wird, so ist der wahre Weg des Schiffs nicht ganz mit FG parallel, sondern weicht von DA etwas zur Seite ab, und nimmt die Richtung DL, welche von der Richtung des Kiels um den Winkel BDL (angle de la derive) abweicht.
Auf ähnliche Art läßt sich erklären, wie das Schiff vermittelst des Steuerruders regiert werde, welches sich um den Punkt B am Hintertheile drehen läßt. Giebt man nemlich dem Steuerruder eine schiefe Stellung, indem das Schiff vorwärts geht, so stößt die Fläche des Ruders schief gegen das Wasser, welches eben so viel ist, als ob das Wasser nach der entgegengesetzten Richtung AB einen Stoß gegen die schief gestellte Fläche ausübte. Von diesem Stoße wirkt in die Fläche nur der auf sie senkrechte Theil, und dieser läßt sich wiederum in zween Theile zerlegen, deren einer dem Kiele AB gleichlaufend, der andere auf selbigen senkrecht ist. Jener Theil hält den Fortgang des Schiffs nach der Richtung BA etwas auf. Dieser treibt den Punkt B seitwärts, bewirkt dadurch eine Drehung des Schiffs um seinen Schwerpunkt, und macht, daß das Vordertheil A nach der andern Seite geht, und das ganze Fahrzeug dadurch gelenkt wird.
Hierauf beruhet auch die Einrichtung der Fähren oder fliegenden Brücken, welche an einem Seile so befestiget sind, daß der Strom sie nicht mitnehmen kan, übrigens aber gegen die Richtung des Stromes schief gestellet, und so durch die Gewalt desselben von einem Ufer zum andern getrieben werden (s. LeupoldTheatrum pontificiale. Leipzig, 1726. fol. Cap. XX. Tab XL. Musschenbroek Introd. To. I. §. 578.). Aus ähnlichen Gründen werden die papiernen Drachen vom Winde gehoben, s. Drache, elektrischer, die Flügel der Windmühlen umgedreht, und horizontale Räder mit schief eingesetzten Blechen vom Rauche, so wie die gewöhnlichen Radventilatoren in den Fenstern vom Luftzuge, umgetrieben.
Ueber Gewichte, die an Fäden ziehen und sie nach verschiedenen Richtungen spannen, hat Newton (Arithmetica universalis. Probl. Geometr. 48. 49.) sinnreiche Untersuchungen angestellt, welche sich auf Zusammensetzung und Zerlegung der Kräfte gründen, und von Mylius (Acta
wird, ſo iſt der wahre Weg des Schiffs nicht ganz mit FG parallel, ſondern weicht von DA etwas zur Seite ab, und nimmt die Richtung DL, welche von der Richtung des Kiels um den Winkel BDL (angle de la derive) abweicht.
Auf aͤhnliche Art laͤßt ſich erklaͤren, wie das Schiff vermittelſt des Steuerruders regiert werde, welches ſich um den Punkt B am Hintertheile drehen laͤßt. Giebt man nemlich dem Steuerruder eine ſchiefe Stellung, indem das Schiff vorwaͤrts geht, ſo ſtoͤßt die Flaͤche des Ruders ſchief gegen das Waſſer, welches eben ſo viel iſt, als ob das Waſſer nach der entgegengeſetzten Richtung AB einen Stoß gegen die ſchief geſtellte Flaͤche ausuͤbte. Von dieſem Stoße wirkt in die Flaͤche nur der auf ſie ſenkrechte Theil, und dieſer laͤßt ſich wiederum in zween Theile zerlegen, deren einer dem Kiele AB gleichlaufend, der andere auf ſelbigen ſenkrecht iſt. Jener Theil haͤlt den Fortgang des Schiffs nach der Richtung BA etwas auf. Dieſer treibt den Punkt B ſeitwaͤrts, bewirkt dadurch eine Drehung des Schiffs um ſeinen Schwerpunkt, und macht, daß das Vordertheil A nach der andern Seite geht, und das ganze Fahrzeug dadurch gelenkt wird.
Hierauf beruhet auch die Einrichtung der Faͤhren oder fliegenden Bruͤcken, welche an einem Seile ſo befeſtiget ſind, daß der Strom ſie nicht mitnehmen kan, uͤbrigens aber gegen die Richtung des Stromes ſchief geſtellet, und ſo durch die Gewalt deſſelben von einem Ufer zum andern getrieben werden (ſ. LeupoldTheatrum pontificiale. Leipzig, 1726. fol. Cap. XX. Tab XL. Muſſchenbroek Introd. To. I. §. 578.). Aus aͤhnlichen Gruͤnden werden die papiernen Drachen vom Winde gehoben, ſ. Drache, elektriſcher, die Fluͤgel der Windmuͤhlen umgedreht, und horizontale Raͤder mit ſchief eingeſetzten Blechen vom Rauche, ſo wie die gewoͤhnlichen Radventilatoren in den Fenſtern vom Luftzuge, umgetrieben.
Ueber Gewichte, die an Faͤden ziehen und ſie nach verſchiedenen Richtungen ſpannen, hat Newton (Arithmetica univerſalis. Probl. Geometr. 48. 49.) ſinnreiche Unterſuchungen angeſtellt, welche ſich auf Zuſammenſetzung und Zerlegung der Kraͤfte gruͤnden, und von Mylius (Acta
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wird, ſo iſt der wahre Weg des Schiffs nicht ganz mit FG parallel, ſondern weicht von DA etwas zur Seite ab, und nimmt die Richtung DL, welche von der Richtung des Kiels um den Winkel BDL (angle de la derive) abweicht.
Auf aͤhnliche Art laͤßt ſich erklaͤren, wie das Schiff vermittelſt des Steuerruders regiert werde, welches ſich um den Punkt B am Hintertheile drehen laͤßt. Giebt man nemlich dem Steuerruder eine ſchiefe Stellung, indem das Schiff vorwaͤrts geht, ſo ſtoͤßt die Flaͤche des Ruders ſchief gegen das Waſſer, welches eben ſo viel iſt, als ob das Waſſer nach der entgegengeſetzten Richtung AB einen Stoß gegen die ſchief geſtellte Flaͤche ausuͤbte. Von dieſem Stoße wirkt in die Flaͤche nur der auf ſie ſenkrechte Theil, und dieſer laͤßt ſich wiederum in zween Theile zerlegen, deren einer dem Kiele AB gleichlaufend, der andere auf ſelbigen ſenkrecht iſt. Jener Theil haͤlt den Fortgang des Schiffs nach der Richtung BA etwas auf. Dieſer treibt den Punkt B ſeitwaͤrts, bewirkt dadurch eine Drehung des Schiffs um ſeinen Schwerpunkt, und macht, daß das Vordertheil A nach der andern Seite geht, und das ganze Fahrzeug dadurch gelenkt wird.
Hierauf beruhet auch die Einrichtung der Faͤhren oder fliegenden Bruͤcken, welche an einem Seile ſo befeſtiget ſind, daß der Strom ſie nicht mitnehmen kan, uͤbrigens aber gegen die Richtung des Stromes ſchief geſtellet, und ſo durch die Gewalt deſſelben von einem Ufer zum andern getrieben werden (ſ. Leupold Theatrum pontificiale. Leipzig, 1726. fol. Cap. XX. Tab XL. Muſſchenbroek Introd. To. I. §. 578.). Aus aͤhnlichen Gruͤnden werden die papiernen Drachen vom Winde gehoben, ſ. Drache, elektriſcher, die Fluͤgel der Windmuͤhlen umgedreht, und horizontale Raͤder mit ſchief eingeſetzten Blechen vom Rauche, ſo wie die gewoͤhnlichen Radventilatoren in den Fenſtern vom Luftzuge, umgetrieben.
Ueber Gewichte, die an Faͤden ziehen und ſie nach verſchiedenen Richtungen ſpannen, hat Newton (Arithmetica univerſalis. Probl. Geometr. 48. 49.) ſinnreiche Unterſuchungen angeſtellt, welche ſich auf Zuſammenſetzung und Zerlegung der Kraͤfte gruͤnden, und von Mylius (Acta
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/947>, abgerufen am 28.07.2024.
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