßigen Dünste sich an die Wände der Gefäße hängen. Die Trocknung der Luft durch Salze ist eine wirkliche relative Niederschlagung ihrer Dünste, so wie das Anlaufen und Gefrieren der Fensterscheiben, u. s. w.
Folgende Bemerkungen werden die Vergleichung dieser Systeme unter einander erleichtern. In allen dreyen wird die Ausdünstung als Auflösung, oder, was eben soviel ist, als chemische Verbindung des Wassers betrachtet. Nur über den Stoff, womit sich dasselbe zunächst verbindet, sind die Meinungen getheilt; dieser Stoff ist nach dem sogenannten Auflösungssystem die Luft, nach Hrn. de Lüc das Feuer oder der Wärmestoff, mit dem das Wasser ein undurchsichtiges elastisches Fluidum bildet, das sich mit der Luft vermischt, und vielleicht durch einen bis jetzt noch unbekannten Proceß selbst Luft werden kan.
Daß der Wärmestoff mit dem Wasser und andern Flüssigkeiten Dämpfe bildet, ist durch unzählbare Erfahrungen
Aufloͤſung und des Niederſchlags allzuviel willkuͤhrliches. Nimmermehr kan man glauben, daß ſchnell aufgeloͤſtes Waſſer durchgaͤngig auf eine ganz andere Weiſe mit der Luft verbunden bleiben, und ſich ganz anders aus ihr niederſchlagen muͤſſe, als langſam aufgeloͤſtes. Ueberhaupt hat man ſehr ſtarke Gruͤnde, zu vermuthen, das Waſſer bleibe im Luftkreiſe gar nicht in dem Zuſtande, in welchem es in denſelben aufſteigt, und ſein Herabfallen ſey keinesweges der umgekehrte Proceß der Ausduͤnſtung, ſo wie etwa Niederſchlag das Umgekehrte der Aufloͤſung iſt, ſ. Regen, Th. III. S. 659. u. f. Wolken, Th. IV. S. 819. u. f.).
Beyde Arten der Niederſchlagung laſſen ſich in abſolute und relative theilen. Die abſoluten entſtehen nur, wenn die Luft mit Waſſer uͤberſaͤttiget iſt, und machen dieſelbe allezeit truͤbe. Die relativen hingegen finden ſtatt, wenn ſich die abgeſonderten Duͤnſte an andere Koͤrper haͤngen, von welchen ſie ſtaͤrker, als von der Luft, angezogen werden. Dieſe laſſen die Luft hell und durchſichtig. Die Kunſt kan nur relative Niederſchlagungen bewirken: denn die Luftmaſſen, die wir mit unſern Geraͤthſchaften behandeln, laſſen ſich nie uͤberſaͤttigen, weil die uͤberfluͤßigen Duͤnſte ſich an die Waͤnde der Gefaͤße haͤngen. Die Trocknung der Luft durch Salze iſt eine wirkliche relative Niederſchlagung ihrer Duͤnſte, ſo wie das Anlaufen und Gefrieren der Fenſterſcheiben, u. ſ. w.
Folgende Bemerkungen werden die Vergleichung dieſer Syſteme unter einander erleichtern. In allen dreyen wird die Ausduͤnſtung als Aufloͤſung, oder, was eben ſoviel iſt, als chemiſche Verbindung des Waſſers betrachtet. Nur uͤber den Stoff, womit ſich daſſelbe zunaͤchſt verbindet, ſind die Meinungen getheilt; dieſer Stoff iſt nach dem ſogenannten Aufloͤſungsſyſtem die Luft, nach Hrn. de Luͤc das Feuer oder der Waͤrmeſtoff, mit dem das Waſſer ein undurchſichtiges elaſtiſches Fluidum bildet, das ſich mit der Luft vermiſcht, und vielleicht durch einen bis jetzt noch unbekannten Proceß ſelbſt Luft werden kan.
Daß der Waͤrmeſtoff mit dem Waſſer und andern Fluͤſſigkeiten Daͤmpfe bildet, iſt durch unzaͤhlbare Erfahrungen
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Aufloͤſung und des Niederſchlags allzuviel willkuͤhrliches. Nimmermehr kan man glauben, daß ſchnell aufgeloͤſtes Waſſer durchgaͤngig auf eine ganz andere Weiſe mit der Luft verbunden bleiben, und ſich ganz anders aus ihr niederſchlagen muͤſſe, als langſam aufgeloͤſtes. Ueberhaupt hat man ſehr ſtarke Gruͤnde, zu vermuthen, das Waſſer bleibe im Luftkreiſe gar nicht in dem Zuſtande, in welchem es in denſelben aufſteigt, und ſein Herabfallen ſey keinesweges der umgekehrte Proceß der Ausduͤnſtung, ſo wie etwa Niederſchlag das Umgekehrte der Aufloͤſung iſt, ſ. <hirendition="#b">Regen,</hi> Th. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 659. u. f. <hirendition="#b">Wolken,</hi> Th. <hirendition="#aq">IV.</hi> S. 819. u. f.).</p><p>Beyde Arten der Niederſchlagung laſſen ſich in <hirendition="#b">abſolute</hi> und <hirendition="#b">relative</hi> theilen. Die abſoluten entſtehen nur, wenn die Luft mit Waſſer uͤberſaͤttiget iſt, und machen dieſelbe allezeit truͤbe. Die relativen hingegen finden ſtatt, wenn ſich die abgeſonderten Duͤnſte an andere Koͤrper haͤngen, von welchen ſie ſtaͤrker, als von der Luft, angezogen werden. Dieſe laſſen die Luft hell und durchſichtig. Die Kunſt kan nur relative Niederſchlagungen bewirken: denn die Luftmaſſen, die wir mit unſern Geraͤthſchaften behandeln, laſſen ſich nie uͤberſaͤttigen, weil die uͤberfluͤßigen Duͤnſte ſich an die Waͤnde der Gefaͤße haͤngen. Die Trocknung der Luft durch Salze iſt eine wirkliche relative Niederſchlagung ihrer Duͤnſte, ſo wie das Anlaufen und Gefrieren der Fenſterſcheiben, u. ſ. w.</p><p>Folgende Bemerkungen werden die Vergleichung dieſer Syſteme unter einander erleichtern. In allen dreyen wird die Ausduͤnſtung als <hirendition="#b">Aufloͤſung,</hi> oder, was eben ſoviel iſt, als <hirendition="#b">chemiſche Verbindung</hi> des Waſſers betrachtet. Nur uͤber den Stoff, womit ſich daſſelbe zunaͤchſt verbindet, ſind die Meinungen getheilt; dieſer Stoff iſt nach dem ſogenannten Aufloͤſungsſyſtem die <hirendition="#b">Luft,</hi> nach Hrn. de Luͤc das Feuer oder der <hirendition="#b">Waͤrmeſtoff,</hi> mit dem das Waſſer ein undurchſichtiges elaſtiſches Fluidum bildet, das ſich mit der Luft vermiſcht, und vielleicht durch einen bis jetzt noch unbekannten Proceß ſelbſt <hirendition="#b">Luft</hi> werden kan.</p><p>Daß der Waͤrmeſtoff mit dem Waſſer und andern Fluͤſſigkeiten Daͤmpfe bildet, iſt durch unzaͤhlbare Erfahrungen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Aufloͤſung und des Niederſchlags allzuviel willkuͤhrliches. Nimmermehr kan man glauben, daß ſchnell aufgeloͤſtes Waſſer durchgaͤngig auf eine ganz andere Weiſe mit der Luft verbunden bleiben, und ſich ganz anders aus ihr niederſchlagen muͤſſe, als langſam aufgeloͤſtes. Ueberhaupt hat man ſehr ſtarke Gruͤnde, zu vermuthen, das Waſſer bleibe im Luftkreiſe gar nicht in dem Zuſtande, in welchem es in denſelben aufſteigt, und ſein Herabfallen ſey keinesweges der umgekehrte Proceß der Ausduͤnſtung, ſo wie etwa Niederſchlag das Umgekehrte der Aufloͤſung iſt, ſ. Regen, Th. III. S. 659. u. f. Wolken, Th. IV. S. 819. u. f.).
Beyde Arten der Niederſchlagung laſſen ſich in abſolute und relative theilen. Die abſoluten entſtehen nur, wenn die Luft mit Waſſer uͤberſaͤttiget iſt, und machen dieſelbe allezeit truͤbe. Die relativen hingegen finden ſtatt, wenn ſich die abgeſonderten Duͤnſte an andere Koͤrper haͤngen, von welchen ſie ſtaͤrker, als von der Luft, angezogen werden. Dieſe laſſen die Luft hell und durchſichtig. Die Kunſt kan nur relative Niederſchlagungen bewirken: denn die Luftmaſſen, die wir mit unſern Geraͤthſchaften behandeln, laſſen ſich nie uͤberſaͤttigen, weil die uͤberfluͤßigen Duͤnſte ſich an die Waͤnde der Gefaͤße haͤngen. Die Trocknung der Luft durch Salze iſt eine wirkliche relative Niederſchlagung ihrer Duͤnſte, ſo wie das Anlaufen und Gefrieren der Fenſterſcheiben, u. ſ. w.
Folgende Bemerkungen werden die Vergleichung dieſer Syſteme unter einander erleichtern. In allen dreyen wird die Ausduͤnſtung als Aufloͤſung, oder, was eben ſoviel iſt, als chemiſche Verbindung des Waſſers betrachtet. Nur uͤber den Stoff, womit ſich daſſelbe zunaͤchſt verbindet, ſind die Meinungen getheilt; dieſer Stoff iſt nach dem ſogenannten Aufloͤſungsſyſtem die Luft, nach Hrn. de Luͤc das Feuer oder der Waͤrmeſtoff, mit dem das Waſſer ein undurchſichtiges elaſtiſches Fluidum bildet, das ſich mit der Luft vermiſcht, und vielleicht durch einen bis jetzt noch unbekannten Proceß ſelbſt Luft werden kan.
Daß der Waͤrmeſtoff mit dem Waſſer und andern Fluͤſſigkeiten Daͤmpfe bildet, iſt durch unzaͤhlbare Erfahrungen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/120>, abgerufen am 22.11.2024.
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