Verdauung der Nahrungsmittel, nebst den übrigen Mischungsveränderungen der Säfte beym Kreislaufe und den Secretionen eben so Wärme entwickle, wie in unzählbaren Fällen, auch außer dem thierischen Körper, durch Auflösungen, Mischungen, Gährung organischer Stoffe u. s. w. Wärme entbunden wird. Er glaubt, wer in der Kälte seinen Magen mit einem guten Vorrathe zu verdauender Speisen versehen habe, werde der Kälte weit eher und länger Trotz bieten können, als wenn er bey leerem Magen noch so viel athmen, und die Quelle der Wärme in der eingesognen Luft suchen wollte.
Edward Rigby (Essay on the theory of the production of animal heat etc. London, 1785. 8.) läßt die Wärme der Thiere theils durch die Lungen aus der gemeinen Luft, theils aber auch hauptsächlich durch die Verdauung im Magen und übrigen Speisecanal aus den zersetzten Nahrungsmitteln entstehen. Er führt an, beym Verdauen werde eben so Wärme entbunden, wie beym Gähren, Faulen, Keimen der Saamen, und andern chymischen Veränderungen der thierischen und vegetabilischen Stoffe. Daß der Magen der Sitz einer beträchtlichen Wärme sey, beweise schon das Gefühl der Wärme in der Gegend desselben. Der Magen erzeuge die Wärme; durch die Haut gehe sie wieder verlohren: man genieße daher in heissen Gegenden oder im Sommer überhaupt weniger, oder doch weniger substantielle Nahrung, als in kalten Ländern oder im Winter; auch sey aus diesem Grunde die Eßlust bey arbeitenden und der freyen Luft ausgesetzten Personen stärker, und der Hunger werde durch die Kälte vermehrt. Im gesunden Körper herrsche ein Gleichgewicht zwischen Verlust und Ersatz der Wärme; wenn dieses gestört werde, so entstehen Krankheiten, z. B. Bleichsucht, Schwäche, Kälte, Zusammenschrumpfen von zu weniger Nahrung oder von Unfähigkeit zu verdauen; übermäßige Wärme, Neigung zum Fettwerden und zu Entzündungskrankheiten von zu vieler Nahrung bey guter Verdauung, und von unterdrückter Ausdünstung. Ueberhaupt sey eine Absetzung der Hitze in Fett wahrscheinlich, indem ein Theil des aus den
Verdauung der Nahrungsmittel, nebſt den uͤbrigen Miſchungsveraͤnderungen der Saͤfte beym Kreislaufe und den Secretionen eben ſo Waͤrme entwickle, wie in unzaͤhlbaren Faͤllen, auch außer dem thieriſchen Koͤrper, durch Aufloͤſungen, Miſchungen, Gaͤhrung organiſcher Stoffe u. ſ. w. Waͤrme entbunden wird. Er glaubt, wer in der Kaͤlte ſeinen Magen mit einem guten Vorrathe zu verdauender Speiſen verſehen habe, werde der Kaͤlte weit eher und laͤnger Trotz bieten koͤnnen, als wenn er bey leerem Magen noch ſo viel athmen, und die Quelle der Waͤrme in der eingeſognen Luft ſuchen wollte.
Edward Rigby (Eſſay on the theory of the production of animal heat etc. London, 1785. 8.) laͤßt die Waͤrme der Thiere theils durch die Lungen aus der gemeinen Luft, theils aber auch hauptſaͤchlich durch die Verdauung im Magen und uͤbrigen Speiſecanal aus den zerſetzten Nahrungsmitteln entſtehen. Er fuͤhrt an, beym Verdauen werde eben ſo Waͤrme entbunden, wie beym Gaͤhren, Faulen, Keimen der Saamen, und andern chymiſchen Veraͤnderungen der thieriſchen und vegetabiliſchen Stoffe. Daß der Magen der Sitz einer betraͤchtlichen Waͤrme ſey, beweiſe ſchon das Gefuͤhl der Waͤrme in der Gegend deſſelben. Der Magen erzeuge die Waͤrme; durch die Haut gehe ſie wieder verlohren: man genieße daher in heiſſen Gegenden oder im Sommer uͤberhaupt weniger, oder doch weniger ſubſtantielle Nahrung, als in kalten Laͤndern oder im Winter; auch ſey aus dieſem Grunde die Eßluſt bey arbeitenden und der freyen Luft ausgeſetzten Perſonen ſtaͤrker, und der Hunger werde durch die Kaͤlte vermehrt. Im geſunden Koͤrper herrſche ein Gleichgewicht zwiſchen Verluſt und Erſatz der Waͤrme; wenn dieſes geſtoͤrt werde, ſo entſtehen Krankheiten, z. B. Bleichſucht, Schwaͤche, Kaͤlte, Zuſammenſchrumpfen von zu weniger Nahrung oder von Unfaͤhigkeit zu verdauen; uͤbermaͤßige Waͤrme, Neigung zum Fettwerden und zu Entzuͤndungskrankheiten von zu vieler Nahrung bey guter Verdauung, und von unterdruͤckter Ausduͤnſtung. Ueberhaupt ſey eine Abſetzung der Hitze in Fett wahrſcheinlich, indem ein Theil des aus den
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Verdauung der Nahrungsmittel, nebſt den uͤbrigen Miſchungsveraͤnderungen der Saͤfte beym Kreislaufe und den Secretionen eben ſo Waͤrme entwickle, wie in unzaͤhlbaren Faͤllen, auch außer dem thieriſchen Koͤrper, durch Aufloͤſungen, Miſchungen, Gaͤhrung organiſcher Stoffe u. ſ. w. Waͤrme entbunden wird. Er glaubt, wer in der Kaͤlte ſeinen Magen mit einem guten Vorrathe zu verdauender Speiſen verſehen habe, werde der Kaͤlte weit eher und laͤnger Trotz bieten koͤnnen, als wenn er bey leerem Magen noch ſo viel athmen, und die Quelle der Waͤrme in der eingeſognen Luft ſuchen wollte.</p><p><hirendition="#b">Edward Rigby</hi> (<hirendition="#aq">Eſſay on the theory of the production of animal heat etc. London, 1785. 8.</hi>) laͤßt die Waͤrme der Thiere theils durch die Lungen aus der gemeinen Luft, theils aber auch hauptſaͤchlich durch die Verdauung im Magen und uͤbrigen Speiſecanal aus den zerſetzten Nahrungsmitteln entſtehen. Er fuͤhrt an, beym Verdauen werde eben ſo Waͤrme entbunden, wie beym Gaͤhren, Faulen, Keimen der Saamen, und andern chymiſchen Veraͤnderungen der thieriſchen und vegetabiliſchen Stoffe. Daß der Magen der Sitz einer betraͤchtlichen Waͤrme ſey, beweiſe ſchon das Gefuͤhl der Waͤrme in der Gegend deſſelben. Der Magen erzeuge die Waͤrme; durch die Haut gehe ſie wieder verlohren: man genieße daher in heiſſen Gegenden oder im Sommer uͤberhaupt weniger, oder doch weniger ſubſtantielle Nahrung, als in kalten Laͤndern oder im Winter; auch ſey aus dieſem Grunde die Eßluſt bey arbeitenden und der freyen Luft ausgeſetzten Perſonen ſtaͤrker, und der Hunger werde durch die Kaͤlte vermehrt. Im geſunden Koͤrper herrſche ein Gleichgewicht zwiſchen Verluſt und Erſatz der Waͤrme; wenn dieſes geſtoͤrt werde, ſo entſtehen Krankheiten, z. B. Bleichſucht, Schwaͤche, Kaͤlte, Zuſammenſchrumpfen von zu weniger Nahrung oder von Unfaͤhigkeit zu verdauen; uͤbermaͤßige Waͤrme, Neigung zum Fettwerden und zu Entzuͤndungskrankheiten von zu vieler Nahrung bey guter Verdauung, und von unterdruͤckter Ausduͤnſtung. Ueberhaupt ſey eine Abſetzung der Hitze in Fett wahrſcheinlich, indem ein Theil des aus den<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Verdauung der Nahrungsmittel, nebſt den uͤbrigen Miſchungsveraͤnderungen der Saͤfte beym Kreislaufe und den Secretionen eben ſo Waͤrme entwickle, wie in unzaͤhlbaren Faͤllen, auch außer dem thieriſchen Koͤrper, durch Aufloͤſungen, Miſchungen, Gaͤhrung organiſcher Stoffe u. ſ. w. Waͤrme entbunden wird. Er glaubt, wer in der Kaͤlte ſeinen Magen mit einem guten Vorrathe zu verdauender Speiſen verſehen habe, werde der Kaͤlte weit eher und laͤnger Trotz bieten koͤnnen, als wenn er bey leerem Magen noch ſo viel athmen, und die Quelle der Waͤrme in der eingeſognen Luft ſuchen wollte.
Edward Rigby (Eſſay on the theory of the production of animal heat etc. London, 1785. 8.) laͤßt die Waͤrme der Thiere theils durch die Lungen aus der gemeinen Luft, theils aber auch hauptſaͤchlich durch die Verdauung im Magen und uͤbrigen Speiſecanal aus den zerſetzten Nahrungsmitteln entſtehen. Er fuͤhrt an, beym Verdauen werde eben ſo Waͤrme entbunden, wie beym Gaͤhren, Faulen, Keimen der Saamen, und andern chymiſchen Veraͤnderungen der thieriſchen und vegetabiliſchen Stoffe. Daß der Magen der Sitz einer betraͤchtlichen Waͤrme ſey, beweiſe ſchon das Gefuͤhl der Waͤrme in der Gegend deſſelben. Der Magen erzeuge die Waͤrme; durch die Haut gehe ſie wieder verlohren: man genieße daher in heiſſen Gegenden oder im Sommer uͤberhaupt weniger, oder doch weniger ſubſtantielle Nahrung, als in kalten Laͤndern oder im Winter; auch ſey aus dieſem Grunde die Eßluſt bey arbeitenden und der freyen Luft ausgeſetzten Perſonen ſtaͤrker, und der Hunger werde durch die Kaͤlte vermehrt. Im geſunden Koͤrper herrſche ein Gleichgewicht zwiſchen Verluſt und Erſatz der Waͤrme; wenn dieſes geſtoͤrt werde, ſo entſtehen Krankheiten, z. B. Bleichſucht, Schwaͤche, Kaͤlte, Zuſammenſchrumpfen von zu weniger Nahrung oder von Unfaͤhigkeit zu verdauen; uͤbermaͤßige Waͤrme, Neigung zum Fettwerden und zu Entzuͤndungskrankheiten von zu vieler Nahrung bey guter Verdauung, und von unterdruͤckter Ausduͤnſtung. Ueberhaupt ſey eine Abſetzung der Hitze in Fett wahrſcheinlich, indem ein Theil des aus den
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/606>, abgerufen am 23.11.2024.
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