aus Beobachtungen von 29 Jahren im Durchschnitte für jedes Jahr 42 Tage Nordwind, 33 N.W., 77 W., 58 S. W., 33 S., 26 S.O., 43 N.O an; Krafft für Tübingen aus 9jährigen Beobachtungen 20 Tage N., 11 N.W., 61 W., 26 S. W., 11 S., 6 S.O., 60 O., 15 N.O., 155 Tage Windstille an. An beyden Orten ist der Westwind der häufigste. In Holland fehlen die Ostwinde fast gänzlich, und Südost ist der seltenste, wovon Musschenbroek zwo Ursachen angiebr, einmal, weil Holland stets feuchter und kälter, als das gegen Ost und Südost liegende Deutschland, ist, und dann, weil die Gebirge in der Schweitz, Tyrol, der Pfalz und Jülich diese Winde abhalten. Gegen den Nordpol scheint der Nordwind, gegen den Südpol der Südwind mehr herrschend zu werden. Bisweilen herrschen anhaltende Winde eine Zeitlang durch ganze Länder; zu anderer Zeit sind die Winde, selbst an nahe gelegnen Orten, ganz unterschieden. Sie brechen sich an Wäldern, Bergen und andern Gegenständen, und erhalten nach Beschaffenheit des Bodens und der Umstände sehr verschiedene Grade der Stärke.
Die beständigen Winde wehen sehr gleichförmig und gelind; ihre Geschwindigkeit beträgt nicht über 10 -- 15 Fuß in einer Secunde. Die unbeständigen hingegen sind geschwinder und heftiger. Bey einer Geschwindigkeit zwischen 40 und 60 Fuß in der Secunde führen sie den Namen der Stürme (procellae), und die noch geschwindern heißen Orkane(Ouragans).Mariotte setzt zwar die Geschwindigkeit des hestigsten Windes nur auf 32 pariser Fuß; aber Derham (Philos. Trans. num. 114.) beobachtete schon einen Sturm von 66 engl. Fuß Geschwindigkeit, wodurch eine steinerne Säule von 12 |Fuß Höhe, 5 Fuß Breite und 2 Fuß Dicke abgebrochen ward. Ein andermal war die Geschwindigkeit 81 Fuß in einer Secunde. Krafft (Comm. Petrop. Vol. XIII. p. 380.) beobachtete am 24. März 1741 zu Petersburg einen Orkan, der in einer Secunde (109 7/10) rheinl. Fuß durchlief, und zu anderer Zeit einen von 123 Fuß.
aus Beobachtungen von 29 Jahren im Durchſchnitte fuͤr jedes Jahr 42 Tage Nordwind, 33 N.W., 77 W., 58 S. W., 33 S., 26 S.O., 43 N.O an; Krafft fuͤr Tuͤbingen aus 9jaͤhrigen Beobachtungen 20 Tage N., 11 N.W., 61 W., 26 S. W., 11 S., 6 S.O., 60 O., 15 N.O., 155 Tage Windſtille an. An beyden Orten iſt der Weſtwind der haͤufigſte. In Holland fehlen die Oſtwinde faſt gaͤnzlich, und Suͤdoſt iſt der ſeltenſte, wovon Muſſchenbroek zwo Urſachen angiebr, einmal, weil Holland ſtets feuchter und kaͤlter, als das gegen Oſt und Suͤdoſt liegende Deutſchland, iſt, und dann, weil die Gebirge in der Schweitz, Tyrol, der Pfalz und Juͤlich dieſe Winde abhalten. Gegen den Nordpol ſcheint der Nordwind, gegen den Suͤdpol der Suͤdwind mehr herrſchend zu werden. Bisweilen herrſchen anhaltende Winde eine Zeitlang durch ganze Laͤnder; zu anderer Zeit ſind die Winde, ſelbſt an nahe gelegnen Orten, ganz unterſchieden. Sie brechen ſich an Waͤldern, Bergen und andern Gegenſtaͤnden, und erhalten nach Beſchaffenheit des Bodens und der Umſtaͤnde ſehr verſchiedene Grade der Staͤrke.
Die beſtaͤndigen Winde wehen ſehr gleichfoͤrmig und gelind; ihre Geſchwindigkeit betraͤgt nicht uͤber 10 — 15 Fuß in einer Secunde. Die unbeſtaͤndigen hingegen ſind geſchwinder und heftiger. Bey einer Geſchwindigkeit zwiſchen 40 und 60 Fuß in der Secunde fuͤhren ſie den Namen der Stuͤrme (procellae), und die noch geſchwindern heißen Orkane(Ouragans).Mariotte ſetzt zwar die Geſchwindigkeit des heſtigſten Windes nur auf 32 pariſer Fuß; aber Derham (Philoſ. Trans. num. 114.) beobachtete ſchon einen Sturm von 66 engl. Fuß Geſchwindigkeit, wodurch eine ſteinerne Saͤule von 12 |Fuß Hoͤhe, 5 Fuß Breite und 2 Fuß Dicke abgebrochen ward. Ein andermal war die Geſchwindigkeit 81 Fuß in einer Secunde. Krafft (Comm. Petrop. Vol. XIII. p. 380.) beobachtete am 24. Maͤrz 1741 zu Petersburg einen Orkan, der in einer Secunde (109 7/10) rheinl. Fuß durchlief, und zu anderer Zeit einen von 123 Fuß.
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aus Beobachtungen von 29 Jahren im Durchſchnitte fuͤr jedes Jahr 42 Tage Nordwind, 33 N.W., 77 W., 58 S. W., 33 S., 26 S.O., 43 N.O an; Krafft fuͤr Tuͤbingen aus 9jaͤhrigen Beobachtungen 20 Tage N., 11 N.W., 61 W., 26 S. W., 11 S., 6 S.O., 60 O., 15 N.O., 155 Tage Windſtille an. An beyden Orten iſt der Weſtwind der haͤufigſte. In Holland fehlen die Oſtwinde faſt gaͤnzlich, und Suͤdoſt iſt der ſeltenſte, wovon Muſſchenbroek zwo Urſachen angiebr, einmal, weil Holland ſtets feuchter und kaͤlter, als das gegen Oſt und Suͤdoſt liegende Deutſchland, iſt, und dann, weil die Gebirge in der Schweitz, Tyrol, der Pfalz und Juͤlich dieſe Winde abhalten. Gegen den Nordpol ſcheint der Nordwind, gegen den Suͤdpol der Suͤdwind mehr herrſchend zu werden. Bisweilen herrſchen anhaltende Winde eine Zeitlang durch ganze Laͤnder; zu anderer Zeit ſind die Winde, ſelbſt an nahe gelegnen Orten, ganz unterſchieden. Sie brechen ſich an Waͤldern, Bergen und andern Gegenſtaͤnden, und erhalten nach Beſchaffenheit des Bodens und der Umſtaͤnde ſehr verſchiedene Grade der Staͤrke.
Die beſtaͤndigen Winde wehen ſehr gleichfoͤrmig und gelind; ihre Geſchwindigkeit betraͤgt nicht uͤber 10 — 15 Fuß in einer Secunde. Die unbeſtaͤndigen hingegen ſind geſchwinder und heftiger. Bey einer Geſchwindigkeit zwiſchen 40 und 60 Fuß in der Secunde fuͤhren ſie den Namen der Stuͤrme (procellae), und die noch geſchwindern heißen Orkane (Ouragans). Mariotte ſetzt zwar die Geſchwindigkeit des heſtigſten Windes nur auf 32 pariſer Fuß; aber Derham (Philoſ. Trans. num. 114.) beobachtete ſchon einen Sturm von 66 engl. Fuß Geſchwindigkeit, wodurch eine ſteinerne Saͤule von 12 |Fuß Hoͤhe, 5 Fuß Breite und 2 Fuß Dicke abgebrochen ward. Ein andermal war die Geſchwindigkeit 81 Fuß in einer Secunde. Krafft (Comm. Petrop. Vol. XIII. p. 380.) beobachtete am 24. Maͤrz 1741 zu Petersburg einen Orkan, der in einer Secunde (109 7/10) rheinl. Fuß durchlief, und zu anderer Zeit einen von 123 Fuß.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/771>, abgerufen am 22.11.2024.
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