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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Stärke der Ladung giebt es einen kleinsten möglichen Werth, um M zu treffen, den man doch gern wählen wird, um den Aufwand des Pulvers möglichst zu sparen. Und für dieses kleinste k giebt die Rechnung den Winkel a gerade so groß, daß die Richtung des Geschützes bey A den Winkel der Scheitellinie ZA mit AM halbiren muß. Wird also bey A ein Spiegel flach über die Mündung des Geschützes gelegt, das Auge in Z lothrecht über A gestellt, und das Geschütz so gerichtet, daß das Auge das Bild des Punktes M in des Spiegels Mitte sieht, so ist dies die Richtung, in welcher M mit der berechneten schwächsten Ladung getroffen wird, wobey jedoch, wie bey allen Sätzen dieses Artikels, der Widerstand der Luft nicht in Betrachtung gezogen ist.

Weiten in Ost und West, s. Abendweite, Morgenweite.

Weitsichtig, s. Auge.

Wellen, Vndae, Ondes.

Wenn in der stillstehenden horizontalen Wasserfläche hr, Taf. XXVI. Fig. 76., durch Stoß oder Druck eine Vertiefung B entsteht, so erhebt sich das Wasser rings um dieselbe in A und C, fließt von dieser Höhe durch seine Schwere wieder herab, und macht durch die im Falle erlangte Geschwindigkeit eine neue Vertiefung bey D, indem die vorige bey B wieder ausgefüllt wird; dadurch entstehen wieder neue Erhöhungen bey C und E mit neuen Vertiefungen in B und D, und es erfolgt daraus eine Bewegung des Wassers, wobey die Vertiefung B mit einer ihr vorangehenden Erhöhung C, immer weiter durch D, E, F zu gehen und jeder vorigen immer wieder eine neue zu folgen scheint. Weil dies nach allen Seiten zu geschieht, so verbreitet sich die gedachte Bewegung in lauter Kreisen um den Mittelpunkt B. Man nennt jede Erhöhung C, auf beyden Seiten bis an die tiefsten Punkte B und D gerechnet, eine Welle, den Abstand BD die Breite der Welle, und diese ganze Bewegung eine wellenförmige (undulatio, motus undulatorius, ondulation).


Staͤrke der Ladung giebt es einen kleinſten moͤglichen Werth, um M zu treffen, den man doch gern waͤhlen wird, um den Aufwand des Pulvers moͤglichſt zu ſparen. Und fuͤr dieſes kleinſte k giebt die Rechnung den Winkel α gerade ſo groß, daß die Richtung des Geſchuͤtzes bey A den Winkel der Scheitellinie ZA mit AM halbiren muß. Wird alſo bey A ein Spiegel flach uͤber die Muͤndung des Geſchuͤtzes gelegt, das Auge in Z lothrecht uͤber A geſtellt, und das Geſchuͤtz ſo gerichtet, daß das Auge das Bild des Punktes M in des Spiegels Mitte ſieht, ſo iſt dies die Richtung, in welcher M mit der berechneten ſchwaͤchſten Ladung getroffen wird, wobey jedoch, wie bey allen Saͤtzen dieſes Artikels, der Widerſtand der Luft nicht in Betrachtung gezogen iſt.

Weiten in Oſt und Weſt, ſ. Abendweite, Morgenweite.

Weitſichtig, ſ. Auge.

Wellen, Vndae, Ondes.

Wenn in der ſtillſtehenden horizontalen Waſſerflaͤche hr, Taf. XXVI. Fig. 76., durch Stoß oder Druck eine Vertiefung B entſteht, ſo erhebt ſich das Waſſer rings um dieſelbe in A und C, fließt von dieſer Hoͤhe durch ſeine Schwere wieder herab, und macht durch die im Falle erlangte Geſchwindigkeit eine neue Vertiefung bey D, indem die vorige bey B wieder ausgefuͤllt wird; dadurch entſtehen wieder neue Erhoͤhungen bey C und E mit neuen Vertiefungen in B und D, und es erfolgt daraus eine Bewegung des Waſſers, wobey die Vertiefung B mit einer ihr vorangehenden Erhoͤhung C, immer weiter durch D, E, F zu gehen und jeder vorigen immer wieder eine neue zu folgen ſcheint. Weil dies nach allen Seiten zu geſchieht, ſo verbreitet ſich die gedachte Bewegung in lauter Kreiſen um den Mittelpunkt B. Man nennt jede Erhoͤhung C, auf beyden Seiten bis an die tiefſten Punkte B und D gerechnet, eine Welle, den Abſtand BD die Breite der Welle, und dieſe ganze Bewegung eine wellenfoͤrmige (undulatio, motus undulatorius, ondulation).

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[684/0694] Staͤrke der Ladung giebt es einen kleinſten moͤglichen Werth, um M zu treffen, den man doch gern waͤhlen wird, um den Aufwand des Pulvers moͤglichſt zu ſparen. Und fuͤr dieſes kleinſte k giebt die Rechnung den Winkel α gerade ſo groß, daß die Richtung des Geſchuͤtzes bey A den Winkel der Scheitellinie ZA mit AM halbiren muß. Wird alſo bey A ein Spiegel flach uͤber die Muͤndung des Geſchuͤtzes gelegt, das Auge in Z lothrecht uͤber A geſtellt, und das Geſchuͤtz ſo gerichtet, daß das Auge das Bild des Punktes M in des Spiegels Mitte ſieht, ſo iſt dies die Richtung, in welcher M mit der berechneten ſchwaͤchſten Ladung getroffen wird, wobey jedoch, wie bey allen Saͤtzen dieſes Artikels, der Widerſtand der Luft nicht in Betrachtung gezogen iſt. Weiten in Oſt und Weſt, ſ. Abendweite, Morgenweite. Weitſichtig, ſ. Auge. Wellen, Vndae, Ondes. Wenn in der ſtillſtehenden horizontalen Waſſerflaͤche hr, Taf. XXVI. Fig. 76., durch Stoß oder Druck eine Vertiefung B entſteht, ſo erhebt ſich das Waſſer rings um dieſelbe in A und C, fließt von dieſer Hoͤhe durch ſeine Schwere wieder herab, und macht durch die im Falle erlangte Geſchwindigkeit eine neue Vertiefung bey D, indem die vorige bey B wieder ausgefuͤllt wird; dadurch entſtehen wieder neue Erhoͤhungen bey C und E mit neuen Vertiefungen in B und D, und es erfolgt daraus eine Bewegung des Waſſers, wobey die Vertiefung B mit einer ihr vorangehenden Erhoͤhung C, immer weiter durch D, E, F zu gehen und jeder vorigen immer wieder eine neue zu folgen ſcheint. Weil dies nach allen Seiten zu geſchieht, ſo verbreitet ſich die gedachte Bewegung in lauter Kreiſen um den Mittelpunkt B. Man nennt jede Erhoͤhung C, auf beyden Seiten bis an die tiefſten Punkte B und D gerechnet, eine Welle, den Abſtand BD die Breite der Welle, und dieſe ganze Bewegung eine wellenfoͤrmige (undulatio, motus undulatorius, ondulation).

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/694>, abgerufen am 22.11.2024.