Elektricität, thierische. Zus. zu Th. V. S. 269--296.
Ein schottischer Arzt, Richard Fowler,(Experiments and Obs relative to the Influence lately discovered by Mr. Galvani and commonly called animal Electricity. Edinb. and Lond. 1793. 8.) der in Hunter's Gesellschaft die Galvanischen Versuche geprüft hat, trägt für die Verschiedenheit dieser Erscheinungen von den elektrischen folgende Gründe vor: 1) daß hier nicht eine, sondern zweyerley metallische Substanzen, unumgänglich nothwendig sind, 2) daß der Wille des Thieres keinen Einfluß auf die Hervorbringung dieser Erscheinungen hat, wie dieses in Absicht der elektrischen Erscheinungen beym Zitterrochen der Fall ist, 3) daß in der Scale der Elektricitätsleiter Kohle und Quecksilber höher stehen, als die thierischen Flüßigkeiten, oder Wasser, dagegen hier der Fall umgekehrt ist. 4) Der wichtigste und auszeichnendste Unterschied zwischen dieser neuen Influenz und der Elektricität besteht in ihrer Wirkung auf die Contractilität oder Reizbarkeit der Thiere und Pflanzen. Elektricität zerstört diese Kraft, die neue Influenz hingegen macht, daß die Thiere länger reizbar bleiben, und schützt sie vor Fäulniß (Schwache Elektricität thut doch das letztere auch; nur die verstärkte ist es, durch welche die Reizbarkeit zerstört wird).
Dagegen hat Herr Berlinghieri zu Pisa (Journal de phys. Avril, 1793.) für die Identität der Galvanischen Erscheinungen mit der Elektricität folgende neue Beweise mitgetheilt. 1) Er glaubt, daß die Physiker Unrecht haben, wenn sie schlechterdings verschiedene Metalle zu den Armaturen als Excitatoren erfordern; er selbst versichert, oft Wirkungen gesehen zu haben, wenn er sich des Eisens allein, und auch sehr oft, wenn er sich des Eisens und Stahls zum Leiter bedient habe. 2) Wenn er die Cruralnerven eines Frosches ihrer ganzen Länge nach blos legte, sie hernach in der Mitte queer durchschnitt, und auf einer Glastafel so ausbreitete, daß die Enden 1 Zoll weit von einander entfernt waren, endlich diesen Zwischenraum mit einem Stück Silber ausfüllte,
Elektricitaͤt, thieriſche. Zuſ. zu Th. V. S. 269—296.
Ein ſchottiſcher Arzt, Richard Fowler,(Experiments and Obſ relative to the Influence lately diſcovered by Mr. Galvani and commonly called animal Electricity. Edinb. and Lond. 1793. 8.) der in Hunter's Geſellſchaft die Galvaniſchen Verſuche gepruͤft hat, traͤgt fuͤr die Verſchiedenheit dieſer Erſcheinungen von den elektriſchen folgende Gruͤnde vor: 1) daß hier nicht eine, ſondern zweyerley metalliſche Subſtanzen, unumgaͤnglich nothwendig ſind, 2) daß der Wille des Thieres keinen Einfluß auf die Hervorbringung dieſer Erſcheinungen hat, wie dieſes in Abſicht der elektriſchen Erſcheinungen beym Zitterrochen der Fall iſt, 3) daß in der Scale der Elektricitaͤtsleiter Kohle und Queckſilber hoͤher ſtehen, als die thieriſchen Fluͤßigkeiten, oder Waſſer, dagegen hier der Fall umgekehrt iſt. 4) Der wichtigſte und auszeichnendſte Unterſchied zwiſchen dieſer neuen Influenz und der Elektricitaͤt beſteht in ihrer Wirkung auf die Contractilitaͤt oder Reizbarkeit der Thiere und Pflanzen. Elektricitaͤt zerſtoͤrt dieſe Kraft, die neue Influenz hingegen macht, daß die Thiere laͤnger reizbar bleiben, und ſchuͤtzt ſie vor Faͤulniß (Schwache Elektricitaͤt thut doch das letztere auch; nur die verſtaͤrkte iſt es, durch welche die Reizbarkeit zerſtoͤrt wird).
Dagegen hat Herr Berlinghieri zu Piſa (Journal de phyſ. Avril, 1793.) fuͤr die Identitaͤt der Galvaniſchen Erſcheinungen mit der Elektricitaͤt folgende neue Beweiſe mitgetheilt. 1) Er glaubt, daß die Phyſiker Unrecht haben, wenn ſie ſchlechterdings verſchiedene Metalle zu den Armaturen als Excitatoren erfordern; er ſelbſt verſichert, oft Wirkungen geſehen zu haben, wenn er ſich des Eiſens allein, und auch ſehr oft, wenn er ſich des Eiſens und Stahls zum Leiter bedient habe. 2) Wenn er die Cruralnerven eines Froſches ihrer ganzen Laͤnge nach blos legte, ſie hernach in der Mitte queer durchſchnitt, und auf einer Glastafel ſo ausbreitete, daß die Enden 1 Zoll weit von einander entfernt waren, endlich dieſen Zwiſchenraum mit einem Stuͤck Silber ausfuͤllte,
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Elektricitaͤt, thieriſche. Zuſ. zu Th. V. S. 269—296.
Ein ſchottiſcher Arzt, Richard Fowler, (Experiments and Obſ relative to the Influence lately diſcovered by Mr. Galvani and commonly called animal Electricity. Edinb. and Lond. 1793. 8.) der in Hunter's Geſellſchaft die Galvaniſchen Verſuche gepruͤft hat, traͤgt fuͤr die Verſchiedenheit dieſer Erſcheinungen von den elektriſchen folgende Gruͤnde vor: 1) daß hier nicht eine, ſondern zweyerley metalliſche Subſtanzen, unumgaͤnglich nothwendig ſind, 2) daß der Wille des Thieres keinen Einfluß auf die Hervorbringung dieſer Erſcheinungen hat, wie dieſes in Abſicht der elektriſchen Erſcheinungen beym Zitterrochen der Fall iſt, 3) daß in der Scale der Elektricitaͤtsleiter Kohle und Queckſilber hoͤher ſtehen, als die thieriſchen Fluͤßigkeiten, oder Waſſer, dagegen hier der Fall umgekehrt iſt. 4) Der wichtigſte und auszeichnendſte Unterſchied zwiſchen dieſer neuen Influenz und der Elektricitaͤt beſteht in ihrer Wirkung auf die Contractilitaͤt oder Reizbarkeit der Thiere und Pflanzen. Elektricitaͤt zerſtoͤrt dieſe Kraft, die neue Influenz hingegen macht, daß die Thiere laͤnger reizbar bleiben, und ſchuͤtzt ſie vor Faͤulniß (Schwache Elektricitaͤt thut doch das letztere auch; nur die verſtaͤrkte iſt es, durch welche die Reizbarkeit zerſtoͤrt wird).
Dagegen hat Herr Berlinghieri zu Piſa (Journal de phyſ. Avril, 1793.) fuͤr die Identitaͤt der Galvaniſchen Erſcheinungen mit der Elektricitaͤt folgende neue Beweiſe mitgetheilt. 1) Er glaubt, daß die Phyſiker Unrecht haben, wenn ſie ſchlechterdings verſchiedene Metalle zu den Armaturen als Excitatoren erfordern; er ſelbſt verſichert, oft Wirkungen geſehen zu haben, wenn er ſich des Eiſens allein, und auch ſehr oft, wenn er ſich des Eiſens und Stahls zum Leiter bedient habe. 2) Wenn er die Cruralnerven eines Froſches ihrer ganzen Laͤnge nach blos legte, ſie hernach in der Mitte queer durchſchnitt, und auf einer Glastafel ſo ausbreitete, daß die Enden 1 Zoll weit von einander entfernt waren, endlich dieſen Zwiſchenraum mit einem Stuͤck Silber ausfuͤllte,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/1053>, abgerufen am 22.07.2024.
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