Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Weit umständlicher und genauer sind die Versuche über die Schwächung des Lichts durch die Reflexion von Bouguer (Traite d' optique sur la gradation de la lumiere. a Paris, 1700. 4 maj.) angestellt worden. Die Methoden, deren er sich hiezu bediente, sind sehr mannigsaltig, kommen aber alle darinn überein, daß gleich große und gleich gefärbte Räume durch gerade auffallendes und durch reflectirtes Licht so erleuchtet wurden, daß das Auge die Erleuchtungen gleich stark fand, worauf denn der Schluß auf die Stärke des Lichts entweder aus den Entfernungen der leuchtenden Körper, oder aus den Größen der Oefnungen, durch welche das Licht einfiel, gemacht wurde. Ein reines Spiegelglas, eine Linie dick, und unter einem Winkel von 15° gegen die auffallenden Stralen geneigt, warf von 1000 Stralen 628 zurück, da ein Metallspiegel unter gleichen Umständen nur 561 zurücksendete. Bey kleinern Neigungswinkeln (der Stralen mit der Fläche) ward mehr Licht zurückgegeben; z. B. bey 3° warf der gläserne Spiegel 700 zurück. Weißer unpolirter Gyps und feines weißes Papier, worauf die Stralen einer 9 Zoll entfernten Kerze unter einem Winkel von 75° fielen, sendeten auf eine 3 Zoll entfernte Fläche den 150sten Theil des erhaltenen Lichts. Quecksilber verschluckte bey einem Neigungswinkel von 11 1/2° ohngefähr den vierten Theil der empfangenen Stralen. Bey kleinen Neigungswinkeln ist überhaupt die Zurückstralung stärker, als bey größern. Dieser Unterschied äußert sich bey allen Körpern, am meisten bey sehr durchsichtigen; doch auch sehr stark bey schwarzem Marmor, der, ohne eine vollkommene Politur zu haben, unter einem Neigungswinkel von 3° 35' von 1000 Stralen 600, bey 15° Neigung nur 156, bey 30° nur 51, bey 80 Grad nur 23 zurückwarf.
Weit umſtaͤndlicher und genauer ſind die Verſuche uͤber die Schwaͤchung des Lichts durch die Reflexion von Bouguer (Traité d' optique ſur la gradation de la lumiere. à Paris, 1700. 4 maj.) angeſtellt worden. Die Methoden, deren er ſich hiezu bediente, ſind ſehr mannigſaltig, kommen aber alle darinn uͤberein, daß gleich große und gleich gefaͤrbte Raͤume durch gerade auffallendes und durch reflectirtes Licht ſo erleuchtet wurden, daß das Auge die Erleuchtungen gleich ſtark fand, worauf denn der Schluß auf die Staͤrke des Lichts entweder aus den Entfernungen der leuchtenden Koͤrper, oder aus den Groͤßen der Oefnungen, durch welche das Licht einfiel, gemacht wurde. Ein reines Spiegelglas, eine Linie dick, und unter einem Winkel von 15° gegen die auffallenden Stralen geneigt, warf von 1000 Stralen 628 zuruͤck, da ein Metallſpiegel unter gleichen Umſtaͤnden nur 561 zuruͤckſendete. Bey kleinern Neigungswinkeln (der Stralen mit der Flaͤche) ward mehr Licht zuruͤckgegeben; z. B. bey 3° warf der glaͤſerne Spiegel 700 zuruͤck. Weißer unpolirter Gyps und feines weißes Papier, worauf die Stralen einer 9 Zoll entfernten Kerze unter einem Winkel von 75° fielen, ſendeten auf eine 3 Zoll entfernte Flaͤche den 150ſten Theil des erhaltenen Lichts. Queckſilber verſchluckte bey einem Neigungswinkel von 11 1/2° ohngefaͤhr den vierten Theil der empfangenen Stralen. Bey kleinen Neigungswinkeln iſt uͤberhaupt die Zuruͤckſtralung ſtaͤrker, als bey groͤßern. Dieſer Unterſchied aͤußert ſich bey allen Koͤrpern, am meiſten bey ſehr durchſichtigen; doch auch ſehr ſtark bey ſchwarzem Marmor, der, ohne eine vollkommene Politur zu haben, unter einem Neigungswinkel von 3° 35′ von 1000 Stralen 600, bey 15° Neigung nur 156, bey 30° nur 51, bey 80 Grad nur 23 zuruͤckwarf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0926" xml:id="P.4.916" n="916"/><lb/> geſchwaͤcht, wovon er die Urſache angiebt, daß das Licht der Kerze mehr aus einander fahre, und daher mehr unter verſchiedener Schiefe auf den Spiegel falle, als das Sonnenlicht.</p> <p>Weit umſtaͤndlicher und genauer ſind die Verſuche uͤber die Schwaͤchung des Lichts durch die Reflexion von <hi rendition="#b">Bouguer</hi> (<hi rendition="#aq">Traité d' optique ſur la gradation de la lumiere. à Paris, 1700. 4 maj.</hi>) angeſtellt worden. Die Methoden, deren er ſich hiezu bediente, ſind ſehr mannigſaltig, kommen aber alle darinn uͤberein, daß gleich große und gleich gefaͤrbte Raͤume durch gerade auffallendes und durch reflectirtes Licht ſo erleuchtet wurden, daß das Auge die Erleuchtungen gleich ſtark fand, worauf denn der Schluß auf die Staͤrke des Lichts entweder aus den Entfernungen der leuchtenden Koͤrper, oder aus den Groͤßen der Oefnungen, durch welche das Licht einfiel, gemacht wurde.</p> <p>Ein reines Spiegelglas, eine Linie dick, und unter einem Winkel von 15° gegen die auffallenden Stralen geneigt, warf von 1000 Stralen 628 zuruͤck, da ein Metallſpiegel unter gleichen Umſtaͤnden nur 561 zuruͤckſendete. Bey kleinern Neigungswinkeln (der Stralen mit der Flaͤche) ward mehr Licht zuruͤckgegeben; z. B. bey 3° warf der glaͤſerne Spiegel 700 zuruͤck. Weißer unpolirter Gyps und feines weißes Papier, worauf die Stralen einer 9 Zoll entfernten Kerze unter einem Winkel von 75° fielen, ſendeten auf eine 3 Zoll entfernte Flaͤche den 150ſten Theil des erhaltenen Lichts. Queckſilber verſchluckte bey einem Neigungswinkel von 11 1/2° ohngefaͤhr den vierten Theil der empfangenen Stralen.</p> <p>Bey kleinen Neigungswinkeln iſt uͤberhaupt die Zuruͤckſtralung ſtaͤrker, als bey groͤßern. Dieſer Unterſchied aͤußert ſich bey allen Koͤrpern, am meiſten bey ſehr durchſichtigen; doch auch ſehr ſtark bey ſchwarzem Marmor, der, ohne eine vollkommene Politur zu haben, unter einem Neigungswinkel von 3° 35′ von 1000 Stralen 600, bey 15° Neigung nur 156, bey 30° nur 51, bey 80 Grad nur 23 zuruͤckwarf.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [916/0926]
geſchwaͤcht, wovon er die Urſache angiebt, daß das Licht der Kerze mehr aus einander fahre, und daher mehr unter verſchiedener Schiefe auf den Spiegel falle, als das Sonnenlicht.
Weit umſtaͤndlicher und genauer ſind die Verſuche uͤber die Schwaͤchung des Lichts durch die Reflexion von Bouguer (Traité d' optique ſur la gradation de la lumiere. à Paris, 1700. 4 maj.) angeſtellt worden. Die Methoden, deren er ſich hiezu bediente, ſind ſehr mannigſaltig, kommen aber alle darinn uͤberein, daß gleich große und gleich gefaͤrbte Raͤume durch gerade auffallendes und durch reflectirtes Licht ſo erleuchtet wurden, daß das Auge die Erleuchtungen gleich ſtark fand, worauf denn der Schluß auf die Staͤrke des Lichts entweder aus den Entfernungen der leuchtenden Koͤrper, oder aus den Groͤßen der Oefnungen, durch welche das Licht einfiel, gemacht wurde.
Ein reines Spiegelglas, eine Linie dick, und unter einem Winkel von 15° gegen die auffallenden Stralen geneigt, warf von 1000 Stralen 628 zuruͤck, da ein Metallſpiegel unter gleichen Umſtaͤnden nur 561 zuruͤckſendete. Bey kleinern Neigungswinkeln (der Stralen mit der Flaͤche) ward mehr Licht zuruͤckgegeben; z. B. bey 3° warf der glaͤſerne Spiegel 700 zuruͤck. Weißer unpolirter Gyps und feines weißes Papier, worauf die Stralen einer 9 Zoll entfernten Kerze unter einem Winkel von 75° fielen, ſendeten auf eine 3 Zoll entfernte Flaͤche den 150ſten Theil des erhaltenen Lichts. Queckſilber verſchluckte bey einem Neigungswinkel von 11 1/2° ohngefaͤhr den vierten Theil der empfangenen Stralen.
Bey kleinen Neigungswinkeln iſt uͤberhaupt die Zuruͤckſtralung ſtaͤrker, als bey groͤßern. Dieſer Unterſchied aͤußert ſich bey allen Koͤrpern, am meiſten bey ſehr durchſichtigen; doch auch ſehr ſtark bey ſchwarzem Marmor, der, ohne eine vollkommene Politur zu haben, unter einem Neigungswinkel von 3° 35′ von 1000 Stralen 600, bey 15° Neigung nur 156, bey 30° nur 51, bey 80 Grad nur 23 zuruͤckwarf.
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