Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Cavendish trägt seine Versuche in dem LXXIV sten Bande der Transactionen vor, und begleitet sie mit einer Theorie, welche sich mit Watt's oben angeführter blos darinn unterscheidet, daß Cavendish die Wärme nicht als eine eigne Substanz ansieht, die durch ihre Verwandtschaft in die Zusammensetzung der Luftarten eingehe, sondern sie blos als einen Zustand der Körper betrachtet. Entkleidet man den Vortrag von den Hypothesen, die jedem dieser Physiker besonders eigen sind, so stimmen Cavendish, Watt und Lavoisier ganz in den Satz überein, das Wasser sey zusammengesetzt aus den Grundtheilen oder wägbaren Substanzen der dephlogistisirten und der brennbaren Luft. Diese Entdeckung ward von den Physikern mit ganz ausgezeichnetem Beyfall aufgenommen. Herr de Lüc (Neue Ideen über die Meteorologie, II. Th. §. 688.) nennt sie, nachdem er ihre Geschichte ausführlich erzählt hat, den ersten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie, und die Morgenröthe eines großen Tages. Er bedient sich ihrer sehr sinnreich, um begreiflich zu machen, wie das Wasser im Luftkreise, ehe es als Regen herabfällt, lange Zeit die Gestalt irgend einer Luftart haben, und sich in dieser Form dem Hygrometer entziehen könne, woraus er einige sonst räthselhafte Erscheinungen erklärt, s. Regen, er gebraucht sie auch zu seinen Theorien des Feuers und der Verbrennung, s. Feuer. Es ist aber diese Wassererzeugung aus reiner und brennbarer Luft bey weitem noch nicht so fest bestätiget, daß man sie mit Lavoisier zur Stütze eines ganz neuen Systems der Chymie annehmen kan. D. Priestley, der sich nicht von dem Verdachte hatte losreißen können, daß das erzeugte Wasser in den vermischten Luftarten bereits als Wasser befindlich gewesen sey, trocknete diese Luftarten vor dem Versuche sorgfältig, indem er sie mit fixem Salmiak über Quecksilber
Cavendiſh traͤgt ſeine Verſuche in dem LXXIV ſten Bande der Transactionen vor, und begleitet ſie mit einer Theorie, welche ſich mit Watt's oben angefuͤhrter blos darinn unterſcheidet, daß Cavendiſh die Waͤrme nicht als eine eigne Subſtanz anſieht, die durch ihre Verwandtſchaft in die Zuſammenſetzung der Luftarten eingehe, ſondern ſie blos als einen Zuſtand der Koͤrper betrachtet. Entkleidet man den Vortrag von den Hypotheſen, die jedem dieſer Phyſiker beſonders eigen ſind, ſo ſtimmen Cavendiſh, Watt und Lavoiſier ganz in den Satz uͤberein, das Waſſer ſey zuſammengeſetzt aus den Grundtheilen oder waͤgbaren Subſtanzen der dephlogiſtiſirten und der brennbaren Luft. Dieſe Entdeckung ward von den Phyſikern mit ganz ausgezeichnetem Beyfall aufgenommen. Herr de Luͤc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, II. Th. §. 688.) nennt ſie, nachdem er ihre Geſchichte ausfuͤhrlich erzaͤhlt hat, den erſten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie, und die Morgenroͤthe eines großen Tages. Er bedient ſich ihrer ſehr ſinnreich, um begreiflich zu machen, wie das Waſſer im Luftkreiſe, ehe es als Regen herabfaͤllt, lange Zeit die Geſtalt irgend einer Luftart haben, und ſich in dieſer Form dem Hygrometer entziehen koͤnne, woraus er einige ſonſt raͤthſelhafte Erſcheinungen erklaͤrt, ſ. Regen, er gebraucht ſie auch zu ſeinen Theorien des Feuers und der Verbrennung, ſ. Feuer. Es iſt aber dieſe Waſſererzeugung aus reiner und brennbarer Luft bey weitem noch nicht ſo feſt beſtaͤtiget, daß man ſie mit Lavoiſier zur Stuͤtze eines ganz neuen Syſtems der Chymie annehmen kan. D. Prieſtley, der ſich nicht von dem Verdachte hatte losreißen koͤnnen, daß das erzeugte Waſſer in den vermiſchten Luftarten bereits als Waſſer befindlich geweſen ſey, trocknete dieſe Luftarten vor dem Verſuche ſorgfaͤltig, indem er ſie mit fixem Salmiak uͤber Queckſilber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0661" xml:id="P.4.651" n="651"/><lb/> zum Waͤrmeſtof (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Calorique</hi></hi>) haͤtten, daß ſie nie anders, als unter der Geſtalt von Gasarten erſcheinen koͤnnten. <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> haͤlt dies fuͤr ſo ausgemacht, daß er ſich wundert, wie dieſe Wahrheit bisher dem aufmerkſamen Auge der Naturforſcher und Chymiſten habe entgehen koͤnnen.</p> <p><hi rendition="#b">Cavendiſh</hi> traͤgt ſeine Verſuche in dem <hi rendition="#aq">LXXIV</hi> ſten Bande der Transactionen vor, und begleitet ſie mit einer Theorie, welche ſich mit <hi rendition="#b">Watt's</hi> oben angefuͤhrter blos darinn unterſcheidet, daß Cavendiſh die Waͤrme nicht als eine eigne Subſtanz anſieht, die durch ihre Verwandtſchaft in die Zuſammenſetzung der Luftarten eingehe, ſondern ſie blos als einen Zuſtand der Koͤrper betrachtet. Entkleidet man den Vortrag von den Hypotheſen, die jedem dieſer Phyſiker beſonders eigen ſind, ſo ſtimmen <hi rendition="#b">Cavendiſh, Watt</hi> und <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> ganz in den Satz uͤberein, das Waſſer ſey zuſammengeſetzt aus den Grundtheilen oder waͤgbaren Subſtanzen der dephlogiſtiſirten und der brennbaren Luft.</p> <p>Dieſe Entdeckung ward von den Phyſikern mit ganz ausgezeichnetem Beyfall aufgenommen. Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. §. 688.) nennt ſie, nachdem er ihre Geſchichte ausfuͤhrlich erzaͤhlt hat, den erſten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie, und die Morgenroͤthe eines großen Tages. Er bedient ſich ihrer ſehr ſinnreich, um begreiflich zu machen, wie das Waſſer im Luftkreiſe, ehe es als Regen herabfaͤllt, lange Zeit die Geſtalt irgend einer Luftart haben, und ſich in dieſer Form dem Hygrometer entziehen koͤnne, woraus er einige ſonſt raͤthſelhafte Erſcheinungen erklaͤrt, <hi rendition="#b">ſ. Regen,</hi> er gebraucht ſie auch zu ſeinen Theorien des Feuers und der Verbrennung, <hi rendition="#b">ſ. Feuer.</hi></p> <p>Es iſt aber dieſe Waſſererzeugung aus reiner und brennbarer Luft bey weitem noch nicht ſo feſt beſtaͤtiget, daß man ſie mit <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> zur Stuͤtze eines ganz neuen Syſtems der Chymie annehmen kan. <hi rendition="#b">D. Prieſtley,</hi> der ſich nicht von dem Verdachte hatte losreißen koͤnnen, daß das erzeugte Waſſer in den vermiſchten Luftarten bereits als Waſſer befindlich geweſen ſey, trocknete dieſe Luftarten vor dem Verſuche ſorgfaͤltig, indem er ſie mit fixem Salmiak uͤber Queckſilber<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [651/0661]
zum Waͤrmeſtof (Calorique) haͤtten, daß ſie nie anders, als unter der Geſtalt von Gasarten erſcheinen koͤnnten. Lavoiſier haͤlt dies fuͤr ſo ausgemacht, daß er ſich wundert, wie dieſe Wahrheit bisher dem aufmerkſamen Auge der Naturforſcher und Chymiſten habe entgehen koͤnnen.
Cavendiſh traͤgt ſeine Verſuche in dem LXXIV ſten Bande der Transactionen vor, und begleitet ſie mit einer Theorie, welche ſich mit Watt's oben angefuͤhrter blos darinn unterſcheidet, daß Cavendiſh die Waͤrme nicht als eine eigne Subſtanz anſieht, die durch ihre Verwandtſchaft in die Zuſammenſetzung der Luftarten eingehe, ſondern ſie blos als einen Zuſtand der Koͤrper betrachtet. Entkleidet man den Vortrag von den Hypotheſen, die jedem dieſer Phyſiker beſonders eigen ſind, ſo ſtimmen Cavendiſh, Watt und Lavoiſier ganz in den Satz uͤberein, das Waſſer ſey zuſammengeſetzt aus den Grundtheilen oder waͤgbaren Subſtanzen der dephlogiſtiſirten und der brennbaren Luft.
Dieſe Entdeckung ward von den Phyſikern mit ganz ausgezeichnetem Beyfall aufgenommen. Herr de Luͤc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, II. Th. §. 688.) nennt ſie, nachdem er ihre Geſchichte ausfuͤhrlich erzaͤhlt hat, den erſten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie, und die Morgenroͤthe eines großen Tages. Er bedient ſich ihrer ſehr ſinnreich, um begreiflich zu machen, wie das Waſſer im Luftkreiſe, ehe es als Regen herabfaͤllt, lange Zeit die Geſtalt irgend einer Luftart haben, und ſich in dieſer Form dem Hygrometer entziehen koͤnne, woraus er einige ſonſt raͤthſelhafte Erſcheinungen erklaͤrt, ſ. Regen, er gebraucht ſie auch zu ſeinen Theorien des Feuers und der Verbrennung, ſ. Feuer.
Es iſt aber dieſe Waſſererzeugung aus reiner und brennbarer Luft bey weitem noch nicht ſo feſt beſtaͤtiget, daß man ſie mit Lavoiſier zur Stuͤtze eines ganz neuen Syſtems der Chymie annehmen kan. D. Prieſtley, der ſich nicht von dem Verdachte hatte losreißen koͤnnen, daß das erzeugte Waſſer in den vermiſchten Luftarten bereits als Waſſer befindlich geweſen ſey, trocknete dieſe Luftarten vor dem Verſuche ſorgfaͤltig, indem er ſie mit fixem Salmiak uͤber Queckſilber
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